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und schaffen aufeinander. Fünf Soldaten wurden getödtet und mehrere verwundet. Weitere Thätlichkeiten wurden durch das Einschreiten der Offiziere verhindert, welche drohten, auf die Meuterer schießen zu lassen.
Rußland.
— Aus Petersburg wird der Londoner A. C. vom 23. ds. gemeldet: „Die Versetzung des Generals Gurko auf seinen jetzigen Posten als Gouverneur von Warschau ist theilweise dem Berichte zuzuschreiben, den er von Odessa an den Kaiser über die Zustände in diesem feiner Verwaltung untergestellten Theil von Südrußland richtete. General Gurko betonte den von den Einwohnern in diesem Theile des Reiches offenbarten absoluten Mangel an patriotischen Gefühlen, sowie die Werthlosigkeit der Regierungsbeamten, die nichts weiter thäten, als das Volk zu bedrücken. Ferner räumte er ein, daß seine Bemühungen, dem bestehenden Stande der Dinge abzuhelfen, sich als resultatlos erwiesen hätten. Es heißt, der Kaiser habe die Worte „Sehr entmuthigend" quer über den Bericht geschrieben und denselben dem Ministerausschuffe zur Prüfung übersandt. Die Versetzung Gurkos nach Warschau folgte auf dem Fuße."
Tages. Neuigkeiten.
Leonberg, 24. Juni. Der Gewitterschaden vor 14 Tagen stellt sich größer heraus, als bisher angenommen wurde; in Heimerdingen mußte das ganze Fruchtfeld abgemäht werden; es kann jetzt nur noch zu Wickfutter angepflanzt werden. Die ganze Hoffnung von Obst liegt auf den Feldern oder Straßen. In Hemmingen soll, wie man hört, die v. Varnbüler'sche Gutsverwaltung allein einen Schaden von über 50,000 -4K erleiden. Bei uns versichern nur Wenige, weil in langer Zeit kein Hagelschaden vorgekommen ist und unser Engelsberg immer der Schutzengel ist, an welchem die Gewitter sich brechen.
Leutkirch, 25. Juni. Gestern Vormittag '/^12 Nhx hot sich den Besuchern des Mohrengartens ein seltenes Naturereignis dar. Eine Windhose ergriff nämlich ein beträchtliches Quantum des in unmittelbarer Nähe des Gartens auf einer Wiese ausgebreiteten Heus und führte dasselbe 4—600 Fuß hoch in die Lüfte. Zahllose größere und kleinere Bündel Heu irrten während einigen Minuten hierauf wie sich selbst bewundernd über dem Erdboden umher, bis sie sich langsam wieder herniedersenkten. Ein auf der betr. Wiese beschäftigter Arbeiter, welcher einen Bündel Heu Niederhalten wollte, wurde von der Windhose förmlich in die Höhe gehoben und hielt es für gerathen, sich ungesäumt aus dem Bereich des Wirbels zu entfernen.
Blaubeuren, 25. Juni. Heute Nachmittag vor 2 Uhr ist ein großer Brand in Asch ausgebrochen; 56 Gebäude sind abgebrannt Um 4'/z Uhr war die Gefahr vorüber. Hilfe war rasch vorhanden, aber Anfangs machtlos. Wasser der Albwasserversorgnng war reichlich da, aber die Hydranten waren theilweise nicht zugänglich. Der Gebäudeschaden beträgt etwa 150,000 ->lL und ebensoviel wohl der Mobiliarschaden. Die Beschädigten sind mit wenigen Ausnahmen versichert. 29 meist unvermögliche Familien sind obdachlos. Menschenleben sind nicht zu beklagen, doch hat ein Feuerwehrmann beide Füße gebrochen. Einige Stück Vieh sind verbrannt. Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt. Zur Verbreitung trugen, wie im Jahre 1876 in Tomerdingen, besonders die Strohdächer bei, welche auf weite Entfernung vom Flugfeuer ergriffen wurden, während dazwischen liegende Häuser mit Plattendächern verschont blieben. — In der letzten Zeit haben sich die Brandfälle im Bezirk wieder gehäuft. Vor 8 Tagen brannte eine Scheuer in Ermingen nieder und heute Nacht wurde ein Wohnhaus mit Scheuer in Schmiechen vom Feuer verzehrt.
Von der Jagst, 25. Juni. Zugmeister Dinkel, gebürtig von Niederstetten und wohnhaft in Crailsheim, verunglückte heute aus der Station Sulzbach a. d. Murr als er den Güterzug begleitete. Es wurden ihm an beiden Füßen die Zehen in schiefer Richtung gegen den Reihen zu überfahren. Heute Nachmittag wurde er mit dem Schnellzug nach Crailsheim verbracht. Das Unglück, das diesem braven und sorgfältigen Bediensteten widerfahren ist, erregt allenthalben Theilnahme.
Schorndorf, 25. Juni. Wegen Verdachts eines Kindsmords, beziehungsweise wegen Verdachts der Begünstigung dieses Verbrechens ist heute
destoweniger befleißigte er sich einer gewissen Ausführlichkeit und seine Worte machten den vollen Eindruck der Wahrheit. Sternberg hielt das Signalement in der Hand. Er folgte der Erzählung des Andern mit gespannter Aufmerksamkeit. Als jener zu Ende gekommen, trugen seine Züge den Ausdruck selbstbewußter männlicher Kraft und seine Augen leuchteten.
„Wenn auch Eure Beschreibung im Speciellen nicht ganz genau zu meinem Mann paßt," sagte er, indem er aufstand und sein Notizbuch in die' Seitentasche schob, „so kann man es doch auf einen Versuch ankommen lassen. Wißt Ihr zufällig, welchen Weg die Theerjacke eingeschlagen hat?"
„Wenn ich mich nicht irre, ist er nach dem „Adviser" gegangen. Das ist ein Schraubendampfer, welcher nach Kopenhagen fährt. Heute Nachmittag 2 Uhr dampft er ab."
Sternberg warf einen Blick auf seine Taschenuhr. Es war zehn Minuten über halb Zwei.
„Wie kommt er denn zum Schraubendampfer," bemerkte er obenhin, „wenn Sie ihn doch eine Theerjacke nennen?"
Der Krämer machte ein überaus kluges Gesicht, während sein Mund sich zu dem gewohnten breiten Grinsen verzog. Deutlich lag in seinem Gesicht der Gedanke ausgeprägt: Für einen Polizei-Vigilanten frägst Tu zwar sehr gescheitst, aber Du bist doch auf dem Holzwege!
Sehen Sie, lieber Herr, das kann schon passtren!" versetzte er. „Wenn die Matrosen nach langer Seefahrt im einheimischen Hafen eintreffen und nun auf längere Zeit frei sind, so benutzen sie wohl irgend einen Dampfer, um nach Hause zu fahren. Da sind sie natürlich die Herren, so gut wie jeder andere Passagier, der sein Fahrgeld bezahlt."
die 24jährige Tochter eines hiesigen angesehenen Bürgers und ein 36 Jahre alter verheiratheter Metzger von hier in Untersuchungshaft genommen worden. — Die Kirschenernte bringt viel Leben in den Bezirk. Am letzten Samstag sind allein auf der Eisenbahnstation Grunbach 796 Körbe Kirschen aufgegeben und dafür 267 Fracht bezahlt worden. — In voriger Woche hat ein Schäfer aus dem Wege zwischen hier und Kirchheim u. T. 1010 cM verloren und bis jetzt nicht zurückerhalten.
Marbach, 25. Juni. Mit der wiederkehrenden wärmeren Witterung haben sich die Hoffnungen auf ein gesegnetes Jahr neu belebt. Namentlich versprechen die Weinberge einen befriedigenden, theilweise sogar reichen Ertrag. Weniger gut sieht es bei den Obstbäumen aus, an welchen die Blutlaus großen Schaden anrichtet.
Ravensburg, 25. Juni. Gestrigen Sonntag brachte der Liederkranz seine „Seefahrt" zur Ausführung. Gegen 270 Theilnehmer, Damen und Herren, betheiligten sich an dem Ausfluge nach dem weit entfernten, aber lohnenden Ziele, dem historisch berühmten,, von Sagenduft umgebenen Hohentwiel. Morgens 7 Uhr erfolgte die Abfahrt mit Extrazug und unter den Klängen der Büttner'schen Kapelle nach Friedrichshafen. Wie seit Jahren, so auch diesmal, stand der schöne Salondampfer Christof unter L- pitän Kraiß' bewährter Leitung zur Seefahrt bereit, bald erfolgte uni« donnernden Geschützsalven und unter Musik die Abfahrt. Begünstigt von dem herrlichsten Himmelsblau war um 9 Uhr die Münsterstadt Konstanz erreicht , rasch entführte der bereitstehende Extrazug die frohe Reisegesellschaft nach Singen. Von hier gings zu Fuß, „es kostete manch' Schweißtropfen", hinauf auf die alte Veste, die großartige Fernsicht lohnte für die Mühe und erfreute Aller Herz, der Gedanke auf das Innere, auf die Ruinen stimmte aber doch da und dort wehmüthig; bald ertönten herrliche Männerchöre im Angesichte des Denkmals des tapferen Wiederhold. Nachdem der Verein hier seine preisgekrönten Lieder und den Wahrspruch vorgetragen hatte, hielt L.G.Rath Schuon eine kräftige Ansprache; er betonte das Interesse, welches der Württemberger für die Namen Hohentwiel und Konrad Wiederhold > habe, er erinnerte daran, daß man von der herrlichen Veste die schönsten Gaue des deutschen Vaterlands überblickte, und brachte am Schluß seiner zündenden, von warmer Vaterlandsliebe erfüllten Rede dem deutschen Lied ein Hoch aus, welches die versammelte Menge mit lautem Beifall und der ^ Vorstand des Vereins mit besonderen Dankesworten erwiderte. Es folgten Solovorträge des „Württemberger Liedes" und des Scheffel'schen Liedes vom „Reichenauer Klosterwein". Nur zu rasch verging die Zeit und bald führte der Extrazug die sichtlich Befriedigten zurück nach Konstanz. Im „badischen Hof" daselbst wurden noch einige Stunden der gemüthlichsten Unterhaltung unter den Klängen der Reisekapelle gewidmet, dann führte präzis V-8 Uhr der Christof die Theilnehmer zurück, nach herrlicher Seefahrt langte die Gesellschaft glücklich in Friedrichshafen an, der Extrazug .stand auch hier bereit, ohne Aufenthalt gings heimwärts ins thurmreiche Ravensburg, eine große Volksmenge harrte hier der Ankömmlinge.
Heilbronn, 24. Juni. Die Pocken haben hier in der letzten Zeit einen ungewöhnlich hohen Krankenstand herbeigeführt, in wenigen Tagen sind über 40 neue Fälle von Erkrankung eingetreten. Die Epidemie scheint übrigens keinen gefährlichen Charakter zu tragen und sind Maßregeln zu möglichster Verhinderung der weiteren Verbreitung getroffen.
— Am 24. Mai fand in der Dölauer Haide bei Halle ein Pistole n d u e l l mit tödlichem Ausgange statt. In demselben wurde der Referendar Paul von dem esnä. meä. Methner in den Unterleib getroffen und erlag dieser Verwundung noch ani Nachmittag desselben Tages in der Königlichen Klinik. Veranlassung zu diesem Zweikampf waren ehrenrührige Nachreden Methners gegen Paul bei Gelegenheit der alljährlich zu Pfingsten in Kösen stattfindenden Zusammenkunft der Vertreter deutscher Corps. Paul soll der einzige Sohn einer in Breslau lebenden Wittwe gewesen sein, welche , bereits mehrere erwachsene Kinder durch den Tod verloren hat. Beim Heran- I nahen des Todes soll einer der den Paul behandelnden Aerzte von diesem s die Worte gehört haben: „Ach meine arme Mutter — und das um nichts." Am 16. d. Mts. hatte sich Methner wegen dieser Tödtung im Zweikampf vor dem Schwurgericht zu verantworten. Nachdem von den Geschworenen die Schuldfrage bejaht worden war, wurde von der Staatsanwaltschaft in
„Ich danke Ihnen!" nickte der Beamte, „und nun geben Sie nur noch ein Dutzend von Ihren besten Cigarren!"
Der Händler überreichte dem Beamten die Waare in einer jener Pa- pierdütenj, welche Firma und Adresse enthalten, woraus Sternberg mit kurzem Gruß den Laden verließ.
Beflügelten Schrittes eilte er nun am Bollwerk hin, jedes der hier liegenden Schiffe mit scharfem Auge musternd. Endlich trat aus dem ir» ten Chaos von Wandungen, Masten und Raaen der weißgraue Rumpf eines stattlichen Dampfers hervor und auf seinem Bug glänzte der Name „Adviser ! in goldenen Buchstaben auf schwarzem Grunde. Sternberg begab sich an Bord und mischte sich unter die Passagiere des ersten Platzes. Zahlreiche Gruppen von Herren und Damen in gewählter modischer Toilette, die Elfteren theils rauchend, theils sich restaurirend, faßen umher und boten nicht das geringste Verdächtige dar. Der Beobachter lenkte seine Schritte nach dem zweiten Platz.
Hier machte sich eine größere Mannigfaltigkeit der Typen bemerkbar. Um Kisten, Ballen und Fässer herum, die zum größten Theil die freie Pasi sage hemmten, saßen plattdeutsch sprechende sonnverbrannte Fischweiber und spekulationssüchtige Flunderhändler. Aus den Bänken zunächst der Galerie ^ machten sich einige Studenten breit, die eine Vergnügungstour nach Kopen- ^ Hagen unternehmen wollten. In der Nähe des Schornsteins standen die ^ Feuerleute, kräftige untersetzte Gestalten mit aufgekrempten Hemdärmeln und rauchgeschwärzten Gesichtern. Oben auf der Brücke stand der Kapuan. j Er warf dem Mann am Steuerrade einen auffordernden Blick zu; die Glocke läutete zum Einsteigen. (Forts, folgt.)