410

4 Tages Neuigkeiten.

-s- Simmozheim, 31. Aug. Gestern Abend etwas nach 5 Uhr brach in einer wohlgefüllten Doppelscheuer des hiesigen Orts auf bis jetzt nicht aufgeklärte Weise Feuer aus. Dasselbe verbreitete sich ungemein rasch, so daß ernstlich zu befürchten war, es werde, wenn nicht ein sofortiges Be­schränken möglich, das Feuer sich über den unterhalb des Adlers gelegenen Ortstheil ausdehnen. Doch das schnelle und sichere Eingreifen der Feuer­wehr, sowie der Fleiß der hiesigen Einwohner bei dem Löschgeschäfte hatte uns bald aller weiteren Sorgen enthoben. Dank unserer trefflichen Feuer­wehr und sämmtlichen Rettenden, kam es, daß die Althengstetter Feuerwehr, die in sehr kurzer Zeit uns zu Hilfe geeilt war, keine Arbeit mehr vorfand. Wie man hört, ist einer der Abgebrannten leider nicht versichert.Versichert doch Eure Habe", möchte man insbesondere hinsichtlich der vielen gefüllten Scheuern in diesem Falle wieder Jedermann zurufen.

Stuttgart, 1. September. Am nächsten Mittwoch den 6. Sepk7 wird die Stuttgarter Schützengilde in ihrem Schützenhaus eine besondere Feier begehen und zwar zu Ehren ihres alten Schwanenbechers, welcher schon bei verschiedenen Alterthumsausstellungen durch seine schönen Formen das Interesse der Kunstkenner auf sich gezogen hat. Derselbe wurde laut der auf silbernem Schild stehenden, an dem schönen Becher hängenden Schenkungsurkunde im Jahr 1682 Eigenthum der Gilde. Dieselbe lautet: Von dem Durchlauchtigsten Fürste und Herrn, Herrn Friedrich Carl, Her­zog zu Württemberg, Administrator, ist dieses Pokal bey deine, d. 4. 5. 6. Sept. 1682 gehaltenen Freyschießen zum besten gewinn aufgestellet: und von Jhro Hochs. Durchl. selbsten wider gewonnen, Hernachmahls der löbl. Schützen- gesellschafft gdst. verehrt worden."

Cannstatt, 29. Aug. Gestern wurde die hiesige Wasserlei­tung einer Probe durch den städt. Techniker Wenger unterzogen, welche vollständig zur Zufriedenheit ausfiel. Am 1. Sept. wird das Wasser in sämmtliche Häuser geleitet. Von einem Einweihungsfest soll Abstand genom­men werden, da die Zeiten Angesichts des Hagelschadens nicht dazu angethan sind. Bei einem hier aufgegriffenen Bettler fanden sich 200 in die Kleider eingenäht vor; der Bettel scheint demnach noch nicht das schlech­teste Geschäft zu sein. Beim Oehmdeinfahren hatte sich ein 4jähriges Mäd­chen in dem Oehmdhaufen verkrochen und war eingeschlafen, als dessen Vater beim Ausladen eine Gabel voll aufstecken wollte, traf er sein schlafendes Kind zwischen Nasenbein und Auge, so daß es mit einem Aufschrei erwachte; glücklicherweise soll die Verwundung nicht lebensgefährlich sein.

Schönmünz ach, 29. Aug. Vergangenen Sonntag Abend 7 Uhr traf der Waldhüter Georg Seid von Huzenbach die ledigen Andr. Pfeifle, Ehr. Müller von Schönmünzach und Ehr. Braun von Baiersbronn mit un­berechtigtem Jagen im Walde an. Seid schoß auf dieselben sein Gewehr ab und traf den Pfeifle so unglücklich, daß er sofort todt zusammenstürzte.. Müller ist schwer, Braun leichter verwundet. Näheres wird die eingeleitete Untersuchung ergeben.

Braunsbach, 29. Aug. In dein 1 Stunde von hier entfernten Orte Altenberg ereignete sich im Laufe des gestrigen Nachmittags ein Vorfall, welcher die ganze Umgebung in Aufregung, eine brave Familie aber in tiefe Trauer versetzt hat. Zwischen 3 und 4 Uhr schlich sich ein land­streichendes Individuum in die Wohnung eines dortigen Bauern ein, erbrach den Geldfchrank und war eben im Begriff, mit seiner Beute zu fliehen, wurde aber von dem nach Hause kommenden 17jährigen Sohn und dem 30 Jahre alten, verheiratheten Schmied Thrän verfolgt. Nachdem der Letztere den Burschen bis auf wenige Schritte eingeholt, zog dieser ein Pistol, drehte sich um und 'schoß seinen Verfolger derart in die Brust, daß der etwa 20 Schritt zurückgebliebene Sohn nur den Tod konstatiren konnte. Die k. Staatsanwalt­schaft wurde von dem Vorfall sofort telegraphisch in Kenntniß gesetzt und hoffentlich wird es bald gelingen, den Mörder zu ergreifen. Die so schnell zur Wittwe gewordene Ehefrau des Thrän mit ihren 2 unmündigen Kindern wird allgemein bedauert.

Aalen, 28. Aug. Gestern tagte in Abtsgmünd der Ausschuß desFis chzu ch t v e r ein s im Kochergebiet" im Gasthof zur Post. Zu­nächst wurde unter Führung des Vereinsvorstandes Grafen Heinrich v. Adel­mann die Fifchbrutanstalt besichtigt, worauf man in die Verhandlungen ein­trat. In den letzteren wurde Seitens des Vorstands erwähnt, welche Schritte behufs Hebung des Fischereiwesens im Kochergebiet geschehen seien und wie der Verein sich hiebei stets des Entgegenkommens der K. Central­stelle für die Landwirthschaft haben erfreuen dürfen. Sodann erstatteten die einzelnen Sektionsvorstände Bericht über den Stand des Fischereiwesens in ihren Sektionen; von allen Seiten wurde betont, daß namentlich auf Ver­längerung der Pachtzieler von Fischmessern hingearbeitet werden solle; da­neben wurde bedauert, daß Prämien für Anzeigen von Fischdieben, welche statutengemäß vorgesehen sind, bis jetzt noch nicht erhoben wurden. Im Uebrigen wurde konstatirt, daß durch Einsetzen von Fischbrut (namentlich Forelleneiern und Aalbrut) in den Gewässern des Kochergebiets der Fischbe­stand in erheblicher Weise sich vermehrt habe. Eine Ueberrafchung wurde der Versammlung dadurch zu Theil, daß die Sektion Abtsgmünd, um hand­greifliche Beweise des in den Berichten allgemein zum Ausdruck gekommenen Aufschwungs des Vereins zu bieten, die Theilnehiner mit einer reichlichen Zahl von Krebsen und gebackenen Fischen regalirte.

Berlin. Bei den Schießstanden in der Hasenhaide fielen am Dienstag Mittag mehrere Schüsse. Arbeiter, die dort vorübergiengen, er­zählen folgendes:Wir saßen beim Mittagessen, als plötzlich der bei dem letzten Schießstand stehende Posten auf uns zukam und das Gewehr anfchlug. Wir vermutheten einen Scherz und riefen ihm zu. Der Soldat aber ant­wortete,er wisse, was er thue", und gab Feuer. Der Arbeiter Becker wurde oberhalb der linken Brust getroffen und stürtzte sofort todt nach hinten über. Der Soldat wurde entwaffnet und ins Militärgefängniß abgeliefert. Er heißt Gärtner und steht bei der 12. Kompagnie des Franz - Grenadier-

Regiments. Von den neun scharfen Patronen, die Gärtner bei sich trug, war nur noch eine vorhanden. Er hatte, als die bestürtzten Arbeiter auf­sprangen, noch mehrmals in die Gruppe hineingefeuert." Wie die Blätter erfahren, ist der Posten plötzlich wahnsinnig geworden. Beim ersten Verhör gab er an, es habe ihm vergangene Nacht geträumt, daß er heute Jemand erschießen müsse!

Potsdam, 27. Aug. Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend in der hiesigen Pappenfabrik. Der Direktor Rödlich begab sich in das Fabrikgebäude, um einen Maschinentheil zu kontroliren. Hierbei er­hielt er von dem Balancier einen Schlag gegen den Kopf, welcher denselben sofort vom Rumpf trennte. Der leblose Körper fiel in ein in einer inneren Vertiefung befindliches Räderwerk, welches ihm noch die Brust zermalmte und Herz und Lunge Herausrieß.

Vermischtes.

Ein Reisender forderte im Wartesaale rasch ein Glas Cognac. Aber das ist ja ganz gemeines Zeug! rief er aus, als er das Glas geleert hatte. Sie können sich ja denken, es sei Cognac gewesen, antwortete der Wirth mit Gleichmuth, worauf sich der Andere der Thüre zuwandte. Hollah! Sie haben noch nicht bezahlt! Sie können sich ja denken, ich hätte bezahlt! Sprach's und verschwand.

Der Geheim-Rath R. in Göttingen litt arg an Zerstreutheit. Einst war er beim Hofrath X. zum Abendessen. Die Zeit des Aufbruchs war für die Gäste gekommen, und allgemein verabschiedete man sich von der gastfreundlichen Familie. Leider regnete es was vom Himmel herunter wollte, und unglücklicherweise hatte sich unser alter Geheimrath weder mit Ueberrock noch mit Schirm versehen. Die liebenswürdige Frau Hofräthin ließ es sich daher nicht nehmen, sich von dem alten Herrn die Ehre auszubitten, sein Nachtquartier in ihrem Hause aufzuschlagen, welches Anerbieten vom Geheim­rath umsolieber angenommen wurde, als dessen Wohnung volle 25 Minuten ent­fernt lag und der Weg dahin bei solchem Wetter fast grundlos war. Wäh­rend des Abschiednehmens verschwand mit einem Male der Geheimrath. Alles suchte; Viertelstunde um Viertelstunde verrann, ohne daß der Gastfreund zum Vorschein gekommen wäre. Die Erwartung der hofräthlichen Familie steigerte sich zur bangen Furcht: konnte doch dem alten Herrn irgend ein Unfall zu­gestoßen sein!! Da plötzlich nach langer Pause öffnete sich die Thür des Salons und herein tritt pudelnaß der Langvermißte mit einem Packete unter dem Arm.Gott sei's gedankt daß Sie da sind, verehrter Herr Geheim­rath"! bewillkommte ihn die Hofräthin!Wo, in aller Welt, haben Sie so lange gesteckt" ? Der Geheimrath lächelte erst geheimnißvoll, und er redete dann schmunzelnd:Frau Hofräthin hatten die Gewogenheit mich zum Ueber- nachten einzuladen; ich habe mich deßwegen beeilt, von meiner Wohnung die nöthigen Nachtbekleidungsgegenstände herbeizuholen"! Große Heiterkeit folgte dieser Erklärung.

Auch Darwinismus. Ein Gelehrter hat es versucht, den graziösen Gang der Pariserinnen auf Grundlage der Darwinschen Theorie zu erklären. Paris war behauptet er bei und lange Zeit nach seiner Gründung eine höchst miserabel gepflasterte Stadt; der Koth war in Per­manenz, was übrigens schon aus ihrem ursprünglichen Namen Lutetia (die Kothstadt) hervorgeht. Die Pariserinnen, welche es durchaus nicht lieben, sich zu beschmutzen, hatten deßhalb die Gewohnheit angenommen, auf den Fußspitzen oder vielmehr auf der großen Zehe zu gehen. Daraus resultirt eine beträchtliche Entwicklung dieser Zehe und eine besondere Anlage, die Ferse hochzuhalten. Die hohen Absätze an ihrer Befchuhung sind mithin für die Pariserinnen eine Art Naturnothwendigkeit und geben ihnen jene graziösen Allüren, welche die Frauen der ganzen civilisirten Welt nachzuahmen suchen.

Zur Theater-Zoologie bietet folgendes Inserat der Cre- felder Zeitung einen Beitrag:Zu der im Laufe nächster Woche stattfinden­den letzten Vorstellung der Sommersaison: Das Milchmädchen von Böckum! oder: Crefeld, wie es lebt und webt! suche ich einen kräftigen, verständigen Esel oder Hund, der in der Milchkarre eingefahren ist! Becker, Regisseur."

Ein strenger Herr Gemahl. Madame bereitet sich zum Ausgehen für den Abend vor.Wohin gehst Du, meine Liebe?" fragt der Herr Gemahl, welcher seine Autorität wahren möchte.Wohin es mir ge­fällt!" ist die schnippische Antwort.Und wann gedenkst Du wieder heim zu kommen?" Wann es mir behagt!" Gut; aber ich muß energisch bitten, keinen Moment später!"

Handel und Verkehr.

(Aus der H opfenzeitung.) Von den Produktionsgebieten Württembergs erwartet der Bezirk Rottenburg eine gute Mittelernte. Der Oberamtsbezirk Ehingen wird bei der in Aussicht stehenden Viertels- bis Drittelsernte über 1200 Centner zu verfügen haben. Vorabschlüsse ge­schahen hier bis 230 cM, ein Preis, zu welchem kein Pflanzer mehr abgeben will. Im Besonderen schätzt in diesem Bezirk Munderkingen zu 200 Ctr., Obermarchthal, Untermarchthal und Kirchen zusammen 140 Ctr. Im Oberamtsbezirk Horb wird der Ertrag den vorjährigen übersteigen und wer­den 2500 Ctr., darunter in der Stadt Horb allein 600 Ctr., geerntet. Im Oberamte Vaihingen stehen die Pflanzungen sehr verschieden und ver­sprechen vom Hektar einen von 7 bis 20 Ctr. wechselnden Ertrag. Die Gemeinden dieses Bezirks, Vaihingen, Ensingen, Kleinglattbach, Enzweihigen und Sersheim, ernten zusammen zwischen 160 und 170 Centner. An sack­barer Ware wurden von hier 6 Centner, jedoch ohne festen Preis und mit 15 Aufschlag auf spätere Verkäufe, abgegeben. Der muthmaßliche Durch­schnittsertrag der Oberämter Besigheim mit 24 Hektar Hopfenland, Heil­bronn mit 8 Hektar, Marbach mit 9 Hektar und Vaihingen mit 34 Hektar Hopfenland stellt sich auf 9 Ctr. vom Hektar, so daß also diese vier Ober­ämter zusammen 675 Ctr. liefern würden. Das Oberamt Tettnang, dessen Bezirk bei guten Ernten schon 10,000 Ctr. verkaufte, wird bei der