Zlalierrs Außenpolitik.
Mit Locarno und Genf hatte Italien nur insofern etwas zu tun, als es die dort getriebene Politik, obwohl an hervorragender Stelle an ihr beteiligt, erbittert bekämpft«. Das hat zunächst innerpolitische Gründe. Das faschistische Italien vertritt bewußt ein den parlamentarisch regierten Staaten schroff entgegengesetztes Prinzip und macht in der inneren Konsolidierung seines Systems ständig Fortschritte. Dafür war der Rücktritt des einst einflußreichen faschistischen Generalsekretärs Roberto Farinacci, der unmittelbar neben Mussolini stand und der Organisation der Schwarzhemden militärische Straffheit gegeben hat, ein beachtliches Symptom. Er vertrat mit seinem draufgängerisch, revolutionären Temperament den Faschismus als Opposition. Aber dieser soll jetzt kein Staat mehr im Staate, stmdern der Staat selber sein. Während die Schwarzhemden früher nur als Beigeordnete den Staatsapparat kontrollierten. sind sie jetzt selbst Staatsbeamte, und die fortschreitende Aufhebung der kommunalen Selbstverwaltung macht Italien immer mehr zu einem diktatorisch regierten Bcamtenstaat.
In autzenpolittscher Beziehung erkennt der Faschismus nur f di« Idee des Nationalstaates an und lehnt deshalb, wir allen Internationalismus, auch den Völkerbund ab. illlerdlugs ist sein« zur Schau getragene Selbftficherheit nicht immer ganz echt. Wenn Mussolini am Jahrestage der Gründung der Fffck aus- rief, er pfeife auf alles, was man im Ausland sage, jo steht dazu in auffallendem Gegensatz die Nervosität, mit der die im amerikanischen Senat geübte Kritik an der Behandlung Süd- tirols in Rom ausgenommen wurde. Amerika ist Italiens G>>ni btger. Wie auch aus dem Bericht Houghtons hervorg-.ht, hat sich Mussolini die Stimmung in Washington verdorben, wo die Ratifizierung des italienischen Schuldenvertrages einst veilen ausgesetzt ist. Allerdings wird der Faschismus nie aus Rücksicht auf die internationale Hochfinanz seine staatlichen Ideale preis- geben.
War die Sabotage in Genf also auf der einen Seite eine Demonstration faschistischer Staatsauffassung, so lag sie unsererseits dock auch in der außenpolitischen Linie, die Mussolini sich vorgezeichnet hat. Er will Italien zum Erben der deutshen WIrtfchaftshegemoni« auf dem Balkan und im Donaubecken machen, und das magische Seil, mit dem der Duce den Balkan vor den italienischen Triumphwagen spannen wollte, sollte die deutsche Gefahr sein. Diese abwegige osteuropäische, gegen Deutschland gerichtete Politik Italiens steht erfreulicherweise bereits jetzt vor einem Scherbenhaufen und hat ihrem Träger einen empfindlichen Stoß versetzt. Symptomatisch dafür war der Rücktritt des Außenministers Contarini, ohne den Mussolini wichtige außenpolitische Entscheidungen getroffen, u. a. seine grimmigen Redeicklacklen oeoen Dent'^l^nd hati».
Die Besprechungen zwischen Mussolini und Nintschitsch hatten die Verhinderung des Anschlusses Oesterreichs, eventuell dessen Aufteilung südlich der Donau zum Ziel. Dazu sollten militärische Abmachungen mit einigen Balkanstaaien, insbesondere mit Iugoflavien, treten.
Bei dieser osteuropäischen Politik stießen aber Frankreich und Italien aufeinander. Frankreich hat gegen Deutschland die Klein« Entente zusammengebracht und mit Polen, der Tscheche! und Rumänien Militärbündnisse abgeschlossen. Diesem System möchte es auch Jugoslawien angliedern. Es b.'stcni» deshalb von vornherein darauf, daß es bei einem Pakt zwischen diesem und Italien der Dritte im Bund« sein müßte, aber Mussolini hat das fetzt wie 1924 als unannehmbar bezeichret. Der Quai d'Orsay warnte Jugoslawien rechtzeitig und nicht ohne Erfolg. weil man dort in einem gegen Deutschland gerichteten Bündnis mit Italien schon längst ein Haar gefunden hatte. Im Parlament zu Belgrad wurde Widerspruch gegen eine allzu italienfreundliche Politik laut, weil Deutschland doch wieder einmal die vorherrschend« Macht in Zentralouropa werden müsst, Italien aber doch immer nur eine Macht zweiten Ranges bleiben dürste.
Nintschitsch hat auf seiner Rückreise von Genf Rom nicht mehr berührt, sondern lediglich von Belgrad aus ein Angebot gemackft, das über den bereits b-stehenden Freundl-baftsvertrag mit Italien nicht hinausgeht. Der Pakt mit Jugoslawien ist also fehl ge schlagen Belgrad hat sich weder
an Rom noch an Paris gebunden. Auch yker hat Benesch seine Hand mit im Spiele gehabt. Tr möchte nicht, daß durch eine Aufteilung Oesterreichs die italienische Grenze zu nahe an di« Tschechei geschoben werde. Er ist ein beachtlicher Gegenspieler des Duce, und der Besuch des österreichischen Bundeskanzlers in Prag war ein deutlicher Wink nach Rom.
Das war die außenpolitische Seite jenes auffälligen Diplo- matenbesuches, dessen sonstige Bedeutung gewiß am wenigsten in Deutschland selbst überschätzt werden dürfte. In der Tschechei werden dreieinhalb Millionen Deutsche politisch entrechtet und mißhandelt. Nicht Diplomatenbofuche und offizielle Verbeugungen entscheiden über die Beziehungen der Staaten zueinander, sondern das Verhältnis von Volk zu Volk. Von größerem Gewicht als der Besuch Dr, Rameks in Prag war deshalb, daß die deutschen Parlamentarier in der Tschechei, die zum Empfang des Bundeskanzlers auf die Prager Burg geladen waren, es abge- gelehnt hatten, zu erscheinen.
Was die letzten Endes entscheidenden Beziehungen zwischen dem deutschen und dem italienischen Volk als solchem anbetnkft. so steht, abgesehen von der ans die Dauer gewiß nicht unüberwindlichen südtiroler Frage, nichts Erhebliches zwischen ihnen.
Es ist zu hoffen, daß Mussolini, der nicht immer derffhfeind- lich eingestellt war, nach dem Scheitern seiner Bakkrnplän« eine politische Linie verlassen wird, die für Italien unnarürlich und gefährlich ist, weil sie es in dauerndem Gegensatz zu der große» und zukunftsreichen Zentralmacht Europas bring!» müßte, mit der es mehr Berührungspunkte als Differenzen hat.
Je früher Mussolini sein« Aggressivität gegen den ehemaligen Dreibundgefährten aufgibt, um so eher wird dieser in der Lage sein, sich objektiv zu der Mittel meerpolitik zu verhalten, auf die Natur und Geschichte die Apenirnenhalbiis-l Hinweisen. Italien hat seine Blicke sehnsüchtig n.ch Roideftikr, Kleinasten und die gesamte Levante gerichtet, sein kolonialer Ehrgeiz ist erwacht. Nach der Rückkehr von keiner Flottenparade auf Tripolis wird der Duce am Lt. April, dem Geburtstag Roms, eine koloniale Botschaft erlasstn. Sollte er dabei freilich sein Auge auch auf ehemaligen deutsch n Kolonialbesitz richten, der rechtlich ja noch Deutschland gehört, so wäre das nicht zuletzt vom italienischen Standpunkt aus ein schwerer Fehler.
Die entscheidende Grundlage der italienischen Mittelmeerpolitik bildet die Flotte. Wenn sich Italien auch einst.veilen eine Schlachtflotte von Gcoßkampfschisfen nicht leisten kann, so bilden doch U-Boote, Torpedofahrzeuge und die Luftwaffe einen sehr wirksamen Schutz der langausgestrecktrn Küsten der Halbinsel. Schon allein mit dielen Kampfmitteln könnte Italien den englischen Seeweg nach Indien ebenso abschneiden wie die Vrrbindungslmie zwischen Frankreich und seinen afrikanischen Kolonien.
Hier eröffnen sich Zusammenhänge, und Zukunstsmöglichkeiten, die das zerrissene Band Mischen Deutschland und Italien einmal wieder zusammenknüpfen könnten.
Das endgültige Ergebnis
des Volksbegehrens.
TU Berlin, 15. April. Der Reichswahlausschuß hielt heut« unter Vorsitz des Reichswahlleiters Dr. Wagemann eine öffentliche Sitzung zur Feststellung des endgültigen Ergebnisses des Volksbegehrens in der Frage der Fürstenabfindung ab. Der Reichswahlausschuß stellte fest, daß im gesamten Wahlgebiet 12 533 939 Eintragungen
erfolgt sind. Einige Einsprüche sind durch die Deutschnationale Volspartei erfolgt, so aus Mecklenburg und Mccklenburg-Strelitz. Der Reichswahlausschuß stellte hierzu fest, daß bei der Beurteilung der Unterschriften hinsichtlich ihrer Gültigst! in den verschiedenen Wahlkreisen nicht einheitlich verfahren worden ist. Von einer Nachprüfung der Beschlüsse der Abstimmnngs- auSschüsse könne in diesem Falle abgesehen werden, weil die genannte Gesamtzahl der Eintragungen die für die Zulassung des Volksentscheides notwendige Sttmmenzahl bei weitem übersteigt. Der Reichswahlausschuß sprach jedoch den Wunsch aus,
baß der Reichswahlleiter den Reichsminister des Innern auf die unterschiedliche Beurteilung der Unterschriften in den einzelnen Stimmkreisen und auf die sonstigen zutage getretenen Mängel aufmerksam mache, damit diese Erfahrungen bei der neuen Bearbeitung des Gesetzes über den Volksentscheid und der Reichsstimmordnung verwertet werden können.
Im einzelnen beträgt die Zahl der gültigen Eintragungen in Preußen 7553 631, Bayern 751 734, Sachsen 1541 066, Württemberg 467 835, Baden 500 238, Thüringen 422 680, Hessen 325 609, Hamburg 395 836, Mecklenburg-Schwerin 104 987, Vraunschweig 112 015, Oldenburg 58 912, Anhalt 89 024, Bremen 92 544, Lippe 36 250, Lübeck 41615, Mecklen- burg-Strelitz 14 558, Waldeck 4905, Schaumburg-Lippe 10 500.
Die Gesa nitzahl der für die Sozialdemokraten, Unabhängigen Sozialisten und Kommunisten bei der Reichstagswahl am 7. Dezember 1924 abgegebenen Stimmen betrug 10688 969. Die Zahl der ortsansässige» Stinnnberechfigten für die Reichspräst- dentenwahl — 2. Mahlgang am 26. April 1925 — betrug 39 421617. Die Zahl der gültigen Eintragungen machte im ganzen Reiche 117,2 Prozent der Gesamtzahl der für die Linke am 7. Dezember 1924 abgegebenen Stimmen und 31,8 Prozent der Zahl der Wahlberechtigten bei der Reichsprästdentenwahl
Ms.
Kleine politische Nachrichten.
Besserung des Arbeitsmarttes. Die Entwicklung des Ar« beitsmarktes in der zweiten Hälfte des März zetgt eine weitere Besserung. Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger ist im Gesamtergebnis von ruird 2 056 000 am 15. März auf 1 942 000 am 1. April, d. h. um 3,5 v. H. zurückgegairgen. Im einzelnen hat sich die Zahl der männlich« Unterstützungsempfänger von 1702000 auf 1624 000 vermindert, während bet den weiblichen Hauptunterstützungseinpfängern eine kleine Zunahme von 315 OM Mlf 319 000 ein getreten ist.
Die Postanleihc vor dem Abschluß. Unter den» Vorsitz des Reichsbankpräsidenten Dr-Schacht fand die entscheidende Sitzung über die Aufnahme der Inlandsanleihe der Deutschen Reichspost statt. Es handelt sich zunächst um einen Teilbetrag von 70 Millionen Mark im Rahmen des vom Verwaltungsrat bereits früher gebilligten Gcsamtkredits in Höhe von 150 Millionen Mark. Zunächst dürfte die Ausgabe 6)4prozentiger Schatzanweisungen der Reichspost mit einer Laufzeit von 3—4 Jahren in Frage kommen.
Der LandeSrat des Simrgcbietes zur Stcnervorlage der Re- gieriingSkominission. Der Landesrat des Saargebietes behandelt« die Steuervorlage der Regierungskommissio.n Sämtliche Parteien schlossen sich dem Zentrumsgutachten an, das die Erhöhung der Umsatzsteuer auf 1L Prozent ablehnt und die Einführung des in Deutschland geltenden Satzes von 0,75 Prozent auf Ucbergang beantragt, bis die Steuer vollständig entfernt werden kann. Die von der Regierungskommiflion geplante Erhöhung der Bier-, Branntwein-, Tabak-, Zigarren-, Zigaretten- und Zündholzsteuer wurde abgelehnt.
Freiherr Langwerth von Sinnnern in Paris. Der Reichs- kommisfar für die besetzten Gebiet«, Freiherr Langwerth von Simmern, ist in Paris eingetrosfen. Er hatte eine längere Aussprache mit dem deutschen Botschafter über Fragen der Verwaltung der Rheinland«.
Die Schweiz zur Erweiterung der Ratssitze. Im schweizerischen Ständers! erklärte Bundesrat Motto bei Behandlung des Berichtes über Ne letzte Völkerbundsversammlung, daß die schweizerische Delegation dahin instruiert sei, für die Aufnahme Deutschlands und für Gewährung eines ständigen Ratssttzes an Deutschland zu stimmen, aber gegen Ne Schaffung neuer Ratssitze. Weiter erklärte er, zu dem Konflikt mit Rußland, daß er das Fernbleiben Rußlands in der Ab-
Vom Glück vergessen.
Roman von Fr. Lehne.
6. Fortsetzung. (Nachdruck verboten)
Es dämmerte. Ewendoline legte ihre Arbeit beiseite. Wie war es hier doch so friedlich und still.
Die arme Kranke mit dem so reichen Herzen — an jeden dachte sie. ihm etwas Gutes zu tun. Beinahe schämte sich Kwendoline ihrer eigenen rebellischen, unzufriedenen Gedanken, wenn sie sich mit Johanna verglich.
Ein leises Klopfen schreckte sie aus ihren Sinnen. Sie ging nach der Tür. Malte stand draußen im Frack.
„Darf man etntreten? oder schläft Jeannettchen?" fragte er.
„Aber Malte —I" wehrte sie.
Gwendoline war sehr überrascht, ihn zu sehen.
„Sei ohne Sorge — ich komme mit hoher Erlaubnis!" sagte er ungeduldig, „na, wie ist's, ich Hab' nicht viel Zeit!"
Hanna hatte seine Stimme gehört.
„Malte!" rief sie freudig und richtete sich auf, „o, das ist nett, daß er an mich denkt!"
Malte drängte sich ohne weiteres an Ewendoline vorbei, ging auf Hanna zu, küßte ihre Hand und legte ein duftendes Veilchensträußchen auf die seidene Decke ihres Bettes.
„— damit Sie heute Abend immer an mich denken!" sagte er innig, sie mit seinen schwermütigen Zigeuneraugen anfunkelnd.
Trotz der Dämmerung bemerkte Gwendoline wohl die rosige Glut und die Freude, die Hannas Eesichtchen verklärten.
Finster, wie in körperlichem Schmerz, zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. — Was für em frivoles Spiel trieb da Malte mit Hanna? —
Drittes Kapitel.
Es war bereits acht Uhr vorbei. Hanna schlief schon seit mehr als einer Stunde gut und fest, und getreulich bewachte Ewendoline diesen Schlummer. Sie saß in Hannas weichem Lehnstuhl und hing ihren Gedanken nach. „Dom Glück vergessen" hatte Hanna vorhin gesagt, und über dieses Wort mußte sie Nachdenken.
War sie es nicht auch? Für sie gab es keine Freude — nur Sorgen! Für sie blühten keine Blumen, ihre — Jugend würde vergehen. Man verwehrte ihr, nach ihren Fähigkeiten zu leben, und eingeengt war sie durch tausend Rücksichten de? Standes.
Es fiel ihr schwer, ihre Armut zu tragen, als verarmte Adelige, die nach außen hin, dem Schein, noch so viel zu opfern haben.
Wie oft hatte sie schon gedacht: gehe fort, frage nach niemand, zimmere dir dein Leben selbst nach deinem Wil- len! — o, die Kraft hätte sie schon dazu gehabt, aber die Mutter hielt sie doch zurück, deren bleiches, verhärmtes Antlitz in solchen Stunden flehend und schmerzvoll vor ihr stand, und ergeben ließ sie die gefesselten Hände wieder sinken, die schon bereit gewesen waren, mit einem Ruck die Ketten zu sprengen
Und dann stahl sich in ihre Gedanken ein ernstes, sympathisches Männergest ht mit dunklen, zärtlichen Äugen, und eine unbestimmte Sehnsucht erfaßte sie nach diesen dunklen Augen.
Gab es wohl einen Weg zu ihnen hin?
„Hab ich denn geschlafen, Ewendoline?"
Hannas leise, süße Stimme schreckte sie aus ihren Träumen. Sie drehte die grüngeschirmte elektrische Stehlampe an» so daß ein gedämpftes Licht im Zimmer herrschte, und wandte sich lächelnd um.
„Freilich, Hannerl, du hast geschlafen, und wie gut! Ich habe mich gefreut über deinen gesegneten Schlummer."
„Er hat mich recht gestärkt, und nun Hab ich Hunger bekommen, einen wahrhaften Hunger! — Ob etwas übrig ist von den guten Sachen, die unten serviert werden?" lachte sie vergnügt, „man hat uns, scheint es, vergessen —"
Ewendoline klingelte und gab dem nach einer geraumen Weile erscheinenden, erhitzt aussehenden Stubenmädchen Auftrag, für Hanna etwas zu essen zu bringen.
„Man hat sich eben zu Tisch gesetzt!" berichtete Melly. „Jesses, war das a Hetz —"
Dann brachte sie em Schüsselchen Kaviar und einen Teller Fleischbrühe für Hanna, die sich ihr Abendessen gut schmecken ließ. Für Ewendoline deckte das Mädchen den
Tisch und servierte ihr gleichfalls von den Vorgerichten und der Suppe.
„Mit dem anderen wird's halt wohl noch «ne Weile dauern, Baronesse," meinte Melly, „bis jeder Gang serviert ist —"
„Bitte, bemühen Sie sich nicht mehr, Melly, ich bin gesättigt
Und dann las Ewendoline der Freundin vor mit ihrer tiefen, wohlklingenden Stimme — von Fritjof und Inge« borg.
Sie merkten nichts vom Feste — kaum, daß ein verlorener Musiklon zu ihnen drang.
Allmählich wurde Hanna müde. Durch die stille Abendluft tönte hell und fast feierlich der Schlag der Turmuhr, der die elfte Stunde kündete. ,
Nach zärtlichem Abschied ging Ewendoline. 1
Als sie die breite, mit rotem Plüschläufer belegte Trepp« zur Hälfte hinuntergejchritten war, wurde die Tür zum Speisesaal geöffnet und ihr Bruder Malte kam lustig plaudernd mit einem Offizier in Artillerieuniform heraus. Er konnte sie nicht gut übersehen, obwohl er das am liebsten getan hätte, nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen. ! er Offizier stutzte bei ihrem Anblick; sie verlangsamte unwillkürlich ihre Schritte und sah ihn an. Das war — das war doch ihr „Leutnant", wie sie in ihren heimlichen Eedan'rn den Offizier nannte, der ihr fast täglich begegnete.
„Nun, Ewendoline, willst wohl heim?" rief Malte in gezwungen lustigem Ton; dann stellte er vor: „Herr Oberleutnant von Kronau — meine Schwester, die in ihrer Herzensgute auf das Fest verzichtet hat, um der jüngeren, plötzlich unpäßlich gewordenen Tochter des Hauses Gesellschaft zu leisten —"
Der Ofsizier trat einen Schritt näher — „Gestatten Sie, Baronesse, daß ich Ihnen meine Bewunderung ausspreche r ein solches Opfer —"
„O bitte, Herr von Kronau, das war kein Opfer für mich — und wenn es eins gewesen wäre: Hanna Likowski ist es wert, daß ihr Opfer gebracht werden." entgegnete sie mit ihrer fchönetz. dunklen Stimme, die ihn überrff^,, -mf», horchen ließ.