Go entstand Polen

l/beeeasckimZvn aus IVasscliau

Dir aktuellen politischen Ereignisse rücken Polen in den Mittelpunkt der öffentlichen Be­trachtung. Kein Tag vergeht ohne neue Ueber. raschungen aus Warschau unü die Weltpresse ist voll öer Kombinationen über dir polnische Krage. Drüben, an ürn östlichen Grenzen ürs Reiches, starren üie polnischen Waffen. Seit Monaten befindet sich das Land im Mobilisationszu­stand. Eine durch nichts gerechtfertigte Kriegs- pfpchose lagert erdrückend und unheilschwer über der breiten Masse des Volkes. Geschürt von dem verblendeten Haß chauvinistischer Amokläufer nimmt der Feldzug gegen das ver­haßte Deutschtum Formen an, die kn ihrer Zügellosigkeit die Erinnerung wach werden lasten an die polenaufstänöe um 1Y21.

wir haben uns heute mit -er Tatsache abzu- finden, - Polen den englischen Sirenentönen erlegen ist. wir sind - nach den Worten -es Führers - gewohnt, allen Tatsachen eiskalt ins Buge zu sehen, von dieser Entschlossenheit be­sessen, hat Deutschland den zehnjährigen Nicht­angriffspakt mit Polen aufgekündigt, dem durch den verhängnisvollen Kurswechsel der offiziel­len warschauer Politik die realen Grundlagen entzogen wurden. Ueber die süngste Entwick­lung der deutsch-polnischen Beziehungen braucht hier kein Abriß gegeben zu werden. Der letzte volksgenoste weiß, daß Polen kn gröblichster Weste die Gebote öer guten Nachbarschaft fort­dauernd verletzt und durch laufende Provo­kationen das Reich zu übereilten Handlungen herauszufordern versucht. Das Garantkever- sprechen der englischen Verbündeten verleitet die blindwütigen polnischen Deutschenhasser zu den gewagtesten politischen Ausfällen und er­muntert sie zu unerhörte« Gewalttaten gegen dir in diesem Staate lebende deutsche Minder­heit. Gleichzeitig erfährt der chauvinistische

Größenwahn militärischer Stellen einen gerade­zu sagenhaften Antrieb. Im Geiste marschieren üie polnischen Heere bereits auf Berlin, zer­stampfen bei Tempelhof die deutschen Waffen und diktieren in der Reichshauptstadt die Frie- üensbeöingungen. Mit dem Siegen kommt auch der Appetit, und so verlangen denn die pol­nischen Fabulieret munter die Annektion Gst- preußens, Schlesien bis zur Gder, große Teile Pommerns, die deutsche Stadt Danzig usw. Es würde zu weit führen, den wunschträumen an der Weichsel hier breiteren Platz einzuräu- men. Doch schon diese Aufzählung beweist, wie weit der polnische Machtwahn unter englischer Protektion bereits gediehen ist.

In diesem Augenblick drängen sich, Blitz­lichtern gleich, Erinnerungen an di« polnische Vergangenheit auf und führen uns zurück in die Zeit, da der polnische Staat kn seiner fetzigen Form geschaffen wurde. Dieses Zurückschweifen nach Versailles um 1Y18 ist von höchstem aktuel- lem Wert, wirft -och dieser Gang durch zwei Jahrzehnte manch bezeichnendes Schlaglicht auf die innere Entwicklung des polnischen Staates bis zu den seht erreichten Busdrucksformen.

In zwangloser Folge veröffentlichen wir im Laufe dieser Tage eine Artikelreihe, die sich mit der Entwicklung Polens seit Versailles be­faßt unter besonderer Würdigung öer uns Deutsche direkt berührenden Probleme. Daneben kommen noch der Handstreich auf Wilna, das sog.Wunder an üer Weichsel", öer Busrot­tungskrieg gegen Weißrussen unü Ukrainer un­ähnliche Themen zur Abhandlung, die für üie süngste Geschichte Polens gravierend sind. Die hier veröffentlichten Angaben stützen sich zu einem großen Teil auf das ausgezeichnete Werk von §. W. von Gertzen:Vas ist Po­lens", das soeben in neuer Bearbeitung und bis auf die Gegenwart fortgeführt in der 4. Auf­lage erscheint.

Kriegsjahr 1917! Im Weißen Haus zu Washington thront Woodrow Wilson. Der amerikanische Präsident trägt sich mit Mensch- hertsbeglückungsideen, die dann in den später berühmt gewordene« 14 Punkten unseligen Ausdruck fanden. Bor seinem geistigen Auge zeichnet sich das Bild des neuen Europas ab. Er sieht ungerechte Grenzpfähle fallen, hört den Freiheitsjubel bisher unterdrückter Völker und schmeichelt dabei seiner Eitelkeit, daß er vom Schicksal berufen ist, die Gerechtigkeit in die Welt zu bringen.

Zn den laufenden Besuchern des Weißen Hauses gehört neben einem gewissen Herrn Masaryk auch der bekannte polnische Pianist Paderewski und der polnische Politiker Dmowski. Die beiden gehen bei dem allmäch­tigen Obersten House, dem engsten Vertrauens­mann des Präsidenten, ein und aus. Nachdem das zaristische Rußland zusammengebrochcn war, erwachte im polnischen Volke mit Ungestüm der durch Jahrhunderte nieder- aeknüppelte Freiheitsdrang und die Unab- hängigkeitsbestrebuugen nahmen allmählich konkrete Formen an. Bis dato konnten die pol­nischen Nationalisten nur durch Sabotageakte, Anschläge und geheime Propaganda der Welt ihren Freiheitswillen anzeigen. Als der Welt­krieg ausbrach, da marschierten gemeinsam mir den deutschen und österreichischen Truppen polnische Legionäre. An ihrer Spitze ein Mann, der Zeit feine? Lebens ein kompromiß­loser Rufsenhafser blieb: Josef Piksudski. Seite an Seite mit den deutschen Truppen focht der später« Marschall und Einiger Polens gegen 'bas zaristische Rußland aktiv bis zum Jahre 1916.

WaS er durch die Waffen erreichen wollte, ,die Selbständigkeit Polens, versuchten auf an­derem Wege Paderewski und Dmowski in Paris und später in Washington. Nach einigen Rückschlägen, nach langwierigen Vorbereitun­gen und intimen Gesprächen mit Oberst House vermochte dieser seinerseits den Präsidenten der Bereinigten Staaten von der Notwendig­keit der Errichtung des selbständigen Polni­schen Staates zu überzeugen. Bereits im Januar bekannte sich Wilson zur Schaffung eines unabhängigen Polens und stellte die Forderung auf, daß dieser Staat alle von einer unbestritten polnischen Bevölkerung bewohn­ten Provinzen umfassen und einen freien und sicheren Zugang zum Meer erhalten müsse. Die Geschichte beweist, daß Wilsons Forderun­gen auch in diesem Punkte glatt ab. und nach Belieben zurechtgebogen wurden, als die Zeit der Erfüllung heranreifte.

Wenn wir heute die größenwahnsinnigen Ansprüche polnischer Radikalinskis auf Ost­preußen und das gesamte Gebiet östlich der Oder vernehmen, so tun wn gm daran, uns AU erinnern, daß diese Forderungen nicht erst letzt aufgeworfen wurden. Schon 1918. im Stadium der Vorverhandlungen' für den Friedensvertrag", unterbreitete der polnische Wortführer, Dmowski, dem Präsidenten Wilson eine umfangreiche Denkschrift, in der rundweg Westpreußen, Posen, ganz Ober-

Es heißt

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schlefien, werden, leiten erhebt

Anspruch auf eingehende Beachtung, dieser Denkschrift wörtlich:

Wenn Ostpreußen ein aender Teil des deutschen Gebiets soll, muß auch das polnische Westpreußen im Besitze Deutschlands bleiben. Wenn Ost­preußen, als gesonderter preußischer Besitz von der Hauptmaste des Landes durch die dazwischen liegenden polnischen Gebiete ab- grschnitten, in deutscher Hand bleibt, wird es eine dauernde Quelle nie endenden Strei­tes zwischen Polen und Deutschland sein, das beständig bemüht sein wird, auf Kosten Polens sich eine Verbindung zu schaffen. Wenn Polen ein wirklich freies, von Deutschland unabhängiges Land sein soll, so sind nur zwei Lösungen der ostpreußischen Frage möglich: Entweder die Provinz Königsberg, das heißt der Teil Ostpreu­ßens, dessen Bevölkerung deutsch spricht, muß mit dem polnischen Staat auf der Basis der Autonomie vereinigt oder es muß

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eine kleine unabhängige, mit Polen durch Zollunion verbundene Republik werden."

DaS Endziel dieser Forderung erläutert Dmowski in seiner Denkschrift folgender­maßen:Durch wirtschaftliche Verbindung mit Polen würde eine neue Periode des Wohlstandes für dieses dünn besiedelte Land beginnen. In der Folge würde eine pol- nische Einwanderung erfolgen und schließ­lich die Verbindung zwischen beiden Län­dern stärken. Man kann durchaus erwar­ten, daß die wirtschaftlichen Einflüsse hin- reichen werden, um di« Sonderstellung des Deutschtums und des Königsberger Landes zu zerstören, und daß dieses Land, ohne irgendeinen politischen Druck, mit der Zeit polnisches Kerngebiet mit gemischter deut­scher und polnischer Bevölkerung werden wird."

Trotz aller Sympathie für den neuerstan­denen Bundesgenossen und Vasallen im Osten

Korridor zwischen Ostpreußen und das Reich gelegt, der nach dem Willen der Siegermächte ein ständiger Pfahl im deutschen Fleische blei­ben und jede Verständigung Deutschlands mit Polen auf die Dauer ausschließen soll. Um das geheiligte Selbstbestimmungsrecht der Völ­ker, in dessen Namen Herr Wilson zu sprechen vorgab, kümmerte sich in dem Augenblick kein Mensch, da es sich nur um Deutsche handelte.

Danzig, das man billigerweise unmöglich den Polen geben konnte, wurde vom Mutter­lande losgeristen und ungefragt in eine freie Stadt" verwandelt. Im Kreise Marien­werder und im Kreise Allenstein wurden nach dem Spruch der Entente Volksabstimmungen angeietzt, die einen überzeugenden Beweis für die Unhaltbarkeit der polnischen Ansprüche er­brachten. Ueber 97 v. H. stimmten im Kreise Allenstein für Deutschland, fast 93 v. H. im Kreise Marienwerder. Trotzdem wurden acht rein deutsche Dörfer Polen einverleibt und auch von vier mittelschlesischen Kreisen wur­den beträchtliche Teile herausgeristen und den Polen übereignet. Jahre später, in den beweg- > ten Polenaufständen des Jahres 1921, beginnt! die oberschlesische Tragödie, über die noch in einem besonderen Aufsatz zu sprechen sein wird. Durch die unsinnige Versailler Grenz­

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sah sich die Entente außerstande, sämtliche territorialen Wünsche der Polen zu befriedi­gen. Obgleich der Herr Präsident der Ver­einigten Staaten Budapest mit Prag ver­wechselte und ihm auch nebenbei eine Menge peinlicher geographischer Jrrtümer unterliefen, will ihm doch Königsberg nicht als polnische Stadt erscheinen. Immerhin hat der polnische Bevollmächtigte durch seine Denkschrift er­reicht, daß sich die Friedensmacher über die künftige Grenzlegung den Kopf zerbrechen und lange Diskussionen über die Lösung der pol­nischen Frage anstellen. Aus diesen endlosen Debatten geht schließlich der polnische Staat in seiner heutigen Form hervor. Ohne die Bevölkerung um ihren Willen zu befragen, wurden rein deutsche Gebiete dem neuen Staate einverleibt und der widernatürliche

ziehung werden weiter eineinhalb Millionen Weißrussen und fünf Millionen Ukrainer in einen Staat gezwungen, besten Herrschaft ihnen verhaßt ist und gegen die sie sich in der Folge­zeit immer von neuem auflehnen. Auch diesem aufschlußreichen Thema soll ein ausführliches Kapitel gewidmet sein.

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So entstand Polen! In kurzsichtiger Ver­blendung sahen seine neuen Herren nur die Grenzen des alten Polens vor 150 Jahren vor Äugen, wobei sie vergaßen, daß inzwischen die Entwicklung weitergegangen war. Nicht alle Wünsche waren befriedigt worden aber was jetzt unter dem Zwang der Verhältnisse zurückgestellt werden mußte, konnte ja bei Gelegenheit nachgeholt Werden. Warschau Wartete ab und rüstete-g. Scbg.

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Sleülungsgediet Ukrainer In Polen

Sleülungsgediet üer IVelLrossen in Polen

Vie Statistik des polnischen Staates berichtet in den neuesten Veröffentlichungen von Z4 784 000 Einwohnern. Nach der offiziellen polnischen Volkszählung seht sich dir Gesamtbeovlkrrung folgendermaßen zusammen: Holen S1YYO 000, Ukrainer 4 440 000, Juden S 730 000, Weißrussen YYO 000, Deutsche 740 000, Russen (Großrussen) 140 000, Litauer 80000, Tschechen 40 000, sonstige Völkerschaften 700 000. - Viesen Angaben der polnischen Statistik stehen die folgenden Schätzungen üer wichtigsten Volksgruppen selbst gegenüber: Ukrainer 7 bis y Millionen, Juden 4 Millionen, Weißrussen 2 Mil­lionen, Deutsche 1,2 Millionen, während öle polnische Statistik rund Oy v. H. Holen und rund 31 v. H. Nichtpolen unterscheidet, leben tatsächlich nach Angaben -er Volksgruppen nur S4,S 0. tz. Holen im polnischen Staat. Ihnen gegenüber stehen 45,S v. tz. Nichtpolen. Holen ist also ein reiner Na­tionalitätenstaat. Unsere beiden startenbilder zeigen die Siedlungsdichte der Ukrainer in öer Südostecke und der Weißrussen im Nordosten Hole»».