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Samstag, den 87. Mai IW
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EA. stellt neue Standarten a«f
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Stuttgart, 26. Mai. Die bereits vollzogene Neugliederung der SA.-Gruppe Sübwest, die als Grundlage für die im Oktober beginnende Aufstellung unb Ausbildung der Wehrmannschaften anzusehen ist, hat es erforderlich gemacht, daß eine Reihe von Stan- barten eine andere Gebietseinteilung erhielten bzw. neue Standarten aufgestellt wur» den. Zum Bereich der Brigade 53 (Karlsruhe) gehört jetzt die Standarte 125, deren Sitz von Reutlingen nach Horb verlegt wurde. Mit der Führung dieser Standarte wurde Sturmhauptführer Röck beauftragt, der vielen SA.-Führern von seiner Tätigkeit als Erzieher an der SA.-Gruppen- schule bekannt ist.
In Rottweil befindet sich der Sitz der neu aufgestellten Standarte 475, zu deren Führe» Sturmbannführer von Kitt- litz. bishtr Referent WK. im Stab der SA.-Gruppe Südwest und Führer eines Sturmbannes, bestimmt wurde. Die Standarte 475 gehört zum Bereich der SA.-Bri- gade 54, Sitz Freiburg i. Br. Die Stan- darte 113 (Freiburg) erhielt als neuen Führer Sturmbannführer G m e l i n-Tübin- gen-Stuttgart, der im vergangenen Jahre als Führer eines Freikorps im Sudetenland tätig war.
Die bisherige Standarte 119 Groß-Stutt- gart ist in Angleichung an die Wehrersah- bezirke in zwei Standarten aufgeteilt worden: in die Standarten 119 und 413. Die Standarte 119 führt wie bisher SA.» Oberführer Himpel, während mit der Führung der Standarte 413 SA.-Obersturm- bannführer Binner, bisher Führer der
Standarte 113 (Freiburg) beauftragt wurde. Die Standarte 248 hat Hren Sitz von Künzelsau nach Schwäb. Hall verlegt Neu aufgestellt wurde schließlich die Standarte 4 14 (C a l w), die von Standartenführer Bischofs (bisher Geislingen) geführt wird. Die SA.-Brigade 55, zu der dieH Standarten gehören, ist damit zahlenmäßig die stärkste Brigade geblieben.
Im Bereich der Brigade 56 (Ulm) ergM sich als wichtigste Veränderung die Aufste» lung einer Standarte in Sigmaringen. Zum Führer derStandarte 127 wurde Obersturmbannführer Kleiter (bisher Eberbach a. N.) bestimmt, während die Standarte 112 (Eberbach) als neuen Führer den Obersturmbannführer Schimpf!« (bisher Standarte 114 Konstanz) erhielt. Aus besonderen Gründen bleibt der Sitz der Sta n- darte 246 (Ehingen) vorläufig Ochsenhausen.
SörmupperrMrer Min am Stabe Schlagtiers
Stuttgart, 27. Mai. Am gestrigen Freitag jährte sich zum 16. Male der Tag, an dem Albert Leo Schlageter auf der Golzheimer Heide bei Düffeldorf erschossen wurde. Aus diesem Anlaß legte SA.-Obergruppenführer Lud in, der Führer der SA.-Gruppe Südwest, am Grabe des in seiner Schwarzwaldheimat Schönau ruhenoen toten Helden für die württembergische und badische SA. einen Kranz nieder. Da die im Bau befindliche Weihestätte noch nicht vollendet ist, wurde dieses Jahr von einer größeren Gedenkfeier Abstand genommen.
Höring kommt im Sali nach Stuttgart
Sommertagung der Gaujägermeister Stuttgart, 26. Mai. Die Sommertagung der Gaujägermeister mit den Stabsjägermeistern Groß-Deutschlands findet vom 26. bis 29. Juli in Stuttgart statt. Reichsjägermeister Hermann Göring hat. wie der Stuttgarter „RS.-Kurier" erfährt, soweit es ihm seine Zeit gestaltet, die Teilnahme an dieser Tagung in Aussicht gestellt.
Pfingsten auf -er -leichsgartenschau
Stuttgart, 26. Mai. lieber die Pfingst- tage sieht das reichhaltige Beranstaltungs- Programm der Reichsgartenschau wieder eine Reihe verheißungsvoller Veranstaltungen vor. Neben den Promenadekonzerten, die schon am Samstag, Sonntag und Montag durchqeführt werden, bringt der Pfingstsonntag und -montag Pfingsttänze um den Mai- baum bei der KdF.-Unterhaltungswiese, wozu, die beliebte Bauernkapelle Kurt Reh seid aufspielen wird. Daneben sind noch hundert Tänzerinnen der Bildungsstätte für deutschen Tanz aus München über die beiden Feiertage Gäste der Stadt. Sie werden ihre Tänze im Ehrenhof der Reichsgartenschau zeigen.
WIEmtt »rteltWm des »IR
Stuttgart, 26. Mai. In allen Obergauen bestehen heute Haushaltungsschulen des ÄDM. Im Obergau Württemberg (20) sind es die beiden Schulen Bönnigheich und Neuffen, In einer Arbeitsschau iw
den Ausstellungshallen am Jnterimstheater- Platz, die anläßlich der „Woche des Schwäb.! BDM." vom 2. bis 18. Juni 1939 stattsindet/ wird die Sozialabterlung des Obergaus, der! die Ueberwachung und der Ausbau der Haushaltungsschulen obliegt, Ausschnitte aus dieser Arbeit zeigen. Neben der Arbeit dev! Haushaltungsschulen zeigt die.Sozialabteilung im Rahmen der Arbeitsschau Ausschnitte aus weiteren Arbeitsgebieten, wie Berufslenkung und dem Einsatz der Mädel im Landdienst der HI.
Theologe und SelratSfKtvin-ler
Tübingen, 26. Mai. Die Große Strafkammer hatte sich als Berufungsinstanz nochmals mit den Heiratsschwindeleien des ledigen 38jäh- rigen Kandidaten der evangelischen Theologie Karl Konrad Bin öd er aus Fürch-Bura- farrnbach zu befassen. Binöder war vom Schöf-
Ibr treuer Legleiter aukäer Reise
lengerichl wegen yeiratslchwindets zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, gegen die der Verurteilte Berufung eingelegt hatte. Der Angeklagte gab an sich auch diesmal zu, daß er mit einem Mädchen in Nürnberg und mit einem Mädchen in Fürth verlobt war und daß er durch seine Heiratsversprechen beträchtliche Unterstützungen von seinen zukünftigen Schwie. gereltern erhalten hatte, verneinte aber auch diesmal irgendeine Betrugsabsicht. Wegen der beiden Fälle erkannte die Grone Strafkammer
auf achpMonate und 14 Tage Gefä'ng'lftV unter Anrechnung von vier Monaten und 14 Tagen Untersuchungshaft. In einem weiteren Fall, in dem Binöder auch eine Heirats- schwlndelei rn Tübingen zur Last gelegt worden war, wurde der Angeklagte freigesprochen.
Mutter un- Schwester bo-roht
Rottweil 26. Mai. In der Adolf-Hitler- Straße entstieg einem Kraftwagen einMann aus Ohernhorf und bedrohte mit einem geladenen Revolver zwei Frauen. Wie sich herausstellte, waren es seine Mutter und Schwester, die nach Rottweil gekommen waren, um einen Rechtsanwalt aufzusuchen. Mrf die Hilferufe der Frauen bestieg der Mann sofort wieder seinen Kraftwagen und fuhr nach Oberndorf zurück, wo er sest- genommen wurde.
IW sss RlMmrirr Er-e tvan-n«
Waldstück bei Tettnang rutschte ab Tettnang, 25. Mai. Infolge der anhaltenden Regengüsse entstand in der Frühe des Donnerstags bei Pslegelberg (Kreis Friedrich shafen) an der Landstraße von der Ar- genbrücke nach Haslach ein gefährlicher Erdrutsch, der ein Waldstück von 30 Morgen cnlf eine Länge von rund 300 Meter in Bewegung setzte. Rund 100 000 Kubikmeter Erd« nehmen ihren Weg langsam talwärts der Argen zu. Ein an den Hang gebautes eineinhalbstockiges Wohngebäude wurde so stark rn Mitleidenschaft gezogen, daß es von sei- neu Bewohnern eiligst geräumt werden mußte. Die- Feuerwehr von Neukirch, die alsbald die Straße absperrte, machte sich auch an den Abbruch des Hauses, damit das Baumaterial nicht verlorengeht.
Den Erdrutsch hatte zuerst der Fahrer
diesen'Weö MMr?n M. Z/W der die in dem Haus wohnenden Personem auf die große Gefahr aufmerksam gemacht hat. Die Bewohner hatten wohl während dev Nacht ein Krachen gehört, dabei aber an nichts Schlimmes gedacht. Als sie dann nachsahen, mußten sie feststellen, daß der an dag Haus gebaute Abort bereits eingestürzt! war und daß die Grundmauern des Hauses große Risse auswiesen.
Barometer und Schuhpflege. Es ist falsch, sich mit der Schuhpflegc nach dem Barometer zu richten. Schuhe müssen bei jedem Wetter regelmäßig mit Erdal gepflegt werden. Das Leder braucht Erdal, um weich und geschmeidig zu bleiben. Die Schuhe halten länger und bleiben länger schön.
Im Laufe des Tages hat die «brutschende Masse die Fahrstraße bereits bis zur Hälfte bedeckt, teilweise ist die Straße von metertiefen Rissen und breiten Spalten durch- zogen. Die an die Unfallstelle geeilten Vertreter des Straßen- und Wasserbauamtes Ravensburg mußten feststellen, daß gegen die langsam weiterrutschenden Erdmassen nichts unternommen werden kann. Die Ursache dürfte darauf zurückzuführen sein, daß in den lettigen Kiesboden des 30 bis 40 Grad geneigten Geländes durch die vielen Regengüsse große Rinnen ringe- graben wurden, wodurch der Hang ins Nutschen geriet. Bereits Vox 40 Jahren hat sich an derselben Stelle ein größerer Erdrutsch vollzogen, allerdings nicht in diesem Ausmaße. Das Waldstück, dessen Bäume zum Teil kreuz und quer durcheinander hängen, gehört mehreren Bauern der Gemeinde Neu- kirch (Kreis Friedrichshafen) und d«r Gemeinde Schomburg (Kreis Wangen).
Rsichspost Mittler der Volksgemeinschaft
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Stuttgart. 26. Mai. Auf einer Kundgebung der Postwissenschaftlichen Woche in Stuttgart, Sie kurz vor dem Abschluß steht, sprach am Freitag, vormittag Reichspostminister Dr. Ohnesorge vor leitenden Beamten von sieben Reichspostdirektio- nen im großen Saal des Gustav-Siegle-Hauses. Zu der Kundgebung hatte sich neben anderen lei. tenden Männern auch Ministerpräsident Merzen, thaler eingefunden.
Der Reichspostminister beschäftigte sich mit dem Begriff der Leistung und stellte dabei fest, daß die deutsche Post heute in der Oesfentlichkeit wie- der als weit beachteter und voll anerkannter, wenn nicht bewunderter Organismus, als wichtigstes VermittlungsgliSd der deutschen Volks- gemeinschaft dastehe. Daß dem so sei, sei nicht nur das Verdienst unserer Erfinder und Organ«, fatoren sondern vor allem das Ergebnis leuchtenden Kameradschaftsgeistes innerhalb der Postgefolgschaft, die 480 060 Menschen umfasse. Daneben sei beste Fachausbildung die Grundbedingung jeder Leistung. Schließlich verwies der Minister auf die von der Verwaltung unternommene Begabtenauslese, die als Korrektiv zwischen den Laufbahnen, und zivar von der untersten bis zur höchsten nicht nur ein Ansporn nach allen Seiten sein müsse, sondern auch im Laufe der Jahre zu einer Neubeurteilung der Laufbahnen in ihrem Wert für die Gesamtver- waltung führen könne.
Besuch in der Reichsgartenschau
In den Mittagsstunden fand zu Ehren des zur Postwissenschaftlichen Woche in Stuttgart weilenden Reichspostministers Dr. Ohnesorge in der Ehrenhalle der Reichsgartenschau ein Empfang durcb die Stadt der Ausländsdeutschen statt, an
dem zahlreiche Ehrengäste mit Gauleiter Reichs st atthalter Murr, Finanzminister Dr. Dehlinger, Staatssekretär Waldmann unsd NSKK.-Obergruppenführer Wagener an der Spitze teilnahmen.
Michspostmiiilfter SlMiorge sprach
Kameradschaftsabend der Reichspost Stuttgart, 26. Mai. Am Freitag veranstaltete anläßlich der Postwissenschaftlichen Woche die Betriebsgemeinschaft Reichspost im Kreise Stuttgart in der Liederhalle einen Kameradschaftsabend, der durch die Ansprache von Reichspostmimster Dr. Ohnesorge setzt besonderes Gepräge erhielt. Viele Vertret« von Partei, Staat und Wehrmacht, an d»r Spitze Gauleiter Reichsstatthalter Mur», NSKK.-Obergruppenführer Wagener, M- nanzminister Dr. Dehlinger, Staatssekretär Waldmann, der Präsident der Reichspostz, direktion Dr. Auer mit 6 weiteren ReichsposL' direktionspräsidenten, Finanzpräsident KoM und der Rektor der Technischen Hochschule DA' Schönhardt, wohnten dem Abend bei. TM.> Reichspostminister feierte in seiner AnfPracW den Gedanken der Kameradschaft, der im KÄ meradschaftsblock der Reichspost, auf den d» Führer sich verlassen könne, sinnfälligen Au» druck sind«. Ausgabe der Angehörigen de» Reichspost sei es, den Gedanken der Kam«' radschaft, der Volksgemeinschaft, bis in deU letzten Winkel de- Verwaltung hinei'nzutr» gen.
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4«. Fortsetzung
Perlin hatte keine Eile.
Es dämmerte bereits, als er die Dorfstraße ^reichte. In kleinen Vorgärten froren letzte Dlumen, zuweilen war ein Fenster erhellt, und das gab ein Verlangen nach Licht und Wärme und Geborgensein. Einige der altmodischen Villen priesen sich als „Pensionen" an, auch ein Gasthof war vorhanden, doch bevor er dort eintreten wollte, beschloß er, die Straße zu Ende zu gehen. Es gab viel zu sehen, hier, wo es nichts zu sehen gab.
Es gab einen kleinen Obstgarten, rechts am Weg, der ganz in das flammende Rot der sinkenden Sonne getaucht war. Ein junges Ding stand auf einer Leiter, die an einem Apfelbaum lehnte. Sie wirkte wie eine zarte Silhouette, und man hatte keine Eile, man sonnte stehen bleiben.
..Gibt's denn jetzt noch Aepfel zu ernten?" fragte Karl Wagner über den Zaun.
Das junge Ding wandte sich ihm zu. Sie lachte und sprang dann die Sprossen abwärts. Sie trug etwas, was einem Holzbrett ähnelte, er konnte nicht erkennen, was es war.
„Nein", sagte das Mädchen, „Aepfel gibt's nicht mehr! Aber ich habe das dumme Schild heruntergeholt. Den ganzen Sommer hat es mich geärgert. Aber es mußte hängen bleiben. Dabei haben die Leute nur darüber ge
lacht. Sehen Sie einmal her: „Fremde Zimmer zu vermieten! Ist das nicht verrückt?"
Sie hielt ihm das Schild hin und lachte nun selbst. Auch Karl Wagner lächelte.
„Großmutter aber", fuhr sie fort, „war nicht zu belehren. Sie sagt es hieße „Fremde" und es hieße „Zimmer", von „Fremdenzimmern" wollte sie nichts wissen, obschon es überall richtig zu lesen war."
„Schade", sagte Karl Wagner, „ich bin ein Fremder und suche ein Zimmer, aber ein Fremdenzimmer will ich auch nicht."
Sie sah ihn etwas prüfend an. „Ja", sagte sie schließlich, „jetzt mutz ich ins Haus". Aber sie blieb stehen, das Schild unter den Arm geklemmt.
„Wie ist es Kind, kann man bei euch ein Zimmer bekommen?"
„Jetzt? Sie wollen jetzt noch ein Zimmer haben? Es ist doch Herbst."
„Ja. Unten unser Haus ist schon zu."
„Ach so. Sie sind vom Klub?" Sie sah die kleine Nadel an seinem Rockaufschlag, und Karl Wagner erhielt einen bewundernden Blick.
„Ist es ihr Ernst, daß Sie hier draußen ein Zimmer suchen?"
,Aa. Für ein paar Tage nur".
„Wir haben ja Platz genug."
„Natürlich „Fremde Zimmer" zu vermieten", sagte er lachend.
„Wenn Sie uns verspotten, nehmen wir Sie bestimmt nicht".
-Hast du da auch mitzubestimwen?"
„Allerdings! Schließlich habe ich die Arbeit davon".
„Wie heißt du denn?"
„Vor allen Dingen heiße ich nicht „du". ö«l- stehen Sie mich?"
„Aber du bist doch noch «m Schulmüdel, Wie?"
„Nein ich bin siebzehn! — Genau, siebzehn- einhalb."
„Oh, dann verzeihen Sie mir, Fräulein..."
„Bitte. Ich bin es ja gewöhnt, baß man mich immer für jünger hält. Ich fürchte, das wirb das ganze Leben so bleiben."
.Zaum, Fräulein..." er blickte suchend am Tor entlang nach einem Namensschild. Sie lachte auf, es mußte Wohl komisch wirken, wie der große, breite Mann sich herabbückte und unter der Schelle nach einem Schild spähte, das nicht da war.
„Raten Sie doch, wie ich heiße."
„Da muß ich Ihnen wohl erst sagen, wie ich heiße", erwiderte Karl Wagner und nannte seinen Namen.
„Der Name wird Großmutter gefallen", sagte sie, „sie liebt Wagner sehr. Aber meinen Namen müssen Sie trotzdem raten!"
Er blickte sie eine Weile an. Ihr schmales Gesicht war ganz im Schatten, doch er erkannte das blitzende Weiß der Zähne und den Glanz der lachenden Augen.
„Nun?" fragte sie spöttisch.
„Eva", sagte er, da ließ sie das Brett fallen.
„Woher wissen Sie das?"
„Weil ich Ihnen doch am Apfelbaum begegnet bin."
„Also Zufall!" rief sie triumphierend.
„Nichts ist Zufall", sagte Karl Wagner und klinkte die Gartentür.
Sie war nicht verschlossen. Als er das Haus betrat, hob die Uhr am Dachreiter der kleinen Feldsteinkirche zu schlagen an.
Jetzt ist Charlotte in London, dachte er und er lächelte verwundert, denn er fühlte keinen Schmerz mehr bei diesem Gedanken.
Schon die Landung in Croydon war schwierig gewesen, auf der Fahrt nach London aber verdickte sich der Nebel derart, daß dis Taxe, nur noch schrittweise vorwärts kam. Nnx am
Hämmern der Motoren, an gedämpften Rufen und Signalen erkannte man, daß ringsum Menschen und Gefährte waren, selbst die starken Strahlen der Scheinwerfer stießen vergeblich in die gelben nassen Wolken, die alles bedeckten. Zuweilen loderten offene Feuer auf in ihrem tanzenden Schimmer reckten sich die riesigen Schatten von Polizisten, die Fahrt- und Stopsignale geben.
Charlotte hatte sich bei der Landung vergeblich nach Percy umgesehen. Glaubte sie erst, daß sie sich verfehlt hätten, so erschien es ihr jetzt wahrscheinlicher, daß es ihm gar nicht gelungen war, herauszukommen. — Plötzlich bremste der Fahrer. Er öffnete die Tür und riet Charlotte die Untergrundbahn zu nehmen, da es die einzige Möglichkeit sei, vor Stunden ihr Ziel zu erreichen.
Der Mann hatte recht. Sie entlohnte ihn und und stand dann ratlos in diesem dicken, unbeweglichen Nebel, der alles durchtrankte und der das Atmen schwer machte.
„Gehen Sie zehn Schritte geradeaus, dort ist die Station", hörte sie die Stimme des Fahrers, sehen konnte sie ihn nicht.
„Danke!" Sie folgte genau dem Rat und sah schließlich den bläulichen Schimmer des Subwayschildes vor sich. Ringsum war ein leiseS Summen von Stimmen. Zuweilen erkannte man ein paar Schalten viel zu spät, um noch ausweichen zu könneir. Man murmelte eine Entschuldigung unb tastete sich weiter. Endlich war der Flur, in dem Helles Licht brannte, erreicht. Charlotte löste eine Karte unb wand sich dann durch die vielen schmalen Treppen abwärts. Plötzlich fiel ihr ein, daß es daS besw wäre, sogleich zu Dr. Fenn zu fahren. PerM Würde nicht in Sorge um sie sein, falls er daheim erwartete, er mußte wissen, baß es ge dariern würbe, ehe sie sein Haus erreiche»? konnte. (Fortsetzung folgte