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kauft. Die Preise sind, wie man hört, bei Pferden wie Wagen zufriedenstellende. Taschendiebstühle sind bis »jetzt keine zur Anzeige gekommen, von Unfällen nur ein leichter, indem ein Bauerknecht von einem sich bäumenden Hengste mit dem Huf am Gesicht gestreift wurde.
Ludwigsburg, 21. April. Gestern Mittag wurde, nach der Ludwigsb. Ztg., ein hier fremdgewordener Schlosiergeselle zur Hast gebracht, der mit einer beispiellosen Unverfrorenheit im angeblichen Auftrag seines Meisters bei 2 Uhrmachern sich Uhren zur Ansicht ausbat und von Einem derselben auch in der Thal 3 Stücke erhielt. Der Schwindel kam aber sofort zu Tage. Als er kurz darauf bei einem andern Uhrmacher, welcher durch die Polizei von dem Vorfall schon in Kenntniß gesetzt war, eine der Uhren verkaufen wollte, wurde er festgenommen, und auch in der Thal im Besitz der übrigen 2 Exemplare gefunden.
Schorndorf, 22. April. Der rasche Rückgang der Temperatur in der Nacht vom Sonntag auf den Montag hat nicht nur an den Obstbäumen. sondern auch an «den Weinbergen erheblichen Schaden angerichtet, die Hoffnung auf einen reichen Herbst ist dadurch bedeutend gesunken.
Lauffen a. N. Die Vorbereitungen zur 350jährigen Jubelfeier der Schlacht bei Lauffen werden eifrig betrieben. Die Mitglieder des gemeinschaftlichen Amts waren kürzlich in Stuttgart, um die Einladung zu der Festlichkeit an Se. Königl. Hoh. den Prinzen Wilhem sowie an die kgl. Ministerien ergehen zu lasten. In der letzten Gemeinderathssitzung wurde das Programm in folgender Weise ausgestellt: Der Tag wird eingeleitet durch Böllerschüsse, Tagwache und durch einen Choral, der vom Thurm geblasen wird. Nach dem Empfang der Gäste auf dem Bahnhof findet Festgottesdienst in der Regiswindiskirche statt. Sodann ist ein Spaziergang nach dem Schlachtfeld (Schänzle, Siegesgrund) geplant, woran sich das Mittagsmahl für die Behörden auf dem Rathhaus anschließt. Alle Gasthäuser werden übrigens ausreichende Vorkehrungen für die Bedienung der Gäste treffen. Nachmittags findet nach der Besichtigung der wiederhergestellten Martinskirche der Festzug vom Marktplatz an auf den Festplatz im Forchenwald an derForch- heimer Straße statt. Dort wird ein Volksfest, durch eine Festrede eingeleitet. gehalten. Das Festkomite hat die Beschreibung der „Säcular-Feyer der Ulrichs-Schlacht bei Lauffen am 13. Map 1834" aus dem Schwäb. Merkur von 1834 abdrucken lasten.
Ellwangen!, 21. April. Bei zunehmender Kälte gefror vergangene Nacht das Erdreich, im Thale zeigte sich eine starke Eiskruste; das Thermometer zeigte 5 (?) Gr. R. unter Null. Die in voller Blüthe stehenden Birnbäume werden großentheils nun wohl kaum Linen Ertrag liefern, ebenso die schon weit entwickelten anderen Obstbäume.
Hall, 21. April. Das Frühobst hat jedenfalls Schaden gelitten; auch in den Gärten ist es nicht ohne solchen vorübergegangen.
Tübingen, 21. April. Der vorgestrige Schnee macht es den Jägern möglich, die Ausrottung der Sauen im Schönbuch fortzusetzen. Es gelang, von vier Stück drei zu erlegen. Nach dem bei jedem Schneefall vorgenommenen Abspüren werden im Ganzen jjetzt noch etwa 4 Stück dort sich aufhalten.
Ulm, 18. April. Die Korbflechterei beschäftigt hier viele fleißige Hände. Herr Bauhof, der die Korbflechterei im Großen betreibt, läßt gegenwärtig seinen Weidenbedarf in der Tuchhalle schälen, wobei gegen 100 Personen Arbeit finden. Die Verarbeitung erfolgt für die feineren Gegenstände in den hiesigen Werkstätten, doch wird auch vieles nach auswärts gegeben, namentlich nach Gamerschwang, O.A. Ehingen, wo aus Veranlassung des dortigen Armenvereins seit Anfang d. I. eine Korbflechterei besteht. Der Erfolg ist recht zufriedenstellend.
Riedlin gen, 21. April. Bezüglich des Berichts aus Riedlingen über eine Morphiumvergiftung wird von dort geschrieben!: „Dem kränklichen, seit l'/r Jahr an schwerem Bronchialkatarrh leidenden Kinde wurde nicht jetzt, sondern schon vor sieben Monaten die auch Morphium enthaltene Arznei verschrieben; dabei wurde die Einzelgabe wie die Tagesgabe in einer dem Alter des Kindes entsprechend kleinen und gerichtsärztlich als richtig konsta- tirten Quantität verordnet und die richtige Darreichung genau eingeschärft. Daß die erlaubte Dosis überschritten wurde, dafür ist der Arzt nicht verantwortlich. Daß von den Tropfen jetzt immer noch gegeben wurde, konnte er nicht wissen, da er seit zwei Monaten gar nicht mehr in das Haus kam."
nichtssagenden Gesicht, empfing den Bittsteller ziemlich gleichgiltig, hörte seine wohleinstudirte Rede kaum zur Hälfte an und unterbrach ihn mit den dürren Worten:
„Ja, ja! Herr Schwerdtmann hat mir schon gesagt! Wollen sehen, was sich thun läßt. Für jetzt ist in meinem Comptoir Alles besetzt. Ueber- dem ist jetzt die sogenannte Sauregurkenzeit. Fragen Sie jedoch nach einigen Monaten wieder an."
Ohne gerade in seinen Hoffnungen sehr herabgestimmt zu sein, verließ Werner das Comptoir, um den zweiten der Merkurssöhne aufzusuchen.
Als er aber von diesem im Allgemeinen dieselbe Auskunft erhielt und mit wenigen Abweichungen auch der dritte und vierte der vorgeschlagenen Kaufleute ihm keinen besseren Trost geben konnte, da sah er wohl ein, daß er seine Hoffnungen zu hoch gespannt hatte, unv kaum vermochte er es über sich zu gewinnen, auch noch den Uebrigen einen Besuch abzustatten.
Der Abend war bereits hereingebrochen, als Werner, ohne im Geringsten seinem Ziele näher zu sein, der Matrosenschänke wieder zulenkte. Das Lokal war bei feinem Eintritt schon hell erleuchtet.
Mehr als je entmuthigt, wollte er schon sein Instrument herunterholen und die „Herkulesarbeit" beginnen, denn in dem Tanzsaal waren bereits einige Dirnen sichtbar, die sich zwanglos ihrem Vergnügen an den rohen Späffen der Matrosen überließen, als der Wirth ihn daran mit den Worten erinnerte:
„Kommen Sie erst und genießen Sie etwas; 's wird heute länger als gestern dauern, und 's thut Noth, daß Sie sich zuvor ordentlich kräftigen."
„Haben noch Zeit genug. Ehe die Mannschaften von der „Olympia"
Biberach, 21. April. Auf dem evang. Gottesacker fand gestern Abend aus Anlaß der Fertigstellung des Denkmals für die mit der Cimbria untergegangenen Geschwister Rommer eine dem Andenken derselben ge- widmete Gedächtnißfeier statt. Eingeleitet wurde diese durch einen evang. Kirchenchor vorgetragenen Chorgesang. Darauf sprach Herr Stadt. Pfarrer Mayer; er gab ein rührendes Bild der Jugendzeit der unglücklichen Geschwister, ihrer treuen Liebe für ihre Eltern, und Geschwister und ihres tragischen Endes; er schloß mit dm Bibelworten „die Liebe höret nimmer auf." Die alte Mutter der Verunglückten wohnte der Feier bei. Die Gedenktafel ist aus rothem Sandstein in Renaifsancestyl ausgeführt. Die Inschriften sind in Marmor angebracht.
Wien. 21. April. Karl Schenk wurde zu lebenslänglichem schwerem Kerker begnadigt, Hugo Schenk und Schlossarek werden morgen früh hingerichtet. Hugo Schenk unterschrieb das Protokoll, welches ihm die Vollstreckung des Todesurtheils verkündete, in vollster Ruhe und entfernte sich mit eleganter Verbeugung. Schlossarek wurde besinnungslos und bat, nachdem er zu sich gekommen, um eine Zusammenkunft mit seiner Frau.
Vermischtes.
— Wie „die Blätter aus Davos" erzählen, erlebte das stille Dörfchen Wiesen (im Bezirk Albula in Graubünden) vor einigen Tagen eine aufregende Szene in Folge des langen Ausbleibens einer holländischen Dame aus der Kurgesellschaft des Hotels Bellevue. Es stellte sich heraus, daß dieselbe zuletzt in der Nähe der berühmten Jennisberger Brücke gesehen worden war. Unter der Leitung von Hrn. Ehr. Palmy begann eine Schaar von jungen Männern aus dem Orte Abends um 6 Uhr Nachforschungen anzustellen. Umsonst suchten sie eine Zeit lang an den zahlreichen gefährlichen Stellen längs des Landwassers, das dort durch eine Felskluft sich Bahn bricht; da brachte ein erschrockener Bauernjunge die Nachricht, er habe eine Dame am Rand des benachbarten Abgrundes an einen Baum geklammert gesehen. Hr. Palmy eilte über das gefährliche Terrain der bezeichnten Stelle zu. Dort fand er die Vermißte, die auf die merkwürdigste Weise gerettet worden war. Die Dame hatte einen Fehltritt gethan, war dann mehrere Meter tief über den Abhang hinabgeglitten und stand auf dem Punkte, über die 150 Fuß hohe senkrechte Felswand in den Strom hinabzustürzen, als sie einen vereinzelten Baumstumpf zu fassen bekam. Hier blieb sie volle 8 Stunden, um Hilfe rufend, unfähig, sich auf- oder abwärts zu bewegen, da die geringste Bewegung verhängnißvoll gewesen wäre. Das Rettungswerk war nicht ohne Schwierigkeit, aber, nachdem man eine Kette gebildet hatte, indem man einander die Hände reichte, stieg Hr. Palmy hinunter und kehrte mit der Geretteten siegreich zurück. Die Dame hat sich seither wesentlich erholt, und obwohl sie noch sehr angegriffen ist, scheint doch kein dauernder Nachtheil zurückgeblieben zu sein.
— (Separatzug München—Venedig und Mailand- Turin zur italienischen Landes-Ausstellung.) Wie vielfach bereits erwähnt, veranstaltet das Seeman n'sche Reisebureau in München am 30. Mai, den Freitag vor Pfingsten, einen Separatzug nach Venedig, zu dem auch Billete nach Turin zur italienischen Landes - Ausstellung ausgegeben werden. Die um circa 50»/<, ermäßigten Fahrpreise für Hin- und Rückreise betragen: München—Venedig II. Cl. ^ 50.—, III. Cl. 35.— München—Turm (die Fahrt nach Venedig, sowie der einmalige Besuch der Ausstellung inbegriffen) II. Cl. 73.50, III. Cl. 51.30. Die Rückfahrt erfolgt einzeln mit den fahrplanmäßigen Zügen innerhalb der 30tägigen Giltigkeitsdauer der Billete und kann dieselbe auf den Hauptstationen beliebig unterbrochen werden. Ausführliche Programme und nähere Auskunft gratis durch genanntes Reisebureau.
— Der Ring des Polykrates in neuester Auflage. Fünfundzwanzig Jahre, so erzählt das Berl. Tagbl., hat ein Siegelring im Schlamm der Spree geruht und ist jetzt wieder zu seinem Herrn zurückgekehrt. Bei den Baggerungs-Arbeiten, welche an der Unterspree beim Bau des neuen Packhofes ausgeführt werden, wurde vor einiger Zeit ein goldener Siegelring gefunden und von den Arbeitern, den Vorschriften gemäß, abgeliefert. Der Ring war vollständig erhalten, der Wappenstein unverletzt.
nicht eingetroffen sind, brauchen Sie nicht anzufangen. Denn das sind die rechten Stammgäste vom „straffen Segel," und diese Leute müssen wir vor allen Dingen respektiren."
In der That dauerte es noch eine volle Stunde, bis die Matrosen sich so zahlreich versammelt hatten, daß zur Eröffnung des Balles geschritten werden konnte. Dann aber nahm er seinen gewohnten Platz ein und strich, ohne lange zu zaudern, kaltblütig und ruhig darauf los. Er hatte die Ge- nugthuung, zu sehen, daß die Gesellschaft sich heute bei Weitem rücksichts- voller, als gestern, gegen ihn benahm. Niemand störte ihn während der etwas längeren Pausen, die er nach Beendigung jedes Tanzstückes eintreten ließ, und als er endlich nach Mitternacht mit dein Kästchen, welches die freiwilligen Spenden der Tänzer enthielt, sich auf sein Zimmer begab, verspürte er jene Mattigkeit und Zerschlagenheit, welche ihn in der vergangenen Nacht so tief entmuthigt hatte, fast gar nicht mehr.
„Es wäre Alles vortrefflich," konnte er nicht umhin, leise vor sich hin zu flüstern, als sein Auge mit dem Ausdrucke einer gewissen Befriedigung die verhältnißmäßig hohe Summe überflog, die in allen erdenklichen in- und ausländischen Münzsorten vor ihm lag, „wenn mir die Rolle, die ich hier spiele, nur nicht in einem gar zu seltsamen Lichte erschiene. Indessen sie ist ein Mittel zum Zweck; denn wenn es so fortgeht, kann ich mir etwas zurücklegen, und mit dem ersparten Kapital später ein kleines Geschäft etabliren. Arbeit schändet nicht, und eine Arbeit ist's ja, wenn auch eine verteufelt saure." (Fortsetzung folgt.)