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Aufstellung erregte die Aufmerksamkrit der Egypter; es fand ein unbedeu­tendes Reitergefecht statt. Der Feind schiebt seine Erdwerke immer weiter gegen die englische Position vor. Eine sieben (englische) Meilen weit gegen Salalieh ausgeführte Recognoscirung stieß auf einige Beduinen. Das in Jsmailia eingetroffene 63. Regiment bleibt einstweilen, wie die Hochländer, am Bord des Transportschiffes.

London, 7. Sept. Aus Jsmailia wird berichtet, daß sämmtliche Truppen heute Mittag Befehl zum Vorrücken erhalten haben. Diejenigen von Maschuta gehen am Samstag nach Gasassin vor und die Besatzung von Nefisch folgt unmittelbar. Das ganze Corps soll auf diese Weise bis Mon­tag bei Gasassin vereinigt werden; die Mannschaften sollen eine zweitägige eiserne Ration mitnehmen. General Wolseley geht am Samstag nach der Front ab.

Türke».

Konstantinopel, 6. Sept. Die Proklamation des S u l- tans an das egyptische Volk liegt nunmehr gedruckt vor. Dieselbe erklärt Arabi als Rebellen, weil er dem Khedive und Derwisch Pascha keinen Gehorsam geleistet und die Einmischung Englands herbeigeführt habe. Die Verleihung des Medschidjöordens erster Klasse an Arabi sei auf Vorschlag Derwisch Pascha's erfolgt aus Grund der Betheuerungen der Treue Arabi's. Die Proklamation ermahnt die Egypter zum Gehorsam gegen den Khedive. Baker Pascha, durch Reschid Bey Namens des Sultans ermächtigt, ernannte die englischen Gensdarmerieobersten Baker und Synae zu seinen Adjutanten.

R u s; l a n d.

Petersburg, 6. Sept. Am 13. d. soll ein kaiserliches Mani­fest erscheinen, welches die unmittelbar darauf folgende Krönung behandeln wird. Der feierliche Act dürfte am 15. d. stattfinden.

(Eingesandt.)

Wie im Vorjahr, so hat auch dießmal wieder der Teinacher Krieger - verein es sich angelegen sein lassen, den ruhmwürdigen Tag von Sedan in festlicher Weise zu begehen. Schon morgens machten Tagwache und die Böllersalven mit ihrem weithin schallenden Echo Ort und Umgegend auf die Bedeutung des Tages aufmerksam und versetzte sie in Festesstimmung. Abends versammelten sich die Mitglieder des Kriegervereins mit ihren Familien, so­wie eine größere Anzahl Festgäste im Gasthos zum kühlen Brunnen, dessen Saal mit anstoßendem Garten mit farbigen Lampions prächtig illuminirt, sowie mit Laubgewinden, Kränzen und militärischen Emblemen in sinniger Weise dekorirt waren. Eingeleitet wurde das Fest durch gemeinschaftliches Singen des patriotischen Liedesder Wacht am Rhein", worauf ein Ehren­mitglied des Vereins, Herr W., in schwungvoller Rede den Antheil der Württemb. Truppen an den Kämpfen von Sedan zur Anschauung brachte, und diese mit einein begeistert aufgenommenen Toast auf unfern Heldenkaiser schloß. Diesem reihte sich ein solcher auf unfern vielgeliebten König und dessen hohe Gemahlin an. Eine besondere Ueberraschung und Freude wurde an diesem Tage dem Kriegerverein dadurch zu Theil, daß er von einer hoch­achtbaren Persönlichkeit, Herrn C. H., einen nahmhaften Beitrag zur An­schaffung einer Vereinsfahne empfing und wurde der Dank des Vereins durch ein brausendes Hoch auf den edlen Spender zum Ausdruck gebracht. In abwechselnder Weise mit Tanz und Gesang sich unterhaltend, blieb die Fest- versainmlung bis zum grauenden Morgen bei einander, treu dem Wahlspruch: Hie gut Württemberg allweg."

Tages-Neuigkeiten.

Vom Schönbuch, 4. Sept. Der Wildstand hat sich in Folge des gelinden Winters vermehrt und Hirsche, sowie auch Wildschweine richten an manchen Orten auf den Feldern Schaden an. Zwar werden im Schön­buch in letzter Zeit Jagden gehalten und manches schöne Thier erlegt. Auf einer derselben ereignete sich ein Unglück. Ein prächtiger Hirsch kam ange­laufen, ein Förster schoß auf denselben, traf aber einen Forstschutzwächter in den Fuß; während dessen schoß letzterer auch auf diesen Hirsch, und Hirsch und Jäger sanken zusammen. Uebrigens ist die Verletzung des Forstschutz­wächters keine besorgnißerregende, indem die Kugel die Weichtheile des Fußes traf, und es ist Hoffnung vorhanden, daß derselbe bald wieder Her­

trachten sich als ein Glied derselben, um das Andenken an Ihre ver­storbene Braut zu ehren. Es ist betrübend, eine geachtete Familie plötzlich am Rande des Abgrundes zu sehen, und ich halte es für Pflicht, Sie von einer Denunciation in Kenntniß zu setzen, die auch Sie in den Criminal- prozeß verwickeln kann, der dem jungen Baron von Nienstedt droht. Sie erinnern sich, daß dem Freiherrn von Erichsheim kurz vor seinem Tode, also vor sechzehn Jahren, bedeutende Werthpapiere entwendet wurden, und daß alle Nachforschungen kein Resultat ergaben. Vor acht Tagen erschien der Rechtsanwalt der Wittwe von Erichsheim und reichte eins von den Papieren ein, die um jene Zeit dem Freiherrn entwendet wurden. Zwar hat es weiter keinen Werth, aber es ist von der Hand des verstorbenen Freiherrn geschrieben und befindet sich mit auf der Liste, die der Beraubte auf seinem Sterbebette gefertigt hat. Dieses Papier nun hat der junge Baron von Nienstedt in dem Vorzimmer der Freifrau von Erichsheim verloren. Das Gericht lehnte die Untersuchung ab, da der Beweis ungenügend war, aber vorgestern lieferte man neue Beweise, die unumstößlich sind und das Ein­schreiten des Gerichts erfordern. Die vor Zeiten erfolgte heimliche Entfer­nung des jungen Barons vermehrt den Verdacht, und man vermuthet, daß jene entwendeten Papiere den Grund zu seinem enormen Vermögen gelegt haben. Hat Bosheit eine Anklage erhoben, oder erwacht die rächende Ne­mesis die Untersuchung wird es lehren. Suchen Sie sich zu wahren, eine Deputation des Gerichts ist bereits abgegangen."

Einen Augenblick saß Ludwig und starrte den Freund mit großen Augen an; es schien, als ob er das Furchtbare dieser Anklage nicht erfassen

gestellt ist. Als einstweiliges Schmerzensgeld wurde demselben an Ort und Stelle das prächtige Geweih dieses erlegten Hirsches geschenkt.

Tuttlingen, 5. Sept. Gestern Abend erregte die brutale That eines Stromers großes Aufsehen. Derselbe trieb sich beim hiesigen Bahnhof herum und wurde seines Gebahrens halber weggewiesen. Unver- muthet kam er zurück, zertrümmerte mit seinem Stocke das Fenster oberhalb der Schalteröffnung und sagte, er wolle sehen, ob er jetzt nicht ins Zuchthaus komme. Während seiner Vorführung vor die Polizeibehörde warf er seinen Bündel mitten in den Straßenkoth und legte sich dazu wie ein Schwein.

Als man ihn dann aber mit Stricken auf einen Karren binden wollte, zog er den Transport zu Fuß vor; die begleitenden Knaben warf er mit Steinen ohne jedoch zu treffen. Die Ernte ist bis heute noch nicht ganz einge­bracht; die fortwährend regnerische Witterung hat das Geschäft sehr erschwert und verzögert. Die vom Hagelschlag verschont gebliebenen Gemeinden rüh- ' inen sich nahezu einer Vollernte. Der Haber wird in den hohen Lagen aus dem Witthoh, der Egg und dem Heuberg voraussichtlich nicht reif, wenn nicht alsbald warmes Wetter eintritt.

Dürkheim, 4. Sept. Josef Mattes, Uhrmacher hier, kam in der Nacht von gestern auf heute um 12 Uhr in angetrukenem Zustande nach Hause und mißhandelte seine Frau sowohl als sein Kind dermaßen, daß sich diese init Kind zu ihren Eltern flüchten mußte. Bald verlangte auch Mattes Einlaß bei seinen Schwiegereltern und als ihm dieses nicht gewährt wurde, nahm er seinen Weg durch den Stall und drückte die verschlossene Stuben- j

thüre mit Gewalt ein. Dort angekommen, brachte er mittelst eines Messers !

seiner Schwiegermutter eine sehr schwere Verletzung am Hinterkopf und seinem Schwiegervater am linken Arm eine 1H cm tiefe Stichwunde bei, ^

welch' letztere jedoch weniger gefährlich zu sein scheint. Die gerichtliche Unter- i

suchung ist im Gange und Mattes ist heute früh an das K. Amtsgericht in Spaichingen eingeliefert worden.

Daukelsweiler, 4. Sept. In der Nacht vom Sonntag auf Montag gegen 2 Uhr schlug der Blitz in unseren Kirchthurm, wobei er den ! oberen Theil des nördlichen Giebels und des anstoßenden Daches herabschleu­derte, sodann, im Innern des Thurmes niederfahrend, das Gebälke, die Transmission zu einem Uhrenzeiger, die Treppe, die Thurmfenster, die Mauern beschädigte, um endlich, wie es scheint, aus dem untersten Stockwerk des ! Thurmes herausspringend, hinter dem Hochaltar sich in die Erde zu verlieren.

Eine Abzweigung desselben Blitzstrahles drang in das Schiff der Kirche, fuhr an dem dem Thurme anliegenden Seitenaltare herab, glücklicherweise ohne zu zünden und sich begnügend, die Altarbilder, Vergoldungen, Leuchter und das Altartuch zu schwärzen, Risse in die hölzerne Altarverkleidung zu sprengen, und sodann hinter dem Altar in die Erde zu fahren.

Hall, 6. Sept. In gestriger Sitzung hat das Comite des Dia- k o niss en h a us e s in Schw. Hall die Statuten berathen, um sie für Erwerbung juristischer Persönlichkeit endgiltig festzustellen. Ferner wurde ein eingehender Bericht über den Kassenstand gegeben, aus welchem hervorgimg, daß wir nach Bezahlung sümmtlicher bisheriger Unkosten, sowie des Gartens und Bauplatzes mit 10,000 noch 21,536 ersammelt in Kasse vor uns haben. Außerdem ist als un- und niederverzinsliches Anlehen für den Zweck des Baues, unter Freunden und Gönnern der Sache die Summe von 15,700 bis jetzt zusammengekommen (und zu 2 Dritttheilen einge­zahlt.) Gleichwohl konnte mit dem Bau noch immer nicht begonnen werden, weil bis jetzt die Bauconcession noch nicht ertheilt werden konnte, und zwar unter dankenswerthester Versicherung freundlichen Wohlwollens für die Sache aus dein einfachen Grunde, weil diese Baufrage mit der Frage eines Stra­ßenprojektes unmittelbar zusammenhängt. Das Comite hat sich demgemäß heute einstimmig dahin entschieden, bei so vorgerückter Jahreszeit und ange­sichts des so ganz besonders unbeständigen Charakters der Witterung dieses Jahres vom Beginn des Baues in diesem Herbst unter solchen Umständen vollends abzustehen, in der Hoffnung, daß bis zuin Januar 1883 auch unsere Mittel nur noch immer günstigere Aussicht gewähren. Möge diese gute Sache auch in weiteren Kreisen indessen unvergessen bleiben.

Würzburg, 7. Sept. Ein Extra-Viehgüterzug ist auf der Strecke Nürnberg-Würzburg bei Jphofen um >/-.8 Uhr entgleist. Als Grund der Entgleisung nennt man Achsenbruch. Indessen steht dies noch nicht fest. Wahrscheinlich ist falsche Weichenstellung. Es blieben auf der Stelle todt

könnte. Dann sprang er.plötzlich auf, eilte zu einem Sekretär, und riß mit bebenden Händen ein geheimes Fach auf. In demselben Momente stieß er einen durchdringenden Schrei aus.

Was ist das? Was ist das? Gerechter Gott, man hat mich beraubt!"

Unter krampfhaftem Zittern sank er auf einem Stuhle nieder, während seine starre Blicke nach dem leeren Kasten gerichtet blieben.

Heiligenstein war zur Bildsäule erstarrt, er konnte weder eine Beweg­ung ausführen noch ein Wort äußern. Bot Ludwig selbst in dieser Verfas­sung nicht den unumstößlichen Beweis seiner Schuld? Der brave, groß- müthige Mann, den alle liebten und achteten, war plötzlich von der Höhe seines Glücks herabgesunken, es streckten Schmach unb Schande ihre furcht­baren Arme nach ihm aus. Aber nicht er allein stand an dem jähen Rande dieses scheußlichen Abgrundes, auch Henriette und der greise Oberst mußten mit ihm Hinabstürzen. Eine fürchterliche Minute verfloß. Heiligenstein hatte nicht den Muth, an die gräßlichen Folgen zu denken, die dieses Ver­gehen nach sich ziehen mußte. Aber Ludwig gewann zuerst die Fassung wieder; et erhob sich und suchte noch einmal in dem Sekretär. Dann sagte er kalt und mit tonloser Stimme:

Man hat mich bestohlen, um mich zu verderben! Mein Glück war ja zu groß, als daß es ohne Anfechtung bleiben konnte!"

Ludwig, so sind Sie wirklich im Besitze dieser verhängnißvollen Pa­piere gewesen?" fragte Heiligenstein.

Man hatte sie mir anvertraut, ich habe sie bewahrt, ohne ihre Be­deutung zu kennen." (Fortsetzung folgt.)