Bei der kürzlich vorgenommenen ersten Prüfung für den höheren Justizdienst ist u. a. Kandidaten für befähigt erkannt worden: Rentschler, August, von Calw.

>V. 6. Stuttgart, 1. Juli. Zum Haller Landes­schießen ging heute früh vor 7 Uhr der Extrazug mit der hies. Schützen­gilde und vieler Freunde über Cannstatt, Waiblingen, Backnang rc. ab mit herrlich bekränzten Wagen, die mit den in Cannstatt angehängten Wagen 16 an der Zahl waren. Ein Ehrenmitglied der hiesigen Gilde, Se. Exz. der Herr Staatsminister Dr. v. Holder, fuhr ganz einfach in einem Wagen UI. Classe mit. Von hier und Cannstatt mögen etwa 6700 Personen abgefahren sein. Heute Nacht läßt die Eisenbahnverwaltung für Solche, die morgen früh wieder hier sein wollen, einen Extrazug hiehergehen. Manche wollen nur den historischen Festzug mit den Siedern rc. bewundern; denn auf das Arrangieren solcher verstehen sich die Haller ganz besonders.

Nur eine Viertelstunde zuvor ging der Ulmer Zug über Cannstatt ab, mit welchem die hiesigen und Cannstatter Theilnehmer an dem 3. Ver­bandstag gewerbetreibender Bäcker und Conditoren Württembergs, die auch einige Wägen ausfüllten, abfuhren. Nach dem uns vorliegenden Pro­gramm findet heute, 1. Juli, um 11 Uhr Vorm, die feierliche Eröffnung der Fachausstellung in der Turnhalle statt. Morgen, Montag 2. Juli, Vorm. 10. Uhr, beginnen die Verhandlungen im Saale zumgoldenen Hirsch". Die Tagesordnung derselben ist folgende: Rechenschaftsbericht und Wahlen; Aufforderung zur Errichtung weiterer Genossenschaften oder Innungen und Anschluß an den Verband; Umarbeitung der Jnnungsstatuten nach dem neuen Jnnungsgesetze; die Ausbildung der Bäckerlehrlinge unter der Oberaufsicht der Innung; über Abgabe von Germania-Arbeitsbüchern; Berathung über Abhaltung des nächsten Verbandstags; das norddeutsche Uebergewicht; über den Verkauf von Kommisbrod an Private und die Mittel zur Beseitigung desselben; über das Hausiren mit Backwaaren, ev. Petition an den Landtag um höhere Besteuerung des Hausirhandels; Besprechung der Verhandlungen des Centralkomites zu Berlin. Nach Beendigung der Verhandlungen ge­meinschaftliches Festessen im Hirsch. Abends Concert auf der Wri­tz elmshöhe. Am Dienstag, 3. Juli, Besichtigung des Münsters. Morgens 8 Uhr. Hernach Spaziergang auf die Wilhelms bürg; von dort zurück auf den Bierkeller zumrothen Ochsen". Mittags Wasser­fahrt in die Friedrichsau.

In Sachen der Pferde-Eisenbahn wird uns mitgetheilt, daß die neue Gesellschaft, welche der bisherigen die Aktien und alle Rechte derselben abzukaufen im Begriff stehe andererseits heißt es, der Abschluß sei bereits erfolgt eine Nürnberger Kapitalistengesellschaft sei und die Uebernahme bald erfolgen solle. Auch die Sache der Filderb ahn von hier über die Weinsteige, wobei Direktor v. Keßler an der Spitze stehe, rücke rasch ihrer Ausführung entgegen.

Aachen, 29. Juni. Hier ist ein bedeutendes Feuer ausgebrochen. 9 Häuser und einer der d-iden alten Rathbausthürme stehen in Flammen. 30. Juni. Das gestrige Feuer ergriff etwa 20 Gebäude, darunter das Rathhaus, dessen Dachstuhl und Thürme ausbrannten; die Akten und Papiere sind gerettet. Die Feuerwehren der benachbarten Städte waren zur Hilfe herbeigeeilt.

Heilbronn, 29. Juni. Oberamtsarzt Med.-Rath Höring und Pol.-Amtm. Kopp veröffentlichen in derNeckar-Ztg." folgendes: Die nachtheiligen Folgen der Verheimlichung einiger Erkrankungen an Pocken hier haben sich in recht ernsthafter Weise gezeigt. Am 18. Juni waren 4 Pockenkranke hier, sämmtlich im Spital, in den nächsten 7 Tagen kamen, besonders aus einiger., nahe ancinanderliegenden Häusern (in der Metzger­gasse rc.) so viel neuerkrankte hinzu, daß die Zahl sich auf 56 erhöhte; in den letzten 4 Tagen war noch ein Zuwachs von 10 Personen. Der gestrige Stand ist 45', nämlich 29 männliche und 16 weibliche. Abgegangen sind: genesen 4, durch Tod 1, zus. 5. Heutiger Stand 40, davon im Pockenhaus 33, in der Stadt 7. Es wird nochmals dringend aufgefordert, jede auch noch so unbedeutend ausfehende Ausschlagskrankheit, augenblicklich bei dem Stadtpolizeiamt zur Anzeige zu bringen und sich unverzüglich impfen zu lassen.

Hall, 29. Juni. Seit gestern beginnt die Stadt sich mit dem Fest­kleid zu schmücken; aller Orten rühren sich fleißige Hände, Fenster und Thüren zur reinigen, Kränze zu winden, Bäume vor die Häuser zu pflanzen, die Fahnen aufzuhissen u. s. w. Mehr als 100 Ehrengaben zieren den Ga­bentempel. Bleibt gut Wetter, wie gestern und heute, so dürfte der Zudrang von Gästen und Schützen groß werden.

Waldsee, 29. Juni. Endlich ist in der Witterung der längst er­sehnte Umschwung zum Bessern eingetreten, so daß hoffentlich jetzt die Heu­ernte ohne bedeutenden Schaden zu Ende geführt werden kann. Vor einigen Tagen geriethen zwei junge Männer im Wirthshaus zu Hagnausurt in Streit, welcher nachher auf der Straße fortgesetzt wurde und damit endigte, daß einer dem andern mit einem dicken Prügel einen solch heftigen Schlag auf den Kopf versetzte, daß dieser bewußtlos zusammensank und nicht mehr zum Leben zurückkehrte. In Haidgau fiel gestern Abend ein, nicht gehörig beaufsichtigtes 2jähriges Kind in eine Jauchengrube und wurde als Leiche herausgezogen.

München, 1. Juli. (Dep. des F. Journ.) Soeben fand die feierliche Eröffnung der Kunst-Ausstellung in Gegenwart der Prinzen, der Spitzen der Behörden und der Armee durch Prinz Luitpold statt. Ae Ausstellung erregt allgemeine Bewunderung.

München, 1. Juli. Zur Eröffnung der internationalen Kunstausstellung war heute prächtiges Wetter, die Stadt hatte durch Flaggenschmuck ein Festgewand angelegt. Um 11 Uhr versammelte sich in der Säulenhalle des Glaspalastes eine reiche Corona der höchsten Würden­träger; das diplomatische Corps, die Neichsräthe, die Hofchargen, Militär- und Civilbehörden. Der Prinz Luitpold begab sich unter den Klängen der Königshymne auf die Estrade, ihm zur Seite fast sämmtliche Prinzen des königlichen Hauses, der Prinz von Anhalt - Dessau und die Prinzessin de la Paz. Der Präsident des Ausstellungs-Comitös, Ferdinand v. Miller, führte in seiner Anrede aus, daß Bayerns Metropole als Heimstätte der Kunst die Meister aller Lande zum friedlichen Wettstreit eingeladen und das schöne Unternehmen Dank des Entgegenkommens sämmtlicher betheiligten Faktoren glücklich zu Stande gekommen sei. Auch der Kleinkunst sei diesmal ein ge­bührender Platz zugetheilt worden. Seiner Bitte entsprechend eröffnete hier­auf der Prinz im Namen des Königs die Ausstellung und trat, nachdem vorher ein Hoch auf den König ausgebracht worden und die Festmusik be­gonnen, den Rundgang an. Die Ausstellung macht einen großartigen Ein­druck und ist bis auf Frankreich ziemlich complet. Die große Betheiligung fremder Nationen verleiht ihr ein eigenartigen Zauber. Der spanische Saal mit seinen düsteren Sujets, die heitere Idylle Norwegens, die Farbenpracht Italiens, das Bizarre Nordamerikas, das Einförmige Hollands gibt interes­sante Contraste. Deutschland nimmt den ganzen linken Flügel ein und ist ehrenvoll vertreten, auch Oesterreich-Ungarn hat Gutes gesandt.

Straßburg, 28. Juni. Die Eröffnung unseres neuen, prachtvollen Bahnhofs, der wohl a'.Mv.blicklich der großartigste und schönste in Deutschland ist, soll nun, nachdem der Termin wiederholt ver­schöben werden mußte, bestimmt am 15. August stattsinden. Wie es heißt, werden für diesen Akt ganz besondere Feierlichkeiten vorbereitet. Diese Er­öffnung wird für den Handel und Verkehr unserer Stadt mancherlei Ver­änderungen und Verschiebungen mit sich bringen, da der neue Bahnhof von dem Zentrum der Stadt und dem alten Bahnhof sehr weit entfernt liegt Viele Geschäftshäuser, welche täglich und in ausgedehnterem Maße mit der Eisenbahn zu thun haben, werden ihre Bureaux in die Nähe des neuen Bahnhofs verlegen und auch viele Gasthäuser scheinen einen Besitzwechsel vorzubereiten. Die an dem neuen Bahnhof liegenden und letzteren mit der inneren Stadt verbindenden Straßen sind fast sämmtlich vollständig ausgebaut und mit neuen, theils sehr großen, prächtigen Häusern besetzt, die ganz ge­eignet sind, das aus der inneren Stadt sich allmählig dorthin ziehende rege Verkehrsleben aufzunehmen. In dem nächsten Monat wird auch die Straßen­bahn bis zum neuen Bahnhof weiter gebaut. Was mit dem alten Bahnhof geschehen soll, ist noch immer nicht bestimmt; die größere Zahl der Straß­burger wünscht, daß derselbe künftig dem Marktverkehr dienen und zu einer großen gedeckten Markthalle umgebaut werden soll, aber es scheint, als wenn

ein Zündhölzchen aus einem Schächtelchen, setzte es in Brand und hielt es dem Geber hin.

Die Rauchwolken wirbelten in die Luft. Der junge Polizeibeamte fühlte, daß er einem ernsten Kampf entgegenging. Nur zwei Fälle lagen hier vor. Entweder war der junge Seemann das, wofür er sich gab, oder der schlaueste und verwegenste Vösewicht, welchen die Erde trug.

Ich hoffe, Sie werden mir mein Benehmen von vornhin nicht nach­tragen, Herr Steuermann," fuhr er fort,sehen Sie, es passiren so allerlei kleine Zufälligkeiten im Leben, die an und für sich betrachtet gänzlich bedeu­tungslos sind, in ihrer Zusammenstellung Ereignisse von außerordentlicher Tragweite bilden. Sie sehen nämlich zum Verwechseln einem jungen Manne ähnlich, den ich genau kenne und der vor Kurzem einen thörichten Streich beging, in Folge dessen er flüchtig werden mußte."

Ah so!" unterbrach der Zuhörer, indem er behaglich eine dichte Rauchwolke in die Luft stieß,nun versteh' ich Sie erst. Sie sind von der Polizei und jener Mensch, für den. Sie mich halten, bestahl eine Posträthin auf der Reise und escamotirte ihr die Papiere weg. Sie sagten es schon! Waren das denn so bedeutende Werthpapiere?"

Diese Unterbrechung vernichtete mit einem Schlage wieder alle Hoff­nungen Sternbergs. Es war für einen Augenblick dermaßen aus der Fas­sung gebracht, daß er vergeblich den abgerissenen Faden wieder anzuknüpfen suchte.

Und der andere saß so ruhig und gleichmüthig auf der Bank und blies mit so viel Seelenruhe die Rauchwolken in die Luft, daß wirklich ein sehr hoher Grad von düsterer Einbildungskraft dazu gehörte, um ihn für einen Mörder der gcmemsten Art zu halten. Es ging sogar ein Zug von

Gelangweiltheit durch sein Wesen. Die Blicke, die er zu den Kajütenlöchm hinaus auf das Wasser schweifen ließ, schienen zu sagen: Wäre ich doch erst auf einem guten seetüchtigen Schiffe und könnte den Ocean durchkreuzen, an­statt mich auf diesen trägen, kraftlosen Haffelwellen zu ennuyiren.

Ja!" rief Sternberg jetzt, fester als je entschlossen, gerade auf sein Ziel loszugehen.Der gute Mann hat sich nicht blos eines Diebstahls,

sondern auch eines Mordes schuldig gemacht, und-ich bin mit seiner

Verhaftung beauftragt."

Der Schiffer schlug die Beine übereinander, schnippte die Asche M seiner Cigarre und lehnte sich nachlässig zurück mit den Worten:Ein Mord? Die Geschichte müssen Sie mir erzählen. Ich bin ein gxoßer Lieb­haber von Mordgeschichten!"

So hört zu!" Es lag eine schneidende Schärfe in Sternberg'S Worten, die aus der Erregtheit seines Wesens entspringen mochte. Zunächst aber gestattet mir eine Frage: Kennt Ihr das Wirthshaus zum braunen Eber, das ungefähr eine Meile weit von A. entfernt an der Landstraße liegt, welche von Berlin nach dem letzteren Orte führt?"

Die Gegend ist mir gänzlich unbekannt," lautete die mit ziemlichem Phlegma gegebene Antwort.War noch nie dort!"

Der Inhaber dieser Schänke, ein gewisser Joachim Berklitz, ist in der Nacht ermordet worden. Man sagt, der eigene Sohn solle die verruchte That begangen haben. Ich theile indessen diese Ansicht nicht, behaupte viel­mehr , daß es ein Fremder gewesen sein muß, der dem jungen Berklitz zum Verwechseln ähnlich sein mag."

(Fortsetzung folgt.)