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Schmidt unter § 212 zu stellen ist. Der Vertheidiger R.A. Becher be­schränkte sich darauf, den Fall Weber auch auf § 212 wie bei Schmidt Mord aus Rache zurückzuführen. Die Ausrede des Angeklagten der Noth- wehr bei Schmidt ließ er fallen. Die Geschworenen bejahten die Frage 1 und 2 auf einfachen Todtschlag bei Schmidt und auf erschwerten bei Weber, daher der Staatsanwalt das höchste nach dem R.S.G. zulässige zeitliche Strafmaß von 15 Jahren Zuchthaus beantragte, eventuell es dem Gerichts­hof anheimstellte, ob er nicht die Verhängung der lebenslänglichen Zuchthaus­strafe für angezeigt halte, welche das Gesetz hier zulasse und die der Ange­klagte wohl verdient hätte. Der Vertheidiger bemühte sich, um die lebens­längliche Zuchthausstrafe zu beseitigen. Der Gerichtshof erkannte auf 15 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust.

>V. 6. Stuttgart, 3. Juli. Der Extrazug, der I. M. die Königin, I. Kais. Hoh. die Frau Herzogin Wera mit den Prinzessi­nen Elsa und Olga nach Friedrichshafen zum Sommeraufenthalt bringt, ging heute Morgen 8 Uhr von hier ab und hielt in Cannstatt, wo I. Majestät und II. KK. Hoheiten von der Villa Berg aus kamen und einstiegen. Die Frau Herzogin Wera begibt sich von Friedrichshafen aus zunächst zu einer Cur nach St. Moriz im Engadin. I. K. H. die Frau Prinzessin Friedrich ist heute Mittag hier eingetroffen, wird aber in einigen Tagen sich nach Villa Seefeld, am Bodensee, begeben.

Friedrichshafen, 2. Juli. Ihre Maj. die Königin wird morgen Dienstag Mittag 1 Uhr per Extrazug zum Sommeraufenthalt hier eintreffen.

Hall, 2. Juli. Unser Landesschießen hat gestern, vom herrlichsten Wetter begünstigt, seinen Anfang genommen. Die Stadt hat ihr schönstes Festkleid angezogen. Durch Tagwache und Böllerschüsse wurde der Fest­morgen eingeleitet. Dann ging es an den Empfang der Gäste, die überaus zahlreich eintrafen, und von einer großen Menschenmenge erwartet wurden. Besonders stattlich war der Extrazug, der festlich bekränzt die Teilnehmer von Stuttgart, Cannstatt, Eßlingen, Gmünd, Waiblingen, Backnang rc. brachte. Mit dem Landesausschusse hatte sich auch der Herr Staatsminister des Innern v. Höl der zum Feste eingefunden. Nach einem Willkomm­gruß durch den Oberschützenmeister der hiesigen Schützengilde, Büchsenmacher Reitz, und Erwiderung desselben Namens des Landeskomite's durch Landes­oberschützenmeister Föhr von Stuttgart ordnete sich der Festzug. In der Stadt standen dicht gedrängt, Kopf an Kopf, die Zuschauer aus Nah und Fern, kaum Raum lassend in den engen Straßen zu einer Fahrstraße für den Zug; alle Fenster waren besetzt bis unter das Dach. Voran ritt der Herold mit dem Stadtwappen im Brustschild, begleitet von zwei Scheibenzeigern. Dann kam die erste Gruppe, der Siederhof mit seiner Musik, an den sich der Landesausschuß (Föhr, Feser, Mauser, Junghans, Berreth) mit der Bundesfahne und den Ehrengästen, die bürgerlichen Kollegien und die Schü­tzen von Stuttgart schlossen. Zwischen den einzelnen Gruppen, die nun folg­ten: den in Felle gehüllten Germanen, den Jägern mit dem Grafen von Westheim und Schenk von Limburg, dem Kaiserzug, Kaiser Maximilian und seine Gemahlin auf stattlichem, von 4 Ochsen gezogenem Wagen mit glänzendem Gefolge, den Schaaren der Landsknechte und dem Gaben­tempel, dem lustigen Zuge des Pritschenmeisters Hans Wartmann, und der den Schluß bildenden Gruppe von Zigeunern und allerhand fahrendem Volke waren wie üblich die Schützen und Vereine mit ihren Fahnen vertheilt, wo­durch dem Auge wohlthuende Abwechslung geboten wurde. Gegen '/»3 Uhr kam der überall mit Jubel aufgenommene Zug auf dem Festplatze, der Lim­burg, an. Hier und auf dem Unterwöhrd entwickelte sich nun, während die Schützen um die Preise rangen, das bunteste Leben. Das Schießen begann erst nach 2 Uhr. Den ersten Becher im Stand schoß Fabrikant Stohrer von Stuttgart heraus um 3 Uhr 50 Min. Der erste im Feld fiel Robert Käs von Backnang, der 3. Rud. Käs von Backnang zu. Um 8 Uhr begann im Soolbadsaale das Bankett, bei welchem Oberschützenmeister Föhr von Stuttgart den ersten Toast auf Seine Majestät den König, den besten Schützenfreund, ausbrachte. Darauf hieß in längerer Rede Stadtschultheiß Wunderlich von hier die Schützen und Festgäste Seitens der Stadt auf's Herzlichste willkommen. Ihm dankend sprach der Herr Staatsminister des Innern v. Hölder über die 3 hauptsächlichsten Schützentugenden:

sicheres Auge, feste Hand und heiteren fröhlichen Sinn, und führte aus, wie diese Tugenden jedem Staatsbürger nöthig seien und wie von ihrem Besitz, ihrer Pflege das Wohl des Gemeinwesens abhänge. Darum erblicke er in der Hochhaltung dieser Tugenden das ideale Ziel der Schützenvereine. Mit rauschendem Beifall wurde das Hoch auf diese drei Schützentugenden aus­genommen. Es folgte noch eine Reihe von Toasten bei heiterstem Zusam­mensein, bis die Vertheilung der Gaben vorgenommen wurde. Ueberall herrschte frohes Leben bis zu später Stunde. Vom Schützentage wurde als Ort des nächsten Landesschießens Cannstatt einstimmig gewählt.

Heilbronn, 2. Juli. Bei der internationalen Regatta in Zürich siegte das vierrudrige BootHeilbronn" der Nudergesellschaft Schwaben" gegen Lyon und Zürich und errang den ersten Preis von 1000 Frcs.

Musikalisches.

Am nächsten Sonntag wird der Kirchengesangverein in Calw Hiin- del's Messias zur Aufführung bringen, ein Werk, durch welches allein schm der Meister sich für alle Zeiten den Ehrenplatz neben seinem großen Zeitge­nossen Joh. Seb. Bach errungen hätte, auch wenn wir sonst kein Oratorium von ihm besäßen, ein Werk, welches aber auch überall empfängliche Herz« findet und tiefen Eindruck macht. Es ist darum auch ein großes Verdienst des Kirchengesangvereins, daß er nach Vorführung einzelner Stücke aus dem Messias und nach der Aufführung des ganzen Werks mit Clavierbegleitung vor einigen Jahren, das Oratorium nunmehr bereichert durch die Begleitung eines kleinen Orchesters, den Freunden kirchlicher Tonkunst der Stadt und des Bezirks Calw darbietet. Das ist ja nichts überflüssiges; denn hier gilt nicht das Wort: das habe ich schon gehört: also bleibe ich weg, sondern: also gehe ich um so mehr hin. Je öfter man ein solches Werk hört, desto gründlicher wird das Verständniß im Ganzen und Einzelnen und darum desto reicher der Genuß und müheloser die Freude. Dem Wunsche, Stadt und Land, Hohe und Niedere, Große und Kleine, zu dieser edlen würdigen Freude einzuladen, entstammen auch folgende kurze Worte über den Componisten und sein Werk:

Georg Friedrich Händel wurde am 23. Februar 1685 zu Halle an der Saale geboren. Obwohl er schon in zartem Alter ein bedeutendes mu­sikalisches Talent zeigte, beharrte sein Vater auf seinem Willen, daß der Sohn ein Jurist werde und verbannte deßwegen jedes Instrument und jede Note aus seinem Hause. Der Knabe mußte sich fügen und lernte sein Latein, wußte aber doch Zeit, Gelegenheit und Instrumente zum Spielen zu finden und erregte schon als 8jähriges Büblein Bewunderung durch sein Orgelspiel. Von da an durfte er wenigstens neben seinem Studium Musik treiben. Als aber der Vater gestorben war, gab der 18jährige Jüngling das Studium der Rechtswissenschaft ganz auf, um sich für immer der Musik zu widmen. Er schnürte sein Bündel und gieng nach Hamburg, wo damals die einzig gute Oper in Deutschland war, in welcher er bald als Violinist, bald als Klavierspieler, bald als Dirigent thätig war, ohne daneben die Orgel zu ver­gessen. 1704 componirte er schon seine erste Oper, welche großen Beifall fand. Nach verschiedenen Reisen und kürzerem Verweilen in England und Italien, ließ er sich endlich dauernd als Direktor der König!. Academie der Musik in London nieder, wo er seinen Ruf hauptsächlich durch das Io voum und gudilsto, zur Feier des Utrechter Friedens 1713 componirt, begründet hatte. Er war von jeher für England eingenommen, weil er die großar­tigen Verhältnisse des Landes für einen günstigen Boden hielt um seine großen Gedanken ausführen zu können. Aber es fehlte ihm auch nicht an vielen und schweren Kämpfen, so lange er auf dem Gebiete der Oper ar­beitete, so daß er sich endlich 1737 zurückziehen und eine Kur in Aachen brauchen mußte. Diese war in jeder Hinsicht für ihn heilsam. Denn wäh­rend dieser Zeit der stillen Einkehr und Sammlung reifte in ihm der Ent­schluß, sich von nun an ganz der Composition von Oratorien zu widmen und dem Theater den Abschied zu geben. Damit war nun Händel eigent­lich erst auf seinem rechten Wege; er hatte gefunden, wozu er von Anfang an bestimmt war und hat sich durch seine Oratorien einen Platz erobert, welchen ihm noch keiner streitig gemacht Hot. Wie wir beim Lutherdenkmal in Worms alle die herrlichen Gestalten bewundern, aber die eine Gestalt Luthers ragt über alle anderen mächtig empor, so sind die Oratorien Händel's alle Zeugnisse seines reichen und schöpferischen Geistes wir nennen nur

men sein? Bedenkt doch, so ein Esel mit Zopf und Kattunschabracke verräth sich ja aus Schritt und Tritt."

Oh!" meinte Sternberg gedehnt, indem er den Seemann mit seinem überlegenen Lächeln fixirte,er hat sich auch verrathen."

Wodurch?" Die Züge des Fragers drückten die höchste Spannung aus und ebenso schien es dem Beamten, als habe die Stimme ein ganz klein wenig von ihrer sonstigen Sicherheit verloren."

Sehen Sie, der neumodisch garnirte Damenhut, welchen der Gaudieb auf das künstliche Haartoupet zu befestigen hatte, büßte bei der allzu eiligen und vielleicht auch ein wenig rohen Behandlung einige Hälmchen und Flöck­chen von der Blumengarnitur ein. Die Polizei-Vigilanten sind scharfsichtige Leute. Sie suchten weiter und"

Er hielt inne und that, als forsche er in seinen Erinnerungen nach.

Und fanden?"

Und fanden den Messingausläufer eines winzigen Schnürsenkelchens. Der Gaudieb muß auffallend kleine Füße haben, da es ihm gelungen ist, sie in ein Paar Damenstieselchen zu zwängen!"

Die Augen des Kriminalkommissärs hefteten sich bei den letzten Worten auf die groben Lederstiefel des Zuhörers. Seinem Adlerblick entging ein kaum merkliches Zucken in den Beinen desselben nicht.

Das heißt, für einen Seemann habt Ihr auch ganz niedliche Füß- lein!" bemerkte er trocken.

O ja! ich kann den Stiefel förmlich abschlenkern!" rief der Andere und Züge sowohl als Worte trugen nun vollständig den Ausdruck befriedig­ter Eitelkeit. In der That schwenkte er ein paar Mal den rechten Fuß

durch die Luft und brach in ein klingendes Lachen aus, als der Stiefel in die Ecke flog.

Sternberg war zu sehr Menschenkenner, um sich durch das Manöver des Schiffers von seinem Feldzugsplan ablenken zu lassen, mit so außeror­dentlicher mimischer Kunst ihm dasselbe auch ausgeführt dünkte. Es wollte ihm sogar scheinen, als gäbe sich bei alledem eine gewisse Unruhe und Ge­reiztheit im Wesen des jungen Seemannes zu erkennen. Darin konnte er sich auch irren. Die Spannung, welche die unheimliche Geschichte hervorries, mochte ebensowohl die Ursache sein.

Bitte, fahren Sie fort!" mahnte der Schiffer, den Stummel seiner Cigarre durch eins der Gucklöcher schleudernd, worauf er wieder zum Priem- tabak griff und eine ansehnliche Quantität in den Mund stopfte.

Man folgte den Spuren des zierlichen Damenfußes und kani an einen See, an dessen Ufer ein Kahn lag, welcher noch die Anzeichen der Benützung trug. Der Mörder war bis auf die Mitte des Sees hinausgerudert. Könnt Ihr Euch denken, zu welchem Zweck?"

Um die Blutspuren zu vertilgen, welche seine Hände und Kleider entstellten!"

Bitte um Entschuldigung, ich kann's Euch besser sagen! Er hat die­jenigen Theile seiner Garderobe, in welchen er in der Eberschenke eingetroffen und jedenfalls auch die That begangen, versenkt."

Man muß die Kleider wieder finden!" murmelte der Zuhörer.

(Fortsetzung folgt.)

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