greltag, den 19. Mar 1939
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Deutschlands Rechtsanspruch aus Kolonien
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Wien, 18. Mai. Staatsrat Prof. Dr. Freiherr von Freytagh-Loringhoven sprach am Mittwoch über ..Grobdeutschlands Rechtsanspruch auf kolonialen Raum"'. Er behandelte den deutschen Kolonialanspruch unter dem Gesichtspunkt des Rechtes und der Ehre. Der im Versailler Vertrage Deutschland aufgenötigte Verzicht sei rechtsungültig. da die zugesagte unparteiische Prüfung der kolonialen Ansprüche nicht erfolgt sei. Desgleichen erwachse aus der unbewiesenen und unbeweisbaren Kolonialschuldlüge ein Anspruch auf Wiedergutmachung, der nur durch RückgabederKolonien erfüllt werden könne. Endlich sei zu berücksichtigen. daß durch den offenkundigen Bankerott des Mandatssystems jede Rechtfertigung der Fortnahme der Kolonien zusammengebrochen sei.
Anschließend wurde der Dortrag des Ordinarius für Kolonialrecht an der Universität Rom. Prof. Ambrosini. eines engen Mitarbeiters des Marschalls Balbo. über ..Das fascistische Italien in Libyen" von Graf Lazzoni verlesen. Das fascistische Jta- lien habe in Libyen aus einem Gebiet mit minderwertigem Boden, mit Wassermangel und weiten Wüstenstrecken ein Land gemacht, das einem hohen Grad von Wohlstand und Fortschritt entgegengehe. Der Vortragende legte das vom Fascismus in Libyen angewendete neue System der Kolonisation dar. Italien habe die vom Staat geförderte Massenansiedlung von Bauern aus dem übervölkerten Mutterlande durchgeführt. Dank der Eingeborenen-Politik des Fascis- mus sei Libyen das einzige Land Nordafrikas. in dem Ruhe und Ordnung herrschten, das von aufständischen Bewegungen und vom Gift des Bolschewismus frei sei. Es sei gelungen. den Grundsatz der Ordnung und der Autorität hochzuhalten. Dies könnten aber nur die jungen und menschreichen Völker, wie das deutsche und das italienische. Im Diktat von Versailles hätten die übersättigten Nationen in törichter und gehässiger Weise Deutschland und Italien das Recht zu einer Mission abgesprochen, die gerade diese beiden Länder im höchsten Maße zu erfüllen geeignet sind.
Der Verkehrsleiter der Deutschen Lufthansa in Wien. Bongers. behandelte die Bedeutung des Luftverkehrs für koloniale Gebiete. Für die Schaffung deutscher kolonialer Verbindungen ständen die Erfahrungen aus den deutschen Weltluftlinien nach Südamerika und dem Fernen Osten zur Verfügung. Zum Abschluß unterstrich der Leiter des Uffico Studio im Ministerium für Italienisch - Afrika. Professor Dr. Angelo Picciolui. die Bedeutung der deutschitalienischen Zusammenarbeit auf kolonialem Gebiete.
Auf den drei Tage umfassenden Beratungen des Kolonialrates wurden u. a. Eingeborenenfragen. Arbeiter- und Wirtschaftsfragen in den Kolonien, ferner die Arbeiten des Voltakongresses in Nom 1938 und die Libyensiedlung behandelt.
Anläßlich der Reichskolonialtagungen gingen dem Bundesführer. General Ritter von EPP, ans allen Teilen des Reiches Begrüßungstelegramme zu. Unter anderen telegraphierte General von Lettow-Vor- beck. der Präsident des Deutschen Auslands-Instituts in Stuttgart und die Witwe des großen deutschen Kolonialpioniers Karl Peters.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß der Leiter der nationalen Opposition Dr. Malan in Pretoria an den Leiter der antideutschen Südwestliga mitgeteilt habe, daß die Südwestfrage auf freundschaftliche Art geregelt werden müsse und könne, entweder durch direkte freundschaftliche Verhandlungen zwischen der Union und Deutschland oder im Rahmen einer allgemeinen Regelung der deutschen Kolonialfrage.
Wien empfing Ritter von Epp
Ehrung der Universität Hamburg
Wien. 18. Mai. Die Stadt Wien veranstaltete zu Ehren des Reichsleiters General Ritter von EPP und anläßlich der Anwesenheit der italienischen Abordnung zum Großdeutschen Kolonialtag einen Empfang im Rathaus.
Der Direktor des Kolonial-Instituts der Hanseatischen Universität zu Hamburg, Prof. Dr. Rein, überreichte im Aufträge des Rektors dem Bundesführer des Reichskolonialbundes, General Ritter von E P P, die Goldene Ehrenmünze der Universität Hamburg und damit zugleich eine Urkunde über die Ehrenmitgliedschaft der Universität. Die Ehrung war aus Anlaß des 70. Geburts- tages des Reichsleiters am 16. Oktober 1938 ausgesprochen worden unterzeichnet war die Urkunde am Tage der Wiedereröffnung des Kolonial-Instituts der Hanseatischen Univer- sität. am 9. Mai 1939. Ter Reichsleiter gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Urkunde gerade das Datum der Wiedereröff- nung des Kolonialinstitutes trage, und sprach den Wunsch aus. daß die Ehrung der Ham
burger Universität auf Wiener Boden ein gutes Omen für die Entschlossenheit der großdeutschen Kolonialgemeinschaft sein möge.
Slowakei nimmt uns -um Vorbild
Der autoritäre Gedanke bricht sich Bahn
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rg. Preßburg, 18. Mai. Der junge slowakische Staat erlebt in den letzten Monaten politisch und wirtschaftlich einen Umbruch von größter Tragweite. Während die Außenpolitik in ihren Grundlinien be- reits festliegt, hat die Regierung in der Innenpolitik und in der Wirtschaft noch Trümmer aus der Vergangenheit zu be
seitigen. Aber auch hier hat bereits die Erkenntnis der Irrtümer der letzten 20 Jahre die Marschroute für die Zukunft festgelegt. Eine neue Verfassung, in der sich der autoritäre Gedanke Bahn gebrochen hat. steht vor der Verabschiedung durch dg? Par^ lament. Grundpfeiler der neuen PoMi» ^ die Freundschaft nus Llm Reich sowie vor allem auch mit Ungarn. Die Erschließung der Bodenschätze wird man sich besonders ange- legen sein lassen. In den nächsten Tagen erhalten bereits 1600 Kolonisten, die das an Ungarn abgetretene Gebiet verlieben, neue Siedlungsgebiete zugewiesen.
Die slowakische Regierung hat des weiteren niit der Errichtung eines sogenannten ..Goldschatzes" begonnen, der aus freiwilligen Spenden gespeist wird. Wie die slowakische Negierungspresse mitteilt, bilden den Grundstock dieses Goldschatzes zahlreiche Spenden, die bereits bei der Regierung ein- gelaufen sind.
Der Sure von I5«o Heimkehrern umiubelt
Mussolini ekrt den kiniZer Italiens in lurin
Turin, 18. Mai. Im Verlauf seiner Besichtigungsreise durch Piemont stattete Mussoli n i auf der Fahrt von Pinerolo nach Asti in Santena der Gruft des Staatsmannes Ca- vour. des Einigers Italiens, einen kurzen Besuch ab. An der Grenze der Provinz Asti wurde Mussolini von Marschall Badoglio, der aus jener Gegend stammt, herzlich willkommen geheißen. In schneller Fahrt ging es dann nach der Provinzhauptstadt, wo dem Duce wie- der eine gewaltige Volksmenge zujubelte. Vor allem waren es hier mehrere tausend Kinder. Auf dem Hauptplatz richtete Mussolini an die versammelte Volksmenge Worte der Anerkennung für die in ihrer jungen Provinz geleistete hervorragende Aufbauarbeit.
Ein erhebender Augenblick war es, als Mussolini auf seiner Fahrt durch das Tal von Bardonechia mit einem Eisenbahnzug zusayi- mentraf, der 1500 Italiener, die bisher in Frankreich gelebt hatten, nach der Heimat zurückbeförderte. Mit unbeschreiblichem Jubel winkten die italienischen Arbeiter mit ihren Frauen und Kindern dem Duce mit Tüchern und Fähnchen aus den Wagenfenstern zu, glücklich, ihm gleich beim Betreten des Heimatbodens ihren Dank dafür abstatten zu können, daß er ihnen nach hartem ungelohntem Leben in der Fremde jetzt in der Heimat neue Arbeitsmöglichkeiten schafft.
Am letzten Abend seines Aufenthaltes in Turin bereitete die Bevölkerung Mussolini noch einmal eine großartige Kundgebung. Auf dem Balkon der Präfektur stand er und grüßte zu dem Fackelzug hinunter, der sich vor ihm unter brausenden Evviva-Rufen vorbeibewegte. Er sprach dabei zu der Menge einige Worte. ..Meine Kameraden von Turin", so sagte er, ..in diesen Tagen habe ich gesehen, daß zwischen eurem und meinem Geist eine vollkommene Uebereinstimmung besteht. Ich habe gefühlt, daß ihr einen stahlharten Glauben besitzt, der jede Prüfung bestehen kann. Wenn ich mich
1 jetzt von euch verabschiede, so kann ich euch sagen, daß diese drei Tage für immer in meinem Gedächtnis eingegraben sein werden."
Von Turin begab sich Mussolini am Mittwoch nach Alessandria. wo er seit 24 Jahren nicht mehr gewesen ist, weshalb er wie ein Triumphator empfangen wurde. Auf dem Hauptplatz hatten sich etwa hunderttausend Menschen eingefunden, um dem Duce zu huldigen und wobei rund 500 landwirtschaftliche Maschinen in tadelloser Aufstellung eine eindrucksvolle Parade darstellten. Auf der weiteren Fahrt wurde er in Casale Monferrato von Tausenden von Reisarbeitern begrüßt, die in Kürze hier die Arbeit aufnehmen werden. Längs der Landstraße nach Vercelli standen zum einzigartigen Willkommengruß über tausend Landwirtschaftstraktoren in kurzen Abständen am Straßenrand und alle hatten die Motoren angestellt. Mehrere Stunden besichtigte der Duce auch die in dieser Stadt geschaffenen Neubauten des faschistischen Regimes.
Tschechische Arbeitslager ausgelöst
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Km. Prag, 18. Mai. Als Folge der Wirtschaftsbelebung hat sich das Sozialministerium der Protektoratsregierung entschlossen, insgesamt 18Lagermitetwa 6000 Arbeitslosen wieder aufzulösen. Die Lager waren seinerzeit geschaffen worden, um der großen Arbeitslosigkeit im früheren tschechoslowakischen Staate abzuhelfen. — Zehntausend« von deutschen Volksgenossen hatten sich m Prags größtem Saale zur er st e u ku l t u r. politischen Großkundgebung eingefunden. Gaupropagandaleiter Hölle betonte dabei in einer Ansprache, daß im böhmischmährischen Raume in Zukunft notwendig seien nicht der Kampf der Völker gegeneinander, sondern einzig und allein der Kampf der Leistungen.
SranMM Mrermssallen gegen Deutschland?
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8l. .Paris. 19 ssssül. Fjpap.znimster Rsy. "."tlld hat vor der Finanzkommission der Kammer endlich die von den Abgeordneten schon seit langer Zeit erwarteten Erläuterungen zu de» letzten Regierungsmaßnahmen gegeben. Reynauld mutzte auf 75 Fragen antworten. Er gab die Versicherung ab, daß die Regierung gegen denMißbrauchderRü- stungssteuer, welche vom Handel zu einer großen Preishausse benutzt worden ist, Vorgehen werde. Außerdem bestätigte er, daß zurzeit Verhandlungen mit den Vereinigten Staa- ten im Gange seien, um die französischen Kapitalbesitzer, die ihr Vermögen über den Atlantik geflüchtet haben, erfassen zu können. Trotz dieser vielsagenden Eingeständnisse blieb der Minister jedoch bei der Behauptung, daß seit September 1938 schon 20 Milliarden geflüchteten Goldes nach Frankreich zurückgebracht worden sei.
Er erklärte auf eine diesbezügliche Anfrage, daß keine spanische Anleiheoperation in Frankreich beabsichtigt sei. Schließlich behandelte der Minister noch die Frage der ehemaligen tsche- cho-slowakischen Schulden an Frankreich. Der französisch« Staat habe keine luristische Möglichkeit, diese Schulden zu erfassen, da es sich um private Bankguthaben handle. Ohne Zweifel würden jedoch Zollrepressalien (!), vorgenommen werden.
Zwei Landesverräter kingerichtet
Berlin, 18. Mai. Die vom Reichskriegsgericht wegen Landesverrates zum Tode verurteilten Emil Zeidler, geb. am 20. April 1901 in Groß-Schönau (Kreis Zittau), und Martin Richter, geb. am 6. August 1905 ebenda, sind am Mittwoch hingerichtet worden. Beide haben durch Vermittlung eines hoch- und landesverräterisch tätigen Emigranten jahrelang mit einem ausländischen Nachrichtendienst in Verbindung gestanden und mit ihm landesverräterische Beziehungen unterhalten. Dabei haben sie militärisch geheimzuhaltende Dinge gegen Entgelt verraten. Die gerechte Strafe hat sie nun getroffen.
Arbeitsdienst in Mari,
Einsatz für die Landesverteidigung
Budapest, 18. Mai. Der Arbeitsdienst ist nunmehr durch eine Regierungs- Verordnung im einzelnen geregelt worden. Darnach ist die Hauptaufgabe des Arbeitsdienstes die Verrichtung aller Arbeiten, die mit den Bedürfnissen des Heeres und der Landesverteidigung in Zusammenhang stehen, wobei auch auf die theoretische Ausbildung der Arbertsdienstmänner auf den verschiedenen Gebieten der Landesverteidigung gesteigerter Wert gelegt wird. Die aufsichtssührende Behörde ist das Honved- Ministerium. Der Dienst, zu dem der einzelne höchstens für drei Monate verpflichtet werden darf, wird in militärisch organisierten Arbeitslagern verrichtet. Die Tauglichkeit zum Arbeitsdienst ist neben der Militärdiensttauglichkeit besonders festzustellen.
Das englische Weißbuch über Palästina
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London, 18. Mai. Englands künftige Palästinapolitik wurde am Mittwoch in Form eines Weißbuches bekanntgegeben. Die britisch« Regierung teilt darin ihre Absichten über die Zukunft Palästinas mit:
Binnen zehn Jahren soll in Palästina ein ..unabhängiger arabisch-jüdischer Staat" geschaffen werden, der jedoch vertraglich an Großbritannien gebunden sein wird. Bis dahin ist eine Ueber- gangsperiode vorgesehen, in der England die „volle Verantwortung" beibehält, den „Palästinensern" aber wachsenden Anteil an der Negierung gibt. Allerdings wird die Ueber- gabe der Regierung in zehn Jahren von der vollständigen „Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung" schon jetzt abhängig gemacht.
Aber auch nach zehn Jahren wird die „palästinensische" Regierung nur „unter Unter- stützung britischer Berater" und unter Kontrolle deS britischen Oberkommissars amtieren können. Als weitere Bedingungen werden Schutzmaßnahmen für dieIuden entsprechend „den Verpflichtungen der britischen Regierung" gefordert. Selbstverständlich verlangt England ausdrücklich sämtliche Zugeständnisse, die aus strategischen Gründen einmal aktuell werden konnten, schon im vornhinein garantiert. Die jüdischeEinwanderung wird in den nächsten fünf Jahren auf 75 000 Köpfe festgesetzt. während 25 000 Einwanderer nach Ablauf dieser Frist unter bestimmten Umständen ins Land gelassen werden sollen, so daß die Juden ein Drittel der Araber ausmachen werden.
Die Juden erheben über dieses Weißbuch ein großes Geschrei. Die jüdische Agentur für Palästina greift die britische Negierung auf das schärfste an und behauptet, daß mit den erwähnten Vorschlägen dem jüdischen Volk endgültig das Recht aberkannt
worden sei, seine „nationale Heimat" in Palästina wieder zu errichten. Die britischen Vorschläge seien „ein Vertrauensbruch* gegenüber den Juden und eine Kapitulation vor dem arabischen Terror. Die Agentur fügt diesen Ausführungen drohend hinzu, daß Großbritannien der Kampf gegen eine jü- bische Rebellion zumindest ebenso unangenehm sein müsse wie der Kampf gegen den arabischen Aufstand!
Die Araber sind über das Weißbuch ebenfalls erbittert und auf das tiefste enttäuscht. Sie lehnen besonders die zehnjährige Frist ab, die sie auf höchstens drei Jahre vermindert sehen wollen. Auch die Einwanderung von 75 000 Juden und später von weiteren 25 000 betrachten sie als unannehmbare Bedingung.
Judas Antwort wüste Ausschreitungen
In Tel Aviv, der Hochburg des Palästina- Judentums, kam es in der Nacht zum Donnerstag zu wüsten Ausschreitungen jüdischer Horden. 5000 Juden stürmten das Bezirksamt und setzten es in Brand. 25 Personen wurden dabei verwundet. Ueber ganz Tel Aviv ist bis auf weiteres Ausgehverbot verhängt. Ueberall hört man Rieder-Rufe auf Weizmann, dem Schlappheit vorgeworfen wird, und Hochrufe auf den radikalen Revisionistenanführer Jabotinsky. Das Bezirksamt macht einen völlig verwüsteten Eindruck: Tore und Türen sind erbrochen, die Möbel zerschlagen, ein Teil der Einrichtung wurde aus dem Fenster geworfen. Von dem Dach wurde die britisch« Flagge heruntergeholt und an ihrer Stelle die Judenflagge gehißt, die inzwischen allerdings wieder entfernt wurde. Auch das Katasteramt und das Einwanderungsamt in Tel Aviv wurden beschädigt. Der Bürgermeister, der den Versuch machte, die Menge zu beruhigen, wurde mit Steinen beworfen und verletzt. Die Unruhen
dauern an. Die amerikanischen Juden haben sogar bereits einen „biblischen Eid" geschworen, l
Einkreiser in Verlegenheit
Samstag britisch-französische Besprechungen
gl. Paris, 18. Mai. Am Samstag wird in Paris eine Konferenz zwischen dem Quai d'Orsay und den britischen Staatsmännern stattfinden, die sich mit einem französischen Vermittlungsvorschlag zu den Verhandlungen zwischen London und Moskau befassen wird. Man betont in Paris, daß Chamberlain im Gegensatz zu Halifax einer solchen Vermittlungsaktion ablehnend gegenüberstände, hofft aber, daß sich dieser Widerstand noch beseitigen lasse. Die französische Diplomatie will die Einspannung der Sowjetunion in der Weise bewerkstelligen, daß der französisch-russische Pakt von 1935 lediglich auf England ausgedehnt und ausgebaut wird.
Während Moskau sich weiterhin in Schweigen hüllt, ist man in England in tödlicher Verlegenheit, weil Potemkin nicht nach Genf kommen soll. Man geht in der Verärgerung sogar so weit, vorzuschlagen, daß dann auch der britische Außenminister Halifax nicht nach Genf fahren soll. Trotzdem wird die englische Liebedienerei gegenüber dem Kreml unentwegt fortgesetzt. Es sollen bereits „aktive Konsultationen" zwischen England und Sowjetrußland auf diplomatischem Wege im Gange sein. Im übrigen hofft man in London, daß sich am 22. Mai doch noch Potemkin, Lord Halifax und Bonnet in Genf ein Stelldichein geben. In Paris macht man wieder auf Grund eines Winkes von oben ganz in Zweckoptimismus. Ließ man am Mittwoch in den Pariser Blättern noch die Köpfe hängen wegen der neuen Krise zwischen London und Moskau, so herrscht jetzt wieder großer Optimismus, ohne daß man aber einen positiven Anhaltspunkt gibt.