Menstag, den 18. Juli 1989.
Erste Ergebnisse der Volkszählung
Als erstes Ergebnis der Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939 liegt nunmehr die vorläufige Zahl der ortsanwesenden Bevölkerung vor, während die für amtliche Ver- tvaltungszwecke maßgebende Bevölkerungszahl, die Wohnbevölkerung, noch ausstcht.
Im Kreis Calw ist eine ortsanwesende Bevölkerung von 91556 Personen ermittelt worden, davon 43332 männlich und 48 224 Weiblich. Gegenüber der Zählung am 16. Juni 1933 mit 93453 Einwohnern ergibt dies eine Abnahme von 1897 Personen oder 2,0?L, während die Zunahme im Landesdurchschnitt 7,5^ beträgt. Auf einen Quadratkilometer kommen m unserem Kreis jetzt 104 Personen gegenüber ID im Landesdurchschnitt. Während im Landesdurchschnitt auf 1000 männliche Einwohner 1058 weibliche entfallen, sind es im Kreis Calw sogar 1113. Wie die meisten württembergischen Meise hat auch er einen Frauenüberschuß, der dadurch besonders groß ist, daß in unserem Kreis das Fremdenverkehrsgewerbe eine große Rolle spielt. In solchen Kreisen und Gmeinden ist fast durchweg ein erhöhter Frauenüberschuß festzustellen.
Auszeichnung Calwer DRK.-Führer
Bei einem Appell der DRK.-Bereitschaft (m) Calw, am letzten Sonntag, an dem auch der Zug Calw der DRK.-Bereitschaft (w) mit den Führerinnen des Kreises teilnahm, verabschiedete DRK -Oberfeldführer Landrat Dr. Haegele zwei um das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Calw verdiente Mitglieder: die bisherigen DRK.-Hauptführer K. Kirchherr und DRK.-Oberwachtsiihrer G. Bayer. In anerkennenden, herzlichen Worten gedachte Oberfeldführer Dr. Haegele der in 28jähriger aktiver Mitgliedschaft geleisteten Arbeit der beiden Ausscheidcnden in der früheren Sanitätskolonne Calw, auch ihre Verdienste im Weltkrieg besonders hervorhebcnd. Wenn nun die Kameraden Kirchherr und Bayer auf ihren Wunsch zurücktreten und in die DRK.-Orts- gemeiuschaft überführt werden, so werden sie dort, wenn auch ohne Uniform, weiter im Deutschen Roten Kreuz Mitarbeiten. Als besondere Auszeichnung verlieh Oberfeldführer Laudrat Dr. Hacgcle den beiden bisherigen DRK.- Führern, die das Ehrenzeichen des DRK. schon besitzen, die Ehrennadel des Deutschen Roten Kreuzes nebst Urkunde mit herzlichem Dank für di^ geleistete Arbeit.
Naturschutzgebiet Wildseemoor
Der Badische Minister des Kultus und Unterrichts hat als höhere Naturschuhbehörde eine Verordnung erlassen, in der das Gebiet „Wild- secmoor bei Wildbad - Kaltenbronn" in den Gemarkungen Reichental (Landkreis Rastatt, Baden) und Wildbad, Landkreis Calw, zunr Naturschutzgebiet erklärt worden ist. Dieser Erlaß erfolgte mit Zustimmung des württ. Ministerpräsidenten und Kultministcrs Mcraenthaler. Infolge Ermächtigung des Reichsforstmeisters gilt die Verordnung daher auch für die in das Naturschutzgebiet fallenden württembergischen Gebietsteile.
Calwer und Nagolder Wochenmarktpreise
Für die Zeit vom 17. Juli bis 22. Juli siud durch den Landrat des Kreises Calw folgende Erzeugerhöchstprcise festgesetzt:
Inländisches Obst: Kirschen A-Ware 35—40 Pfg., B-Ware 28—32 Pfg., Erdbeeren A-Ware
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„Dieser Gang soll von einem Grafen Vi- dvcq stammen, dem im dreizehnten Jahrhundert die Burg gehörte. Vidocq war ein Freund des Königs Philipp ll. und tat ihm den Gefallen, seine Freundin, die schöne Mario» von Navarra, in der Burg aufzunch- men. Der König kam oft aus Paris mit cini- geu Rittern, um seine Geliebte zu besuchen. Aber er benutzte immer diesen Gang, damit er ungesehen kommen und gehen konnte."
In der Ferne blitzte ein Lichtspalt. Sie kamen näher und näher, und Hans össnete eine alte, morsche Tür.
Da standen sie in der Hellen Sonne am User der Marne.
Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Ganz hinten tauchte die lange Parkmauer des Sanatoriums auf, ein hübscher Weg führte dorthin, sie schlugen ihn ein.
Bevor sie den Park betraten, olieb Cleo stehen.
„Herr von Villers, — sagen Sie mir — bin ich Ihnen eigentlich sympathisch?"
Mit seinen blauen Augen sah er sie voll an. „Ich möchte sagen, — wenn ich mir erlauben darf, sympathisch ist nicht das rechte Wort. — Sie sind die herrlichste Frau, der ich je begegnet bin."
Elsa hatte Hans uni fünf Uhr zu sich gebeten. Entgegen ihrer ursprünglichen Absicht
Schwarzwald-Wächt Gelte
40-45 Pfg., B-Ware 34-40 Pfg.; Stachelbeeren, ausgcreift rot 28 Pfg.; Johannisbeeren, rot 26 Pfg.; Heidelbeeren 35 Pfg. das Pfund.
Gemüse: Blumenkohl 1 Stck. 20—54 Pfg.; Kopfsalat, 1 Stck. 6—8 Pfg.; Kohlrabi, 1 Stck. 6—8 Pfg.; Gurken, 1 Stck. 25—50 Pfg.; Rettich, 1 Stck. 7—10 Pfg.; Rettich, 1 Bd. 6—10 Pfg.; Zwiebeln, 1 Bd. 15 Pfg.; Gelbrüben, kg. 15 Pfg.; Erbsen, kg. 25 Pfg.; Wirsingkohl, kg. 18 Pfg.; Spinat, ^ kg. 18— 20Pfg.; Rote Rüben, 1 Bd. 15-20 Pfg.; Weißkohl, ^ kg. 18
Pfg-
Luftschaum besiegt Feuer
Eine interessante Feuerlöschvorsührung veranstaltete gestern abend eine auswärtige Herstellerfirma von Trocken feuerlöschge- räten auf dem Calwer Brühl. Sie zeigte, daß heute die seither üblichen chemischen Löschmittel
überholt sind. Vorführungen mit Pulvergeräten und Einstellspritzcn bewiesen die verblüffende Löschwirkung der gezeigten Verfahren. Besonders eindrucksvoll war der Einsatz unserer Kraftfahrspritze zur Vorführung eines neuen Luftschaumverfahrens am Gebäude der städt. Tur.n- halle. In wenigen Sekunden stand der Bau iir winterlich weißem Kleid. Den Löschvorsührun- gen wohnten Vertreter der Behörden und der Feucrlöschpolizei an.
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Voraussichtliche Witterung bis Dienstagabend: Wechselnd bewölkt, ohne wesentliche Niederschläge, leichte Südwest- bis Westwinde, immer noch verhältnismäßig kühl. Bis Mittwoch abend zeitweilige leichte Regen- schauer, Temveratur nur wenig verändert.
Der Haushalt 1 S 38 der Kreisstadt Calw
Lin VorberiLkt äe8 6iirZermei8ter8 — kllLlcbliek auk äen Hau8lialt 1937
In einer Sitzung mit den Calwer Ratsherren besprach gestern vormittag Bürgermeister Göhner den Haushaltsvoranschlag für das Rechnungsjahr 1938.
Nach monatelangen Verhandlungen zwischen den beteiligten Ministerien und sonstigen Stellen, so führte der Bürgermeister aus, wurde am 27. Mai 1939 das Gesetz zum innerwürtt. Finanz- nnd Lastenausgleich verkündigt, das die Gemeindefinanzen grundlegend änderte und das mit Rückwirkung auf 1. April 1938 in Kraft trat. Damit erst wurde der Weg frei zur einwandfreien Aufstellung der Gemeindehaushaltspläne für das Rechnungsjahr 1938. Soweit sie schon früher entworfen worden waren, mußten sie geändert werden.
Deshalb die unnatürliche und sonst nicht verständliche Erscheinung, daß der Haushaltsplan und die Haushaltsatzung erst nach Ablauf des Rechnungsjahres aufgestellt und erlassen wurden. Verzögernd hat allerdings mitgewirkt, daß der Haushaltsplan 1938 nach den Vorschriften der Gemeindehaushaltverordnung vom 4. Sept. 1937 erstmals in neuer Ordnung aufzustellcn war. Er zeigt deshalb gegenüber den früheren Haushaltsplänen eine völlig neue Gestalt. Sein Umfang ist gewachsen. Strenger als bisher sind die Einnahmen und Ausgaben nach Entstehungsgrund und Zwecken geordnet und in besonderen Einzelplänen zusammengefaßt.
Die Tiefengliederung ist eine weitgehende, wobei gewisse Gruppen von Einnahmen und Ausgaben für alle Verwaltungszweige einheitlich herausgestellt sind. Eine gesonderte Betrachtung und Vergleichung mit anderen Einzelplänen wird dadurch erleichtert. Für jeden Einzelplan ist der Überschuß oder Zuschußbedarf ermittelt. Die Ergebnisse der Einzelpläne und ihre Abschnitte sind wieoerum im Gesamtplan zusammengefaßt. Bürgermeister Göhnergab mit dem folgenden Vorbericht einen ergänzenden Einblick in die Finanzwirtschaft der Stadtverwaltung:
Rückblick
auf das Rechnungsjahr 1937
Das Rechnungsjahr 1937 hat günstiger abgeschlossen, als bei Aufstellung des Haushaltsplans zu erwarten war. Schon bei Erlassung der Nachtragshaushaltsatzung zeigte sich, daß infolge Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftslage mit bedeutend höheren
Steuererträaen gerechnet werden konnte und daß deshalb oer ursprünglich vorgesehene Hebesatz für die Gewerbesteuer von 340^ auf 320^ herabgesetzt und von einer Erhöhung der Gemeindekrmlage auf Grundeigentum und Gebäude (von 21^ auf 22,8 der Kataster) abgesehen werden konnte. Bekanntlich hat auch dieser Gewerbesteuersatz nicht die Genehmigung des Herrn Innenministers erhalten; er mußte auf 285 A ermäßigt werden.
Es ist schließlich durch Heranziehung von 10 000 RM. Restmitteln des Gaswerks, durch weiteren Rückgang der Fürsorgeausgaben um 8000 RM. und infolge eines höheren Waldertrags (5100 RM.), vor allem aber durch Steuernachholungen früherer Jahre und durch höhere Erträge der Nebensteuern gelungen, den Haushaltsausgleich herbeizuführen, obgleich die Anteile der Stadt an den Reichssteuern um 9 256 RM. hinter dem im Haushaltsplan veranschlagten Betrag zurückgeblieben sind und obwohl auch verschiedene Mehrausgaben angefallen sind.
Die unsichere Finanzlage in der ersten Hälfte des Rechnungsjahrs nnd allerdings auch die angespannte Kassenlage geboten äußerste Svar- samkeit auf allen Gebieten. Sie hatte aber doch auch den Erfolg, daß die Inanspruchnahme der Restmittel der Stadtpflege nicht in der vorgesehenen Höhe von 22 092 RM. nötig wurde. Diese Restmittel sind vielmehr nur um 15224,71 RM. von 46000 RM. zu Beginn dos Rechnungsjahres auf 30 775,29 RM. am Schluß des Jahres 1937 gesunken; sie müssen nun aber größtenteils zum Ausgleich des Haushalts 1938 in Anspruch genommen werden.
Die Hauptsteuern ergaben 1937 einen Gesamtertrag von 343 365 RM., die Nebensteuern einen solchen von 25254 RM.; an Reichssteuernüberweisungen sind einschließlich des Zuschlags zur Grunderwerbssteuer 83679 RM. eingegangen. Die erhöhten Einnahmen bei der Gewerbesteuer (die Meßzahlen stiegen im Lauf des Rechnungsjahres auf 61000 RM.) sind einmal eine Folge der rasch fortschreitenden Besserung der allgemeinen Wirtschaftslage, dann aber auch darauf zurückzuführen, daß die seitherigen Landesanteile nach dem am 1. April 1937 in Kraft getretenen Reichsgewerbesteuergesetz den Gemeinden. ebenfalls zufließen, denen dafür die Anteile an den Reichssteuerüberweisungen gekürzt wurden. Der mit dem neuen Gewerbesteuerrecht ein
geführte Gewerbesteuerausgleich zwischen Betriebs- und Arbeiterwohngemeinden brachte der Stadt Calw eine Mehrbelastung von 7 9N RM., da in Calw sehr viel mehr Arbeitskräfte beschäftigt sind, die auswärts wohnen, als umgekehrt.
Das reine Geldgrundstocksvermögen der Stadtpflege, welches zu Beginn des Rechnungsjahres 85813 RM. betrug, ist bis zum Schluß des Jahres auf 85273 RM. gesunken. Während des Rechnungsjahres 1937 ist städtischer Grundbesitz im Wert von insgesamt 11235 RM. veräußert und im Wert von 59153 RM. erworben worden. Darunter he, findet sich ein Wald von 6 Hektar 46 Ar, für den ein Preis von 21000 NM. bezahlt wurde, Auch die Erwerbung des Volker'schen Anwesens in Hirsau um 30 000 RM. ist unter dieser Summe begriffen.
Das gesamte Kapitalvermögen d«e Stadtpflege belief sich am 1. 4. 1937 am 174855 RM.; es ist während des Rechnungsjahrs infolge der planmäßigen Rücklagenansammlungen (34 400 RM.) auf 208133 RM angewachsen; w.obei allerdings zu beachten iH daß unter diesem Betrag 73 969 RM. BaudM leben enthalten sind, die seinerzeit aus Äitz lehensmitteln bestritten wurden und die M Rückzahlung wiede.r zur Schuldentilgung D verwenden sind. Dj.e Schuldentilgung wurde im Rechnungsjahr 1937 planmäßig forH gesetzt. Der Schuldenstand belief sich am Hi. H 1938 — ohne die innere Verschuldung d^s Wasserwerks an das Gaswerk in Höhe von 28 000 RM. — auf 289 267 RM.
Wegen noch ausstehender Genehmigung des Württ. Innenministers konnte die beabsichtigte Aufnahme einer weiteren Schuld von 15 00Ü RM. für die Erwerbung des Hauses Vogler in Hirsau nicht durchgeführt werden. Insoweit konnte'der außerordentlicheHaus« haltplandes Jahres 1937 noch nicht durchgeführt werden. Dieser Betrag wurde vorläufig den Betriebsmitteln entnommen. Die Kassenlage war deshalb im abgelaufenett
Rek'k'll^»
orüncklicb rsinigsacl unck cksbsl
Rechnungsjahr eine fühlbar gespannte, obgleich der Steuereingang sich allgemein weiterhin gebessert hat (am Schluß des Jahres standen nur. noch 8 230 RM. aus, die sich auf Ansprüche arK mehreren Rechnungsjahren verteilen).
K'a ssenausgabereste waren am Schluß des Rechnungsjahres 1937 nicht vorhanden Haushaltsreste nur im Betrag voft 2 500 RM.
Bürgschaftsverpflichtungen z« Förderung des Wohnungsbaus hatte die am 31. 3. 1938 insgesamt in Höhe von 169 4A RM. (am 1. 4. 1937 153700 RM.). Eine M fahr der Inanspruchnahme aus diesen Verpflichtungen besteht nicht, weshalb auch bishsK davon Abstand genommen wurde, hiefür RürA lagen anzusammeln.
Die erzwungene Herabsetzung des Hebesatzes bei der Gewerbesteuer auf 285^ und die Verschließung des Kapitalmarktes für die Gemeiw- den ließ im Rechnungsjahr 1937 mantA Wünsche und Forderungen der Einwohner^
hatte j.e ein verführerisches Kleid angezogen. Ein zartes, dünnes Gewebe aus japanischer Seide, das mit Stickereien übersät war. Zu welchen Mitteln mußte sie greifen, um ihr Ziel zu erreichen! Einen ganzen Plan mußte sie entwerfen, um Schritt für Schritt vorwärts zu kommen. Würde dieser Mensch sie genau so betrügen, wie es die andern getan hatten? Jeder der gleiche, nur in anderem Gewände. Aber was nützte es? Sie mußte diese Gedanken verjagen, sonst erschwerte sie sich selbst alles. Ruhe, Ruhe. Vor diesem Mann brauchte sie sich nicht zu ängstigen. Das war heimatliche Art, ohne Falsch — er würde sie als Frau achten.
Leider erschien Hans von Villers in einem schwarzen, schwalbenschwanzförmig geschnittenen Nock. Sein Hals stak in einem jener zu hohen, festungsmauerartigen Stehkragen, wie sie damals Mode waren. Er trug Helle Lederhandschuhe mit schwarzen Raupen nnd, sollte man es für möglich halten, — in der Hand hatte er seinen Zylinderhut. den er zeremoniell festhielt.
Dieser Aufzug lähmte Cleo. Wäre sie nicht an den kommenden Dingen mit dem Einsatz ihrer Person beteiligt gewesen, sie hätte hellauf über die Feierlichkeit gelacht, mit der Hans ihre Einladung behandelte. So verzweifelte sie. diese kindliche Ehrerbietung je in Flammen setzen zu können.
„Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind. Bitte, nehmen Sie Platz!"
Sie deutete, als er sich auf einen Stuhl setzen wollte, diktatorisch auf die Diwanecke.
„Ich freue mich", sagte er, sich behutsam in die Ecke drückend, „Ihnen Gesellschaft leisten- zu dürfen. Sie sehen entzückend aus."
„Machen Sie fich's bequem, lieber Herr von Villers, bitte, geben Sie mir Ihren Zylin»
derhut, es geschieht ihm nichts, aber wir wollen ihn beiseite legen."
Dann goß sie aus dem kochenden Samowar Tee ein, setzte Gebäck vor, stellte Milch und Kognak hin und fragte ihn, ob er ern oder zweJStückchen Zucker wünsche.
Der Unglücksmensch gab gar keine Antwort.
Er sah dem Spiel ihrer Hände zu und blickte auf die reizenden Finger.
Sie tranken beide Tee. Man mußte Konversation machen.
„Wo sind Sie geboren, Herr von Villers?"
„Ich bin Berliner. Mein Vater ist, wie die meisten hugenottischen Deutschen, Offizier. Major in Potsdam. Wir sind sechs Geschwister, ich bin der älteste."
„Sollten Sie nicht auch in die Armee ein- treten?"
„Natürlich — aber ich hatte keine Lust.
Mich zog es zum Studium. Botanik.-
Und Medizin."
„Wie, Sie wollten Arzt werden?"
Plötzlich durchfuhr sie ein Gedanke. Sie legte sich ihn vorerst zurecht. Jetzt mußte sie Hans aushorchen.
„Ja, ich studierte ganz flüchtig ein Semester. — aber dann gab ich die Medizin wieder auf. Ich fand das Leven mit den Pflanzen schöner als mit den Menschen."
„Haben Sie schlechte Erfahrungen gemacht?"
„Ich?"
Wieder sah er sie ganz erstaunt an. „Nestr, durchaus nicht, aber diese Neigung steckt in mir. Ich liebe die Natur über alles. Ich -glaube, ich könnte mich in einen großen Gar- ten zurückziehen und zeit meines Lebens unter Bäumen, Kräutern und Pflanzen zubringen."
Sie schwiegen. Er blickte mit seinen merkwürdigen, großen Augen über die TerraM ins Freie hinaus, ein träumerischer Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
Beglückt dachte Cleo, er habe doch etwas ungemein Reines. Da sie in ihm den Menschen gefunden, dem sie vertraute, so schwand die krankhafte Scheu ihres Wesens vollends dahin. Ja, er sollte der Vater ihres Kindes sein, deutsches Blut sollte in den Adern deß Kindes rollen, hier war ein Mann, der sie nie betrügen würde. Trotzdem — sie hielt sM nicht würdig, seine Frau zu werden. NeiW keine Heirat mehr. Dieser reine Mensch sollM nicht an ihr Dasein gebunden werden. K kam sich seiner nicht würdig vor, sie gläriW, kein Recht aus ihn zu haben. Das hatte sich an ihre Fersen geheftet. Das wöMe sie ihm ersparen.
„Wir wünschen alle, Fräulein von BuA, Sie möchten wieder gesund werden und zM Bühne zurückkehren. Wissen Sie, daß ä sW^ Damen im Sanatorium Sie von Paris neu und für Sie schwärmen?"
„Aber doch auch sicher für Sie, Herr von Villers? Gestehen Sie es nur."
Eine feine Nöte überflog seine Wangen.
„Ich weiß es nicht. Ich bin Harns» «gen-
„Weil Sie zu viel mit Pflanzen und vez> trockneten Kräutern Verkehren. Darf ich miW neben Sie setzen? Auf dem Diwan ist es viD bequemer, und Sie wißen doch, ich Vkn kranU nicht wahr?"
Sie setzte sich dicht neben ihn. Er wollH weiter wegrücken, aber sie hatte ihn bereit» entsprechend Placiert, er konnte nicht auSlr weichen.
(Fortsetzung folgy