Dienslujj, den 18. Juli 1939.

Scbivalzwaw-Wam: Lcüe 8

Englische Groteske: Die regierte Regierung

Lliurctull, äer tieimliclie Diktator Litten unä Oebräuctie im Lariton-KIub

Es begann mil der berüchtigten Red« Lhur> chills im Carlton-Klub. Sie''war die kriege, rischste Rede, die wohl je in einem englischen Klul gehalten worden ist, und viele der Zuhöre, waren sich darüber einig, daß es Churchill mit den Angriffen auf Deutschland nicht allein zu tun war. Er sagte Deutschland und meinte Chamber, lain. Er spielte den außenpolitischen C'!o und war doch nur ein innenpolitischer Catilina.

Er hat sich mit Absicht die Tribüne des Carl- ton-Klubs ausgesucht; denn dieses konservative Konventikel hat ja schon eine Reihe von Revol­ten gegen amtierende Premiers durchgesührt Hier wurde Lloyd George durch Baldwin fertig gemacht. Hier wurde jeder Ministersturz, der der Plutokratie gerade notwendig erschien, vorbereitet. Vor dieser Atmosphäre fürchteten sich und fürch­ten sich alle englischen Minister bis auf den heu­tigen Tag. Sie wißen genau, daß einer, der die- ser Clique nicht ihren Willen tut, gehen muß Und die Herren Chamberlain und Halifax sind alles andere als Charakteure. So folgten sie, nicht einmal errötend, Churchills Spuren.

Ein politischer Sklavenvogt

Churchill ist heute so etwas wie ein politischer Sklavenvogt. Er befiehlt und Chamber, lain muß es ausführen. So erlebt die Welt die Groteske einer regierten Regierung, einer heimlichen Churchill-Diktatur. Aber diese Nolle genügt Churchill nicht mehr.

Virtuosität in der Anzettelung von Intrigen kann man dem meist durchgefallenen Staatsmann Englands nicht absprechen. Er will ins Kabinett und wird diesen Willen durchsetzen, obwohl sich die älteren Staatsmänner ^ta Chamberlain und Halifax und Hoare und Mino,, mit aller Macht dagegen sträuben. Denn sie wissen, was sie von diesem Intriganten und kricgsentschlossenen Mann zu erwarten haben.

Meisterpropagandist für sich selbst

Man muß bloß einmal seine glänzend insze­nierte Pressepropnganda beobachtet haben. Sie setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen. Er­stens schreibt er selb st Leitartikel in allen Emigrantenblättern der Welt und solchen, die es werden wollen. Ein Ungar, ehemaliger Notgar­dist, vertreibt sie und der Nachfolger der Hcrzöge von Marlborough steckt die Honorare mit brei­tem Grinse» ein. Denn Geld stinkt bekanntlich nicht. Das Thema? Offene Angriffe gegen Deutsch, land und Italien, versteckte Angeln gegen Cham- berlain.

Doch der zweite Teil der Churchill-Propaganda ist wahrscheinlich noch wirkungsvoller. Er hat nämlich aus seinem Besitztum so etwas wie ein Weekend.Mekka für hungrige, in jedem Sinn hungrige angelsächsische und französische Journalisten- gemacht. Sie kommen über das Wochenende mit ihren Schreibmaschinen und Photoapparaten an, und Herr Churchill sitzt ihnen wie ein Mannequin oder Modell oder altgeworde- ner Filmstar zu schönen Bilderartikeln und Un­terredungen Modell, einmal als Maurer verklei­det, der sich wie rührend sein eigenes Haus baut, das andere Mal an der Staffelei, das dritte- mal als ehemaliger Lord der Admiralität. Im? mer hat er nette neue Anekdoten und ebenso nette massive Drohungen gegen die autoritären Staaten zur Hand.

Jetzt erntet er die Früchte seiner Pro- oaganda. Alle angelsächsischen Zeitungen und ebenso alle französischen Zeitungen sind voll von Aufforderungen an die Negierung, Herrn Chur- chill doch in ihren Kahn aufzunehmcn.

Die Marionette und ihr Meister

Wie so oft vorher, muß wohl früher oder spä- ter der Premier nachgeben. Der Meister, der die

Marionette Chamberlain spielen ließ, wird viel­leicht selbst auf der Mhne erscheinen. Die regierte Regierung bekommt dann endlich den Mann, den sie verdient, Herrn Churchill nämlich. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Herr Chamberlain ganz verschwin­den wird. Denn die radikalen Bellizisten haben die Partie und die Partei schon längst gewonnen.

Borstoß FimreS gegen Dsla-ier

..Solange man spricht, schießt man nicht" bl > 8 e n d e r i e b t äer H8-?re8Le 8l. Paris, 18. Juli. In Lille sprach der Generalsekretär der Sozialdemokratischen Partei Frcmkreichs,^Paul Hau re, .und un» rernahm dabei einen energischen Borstoß gegen die Politik der Regierung Daladier. Aaure, der vor einiger Zeit innerhalb der Partei heftige Zusammenstöße mit L6on Blum hatte und als Repräsentant derMün- chener" innerhalb der Sozialdemokratischen Partei mit, verglich die heutige Politik FrankreichZ mit der Politik Napoleons, des- sen Naubzüge und Eroberungen ganz Europa bedroht hätten. Die Politik der Weltmächte liege, so betonte er. auf der gleichen Linie wre die Eroberungspolitik Napoleons. Ans diesem Grunde forderte er die Liquidation dieser Politik und riet zu Verband.

1u ng e n mitden Achsenmächten, da ein Krieg unter allen Umständen vermieden werden müsse. Schon Verhandlungen seien ein Gewinn, dennsolange man spricht, schießt man nicht". ^ ° .

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050 000 Notstandsarbeiter werden brotlos

Washington, 17. Juli. Die Bundesbehörde für Notstandsprojekte begann bereits mit den durch das neue Nothilfegeseh vorgesehenen Entlastungen. Bis zum 1. September wer­den dadurch SSV VON Notstandsarbei­ter das sind ein Drittel der Gesamtzahl brotlos gemacht. Oberst Harrington, der Leiter der Behörde, beabsichtigt, etwaige Gewaltakte der Notstandsarbeiter mit sofor­tiger Stillegung der betreffenden Projekte zu beantworten.

Wie man hört, bemühen sich die Gewerk­schaften schon jetzt um die Bewilligung neuer Bundesarbeiten, wodurch ein großer Teil der entlassenen Facharbeiter wieder in Arbeit kommen könnte. Der amerikanische Facharbeiterverband der CIO. und der ge­waltige Lewis deuteten übrigens an, die V er g e l tu n g für die erwähnten rigorosen Entlastungen und Stillegungen werde nicht lange auf sich warten lasten. Die nächsten Wahlen würden vernichtend für Kongreß und Regierung ausfallen, falls die Wünsche der Gewerkschaften unbeachtet blieben.

Akaekrielrtei» aus aller ^Velt

BEngtiisvolles Versehen

Landhelfer statt eines Fuchses erschossen Oigenderieüt 6er k§8-?re88e

r. Osnabrück, 17. Juli. Am Rande des Wichen-Gebirges beobachtete ein Schnei- d er,von feinem Fenster aus, wie sich auf dem Felde etwas Rotbraunes bewegte, das er für einen Fuchs hielt. Er feuerte mit einem Tesching auf das vermeintliche Tier und traf hierbei einen 15jährigen Land­hel f e r in den Kops. Ter Junge war a u s der Stelletot. Ter leichtfertige Schütze wurde verhaftet.

IW MM§N kvMN in MM

München, 17. Juli, lieber dem Gebiet des Kochel- und Walchensees ging ein Unwetter nieder, wie es seit vielen Jahrzehn­ten nicht erlebt wurde. Während sich über Kochel ein Wolkcnbruch entlud, der die Plätze in Weiher und die Straßen in Flüsse ver­wandelte, wälzten sich in Altjoch am Wal­chensee Erd- und Geröllmassen durch die.Olt- schaft und bedrohten die Häuser. Erst nach Abdichtung der Kellerfenster gelang es, den Schlammasten Einhalt zu gebieten.

Auf dem Walchensee geriet ein mit 100 Personen besetztes Motorboot in Seenot und konnte sich nur im letzten Augenblick un­ter größten Anstrenaungen in Sicherheit bringen.

MaOtstraße an Ser Blnnenalster

Hamburgs Jungfernstieg erhältSchwester* I-Iigenderickt 6e>- K8?resse

Kt. Hamburg, 17. Juli. Der Jungfernstieg in Hamburg, die Prachtstraße an der Binnen­alster, erhält eineSchwester". Der Alster- d a m m. der an der Ostseite der Binnenalster

Sozialpolitik nach deutschem Borbild

25 neue Arbeikämter im Protektorat

Ligenderickt 6er K8-?res«e

dm. Prag, 17. Juli. Bei der Lösung sozial­politischer Fragen wird sich die Protektorats­regierung in den kommenden Monaten stark an das deutsche Vorbild anlehnen. Fürsorge- ministdr Klumpar kündigte in einer Sitzung der Nationalen Gemeinschaft an, daß im Herbst etwa 25 Arbeitsämter ihre Tätigkeit aufnehmen werden. Bei dem Auf­bau dieser Stellen, denen die Arbeitsvermitt­lung als Hauptaufgabe zufällt, werde mail sich der deutschen Erfahrungen bedienen. Weiter ist die Schaffung einer Gemein­schaftsorganisation der Arbeitneh­mer und Arbeitgeber vorgesehen. Durch diesen Verband sollen alle Fragen des Arbeitsverhältnisses mit Genehmigung der Behörden gelöst werden. Das deutsche Mu­ster wolle man auch zur Grundlage eines neuen Gesetzes über das Bauwesen neh­men. Zur Errichtung von Wohnhäusern ist dabei an die Gewährung von Baranleihen aus staatlichen Mitteln gedacht.

Der Minister äußerte sich ferner über den Rückgang der Arbeitslosigkeit. Er betonte, sie sei praktisch bereits überwunden. In die­sem Zusammenhang erklärte Minister Klum­par, daß den im Reichsgebiet schaffenden tschechischen Arbeitern von deut­scher Seite jede mögliche Fürsorge zuteil werde. Bis 3. Juli seien 13,4 Millionen Kro­nen von den in Deutschland weilenden Werk­tätigen an ihre Familien ins Protektorat überwiesen worden.

Deutsche Molkereien geschlossen

Vernichtungsfeldzug gegen alles Deutsche

Posen, 17. Juli. DerKurier Voznanski" Meldet, daß auf behördliche Anordnung di?

Monerel m Pinne, ein rein deutsches Unternehmen, geschlossen worden sei, da sienicht den sanitären und baupolizeilichen Anforderungen entsprochen" hätte (!). Dar­über hinaus meldet derOredownik", daß auch die deutschen Molkereien in Tlukawy und Rü­schenwalde geschlossen seien. DasPosener Tageblatt" berichtet von der Schließung der Molkereigenossenschaft Liekno.

Die evangelische Gemeinde in Lnck, deren Pfarrer kürzlich ausgewiesen wurde, ist jetzt erneut schwer betroffen worden durch die Auflösung der evangelischen Fr auen Hilfe. Vereinsvermögen, Listen und Kassenbücher verfielen der Beschlagnahme. Der Verein hatte auch zahlreiche charitative Aufgaben zu erfüllen; so betreute er die Sup­penküche und die Speisung der Schulkinder und sorgte in jeder Weise für die Unter­stützung Bedürftiger.

Blinde im Dienst der Wtabwekk

L > 8 e n b s r i c k t 6er H8-?resse

88. Rom, 17. Juli. In Nom hat die Kam­mer der Korporationen ein Gesetz beschlossen, durch das die Einstellung von Blin­de n in die Abteilungen der L u fta b wehr- miliz ermöglicht wird. Die Blinden sollen auf Grund ihres verfeinerten Hörvermögens die Horchgeräte bedienen. Versuche in dieser Hinsicht haben zu außerordentlich guten Ergebnissen geführt. Die faschistischen Blätter betonen, daß dieses Gesetz dadurch entstanden ist, daß zahlreiche Blinde gebeten haben, auf diese Weise sich an der Landes­verteidigung beteiligen zu können. Das Ge­setz hat das Alter der blinden Freiwilligen auf die Zeit zwischen dem 18. und dem SV. Lebensjahr festgesetzt.

entlang führt und in der Höhe des Adolf- Hitler-Platzes in den Jungfernstieg mündet» wird zu einer breiten, baumbestandenen Ver­kehrsader und schmucken Promenade ausgebaut. Ferner soll der Adolf-Hitler-Platz vergrößert und bis an die Alster vorgezogen werden. Zu­sammen mit dem riesigen Autobahnprojekt und der neuen Elbhochbrücke im Hafengelände wird Hamburg so an Alster und Elbe in wem- gen Jahren ein ganz neues Gesicht erhalten, das seinem Ruf alsDeutschlands Tor zur Welt" Rechnung trägt. .

Zellwolle aus der Selmqt des Meers

Riesenwerk Lenzing vor Betriebsausnahme

oo. Linz, 17. Juli. Die Bauarbeiten für die große Fabrik der Lenzinger Zell­wolle AG. im Heimatgau des Führers sind jetzt so weit vorgeschritten, daß bald mit der vollständigen Betriebsaufnahme gerechnet werden kann. Das Riesenwerk, das sich auf einem 300 000 Quadratmeter großen Gelände ausdehnt, ist seit Oktober förmlich aus dem Boden gestampft worden. Fertig sind bereits das Fabrikgebäude mit seinem 153 Meter hohen Schornstein, und das Verwaltungsge­bäude sowie das mächtige Gemeinschaftshaus für die ungefähr 2000 Mann starke Beleg­schaft. Zum Fabrikbau wurden allein 9 Mil­lionen Klinkersteine benötigt. Für den Bahn­anschluß mußten 6,5 Kilometer Geleise gelegt werden. Bereits jetzt türmen .sich mächtige Holzstöße ans. die bei der BetriebSanfnahme zu Zellwolle verarbeitet werden sollen.

Me wollte am 1. Mai verdienen

Das Arbeitsgericht sagte: Rein!

st. Köln, 17. Juli. Eine allgemein inter­essierende Entscheidung, die völlig dem Volks­empfinden entspricht, fällte das hiesige Ar- beitsgericht. Ein Jude klagte gegen ein Kölner Unternehmen, dem er vom Arbeits­amt zugewiesen worden war. auf Zahlung des Lohnausfalles zum »Führer- gebu.rtstag und zum 1. Mai. Das Arbeitsgericht wies die Klage mit der Begründung a b, daß der Jude nur Anspruch auf Entlohnung der tatsächlich geleisteten Ar­beit habe. Wenn dem deutschen Arbeiter die Lohnzahlung zum Führergeburtstag und zum 1. Mai gesichert s?i, dann aus dem tie­feren Grund, ihm einen nationalen Festtag ohne Sorge um den Lohnausfall zu bereiten. Juden, die ja weder Volksgenossen noch Neichsangehörige seien, hätten keinen Anlaß mitzufeiern. Der Wortlaut des Gesetzes spreche ja von einem Feiertag des deut­schen Volkes.

London, 17. Juli. In der Nähe des Flug­hafens Cardington schlug ein Blitz in eine Gruppe von fünf Versuchsbal­lons, die auf ihre Verwendungsfähigkeit bei Ballonsperren geprüft wurden. Vier Ballons gehören einem neuen Sondertyp an, der eine besonders hohe Steigfähigkeit haben soll. Alle fünf Ballons gerieten in Brand und gin­gen brennend zu Boden.

Getreidefelder in Flammen

20 Rauchvergiftungen

Paris, 17. Juli. In der Nähe von Constan- tine (Algerien) ist m den Getreidefeldern er- neut ein Brand ausgebrochen und hat grö­ßeren Schaden angerichtet. Das Feuer wütete drei Stunden bevor es gelöscht werden konnte. 20 Personen erlitten Rauchvergif- tunaen.

Elsenbalmunglükk bei Warschau

Acht Tote und 250 Verletzte

Warschau, 17. Juli. 20 Kilometer südlich von Warschau, in der Nähe von Wilanow, stießen am Sonntag in den späten Abendstun­

Wie denkt Berlin über Krieg?"

Griechische Zeitung entlarvt Kriegshetzer

Athen, 17. Juli, Z>ie führende Morgen- zeituttgKat-Hemerini" veröffentlicht einen aufsehenerregenden Aufsatz unter der lieber- schrift:Ist Krieg überflüssig wie denkt Berlin darüber?" Darin wird ausgeführt, daß das deutsche Polk ebenso wie feig Führer den Frieden liebe und daß es volles Vertrauen zu der Politik des Füh­rers habe. In der Frage Krieg oder Frie- den gibt eS kaum ein anderes Volk, das so wie das deutsche zur Idee des »Friedens steht. ' Man muß feststellen, so schreibt die Zeitung weiter, daß in Deutschland alles mit festem Schritt vorwärts geht. Seit tausend Jahren wurden niemalssolcheBau- ten ausgeführt. Denkmäler von unerreich­ter Größe, künstlerischer Vollkommenheit und einmaliger Schönheit werden errichtet. Rie­sige technische Werke sind verbunden mit be­wundernswerten sozialen Einrichtungen. Dies alles sind Aeußerungen eines schaffen­den Geistes und Beweise des Friedensglau­bens des deutschen Volkes.

Deutsche können einfach nicht verstehen, daß man glauben könne, daß alle diese ge­waltigen Werke der neuen deutschen Zivili­sation als Ziele für feindliche Bomben­angriffe errichtet würden. Deutschland wünsche in der Tat eine lange »Friedens- Periode. Wirksam tritt die Zeitung der Kriegspsychose der Westmächte entgegen, in­dem sie schreibt, daß die Verantwortung für einen Krieg zwischen ihnen und den Achsen­mächten klar die Westmächte treffe. Die Schuld an einem derartigen Kriege hätten die Hetzer hinter denKulissen in England. Dabei sei Deutschland bereit, Englands Stellung zur See anzuerkennen, aber niemals gestatte es England, polizeiliche Befugnisse in Europa auszuüben.

den zwei mit heimkehrenden Ausflügler» überfüllte Vorortzüge infolge falscher Weichenstellung bei voller Fährt zusammen. Wenige Minuten nach dem Zusammenstoß gerieten die Trümmer der Waggons in Flammen. Acht Tote, 50 Schwer- und über 200 Leichtverletzte sind die bis jetzt fest­gestellten Opfer der Katastrophe. Mehrere Eiscnbahnbeamte der benachbarten Station sind verhaftet worden.

EM Meer rroaim aus

Sowjetrussische Sorgen ums Kaspische Meer

. Oigenbericlit 6er H8-kre5ie

rp. Warschau, 17. Juli. In sowjetrussischen Blättern wird mit Sorge festgcstellt, daß der Wasserspiegel des Kaspischen Meeres, des größten Binnensees der Welt, von Jahr zu Jahr mehr fällt. Gerade in den letzten zwei Jahren ist der Wasserstand rapide zurück­gegangen und derWasserspiegel um eineinhalb Meter gesunken. Die Sowjetblätter führen diesen Umstand auf den geringen Wasserzufluß der Wolga zurück. Durch eine planloseHolzwirtschaft sind im Wolgagebiet ungeheure Wälder niedergelegt worden, so daß die jährlichen Niederschläge in diesen Distrikten ausblieben. Weitere Wassermengen sind durch den Wolga- Moskau. Kanal benötigt worden. Das dauernde Sinken des Wasierstandes macht sich besonders in der Schiffahrt im Kaspischen Meer unangenehm bemerkbar.

Mlistriesterben im Elsaß

gl. Paris, 17. Juli. Die elsässische Textil­industrie, die seit 150 Jahren das industrie. wirtschaftliche Rückgrat des Nsaß' bildet, lei- det sehr unter der jetzigen Krise. Nach der Abtretung des Landes an Frankreich war es fast unmöglich, auf dem französischen Markt das abzusehcn. was nicht mehr auf den dcut. scheu Markt geliefert werden konnte. Es kam der Industrie zugute, daß das von der Aus­landsversorgung lange abgeschnittene Deutsch, land in der ersten Nachkriegszeit starken Be- darf an Textilwaren hatte. Im Versail­ler Diktat wurde die zollfreie Ein- fuhr elsässischer Textilien nach Deutschland bis 1925 fest gelegt, aber diese Frist hatte nicht genügt zu einer Umstellung der elsäs- fischen Industrie auf den für ihre Ware im­mer noch nicht ausnahmebereiten französischen Markt.

Tie Zahl der Arbeiter, die die Textilindu­strie im Oberelsaß beschäftigte, sank von 56 500 im Jahre 1930 auf weniger als 3 6 0 0 0 im Jahre 1938, eine Verminderung von 36 v. H. Wenn man die Stadt Mühl- Halsten allein betrachtet, so sind die Ver­gleichszahlen noch wesentlich ungünstiger. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter sank hier um 54 v. H. und die Lohnsumme lim 30 v. H. von 1930 auf 1938. Die Hauptursache der Krise war derVerlustderAuslands- lieferungen seit 1930. Seitdem wurde es von Jahr zu Jahr schlimmer. Der für die französische Ausfuhr nach Deutschland zu­gestandene Gesamtbetrag erreichte 1937 noch 13 Millionen Mark monatlich, jetzt sind eS nur noch 5 Millionen Mark. Zu dieser Kri­senursache kamen noch die internationalen Ereignisse von 1938 und 1939. So kam es) daß einige Betriebe, die während der Volk beschäftigung 1930 noch 3500 Arbeiter be­schäftigten, heute vollständig still« liegen.