Seite 4 Schwarzwalü-Wacht
Freitag, 4. August 1939>
Sean Ruffel - der Mann hinter den Bomben
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Zwanzigtausend Polizisten suchen den «inen Mann. Zwanzigtausend Bobbies, geführt von den besten Spürhunden Scotland Harbs, machen Jagd auf den Jrensührer Sean Rüssel, m dem-die englische Polizei den Leiter der irischen Attentat« im ganzen Land sieht. Doch die Polizei tonnte seiner nicht habhaft werden. Doch dieser Se«» Rüssel schlägt seit fünfundzwanzig Jahren, seitdem er für die völlige Befreiung Irlands vom britischen Joch kämpft, immer wieder Scotland Hart» durch seine Wendigkeit und dürch seinen
Mann hinter den Bomben
.In England nennen sie ihn den „Mann hinter den Bomben'. In der Tat ist der jetzt Fünfzigjährige heute der erst« Führer der irischen Aktivisten und der Organisator ihrer Kampfbewegung. Seine Mitarbeiter nennen ihn den „Bullen. Er ist ein Riese von Statur, mit der Kraft eines Meisterringers. Mt seinen l.86 Meter überragt er um Haupteslänge seine ganze Umgebung. Immer zu einem Späh aufgelegt, rothaarig, musi- Wisch, ist er ein lebendes Symbol des Jrentums.
Der „Munitionsdirektor"
-Als fünfundzwanzigjähriger Student der Universität von Dublin schließt er sich der Sache Irlands an. Er verläßt die Universität, um sich ganz und gar der irischen UnabhängigkeitSbewc- gung widmen zu können.
Schon während deS berühmten Osteraufstandes 1916 in Dublin ist der junge Rüssel Führer eines größeren bewaffneten Kontingents und zeichnet sich durch wilde Tapferkeit aus. Bier Jahre später, im Jahr« 1929. ist Rüssel schon einer der führenden Männer der irischen republikanischen Armee. Er hat den Vertrauensposten eines „M u n i ti on s d ire kto rs'. In dieser Eigenschaft ist er der Führer der zu allem entschlossenen aktiviftischen Gruppen. Er organisiert unter den Augen der englischen Polizei nicht mehr und nicht weniger als zwölf Munitionsdepots. 1926 läßt er in Dublin die Zollgebäude in die Lust fliegen. Wie durch ein Wunder entgeht er der Verhaftung.
Die Kampfstarke der JRA
Von 1928 bis 1934 führt der gefürchtete Terror- spezialist der Irischen Republikanischen Armee das zurückgezogene Leben eines armen Farmers. Er fährt jeden Morgen auf den Markt und verkauft an die Hausfrauen Dublins seine selbst- gezüchteten Tomaten. Erst als im Jahre 1932 mamon de Valera zur Macht in Irland kommt, taucht auch Sean Rüssel wieder in der Politischen Arena auf. In seinen Zielen geht er weiter als Ramon de Valera.
Sroßferm vernichtet 18 Häuser
Drandkatästrophe in der Steiermark
Wien, 8. August. In der Gemeinde Klein- Warasdorf im jetzt zum Gau Steiermark gehörigen Burgenland ereignete sich eine verheerende Brandkatastrophe. der zwölf Gehöfte mit insgesamt 18 Häusern zum Opfer fielen. Die sofort einsetzenden LöMver- suÄe blieben erfolglos, da die Gegend sehr wasserarm ist und gerade am Tage der Feuersbrunst ein in der Nähe der Gehöfte befindlicher Teich wegen Entschlammungsarbeiten entleert würden war. Es wird angenommen. daß ein Zigarettenraucher durch das Wegwerfen eines noch glimmenden Ta- 'bakrestes eine Strohmiete entzündete, da hieraus die ersten Flammen emporfchlugen. Mit den Häusern ist auch die bereits einge- brachte Ernte vernichtet worden. Die NSV. hat sich sofort der Schwergeschädigten angenommen.
E>^ will di« Ulster.Leute, koste eS. was eS wolle, vertreiben. Das ist auch der Grund, der ihn veranlaßt«, da England nicht nachgeben wollte, di« neue aktivistische Bewegung zu organisieren, die durch ihre Terrorakte den Herren vom Home» Office und von Scotland Hard soviel Kopfschmerzen bereitet.
Er verfügt heute über fünfzehnhundert Mann in der Gegend von Dublin, über sünstausend Mann in Nordirland und über etwa dreitausend in England selbst. Doch nicht die Zahlen sind so wichtig wie der Geist und der Kampfeswille dieser Männer. Sicher wird Rüssel, der übrigens allgegenwärtig zu sein scheint, den Engländern noch manche schlimme Stunde bereiten. Ivb.
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Kostbare Geräte und Waffen gefunden eg. London, 3. August. Bei Ausgrabungen in Susfolk stieß man auf die Ueberreste eines Wikingerschisfes aus dem 7. Jahrhundert. Den Anlaß zu den Nachforschungen hatte das Aufsinden von einzelnen Nägeln auf einem Landgut gegeben. Das Schiff ist 27 Meter lang und hat wahrscheinlich dazu
gedient, Hie sterblichen Ueberreste eines StammMürstert aufzunehmen. Man fand nämlich goldene Zierate, darunter ein Zepter, kostbare Juwelen und Waffen, darunter ein Schwert aus massivem Gold mit reichen Verzierungen auS Edelsteinen. Die Funde wurden dem Britischen Museum übermittelt.
> Alkohol für Inder verboten
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eg. London, 3. August. In Bombay in Vritisch-Jndien gehört die „nasse' Periode der Vergangenheit an. Die Millionenstadt wird künftig ohne Alkohol auskommen müssen. Für Inder wird der Alkohol überhaupt verboten sein, während er für die Europäer rationiert wird. In den 850 Lokalen der Stadt ging es am „Abschiedsabend' noch einmal hoch her. Man forderte und bezahlte für Spirituosen aller Art phantastische Preise. Wo es infolge des ungewöhnlichen Andrangs an Gläsern fehlte, half man sich damit, aus der Flasche zu trinken. Um neun Uhr abends wurden die indischen Lokale geschlossen. um elf Uhr die europäischen. Bombay war „trvckengelegt'.
^aelirse^lei» aus alter Wett
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Todesopfer beim Dachstuhlbrand
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bl. Berlin, 3. August. Ein Großfeuer, das in den frühen Morgenstunden des Mittwochs ausbrach, vernichtete einen großen Teil des Dachstuhls in einem Mietshaus in Berlin- Schöneberg. Bei den Löscharbeiten kam unglücklicherweise ein Feuerwehrmann ums Leben. Zwei weitere Feuerwehrmänner mußten mit schweren Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden. Das Feuer ist durch Fahrlässigkeit entstanden. In einem Plättraum im Dachgeschoß, der unmittelbar neben der Waschküche gelegen ist, hatte ein Hausbewohner am Tlbend vorher versehentlich ein elektrisches Plätteisen nicht ausgeschaltet. Das Eisen war in der Nacht allmählich glühend geworden und hatte schließlich den Brand verursacht.
Folgenschwerer SeriWlnsturz
Wuppertal, 3. August. Im Steinbruch Wuelfrath-FIandersbach im Belgischen Land, wo die Firma Hoch- und Tiensbau AG.. Esten, zur Zeit umfangreiche Jndnstrrearbei- ten für die Rheinischen Kalkwerke durchführt, brach am Mittwochabend ein für den Bau einer Betonbrücke bestimmte Gerüst zusammen. Von den in die Tiefe gerissenen Arbeitern konnten bis zum Donnerstagvor- mittag fünf lebend geborgen werden, von denen vier schwer verletzt sind. Es wird vcr. mutet, daß noch fünf Arbeiter unter den Trümmern liegen. Drei der Verschütteten konnten bis Donnerstagmittag nur noch als Leichen geborgen werden. Die Bergungsarbeiten werden ununterbrochen fortgesetzt.
Schwere SaselWSge
80 000 Mark Schaden auf 100 Hektar Land
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Kai. Innsbruck, 3. August. Im Lcutascher Gebiet im Oberinntal vernichtete ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag die gesamte
Ernte. Lire ganze Gegend glich einer Winter- landschaft. Das Gewitter dauerte über eine Stunde. In Polling fielen fünf Minuten lang Hagelkörner von der Größe eines Hühnereis. Der Mais ist hier bis zu 70, Grummet bis zu 50 Prozent dem Unwetter zum Opfer gefallen. Der Gefamtschaden beträgt ungefähr fast 30 000 Mark auf rund einen Quadratkilometer Fläche.
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Dramatischer Kampf unter Master
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Nk- Haag. 3. August. In Kapes bei Tikn in Niederländisch-Jndien hatte ein Ehepaar einen aufregenden Kampf mit einem riesigen Krokodil zu bestehen. Ungeachtet aller
8000 fingen vor dem Führer
Chorwerk der Politischen Leiter für Nürnberg
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sä. Neustadt, 3. August. Beim Parteitag des Friedens werden die Politischen Leiter dem Führer in einem musikalischen Werkj ihren Dank zum Ausdruck bringen. 8000, Sänger und 2000 Bläser aus den Reihen der Politischen Leiter gestalten eine Komposition- von Friedrich Iung. Einen großen Eindruck hinterließ die erste Probe in der Gaustadt Kaiserslautern. Die Worte zu diesem, Werk schrieben Karl Bröger, Wolf Dietrich- Kopeke, Hermann Roth und Gerhard Schumann.
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von dkltl. 2,SV an. -
Warnungen vor der Krokoougesayr yair» eine verheiratete Frau ein Bad in einem- Fluß genommen. Tatsächlich dauerte eS auch nicht lange, bis eine der gefährlichen Pan- zerechfen die Frau anfiel und in die Mitte des Stromes zerrte. Der Ehemann- stürzte sich daraufhin ins Master und es gelang ihm. tauchend das Krokodil zu umklammern und ihm die bereits bewußtlose FraA zu entreißen. Die Verletzungen der Frau er/ wiesen sich schwer, jedoch nicht lebensgesähr» lich.
vrolMiq -er Borenttwewungs- kömpfe des RAD.
Am Donnerstagabend wurden die Dorent- s ch e i d u n g s k S m p f e des Reichs- a r b e i t s d i e n st e S für die Nationalsozialisti- - scheu Kampfspiele in Stuttgart, in denen Männer und Führer des RAD. aus üf Arbeitsgauen und einer Feldmeisterfchule auf den Kampffeldern auf dem Wasen um den Sieg ringen, im Rahmen einer Feierstunde im Hof des Neuen Schlosses durch den Führer des ArbeitSgaues 26, General- arbeitSführer Müller, eröffnet. Nach Meldung von 700 Wettkämpfern an Generalarbeitsführer Müller leitete ein feierliches Vorspiel und ein pak- kender Vorspruch die Feierstunde ein. Das Lied ..Wir sind die Fahnenträger der neuen Zeit' leitete über zu der Ansprache des Generalarbeits- sührerS Er appellierte an die Wettkämpfer, sich bei den Kämpfen als gute Kameraden zu bewähren und eröffnet« sodann die Kämvie.
Kartoffelkäfer Won in Minnen
Seebronn, Kr. Tübingen. 3. August. Obwohl bisher im Kreis Tübingen noch nie Kartoffelkäfer gefunden wurden, hat der Suchdienst in diesem Jahr regelmäßig seine
Kolonnen in die Felder hinaüsgeschickt. AlS die Kolonne zum sechstenmal unterwegs war, entdeckte sie einen Kartoffelkäfer und 15 Larven, und zwar in der Nähe von Seebronn. Damit ist der gefährliche! Schädling zum erstenmal bis zum Kreis Tu»
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Einkaufsnetz verursacht Tob
Unteruhldingen. 8. August. Auf
Reichsstraße 31, auf der vor kurzem _
Personen einem Verkehrsunglück zum Opfev sielen, hat ein Verkehrsunfall wiederum eist Todesopfer gefordert. Als der 42 Jahre alte Schwerkriegsbeschädigte Lampe in die Neichsstraße einbiegen wollte, verfing sich ein an der Lenkstange befestigtes Einkaufsnetz im Vorderrad. so daß Lampe die. Herrschaft über das Fahrzeug verlor und'- auf die linke Straßenseite geriet. Dabei wurde er' von einem Hagnauer Personen-, kraftwagen erfaßt. Lampe erlitt bei dem heutigen Anprall so schwere Verletzungen, dam er eine halbe Stunde nach Einlieserung iE Krankenhaus starb.
Das erste Spser
Am 5. August fährt sich zum fünfuubzwan- zigsten Male der Tag, an dem nahe der Themsemündung da? erste Seegefecht deS Weltkrieges stattfand. Der deutsche Bäder- dampfer ..Königin Luise', der als Hilfskreuzer eingesetzt war. hatte den Auftrag, die Themsemündung mit Minen zu sperren. Die „Königin Luise' erfüllte ihren Auftrag, — im Ringen mit einer englischen Zerstörerslottille aber unterlag sie der feindlichen lieber- macht. Keiner der deutschen Matrosen aber, die in die Gefangenschaft gerieten, verriet das angelegte Minenfeld: An Bord des kleinen englischen Kreuzers ..Amphion' fanden sie als dieser auf eine deutsche Mine auflief, den SeemannStod. Der folgende Bericht schildert die Ereignisse dieses ersten Seegefechtes des groben Kriege».
Gischt spritzt um den Bug des „AmPhi o n". Mit voller Fahrt steuert er an der Spitze einer englischen Zerstörerflottille von 17 Schiffen der heimatlichen englischen Küste, der Mündung der Themse zu. An Deck sind die Matrosen damit beschäftigt, Verwundete fortzuschaffen. Die Verluste sind groß, obgleich der Kampf, der eben vorüber ist, ungleich war. Die Geschützrohre sind noch warm von den mörderischen Schüssen, die sie zum Feinde hinübersandten. — Die See aber ist jetzt fast ruhig. Nichts mehr erinnert daran, oaß hier soeben das erste Seegefecht des großen Krieges stattgefunden hat.
Am Bug des „Amphion", des kleinen englischen Kreuzers, steht ein Häuflein Menschen. Ernst und wie versteinert wirken ihre Gesichter, aus denen die Spuren des Kampfes noch nicht gewichen sind. Hart zusammengekrampfte braune Seemannsfäuste, Augen, die in der dumpfen Resignation des VorsichhinstarrenS eng geworden sind; — aber ungebeugt die Nak- ken. 18 Mann — achtzehn deutsche Matrose« — 18 Gefangene des Engländers — die einzige« Ueberlebenden de- kleine« deutschen Schif
fes „Königin Luise", das soeben in den Fluten versank.
Aber noch ist die Tr^ödie nicht beendet — noch kauert in einem Winkel des „Amphion" der To-, bereit, jeden Augenblick hervorzuspringen und dem Engländer die Früchte seines so leicht errungenen Sieges wieder zu entreißen. 150 Mann stark ist die Besatzung des Kreuzers. Keiner sieht den Tod, wie er zähnefletschend, lauernd am Bug hockt. Auch die Posten, die mit aufgepflanztem Bajonett die deutschen Gefangenen bewachen, sehen ihn nicht, wenn er auch in den Augen der Deutschen unheimlich sich zu spiegeln beginnt. Sie allein — die eben erst seinen Klauen entronnen sind, sehen ihn, wissen, daß nur noch wenige Minuten sie von dem Augenblick trennen, in dem sie alle — Engländer und Gefangene — seine Beute sein werden. Sie sehen einander an. In aller Blicken steht eine Antwort auf die Frage, die keiner gestellt hat, die für diese Todgeweihten selbst im Anblick des Endes keine Frage ist. Die Muskeln ihrer Kiefer treten hart hervor, so fest preßt das Schweigenwollen ihnen die Lippen aufeinander. Denn Reden bedeutete — Leben, bedeutete aber Verletzung einer Pflicht, die ihnen über dem Lebenswillen steht. Irgendwo in der nebligen Luft sehen sie noch immer die flatternde Kriegsfahne ihres Schiffes, die mit ihm in die Tiefe versank. Sie weht vor ihnen her — unsichtbar den Augen des Feindes, hineingebrannt in ihre Herzen als Wahrzeichen einer Pflicht — und einer Liebe, die starker ist als der Tod.
Ein Donner zerreißt die Lust. Ein Krachen, Bersten. Haushoch spritzt das Wasser auf. Wo eben noch der „Amphion" mit gleichmäßigem Maschinenstmnpsen seine Bahn zog, fliegt nur noch ein Haufen von Trümmern, Geschützteile«, Menschenleiber« «nd Eisensplittern m der Lust umher.
Schnell, wie die Katastrophe kam, ist sie vorüber. Der „Amphion" ist nicht mebr. Mit sei
ner ganzen Besatzung ging er in die Luft — mit 150 Mann und achtzehn deutschen Gefangenen, die mit dem Feind« das Opfer ihrer eigenen Minen geworden sind. Denn das war es, was ihr» Gesichter hart machte und todesbereit: das Wissen, daß der Engländer direkt auf die Minensperre zulief, die sie selbst vor Stunden gelegt hatten. Damit ist der letzte Akt der Tragödie der „Königin Luise" vorbei — oder war es ein Heldenepos?
Am Abend vorher am 4. August 1914, war die „Königin Luise" ausgelaufen aus dem Ha- sen von Emden, wo sie seit Tagen verwen» oungsbereit lag. „Minensperre legen vor der Themsemündung" lautete der Befehl. Die „Kö- main Luise", vor wenigen Wochen noch- der bekannte Ääderdampfer, der ferienfrohe Menschen in die Nordseebäder brachte, zeigt heute — schwarz angestrichen und mit zwei, wenn auch nicht allzu modernen Revolverranonen bestückt, die harte Silhouette des Krieges. Im Schutze von Dunkelheit und Nebel gelingt es ihrer Besatzung von 73 Mann, die Minensperre vorschriftsmäßig zu legen. Sie halten sich dicht an der Küste. Nur einmal mußten sie den allgemeinen Weg kreuzen. Dieses eine Mal wird' ihnen zum Verhängnis. Allzu bekannt ist der Dampfer auf dieser Strecke. Selbst seine schwarze Farbe kann den englischen Frachter nicht tauschen, der ihn sichtet. Ein Funkspruch nach London hetzt den Tod in Gestalt einer Zer. störerflottille von 17 Schiffen, angeführt von dem Kreuzer „Amphion", hinter der „Königin Luise" her. Die treibenden Nebel erschweren die Sicht, find Plötzlich Schutzmantel für den Feind; denn kaum hat das deutsche Schiff den Engländer gesichtet, als der schon aus ^000 Meter Ent- fernung das Feuer eröffnet. Heldenhaft ist der Kampf deS schwach bestückten Schiffes «gen die ungeheure Uebermacht. Die Mannschaft feiner beide« Kanonen ist schnell dahingerafft, immer neue drängen sich an ihre Stelle. Aber die 10,8. Lentimeter-Gesibütze baden leichtes Sviel mit
den Deutschen. Schon ist die Steueranlage zerstört, schon ist die Munition verschossen, schon züngeln Flammen auf. — Da gibt der Kommandant das Zeichen zum Versenken der „Königin Luise". Mit der flatternden Kricgsfahne im Topp schießt sie in den Grund.
18 Ueberlebende nimmt der „Amphion" auf. Achtzehn deutsche Helden gehen mit ihm kurze Zeit darauf in den Tod. Die „Königin Luise" und ihre Besatzung von 73 Mann waren daS erste Opfer zur See, das der große Krieg forderte. —.
*
Dem heldenhaften Einsatz der Besatzung der „Königin Luise" in den ersten Kriegstagen wird letzt ein neuer Großfilm der TobiS ein künstlerisches Denkmal setzen. „Der letzte Appell" ist der Titel dieses Films, mit dessen Aufnahmen unter der Spielleitung M. W. Kim- michs jetzt begonnen wurde.
Die Strümpfe des Virtuosen
Lolly, der berühmte Geiger, wurde, als er in Paris war, zu einer Vorführung seiner Kunst zu König Ludwig XIV. befohlen. Lolly aber war zwar sehr geschickt als Künstler, als Mensch aber sehr unordentlich und bequem. So zog er sich zu diesem ehrenden Besuch nur hastig und unaufmerksam an und vergaß dabei, seine durchlöcherten Strünipfe mit neuen guten zu vertauschen.
„Also. Sie sind der berühmte Geiger?" empfing ihn der König.
„Der bin ich!" Lolly verbeugte sich, sehr eingenommen von sich selbst.
„Und man sagt von Ihnen, daß Sie mit Ihrem Instrument alles machen können?"
„Jawohl, Sire!" Lolly fühlte sich immer mehr geschmeichelt.
„NuE fuhr Ludwig XIV. fort, „dann machen Sie sich vor allen Dinge« schleunig^ ei» Paar ganze Strümpfe!"