5) Ist die Aufforstung einer Versuchsfläche gelungen, so untersteht dieselbe -er Aufsicht der zuständigen Forstbehörde ohne deren Genehmigung bezw. diejenige der Centralstelle dieselbe nicht mehr ausgerottet und zu einer andern Cultur benützt werden darf.

6) Der Beitrag für eine Anlage wird ausbezahlt, sobald die Horizontal­gräben angelegt und die jungen Waldpflanzen gesetzt sind.

Das Oberamt wird nun beauftragt, diesen Erlaß zur Kenntniß der Angehörigen des Bezirks zu bringen, im Benehmen mit dem landwirthschaft- lichen Bezirks-Verein die Anstellung solcher Versuche an geeigneten Orten in Anregung zu bringen und sofern eine bestimmte Absicht hiezu sich irgend­wo zeigt, wegen Einleitung des Weiteren an uns zu berichten.

Stuttgart, den 11. Aug. 1883.

__ Werner.

Calw.

An die Ortsvorsteher.

Die Ortsvorsteher werden hiemit auf den im neuesten Ministerialamts- blatt (1883 Nr. 12, S. 195) veröffentlichten Erlaß des K. Ministeriums des Innern, betr. die Quittungen über militärische Vorspannleistungen vom 13. d. Mts. zur genauen Nachachtung hiemit hingewiesen.

Den 24. August 1883.

K. Oberamt.

F l a x l a n d.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Der Artikel derNordd. Allg. Ztg." gegen die französ. Hetzereien steht noch im Vordergrund der Diskussion. Die Ansicht, daß hinter jenen Auslassungen des offiziösen Blattes mehr zu suchen ist, als eine einfache Zu­rechtweisung der französ. Presse, greift immer mehr Platz. Die Straßburger Post schreibt:Der Artikel der Nordd. Allg. Ztg. gibt der Lage mit einmal ein sehr ernstes Gepräge. Es müssen hinter den Coulissen ganz eigenthümliche Dinge vorgegangen sein, wenn man im Zuschauerraum das Blitzen und Donnern mit solcher elementaren Kraft vernimmt! Ueber die Natur des Feuers, das solchen Rauch zu erzeugen vermochte, sind heute noch nicht ein­mal Vermuthungen möglich. Nur die eine Annahme erscheint fast gewiß, daß, ehe ein solcher Artikel möglich war, in dem direkten Verkehr der beiden Regierungen, die hier in Frage kominen, irgend ein Zwischenfall eingetreten ist. Die Haltung der französischen Presse, die ja leider in der letzten Zeit auf deutscher Seite kein anderes Gefühl zu erzeugen wußte, als das der Bitterkeit, kann doch wohl kaum allein zu solcher Kundgebung geführt haben." Noch weiter geht dieElsaß-Lothr. Ztg." Dieselbe kommentirt das Erscheinen des Nordd. Ztgs.-Artikels in Verbindung mit der Einberufung des Bundes- rathes dahin,daß durch die plötzliche Einberufung des Bundesrathes den verbündeten Regierungen die Möglichkeit gegeben sei, der Mahnung, die deutscherseits gleichzeitig an Frankreich ergangen, erforderlichen Falls sofort den nöthigen Nachdruck zu verleihen. Frankreich werde jedenfalls der Leiden­schaft seiner Presse, welche seit einigen Wochen den Krieg ankündige, und der Agitation, von welch letzterer man in Elsaß-Lothringen in neuester Zeit so viele Beispiele gesehen, kein anderes Ergebniß zu danken haben, als eine neue politische Demüthigung." Selbst dieFranks. Zeitung" stellt sich in diesem Fall auf die Seite desfreiwillig gouvernementalen" Blattes. Der längeren Besprechung, welche die Frankfurter Zeitung dem Fall zu Theil werden läßt, entnehmen wir Folgendes:-Das Treiben der chauvinistischen Hetz­

presse könnte leicht im Ausland die Meinung erwecken, daß das ganze fran­zösische Volk von Haß- und Rachegedanken erfüllt sei, und dann kann Nie­mand sicher sein, ob nicht die unermüdliche Kriegspredigt schließlich doch einen tiefen Eindruck auf das Land macht, so daß in einem verhängnißvollen Augen­blicke die Stimme der Mäßigung und der ruhigen Abwägung vom Kampf­geschrei des Chauvinismus übertönt wird.-Das Uebel wird haupt­

sächlich in der Presse verübt, also kann und muß es auch vorzugsweise in der Presse bekämpft werden. Die Preßfreiheit gibt den Unbesonnenen nicht blos mehr Rechte, sondern legt auch den Besonnenen eine höhere Pflicht auf.

Ich hatte kein Ohr mehr für das unerquickliche Pathos des weiland Karl Moor und seiner Genossen. Ruhig beschäftigte ich mich mit meinem Abendessen und hing dabei meinen Gedanken nach. Aus diesem wurde ich jedoch plötzlich auf eine eigenthümliche Weise aufgeschreckt. Von den Brettern herab klang eine Stimme, die ich unter Tausenden heraus erkannt hätte. Spiegelberg hatte seine bramarbasirende Rede begonnen. Er war eben dabei seinen Kameraden aus einander zu setzen, was sie ohne ihn, den großen, genialen Mann, sein würden u. s. w. und jedes seiner Worte hallte wie ein Glockenschlag in meinem Herzen wieder. Es war mir mit einem Male, als habe ich mein ehemaliges Gespräch mit dem Matrosen Jemm erst in diesem Augenblick abgebrochen..

Alles an mir und in mir zitterte und bebte. Unmöglich ist's mir, ein Bild zu entwerfen von den widerstreitenden Empfindungen, die mich durchstürmten. Aufspringen, nach der Billetkasse stürzen und ein Billet lösen, war das Werk eines Augenblicks.

Ich hatte mich nicht getäuscht. Da stand Spiegelberg, süss Jemm, im fadenscheinigen Burschsnkostüm und raisonnirte und flunkerte, daß jedem unbefangenen Zuhörer das Herz im Leibe hätte lachen können. Und wie richtig der Schurke seine Rolle auffaßte! Hatte es nicht den Anschein, als sei er wirklich der schlaue Bandit, den er auf den weltbedeutenden Brettern vorstellte? Und begänne seine Schauspielkunst nicht erst in dem Moment, mit welchem er von der Bühne abtrat, um die Rolle des ehrlichen Mannes zu spielen?

Er hatte sich wenig verändert, wenn überhaupt unter den obwaltenden Umständen von einer Veränderung die Rede sein konnte. Sein dunkelblondes

Dieselbe besteht in erster Linie darin, daß jeder Mißbrauch verhütet oder durch entgegengesetzte Kundgebungen unschädlich gemacht wird. Die vernünf­tige republikanische Presse sollte dieser Pflicht um so eher Nachkommen, als sie weiß, daß die republikanische Regierung selber nicht eingreisen kann, ohne die schwer errungene Preßfreiheit zu schädigen oder sich dem odiösen Scheine auszusetzen, als folge sie einem Druck von Außen. Unter diesen Umständen kann man dem neuestenkalten Wasserstrahl", den dieNordd. Allg. Ztg." nach Frankreich gerichtet hat, die Berechtigung nicht absprechen. Die Kund» gebung ist eine ernste Mahnung an die Hetzer, ihr Handwerk zu lassen, und an die Gemäßigten, ihres vermittelnden und beschwichtigenden Amtes besser zu walten, und in diesem Sinne kann jeder Deutsche sich ihb anschließen; das Recht hat er ohnehin, in einer Sache, die vornehmlich auf ihn gemünzt ist, ein Wort mitzureden." DieFrance" schreibt unter der Ueberschrift Eine Herausforderung" :Die Nordd. Allg. Ztg. verklagt Frankreich als den Feind des europäischen Friedens. Diese Rolle sei jetzt von Rußland auf Frankreich übertragen. Der herausfordernde Ton der deutschen Presse folge stets einem officiösen Befehl. Fürst Bismarck, dem es gelüngen sei, um den Kaiser die monarchischen Höfe und Staaten zu vereinigen, versuche jetzt diese gegen zwei Völker aufzustellen, deren Unabhängigkeit zu zerstören ihm unmöglich sei. Es gezieme den Franzosen nicht, auf Drohungen zu antwor­ten, die ihnen nur die Ruhe und die Kaltblütigkeit nehmen sollen. Bleibe Frankreich friedlich und stark, so habe es deutsche Prahlereien nicht zu fürch­ten. Aber es sei Zeit, der Regierung die Pflicht aufzulegen, eine weniger abenteuerliche, weniger den Verwicklungen ausgesetzte Politik zu verfolgen.

Die ZeitungParis" bringt einen Artikel mit der Bemerkung:Wir glauben nicht an den Teufel." Gleichzeitig enthältParis" einen Artikel, in welchem alle Banquiers, Kaufleute und Fabrikanten aufgefordert werden, keinem Deutschen in Paris Beschäftigung zu geben. DieGazette de France" sagt: Die ganze politische und finanzielle Welt ist lebhaft erregt über den Artikel, der wie eine Bombe heute in Paris hineinfiel. Das Bismarckblatt bedeutet den Franzosen in heftigen Ausdrücken, daß die Deutschen des Ge­schwätzes der französischen Blätter müde seien, die nur von Revanche sprechen >

und sich erlauben, ihre Sympathien für Elsaß-Lothringen auszudrücken. '

Deutschland übersieht, daß die französische Republik recht hat, die Haltung einer freien, unabhängigen Nation zu behaupten. Die Republik soll durch den Fürsten Bismarck niedergedrückt werden, damit dieser sie als Vasall be­trachten kann. Frankreich wird als einziges Hemmniß des allgemeinen Frie­dens hingestellt. NachLe Siecle" wird das Publikum den Artikel mit gleichem Bedauern und Gleichmuth lesen. Frankreich 1883 sei nicht Frank- ! reich 1873. Frankreich wünsche Frieden mit seinen Nachbarn; es besitze aber genug Soldaten, um unberechtigte Drohungen zu verachten. W. Ldztg. ^

Frankreich. l

Fr oh s d orf, 24. Aug. Graf Chambord ist heute gestorben. !

Henri Charles Ferdinand Marie Dieudonnö von Artois, Herzog von '

Bordeaux, Graf von Chambord, Vertreter des ältern Hauses Bourbon und 's

der Ansprüche desselben auf den Thron von Frankreich, war der Enkel s Karls X., der Sohn des 1820 durch Louvel ermordeten Herzogs von Bern und der Prinzessin Karol. Ferdinandine Louise von Neapel, wurde geboren den 29. September 1820 in Paris. Der Prinz, dessen Erziehung wesentlich Baron Damas leitete, erhielt auf seines Großvaters, des regierenden Karls X. Betrieb, zwei Jesuiten aus Rom zu Untererziehern, welche aber bald durch Militärs ersetzt wurden, während er zuerst unter dem Einflüsse seines Onkels des beschränkten Herzogs von Angoulöme, der zu Gunsten seines Neffen auf den Thron verzichtete, in ultramontanen und absolutistischen Grundsätzen erzogen worden war.

Im Jahre 1846 vermählte er sich mit der Prinzessin Marie Therese Beatrix Gaötana der Schwester des Herzogs von Modena. Der Vereinig­ungspunkt der Familie ward hierauf die Herrschaft Frohsdorf (Froschdorf bei Wien) wo die Herzogin von Angoulsme wohnte und die nach dem Tode in den Besitz des Prinzen (Graf Chambord) überging. Seinen zahlreichen Anhängern, den Legitimisten, gelang es jedoch nicht, ihren Zweck zu erreichen.

Nach der französ. Revolution 1848 entwickelten dieselben die größte Rührig­keit, unterstützten aber vorerst die Präsidentschaft Ludwig Bonapartes, der dann bekanntlich 7. Novbr. 1853 zum erblichen Kaiser durch allgemeine

Haupthaar war unter einem schwarzen Toupet versteckt und ebenso war das Schnurrbärtchen unter dem Uonri qustro aufgeklebt. Ich glaube, ich würde den Menschen mit derselben Sicherheit wieder erkannt haben, wenn er die an manchen Bühnen für diese Rolle übliche rothe Haartour gewählt hätte.

Trotz meiner Freude über den Fund sah ich doch bald genug ein,

daß mit dem Wiederfinden und Wiedererkennen des Gauners so gut wie

nichts gewonnen war. Ich befand mich ja nicht in der Lage, das Geringste gegen ihn unternehmen zu können. Ich hatte weder das Recht, ihn zu ver- ^

haften, noch ein Examen mit ihm anzustellen. Ich war ja nicht mehr im ß

Amte ich war ein Nichts ein Schatten!

Ich hätte die Polizei ins Vertrauen ziehen können. Damit aber gab

ich zuviel aus der Hand. Wie schön würden die Herren Polizisten die

Sache zu ihrem Vortheil ausbeuten, sich mit fremden Federn schmücken, die Frucht heimtragen und mich achselzuckend sitzen lassen! Stein das Geheim- niß mußte so lange mein bleiben, bis ich selbst das Recht hatte, es der Welt kund zu thun.

Ich beschloß, die Angelegenheit in einem langen Berichte dem Anklage- fenat des Kammergerichts der Vorgesetzten Behörde des Untersuchungsver­fahrens vorzutragen, und gleichzeitig um Vollmacht zu bitten, selbstständig die Sache in die Hand nehmen zu dürfen, zu welchem Behufs das Präsidum des Kreisgerichts angewiesen werden möge, mich ohne Verzug in meine früher innegehabte Stellung wieder einzusetzen.

(Fortsetzung folgt.) i