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Bötticher und v. Nostitz - Wallwitz. Um 1 Uhr 50 Min. besteigt der bisherige Präsident v. Levetzow den Präsidialplatz und eröffnet unter Hinweis auf den tz 1 der Geschäftsordnung die Sitzung. Zu interimistischen Schriftführern beruft er die Abgg. v. Kleist, Eysold, Holzmann und Porsch. An Vorlagen sind eingegangen: die Unfallversicherung, ein Gesetzentwurf, betreffend den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren und mehrere Rechnungsvorlagen. Das Mandat des Abg. Richter- Mühl- räditz ist durch dessen Verurtheilung wegen Majestätsbeleidigung, wobei ihm die aus öffentlichen Wahlen erfließenden Rechte aberkannt sind, erloschen; die Neuwahl ist veranlaßt. Der sodann vorgenommene Namensaufruf ergiebt die Anwesenheit von 235 Abgeordneten.

Reichstag. Sitzung Freitag 7. März. Präsident v. Levetzow eröffnet die Sitzung um 2 Uhr 25 Minuten. Am Tische des Bundesraths v. Bötticher. Die Tribünen sind spärlich besetzt. Das Haus tritt in die Tagesordnung ein: Wahl des Präsidenten und der Schriftführer. Auf Antrag des Abgeordneten Windthorst werden der bisherige Präsi­dent v. Levetzow, der bisherige erste Vizepräsident Frhr. zu Franken- st ein und als zweiter Vicepräsident an Stelle des bisherigen Abg. Acker­mann, der Abg. H o f f m a n n - Rudolstein (Amtsgerichtsrath in Berlin, Fortschritt) per Akklamation gewählt. Als Schriftführer werden, ebenfalls per Akklamation, die Abgg. Graf Adel mann, Prinz Carolath, Hermes, v. Kleist- Schmenzin, Eg hold, Porsch, Wölfellund Dr. Meyer-Jena gewählt, zu Quästoren ernennt der Präsident die Abg. v. Kochhann- Aarweiler und Dr. Weber. Hierauf verliest der Präsi­dent die Namen der in der Zwischenzeit verstorbenen Mitglieder des Reichs­tages. Es sind dies die Abgeordneten: Frhr. v. Adelebsen, Mar« kard, Laster und v. Ludwig. Das Haus ehrt das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Der Abg. Rickert erklärt zur Geschäftsordnung, daß er Namens der zahlreichen Verehrer und Freunde des Abg. Lasker dem amerikan. Repräsentantenhause für die bewiesene Theil- nahme danke. Der Präsident bemerkt, daß dies nicht zur Geschäfts-Ord­nung gehöre. Abg. Frhr. v. Hammerstein verliest eine Erklärung, worin er dem Abg. Rickert den Vorwurf macht, daß dieser die Tribüne des Reichstages gemißbraucht habe. Der Präsident erklärt, daß auch diese Aeußerung nicht zur Geschäftsordnung gehöre. Abg. Dr. Hänel konstatirt, daß die Geschäftsordnung sich aus den Sitten des Reichstages herausgebildet habe, und daß es bisher zu den Sitten des Hauses gehört habe, den ver­storbenen Kollegen, auch den von der Gegenpartei, zu ehren. Wir legten Werth darauf, zu konstatiren, daß diese Anerkennung eines Kollegen von uns auch in einer fremden Körperschaft ausgesprochen ist. Abg. v. Maltzahn- Gültz. Nach der Geschäftsordnung können wir uns nur dann mit der Sache befassen, wenn uns eine ordentliche Vorlage darüber gemacht worden ist. Abg. Richter- Hagen. Das ist durch die Einmischung des Kanzlers ver­hindert worden. Staatsminister v. Bötticher bestreitet eine Einmisch­ung des Kanzlers und legt Verwahrung ein, gegen eine derartige Kritik. Abg. Braun- Wiesbaden ist der Ansicht, daß das Verfahren des preuß. Abgeordnetenhauses beim Tode Cobdens ein Präcedenz für diesen Fall sei. Abg. v. Maltzahn-Gültz bestreitet dies. Abg. Richter-Hagen nimmt das Recht in Anspruch, jede amtliche Handlung des Reichskanzlers zu kritisiren. Damit ist die Angelegenheit erledigt. Nächste Sitzung Mitt­woch den 12. d. M. Tag.-Ordn.: Rechnungs- und andere kleinere Vorlagen.

Die Thronrede, mit welcher der Staatssekretär v. Böt­ticher auf Befehl des Kaisers den diesjährigen Reichstag eröffnete, giebt uns ein klares Programm der Vorlagen, welche auf sozialpolitischem Gebiet den Reichstag beschäftigen werden. In erster Linie der wirthschaftlichen Reform steht das Unfallversicherungsgesetz, auf dessen Zustandekommen ein ganz besonderer Nachdruck gelegt wird. Ebenso sollen Bestimmungen in der Fürsorge für die durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig werdenden Arbeiter angestrebt werden. Hauptsächlich sollen diese Verordnungen dazu dienen, den auf Umsturz göttlicher und menschlicher Ordnung gerichteten Be­strebungen revolutionärer Elemente den Boden zu entziehen. Gleichzeitig wird angedeutet, daß die verbündeten Regierungen eine Verlängerung des

vor Schreck in die Erde sinken, als ich die schroffen, von einem hämischen Lächeln verzerrten Züge des alten Brandey erkannte.

Ruhig, aber mit allen Zeichen eines bestimmt gefaßten Entschlusses trat er in mein Zimmer und nahm ohne Weiteres auf dem Sopha Platz.

Ich hoffe, daß ich Sie nicht störe, Fräulein Anna," begann er in kaltem, gemessenem Tone,aber wir haben eine Rechnung auszugleichen. Jedenfalls haben Sie eine Ahnung, weshalb ich mich entschloß, Sie aufzusuchen?"

Du kannst Dir's denken, daß ich bis in's innerste Herz hinein erschrak. Ich glaubte, der Vater meines Verlobten sei fest von meiner Schuld über­zeugt und komme nun, den Tod seines lieben Kindes zu rächen. Zugleich wurde die Erinnerung an jene schreckliche Katastrophe mit ihren schärfsten Lichtstrahlen in mir wach. Ich warf in meiner Angst einen flehenden Blick auf den Alten, und dieser schien ihn zu entwaffnen.

Ich komme nicht, um Ihnen Vorwürfe zu machen," sagte er in mil­derem Tone,obwohl Sie mir den Sohn, die Stütze meines Alters geraubt haben."

Es geschah ohne mein Verschulden!" erwiderte ich ihm tonlos.Ein böser Dämon lenkte meine Hand. Meine Trauer um den geliebten Tobten dürfte an Tiefe der Ihrigen nicht nachstehen."

Ersah mich lange mit einem sonderbaren Blicke an.Ich verlor mehr an ihm, als Sie." gab er in langsamem Tone zurück;ich bin jetzt mit der Tochter dem Mangel und der Entbehrung preisgegeben. Ich habe unsere paar Wirthschaftssachen zu Geld gemacht. Dann haben wir unseren bisherigen Wohnort, in dein uns jede Gelegenheit zum Broterwerb voll­ständig abgeschnitten war, verlassen und sind Beide in die Welt hinausge­wandert. Aber da draußen ging's nicht viel bester. Es ist ein elendes Gewerbe, das eines Wandermusikers."

Ausnahmegesetzes nachsuchen werde. Nachdem die Novellen zur Aktiengesetz­gebung , sowie Regelung der Pensionsverhältnisse der Reichsbeamten und Offiziere angekündigt sind, giebt die Thronrede einen Ueberblick über unsere äußere Politik, deren Consequenzen von allerhöchster Stelle als äußerst günstig > und für Deutschland segensreich hingestellt werden.

Frankreich.

Die unbeschäftigten Arbeiter in Paris planen eine neue Ver­sammlung auf offener Straße. Es hat jedoch den Anschein, als ob dieser Plan von denselben anarchistischen Elementen ausginge, welche zum ver­gangenen Sonntag nach dem Saale in der Rivolistraße eine Versammlung einberufen hatten, um den Urhebern der Wiener Attentate ihre Sympathien kundzugeben. Bereits in jener Versammlung, der etwa 150 bis 200 Per­sonen beiwohnten, wurde einAufruf an die Bürger, Arbeiter!" verbreitet, dessen Inhalt deutlich seinen Ursprung erkennen läßt. Inzwischen ist die Pariser Polizei im Verein mit der englischen eifrig bemüht, etwaige Theilnehmer an den letzten Attentaten in London zu entdecken. Auch den Pariser Anarchisten sieht man scharf auf die Finger.

Tages - Neuigkeiten.

>V. 6. Stuttgart. 9. März. Wir haben bereits darauf auf­merksam gemacht, daß alle Nachrichten über den Gang der Untersuchung gegen die des Raubmords am Leonhardsplatz Verdächtigen mit größter Vor­sicht aufzunehmen seien, da die Sache Seitens der amtlich damit beschäftigten Personen selbstverständlich streng und geheim gehalten wird. Wenn dennoch verschiedene Blätter wie die Frkf. Ztg. den Stand der Sache genau kennen wollen, so ist das ihre Sache; wir glauben nicht daran; glauben dagegen, daß die mehrfach ausgesprochene Behauptung, Düttling sei der Mörder nicht, nur darauf beruht, daß Solche die ihn genau kennen, sagen, er sei zu einem '

Mord viel zu feig. Das wäre aber noch kein Beweis für den vorliegenden >

Fall. Daß er schon wegen Thierquälerei polizeilich bestraft wurde, ist Thatsache. !

Stuttgart, 4. März. Baummarkt. Es waren zugeführt 2200 » Hochstämme, 1000 Spalierbäume, 700 Rosenstämme, 4800 Beerenobststräucher, 5500 Wildlinge, eine Parthie Weiden, etwas Sämerei und von der Firma Straub und Bauzenmacher in Ulm Spargelfexer. Käufer waren sehr zahl­reich vertreten und es wickelte sich das Geschäft in der Hauptsache Vormittags ab. Nicht alle Nachfragen konnten befriedigt werden, weshalb ein zweiter Markt auf Dienstag, 11. März, anberaumt ist. Außer Hochstämmen waren sehr gefragt: landw. Sämereien, auch Band-, Kopp- und Rebenweiden. In Gartengeräthen boten Schmid Berger und Schmid Seible reichliche Auswahl.

Cannstatt, 7. März. Der Unfug, welcher erst kürzlich in Stuttgart von Engländern ausgeführt wurde, fand auch hier Nachahmung, insofern auch hier in einigen Straßen in der Nacht von Mittwoch auf den Donnerstag Verschiedenes zerstört wurde; es wurden Gartenzäune umgerifsen. Hofthore beschädigt und Gartenthorpfosten umgeworfen. Die Thäter sind bis jetzt noch nicht ermittelt.

Augsburg, 7. März. Ein grauenvolles Familien- drama hat sich am 5. d. in dem zum hiesigen Bezirksamte gehörenden, bei Schwabmünchen gelegenen Dorfe S cher stellen abgespielt. Wie der Abdztg. mitgetheilt wird, hat der dortige Zieglerssohn Michael Goßner, Unter­offizier bei der Landwehr, am genannten Tage, Abends zwischen 7 und 8 Uhr, im Wohnhause seiner Mutter nach vorausgegangenem heftigem Streite wegen Uebernahme des elterlichen Anwesens in unmittelbarster Nähe aus k

einem Revolver auf seine Mutter 4 und auf seinen Bruder 2 Schüsse ab- i

gefeuert. Von den 4 Schüssen traf die Mutter einer zwischen dem linken ' Auge und dem Nasenbein, ein Streifschuß am Kopfe, einer in den Unterleib und einer in den rechten Arm. Von den beiden auf den Bruder abgegebenen Schüssen ging einer fehl, der andere verwundete ihn, jedoch nicht gefährlich, an der Schulter. Auch bezüglich der Mutter hofft man, daß die Verwun­dungen nicht lebensgefährlich sind. Der Thäter, welcher nach der verübten Blutthat die Flucht ergriff, wurde bereits festgenommen und in das hiesige Landgerichtsgefängniß eingeliefert.

Wie der Berner Bund vernimmt, hat die gerichtliche Untersuchung

Ich stand auf, ging an meine Schatulle und nahm meine kleinen, in guten Papieren angelegten Ersparnisse heraus. Als ich sie vor ihm auf den Tisch legen wollte, schüttelte er mit einem verächtlichen Lächeln den Kopf und streckte abwehrend seine rechte Hand aus.Das ist's nicht, wes­halb ich gekommen bin," sagte er kalt.

So sagen Sie nur, was ich für Sie und Ihre Tochter thun kann. Es wird Alles geschehen, was in meiner Macht steht."

Er nickte befriedigt.Ich erwarte das von Ihnen," sagte er.Da Sie mir in dem Sohn die Quelle meiner Existenzmittel entzogen haben, so wird es billig sein, daß Sie fortan seine Stelle einnehmen."

Ich bin bereit, Ihnen die Hälfte meiner Einkünfte zufließen zu lassen," gab ich zur Antwort.

Mit diesem Versprechen kann ich mich nicht begnügen," fuhr er fort; fahrende Harfenistinnen sind selten Leute von Wort. Sie könnten mir ja schicken, was Sie für gut finden. Ich wäre nicht in der Lage, Ihre Ein­nahmen zu kontroliren und müßte zufrieden sein."

So nennen Sie mir die Summe, die Sie in bestimmten Raten zu­gesandt haben wollen, und wenn Sie nicht verlangen, was über meine Kräfte geht, werde ich die Beiträge stets zu erschwingen suchen."

Wieder schüttelte er mit jenem eisigen Lächeln, das seinen harten Zügen einen wahrhaft teuflischen Ausdruck gab, den Kopf.

Kommen wir zur Sache," sagte er rauh.Alles das kann mir nichts nützen. Sie werden sich uns anschließen, werden Ihre Kunst mit unseren Leistungen vereinen, sich in Allem, was das Geschäft betrifft, meinen An­ordnungen unterwerfen."

(Fortsetzung folgt.)

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