unr! 6rouc?itum

Vollc un^ Heimat

Schwabenland

W Heimatland

ssrscti unä sein Sommerkest

Der Schäserlaus

Von llsn, kexklnz

Tief in den Felsenleib der Schwäbischen Alb eingcsprcngt isi das Tal der Erms. Da, wo es sich mäßig weitet und ein Seitental ein­mündet, liegt Urach. Die Häuser der nur wenig mehr als 4000 Einwohner zählenden Stadt haben zur Not Raum in dem gemessenen Tal­grund, aber ihre letzten Zeilen schöpfen die Atemluft schon unmittelbar vom Rande der Buchenwälder, die auf allen Steilhängen von den Bergen fluten. Alle Straßen und Wege scheinen in irgendeinen Wald und Berg einzu­münden, und in alle Straßen und Gassen, auf alle Plätze der Stadt blicken Berge und Buchenwälder herein, besonders auf den raum­frohen Marktplatz, hinter dessen einer Häuser­flucht sich außerdem die mächtige Mauer- und Felsenkrone der Ruine Hohen-Urach wie eine Gralsburg avfbaut.

Wie vor hundert Jahren stehen die Bäcker und Metzger, die Seiler und Sattler, die Kauf­leute und Wirte der kleinen Handwerkerstadt zu guter Stunde noch unter ihrer Ladentüre, wenn auch die vielen Autos mit großen Ge­bärden die langsam fahrenden, dumpf knar­renden, schweren Holz-, und Fruchtwagen der Albbauern überholen und eilig durch die Straße jagen. Das wundersame Zusammen­spiel der Albberge und ihrer Wälder mit der Stadt im Wechsel der Jahreszeiten und der jahrhundertealte Verkehr der Albbauern mit den Handwerkern und Kaufleuten ist der Lebensatem des Städtleins. Die heimeligen, vielverschlungenen Fäden der Gevatter- und Freundschaften und alterprobten geschäftlichen Verbindungen gehen aus acht Steigen an den steilen Berahängen zu den Dörfern der Alb- Hochfläche hinauf und hinunter. An allen Waldbängen rings um das Städtlein her aber rollt das ewige'Zauberspiel der Jahreszeiten ab, vom ersten Wellengang der grünen Laub­flut im Frühling bis zu den in allen Farben lodernden Feuern des Herbstwaldes. Im Schei- telpunkt dazwischen steht der gleißende Son- nenglanz des. Hochsommers, der das Flimmer- spiel eines unendlichen Lichtmeeres über den Bergwäldern aufführt.

Noch ehe dieses Sommerfest sich dem Ende neigt, solange noch die hohe Sonne am blauen Himmel steht und das wundersame Lichterspiel noch über die Bergwälder geht, an Jakobi, ist festlicher Markt in Urach, und all ander Jahr verbindet sich ihm seit alten Zeiten das in Urach heimische Zunftfest der Alb-Schäfer, der Schäserlauf, an dem ehedem die Lehrlinge und Gesellen der Schäfer freigesprochen und die Zunftordnungen geregelt wurden, da vor offe­ner Lade Gericht gehalten und der ganze Schäfertag durch einen festlichen Wettlauf der jungen Schäfer und Schäferinnen gekrönt wurde. Dieses Jahr wird der Schäferlauf auf den vorausgehenden Sonntag verlegt.

Es gibt schon mehr als hundert Jahre keine Schäferzunft mehr. Aber es gehen noch viele Schafherden auf den Seiten Weiden der Schwäbischen Alb, besonders rings um Urach, und es gibt noch viele Schäfer, die wochen- und monatelang mit ihren Schafen in der Ein­samkeit jener entlegener Weiden leben und gerne einmal in der buntbewegten Gemein­schaft eines Volksfestes eintauchen und sich ihren Zeitgenossen vorstellen mögen. So ist der Uracher Schäserlauf geblieben und hat allmäh­lich, mit Unterstützung der Uracher Metzger­zunft, eine festgefügte festliche Ausgestaltung bekommen, und das naturverbundene Urach, rings umgeben von Bauernland, ist ihm der gegebene Festort.

Schon Wochen, und monatelang spricht man in den Albdörfern vom Schäferlauf, und am Festtag selbst schütten die von der Alb Herab­fuhrenden Steigen die Leute von der Mün- singer und Uracher Alb, die Svnderzüqe die- Mlgen von der Reutlinger, Tübinger, Äürtin- ger, Kirchheimer Gegend in das fröhliche Leben des Schäferlaufes hinein. Voll Kränze, voll Fahnen, Voll Heiterkeit ist das Städtchen, vol­ler Marktstände sind die Gassen, voller Würste die Metzgerläden, voller Gäste die Wirtschaf­ten. Durch alle Straßen und Gassen wälzt sich ein Strom fest- und glücksbereiter Menschen. Ein Händeschütteln und Grüßen geht von Mensch zu Mensch.Jetzt grüaß Gott, Munze- bauer, so au do Hunte?"Ha, freile, wenn doch Schäferlauf ist!"

Der Festzug sammelt sich, die Schäferbur­schen und die Schäfermädchen, die alten Schä­fer und ihre Eheliebsten, die Metzgerburschen und Metzgermädchen, und der Zug zieht nun auf den Marktplatz, wo die Metzgerpaare ihre Tänze zeigen. Vorbei an Rathaus und Markt­brunnen, die engen Schluchten der heimeligen Gassen hindurch bewegt sich der bunte Festzug unter den unvergleichlichen Klarinettenklängen des Schäfermarsches, des Schäfermarsches, des- sen getragene feierliche Klänge den ganzen Tag durch die Stadt wehen und dessen Atem aus der Urweltruhe des Schäferlebens geschöpft ist. Unter seinen langsamen, verhaltenen Rhyth­men schreitet der Festzug wie in einem urver- gangenen Lebensmaß dahin, uird es ist jedem Mitschreitenden, er werde wundersam ent­spannt in ein seliges Land entfübrt.

Ilraclier üreisrelter miU tUekgersmackelieii lBild: Robert Holder-Urachl

55 -'^

So geht der Zug auf den Festplatz des Schä- ferlaufs, die herrliche Zittelstadt, ein grünes Wiesental, umrahmt von grünen Waldoergen. In heißen Wettläufen ringen Schäferburschen und Schäfermädchen um die Krone des Tages und um die anderen Preise. Urtümlich und bäuerlich, so recht albmäßig mutet der frische Wettlauf der Wasserträgerinnen an, in bume Tracht gekleidete Mädchen von der Alb, die kupferne Wassergölte auf dem Kopf.

Alte Tanzspiele werden aufgeführt, einmal der Bechertanz. Wie ist der Tänzer stolz, sein Mädchen so hoch zu schwingen, daß es nnt dem Kopf den auf dem Brett eines Traggestells auf­gestellten wassergefüllten Becher umstößt und gerne läßt sich die Tänzerin den nun herab­stürzenden Wasserguß gefallen. Ein über die Spielwiese brausender Lachsturm lohnt beide und steigert sich noch, wenn bei einem zweiten Tanz das Mädchen nun ihren Burschen dem Becher entgegenschwingt.

Dann folgt der Hahnentanz. Aengstlich sitzt der Gockel, um den es geht, in seinem Käfig. Die Paare gehen nach den Klängen der Musik in weitem Kreise um ihn herum. Von Paar zu Paar wird ein Fähnlein weitergegeben. Plötzlich ertönt ein Schuß. Das Paar, das in

Sommer im Lckvsrrrvsicj

Geschäftiges Leben und Treiben herrscht jetzt in den lichten Wäldern der Hochfläche zwischen Nagold und Enz, denn die Zeit der Heidelbeer- ernte ist gekommen. Gleich einem lichtgrünen Teppich breiten sich die zierlichen Heidelbeer- sträuchlein über den Waldesboden aus und verleihen dem düsteren Nadelwald ein freund­liches Aussehen. Die Heidelbeere bildet oft kilometerweite, dichte Bestände, die nur wenige andere Pflanzen zwischen sich aufkommen lassen. Mit ihren kriechenden Grundachsen, den sich niederlegenden und wurzelnden Sten­geln rücken sie immer weiter ins Moos vor und unterdrücken unter ihrem Schatten die jungen Holzkulturen. Deshalb ist die Heidel­beere im Staatswald nicht willkommen; im lichtlosen Schlagwald kann sie sich auch nicht halten und wir finden sie am häufigsten in den lichten Gemeindewäldern, mehr noch in den Bauernwäldern mit Femelbetrieb. Als kalkfeindliche Pflanze gedeiht sie nur auf Buntsandstein und Keuper, außerdem ist sie an eine gewisse Regenmenge (mehr als 700 Millimeter Niederschlag) und an einen Pilz ebunden, mit dem sie eine Lebensgemeinschaft ildet, da sich die Prlzfäden an der Ernährung der Vflanre hervorragend beteiligen So wider-

diesem Augenblick das Fähnlein trägt, ist der glückliche Gewinner des Hahns, der nach altem Glauben unserer Vorfahren in besonderem Sinn Träger der Lebenskraft ist und ehemals im Brauchtum eine große Rolle spielte. Nun wirbelt noch das schöne Tanzspiel des figuren­reichen Schäferreigens auf. Tausende von Volksgenossen auf der Zuschauertribüne oder malerisch am Rand des steil ansteigenden Berg­waldes sitzend, hängen mit trunkenen Blicken an ihm und an all den anderen Volksspielen, die im Licht des hohen Sommertages ihren besonderen Glanz und ihre festliche Weise er­halten.

Am Nachmittag aber sammelt die große Turn- und Festhalle noch einmal die Festgäste zur Aufführung des Schäferlauffestspiels, ,,D' Schaferlies". Den ganzen Tag ist das liebe, saubere Städtchen erfüllt vom Markt­getriebe und Festjubel, der von den Bergwän­den ringsum wie von einem seligen Becher zusammengehalten wird. Das Sonnenflim­mern auf den Laubfluten der Buchenwälder bringt die Augen der beglückten Festgäste zum Ueberlaufen, und die alten, grauen Felsen lächeln verliebt in das Fest hinein. Es ist Schäferlauf in Urach, dem Herzpunkt der Schwäbischen Alb.

Von >V. blvnek Unterjesingen

steht die Heidelbeere allen Kulturversuchen im vilzfreien Boden, auch gehen bei Trockenheit die Pilzfäden zugrunde.

Den Gefahren, den ein zu dichter Bestand von Heidelbeergesträuch verursacht (Bodenver­schlechterung durch Begünstigung der Roh­humusbildung, Unterdrückung des Baumnach­wuchses) begegnet der Bauer ungewollt durch das Abmähen der Pflanzen etwa alle 6 bis 8 Jahre, wodurch eine natürliche Verjüngung der überalterten Sträucher eintritt. Der Grund des Mähens ist zwar zunächst ein anderer: der Schwarzwälder Bauer ist mehr Viehzüchter als Ackerbauer und benötigt Waldstreu für seinen Stall.

Da die ganze Pflanze viel Gerbsäure ent­hält, wurde das Gesträuch früher als Gerbc- material benützt. Die Blätter geben euren Tee, der gegen Blasenleiden verwendet wurde. Besondere Heilkraft besitzen die Beeren. Bei Mund-, Rachen- und Halskatarrh leisten Aus­spülungen mit Heidelbeersaft die besten Dienste, auch vertreiben sie üblen Mundgeruch, ebenso Schnupfen durch Ausspülung der Nase. Auch Flechtenkrankheiten und Hausausschläge kön­nen rasch geheilt werden. Am bekanntesten ist die Heilwirkuna der getrockneten Beeren, die.

Heidelbeeren und Heidelbeereente /

tzeldelbeerlieder

Gesammelt von Wilhelm Mönch

Heisa, heisa mir tsch wohl,

Hau mell Häfele ghaufet voll,

Ghaufet voll on halwa leer,

Wenn i no beim Brotlaib wär!

's isch a bucklichs Malle komme»

Hot mer meine Beerla gnomma,

Ei so schlag dr Kuckuck drei'

Aff des buckelich Malle nell!

Auffallend ist die Verbreitung desbuckeligen Malles" im ganzen Heidelbeergebiet.

Aus Aach bei Freudenstadt stammen die Lied­chen:

Ohr Hobeerleut,

Ohr Hobeerleut,

Mit eure leere Häfall Ohr hent so nenz,

Ohr hent so nenz,

Ohr hent so alles gessa!

Ost 's Hobeerma'le zu mer kommä»

Hoat mer meine Hoabeer gnomma,

Schussele on Häfele leer,

Wenn i no em Himmel wär!

On Killingen singen die Kinder:

Leer, Häfele leer, Häfele!

's ischt a buckeligs Malle komm«

Hot mei Beerla älle gnomma.

Ost mit uff a Brkttle gsessa,

Hot mei Beerle älle gessa Bis uff a gozigs.

On Lauchheim, Kr. Ellwangen, ist dasbucke­lige Malle" einkohlschwarz Malle", ebenso ltt Leutershausen im Frankenwald (Thüringen).

On Lauchheim lautet das Heidelbeerliedcheni Ost a kohlschwarz Malle komme,

Hot mei Berle älle gnomme Bio uf dreia.

Morge laß es weiha,

Aebermorge friß es voll,

No Hab t doch mei Ruah.

gekaut, noch besser in Wein abgesotten, vorzüg­liche Wirkungen gegen Durchfall erzielen, waS auf di« Gerbsäure der Beeren zurückzuführe« ist. In Verbindung mit Alaun diente die Hei­delbeere früher auch als Farbmittel. In einem Kräuterbuch vom Jahr 1551 wird berichtet: Etliche Apotheker machen ein Syrup von den Heidelbeeren zum langwierigen Husten und zur versierten lungen und wöllen dasselbig Syrup dem Magen feist wohl bekommen gleichwie der Svrup von Agrest (saure Trauben) gemacht." Die Karten- und Briefmaler brauchen den Saft von Heidelbeeren, temperieren (mischen) denselben mit Alaun und mit Galläpfel, nach­dem sie die Färb liecht oder sattblaw haben wöllen. Die Leinentuch, und Garnfärber neh­men echtmoß (den 8. Teil eines Maßes) oder Becher voll Weinessig 2 Loht Alaun zerstoßen und ein halb Loht Kupferschlag zerstoßen, daS lassen sie miteinander sieden und so es über­schlagen hat das mans kan an den Henden lei­den dann stoßen sie das Garn oder Leinetuch darin hemkens auff an der Luft zu drückenen darnach weschen sie es von neusm aus kaltem Wasser so haben sie blau buch oder Garn." (Aus Marzell, Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen.)

Während jetzt die Heidelbeere dem Mensche« in rohem Zustande, sowie in mancherlei For­men der Zubereitung als Nahrung dient, wurde sie früher hauptsächlich gedörrt und als unschädliches, aber unnötiges Färbemittel voit> Weinhändlern aufgekauft, die damit Weißwein' in Rotwein verwandelten. Vielfach waren die gedörrten Beeren ein bedeutender Handels­artikel, über Hamburg und Bremen wurden» sie selbst nach Amerika verfrachtet. In ertrags­reichen Jahren braute man aus den Beeren den magenstärkenden Heideibeergeist, den König der Geister", in obstarmen Jahren stellte man Heidelbeerwein oder Heidelbeer- most her. Alle diese Verwendungsarten treten jetzt aber infolge des sich immer mehr erhöhen­den Preises der Heidelbeeren mehr und mehr zurück. Früher sammelten nur ärmere Leute und brachten mit demReff", einem von Brettchen umgebenen Holzkamm, oft täglich b-inahe einen Zentner Beeren zusammen, er­hielten aber für das Simri nur 1 Mark, wobei das Pfund nur auf 3 Pfg. kam. Trotzdem war das Heidelbeersammeln ein lohnender Neben­verdienst: eine Frau in Altburg soll sich im Jahr 1010 eine Kuh damit beschafft haben, obwohl sie für das Pfund nur 6 Pfg. bekam. Seit die Heidelbeeren immer mehr gesucht wer­den, beteiligt sich alles, was laufen kann, Wei­ber und Kinder, beim Heidelbeersammeln. Die Heidelbeeren werden jetzt nicht mehr gemessen, sondern gewogen, an Stelle der Händler- trat die Obst- und Beerensammelstelle. Die wich­tigsten Ausfuhrorte des Ealwer Waldes sind Altburg, Rötenbach, Würzbach und Neuweiler. In guten Heidelbeerjahren kommt auf den Kopf der Bevölkerung des Ealwer Waldes, der 25 Ortschaften mit 0000 Einmshnern umfaßt, ein Zentner Beeren. Im Jahr lOOO wur­den in diesem Gebiet 5000 Doppelzentner ge­erntet, eine ähnliche Menge im Jahr 1024.

HerauSaeacben im AuUraa der NS.-Presle Würt- t-mvera von Hans Nevvlna. Ulm o