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Untersuchungsrichter, Landgerichtsrath Göhring, welcher von dem Präsidenten des Reichsgerichts mit der Einleitung der Untersuchung gegen Antoine auf Grund der M 81-87 des Strafgesetzbuches beauftragt worden ist. Die Nachricht von der Stellung eines Antrags auf Freilassung aus der Haft war insofern nicht genau, als Antoine einen solchen Antrag nur anfänglich beabsichtigt und dies dem Untersuchungsrichter gegenüber angedeutet hat. Er würde durch einen solchen Antrag nämlich die über ihn ausgesprochene Verhaftung als zu Recht bestehend anerkannt haben; dies hat er aber keines­wegs gethan, vielmehr hat er, wie es jedem Verhafteten nach dem Gesetze zusteht, eine Beschwerde gegen seine Verhaftung eingereicht, welche dem Reichsgericht zur Entscheidung überwiesen worden ist. Diese Entscheidung ist bis zur Stunde noch nicht eingegangen; erst wenn dieselbe ablehnend aus­fällt, würde der Antrag auf Freilassung gegen Kaution an die Reihe kommen. Der oben angegebene § 81 lautet unter Ziffer 3:Wer es unternimmt, das Bundesgebiet ganz oder theilweise einem fremden Staate gewaltsam einzu­verleiben oder einen Theil desselben vom Ganzen loszureißen, wird wegen Hochverrates mit lebenslänglichem Zuchthaus oder lebenslänglicher Festungs­haft bestraft; sind mildernde Unistände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unter 5 Jahren ein." Nach den Erläuterungen Oppenhofs zum Strafgesetz­buch kommt es bei der Wahl zwischen Zuchthaus oder Festungshaft darauf an, ob die Handlung aus einer ehrlosen Gesinnung entsprang, wie dies auch im § 20 des Strafgesetzbuches besonders vorgesehen ist. Nach § 82 ist auch der Versuch mit der Strafe des vollendeten Verbrechens bedroht, dagegen werden die Vorbereitungsverhandlungen zu einem Hochverrathe, bei welchem es noch nicht zu einem Anfang der Ausführung gekommen ist, nach Maßgabe der U 8386 bestraft, welche meist Zuchthausstrafe oder Festungshaft von verschieden langer Dauer androhen. (Straßb. P.)

Einem Korrespondenten desFigaro" gegenüber äußerte sich An­toine kurz vor seiner Verhaftung über seine politischen Anschauungen folgendermaßen:Sehen Sie, wir bilden hier eine französische Partei und alle meine Bemühungen gehen darauf hinaus, diese französische Partei auf­recht zu erhalten, die dem erobernden Deutschland Wider st and leisten soll. Hier gibt es weder Legitimisten, noch Orleanisten, noch Republikaner, noch Radikale; in der Protestpartei zählt man nur Franzosen, die den Tag herbeisehnen, wo sie zusammen mit dem Elsaß wieder französisch werden; mir denken nur an ein einziges Ziel: die Rückkehr von Metz und Elsaß an das französische Vaterland. Wenn wir nach Frankreich gehen, fragen wir, was man von uns denkt, ob man eines Tages für uns in Schlachtordnung treten wird, ob man für diese beiden Provinzen etwas unternehmen wird, die nach Erlegung der fünf Milliarden nun allein für die Fehler Frankreichs büßen. Das Kaiserreich allein trägt die Schuld, aber unter jeder Regierung ist es Frankreich, auf das wir hoffen, das uns nicht vergessen wird. Nichts wird mich von diesem Programm abwendig machen und ich erhebe die hei­ßesten Wünsche, daß eine nahe Zukunft uns das bringt, was wir seit so vielen Jahren schon so heiß ersehnen: die Revanche." Mit solchen Ansichten stellt sich Antoine in Kriegszustand zu dem Reiche, und darf sich nicht wundern, wenn das Reich sich wehrt. St.-Anz.

Ausweisungen von Sozialdemokraten sind in neuerer Zeit wieder in Altona vorgekommen. Am 6. Okt, wurden drei un­verheiratete ausgewiesen, einer davon bereits das zweite Mal, nachdem ihm auf seine wiederholten Eingaben die Rückkehr erlaubt worden war.

Dresden, 6. Okt. Dem jetzt in der Schweiz weilenden Meister Prof. Dr. Schilling, dessen Verdienste unter anderen auch Sachsens König durch Verleihung eines hohen Ordens ausgezeichnet hat,' bereitet bei feiner Rückkehr, welche für Mitte dieses Monats zu erwarten steht, die Bürgerschaft Dresdens einen festlichen Empfang. Am 18. Oktober, dem Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, soll unter Leitung der Dresdener Kunst­genossenschaft dem Schöpfer der Germania ein glänzender Fackelzug gebracht werden, zu welchem bereits viele Körperschaften mit Freuden ihre Betheilig­ung zugesagt haben.

Frankreich.

Das Ministerium hat ein Loch bekommen, und Herr Tibaudin, der größte Kriegsminister, ist aus diesem Loch hinausgeschlüpft. Des armen Mannes Gesundheit wer hätte es dem dicken Herrn mit dem fetten Ge­sicht geglaubt! war auf einmal so schwach geworden, daß er die bekannten

Gesundheitsrücksichten nehmen und seine Entlastung einreichen mußte. Die Suche nach einem neuen Kriegsminister ist bisher vergeblich gewesen und mußte die interimistische Verwaltung des Kriegsministeriums dem Marine- Minister Peyron übertragen werden. Die andauernde französische Re­gierungskrisis dürfte sich jedoch diesmal auf den Präsidenten der Republik erstrecken, der in der letzten Zeit nicht die mindeste Energie und Selbst­ständigkeit bekundet hat, und die Dinge gehen läßt, wie sie eben gehen wollen.

Statistik der Fremden. Die alle fünf Jahre veröffent­lichte Statistik gibt über die Zahl der in Frankreich lebenden Fremden

Ziffern:

1876

1881

Zunahme

Belgier .

. . 374,498

432,265

57,767

Italiener.

. . 165,313

240,733

75,420

Deutsche .

. . 59,028

81,986

22,958

Spanier .

. . 62,437

73,781

11,344

Schweizer

. . 50,203

66,281

16,078

Engländer

. . 30,077

37,006

6,929

Errg

l a n d.

F. Journ.

Die irische Nationalpartei hat ihren Herbst-Feldzug in Irland er­öffnet, und auch in England werden die irischen Parteileiter ihren Feldzug ohne Verzug beginnen. Die Agitation hüben und drüben hat bereits zu einem Konflikt zwischen der Regierungsbehörde und den Nationalisten geführt. Die Beziehungen zwischen England und Irland sind gespannter, als sie jemals gewesen. Die Parnelliten in England machen große Anstrengungen, um die irischen Wächter in den großen Fabrikstädten zu organisiren. Diese Agitation erbittert die Engländer weit mehr, als die aufrührerischen Reden, welche aus Irland, oder die Drohungen, welche aus Amerika herüber dringen. Sie fühlen, daß damit der Krieg in ihr eigenes Land gespielt wird.

China.

Der schlechte Zustand der Wege in Tonking macht den Fran­zosen gegenwärtig jede aktive Operation unmöglich, doch glauben dieselben st vollkommener Sicherheit, die unterwegs befindlichen Verstärkungen abwarten zu können. Die Verhandlungen mit China dürften nicht zum Ziele führen, da das letztere noch günstigere Bedingungen zu erreichen vermeint, indem es die Verhandlungen in die Länge zieht und auf eine Veränderung der Politik des französischen Ministeriums oder auf eine französische Niederlage in Tonking rechnet. Die Zustände in Kanton sind äußerst bedenklich, die chinesische Be­völkerung ist im hohen Grade erregt und den Ausländern gefährlich, kurz reif für die Rebellion. Der Verkehr zwischen einheimischen und Ausländem hat gänzlich aufgehört. Kanonenboote schützen das von Ausländern bewohnte Viertel.

Amerika.

Die Zusammenberufung eines Concils aller nordamerikanischen Erz­bischöfe und Bischöfe in Rom ist bestimmt beschlossen und dürste dasselbe Anfang nächsten Monats stattfinden.

Tages. Neuigkeiten.

4V. Calw, 9. Okt. Eingesdt. Am letzten Sonntag fand bei A. Ziegler z. alt. Post die angekündigte Versammlung der Bienenfreunde statt, um sich von Dreher Weik hier zunächst den aus Frankfurt a. M. mitgebrachten, sog. Gravenhorst'schen Bogenstülper, eine Strohwohnung mit beweglichem Bau, näher erklären zu lassen und gaben die Anwesenden zu, daß in unserem Klima eine solch warmhaltige und zugleich so sauber gear­beitete Bienenwohnung bei ebenfalls nicht zu hohem Preis, wenn auch die Form etwas verändert, eine Zukunft haben müsse. Sodann wurde ein neu­erfundenes Weiselhäuschen erklärt, dasselbe dürste, weil verschiedenen Zwecken dienend, ebenfalls Verbreitung finden. Von da auf die mündlichen Verhand­lungen übergehend, welche auch in Frankfurt meist wissenschaftlicher Natur waren und hier zu weit führen würden, wurde auf die Nothwendigkeit des in Ausarbeitung begriffenen Bienenschutzgesetzes hingewiesen und dabei die Nützlichkeit der Bienenzuchtvereine betont, die auch im Lauf der nun folgen­den allgemeinen Unterhaltung, wobei Jeder etwas lernen konnte, allgemein

Das ist die Entschuldigung eines Philosophen," versetzte Ottilie im leichten Conversationstone, aber üben diese einsamen Studien denen Sie sich mit so lebhaftem Eifer hinzugeben scheinen, wirklich eine so große An­ziehungskraft auf Sie aus, daß Sie sich in so auffallender Weise von jedem Umgänge mit Menschen fern halten? Glauben Sie nicht, daß es Personen gibt, die auch ein Verständniß für Ihre Ideen haben?"

Sie schlug bei den letzten Worten ihre Augen mit einem verlockenden Strahl zu ihm auf. Er hatte sie forschend angesehen, aber das leise Zucken um seine Mündwinkel war ihr entgangen.Nein!" sagte er kurz, fast rauh. Ich glaube nicht, daß es Menschen gibt, die mich verstehen können und wünsche auch nicht einmal, daß dieß der Fall sein möge. Ich ziehe den Um­gang mit großen Todten dem mit den Lebenden vor."

Verzeihen Sie mir, Herr Steinsels, wenn ich eine wunde Stelle Ihres Herzens berührt haben sollte", nahm Ottilie das Wort,jedenfalls haben Sie triftige Gründe für Ihre Handlungsweise und sind ja auch Niemanden dafür verantwortlich."

Die habe ich allerdings", versetzte er in bestimmtem Tone, während ein bitteres Lächeln um seine Lippen spielte,und die Studien, denen ich mich überlasse, üben in der That einen mächtigen Einfluß auf mich aus, denn sie lassen mich Manches vergessen, was mir meine Einsamkeit zur unerträg­lichen Qual machen würde."

Ottilie bemühte sich mit großer Zartheit, das Gespräch auf einen andern Gegenstand hinüberzuleiten, was ihr auch gelang. Sie sprach von dem Ball, vom Tanzen, über Musik, über Kunst im Allgemeinen mit großer Gewandt­

heit und Lebhaftigkeit. Der Fremde ging auf jedes von ihr angeschlagene Thema mit einer Leichtigkeit und Sicherheit ein, wie sie nur die gediegenste Bildung des Geistes verleihen konnten; aber erdrückte sich über jeden Gegen­stand so klar, bestimmt und scharf aus, daß derselbe bald erschöpft war. Ottilie fühlte die Ueberlegenheit seines Geistes.

Wie gern hätte sie ihm gegenüber in ähnlicher Weise geglänzt, allein dazu fehlten ihr nicht nur tiefere Bildung und Lebens-Erfahrung, sonder« auch Schwungkraft und Elasticität des Geistes.

Während sie noch vergeblich rang, ihrer Befangenheit Herr zu werden, öffnete sich die Saalthür, um einen neuen Gast einzulassen. Der Ankömm­ling war ein junger Mann von ungefähr 22 Jahren, der neuesten Mode entsprechend gekleidet, sorgfältig frisirt, mit Ringlein und Kettlein wohl be­hängen, so daß man in jedem Zoll den geschniegelten und gebügelten Stutzer erkannte, welcher in überwiegender Jugendeselei danach trachtet, in Damenkreisen gefeiert zu werden.

Ein Blitz der Ueberraschung glitt über Ottilien's Antlitz. Sie hatte auf den ersten Blick Karl Norbert, ihren Cousin, erkannt, welcher in der Residenz dem Studium der Architektur oblag und jetzt, urplötzlich und uner­wartet, ein ächter Deus ex maetiinr,, in die Versammlung trat.

Der elegante Jüngling schien derartige Überraschungen schon öfters in Scene gesetzt zu haben. Nur so ließ sich das triumphirende Lächeln in seinen Zügen erklären und die Sicherheit und Gewandtheit, mit welcher er aus Verwandte und Freunde zuschritt, und sie begrüßte.

(Fortsetzung folgt)