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theilung 4 die mehr allgemein auf verschiedenen Gewächsen vorkommenden Schädlinge. Die Abbildungen zeigen die Thiere gut gezeichnet und auch in der Farbe naturgetreu dargestellt nach ihren verschiedenen charakteristischen Erscheinungen als vollkommen ausgebildeter Schmetterling oder Käfer, oder als Eier, Larven und Puppen. Der gratis beigegebene, erklärende Text gibt die Lebensweise, Erscheinungszeit und beste Vertilgungsmethode der einzelnen Arten an. Die Wandtafeln erscheinen daher sehr geeignet, die so wichtige Kenntniß der schädlichen Insekten unter dem Volke zu verbreiten. Es haben sich auch die Kgl. Oberschulbehörden anerkennend über dieses zweck- und zeitgemäße Unternehmen ausgesprochen und die ihnen unterstellten Schulen auf die Wandtafeln aufmerksam gemacht.

In Gemäßheit Erlasses der Kgl. Centralstelle für die Landwirthschaft vom 5. d. Mts. werden die Ortsbehorden veranlaßt, sich über die Anschaff­ung der Wandtafeln für ihre Schulen sei es aus Gemeinde- oder aus Schulfonds oder aus Stiftungsmitteln schlüssig zu machen; einer Erklärung hierüber wird binnen

14 Tage«

entgegengesehen.

Ein Probeexemplar der Wandtafeln ist in der Oberamtskanzlei zur Ansicht aufgehängt.

Den 2l. Juni >882. K. gem. Oberamt.

F l a x l a n d. Berg.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Berlin, 18. Juni. Gestern meldete die Danziger Zeitung aus Kiel, ein bei der Admiralität kommandirter Ober - Steuermann habe sämmt- liche Küstenbefestigungs-Pläne des deutschen Reiches für 150,000 Rubel an Rußland verrathen, derselbe sei in Folge seiner früheren Thätigkeit in Peters­burg der russischen Sprache mächtig. In der nächsten Ausgabe der Danziger Zeitung erklärten die Redakteure, die Verantwortung für diese Meldung ab­zulehnen, weil dieselbe nach Redaktionsschluß ins Blatt gekommen sei. Heute bringt nun dasBerliner Tageblatt" folgende Depesche aus Kiel:Ein bei der Admiralität kommandirter Ober - Steuermann hat der russischen Regier­ung Kopien unseres ganzen Küstenvertheidigungssystems und Flotten - Signal­wesens ausgeliefert und wichtige Enthüllungen über das Torpedo- und Minenwesen gemacht. Er ist der russischen Sprache vollkommen mächtig. Der Ober-Steuermann ist verhaftet. Es herrscht ungeheure Entrüstung in Marinekreisen." Trotzdem muß die Nachricht mit Reserve ausgenommen werden, da anderweitig nichts darüber vorliegt.

n ft 1 a n d.

Wie aus London gemeldet wird, ist in Kingscourt, Grafschaft Cavan, ein Individuum unter dem Verdachte, einer der Mörder des Lord Fr. Cavendish und Mr. Bourke's zu sein, verhaftet worden. Da er sich nicht genügend über seine Person ausweisen konnte, ward er unter starker Polizeibedeckung nach Dublin gesandt.

Türkei.

K o n st a n t i n o p e l, 20. Juni. Eine Depesche von Derwisch Pascha an die Pforte bezeichnet die Situation in Egypten als sehr befriedigend. Arabi gehorche pünktlich den Anordnungen des Khedive.

R e «1 y P 1 e n.

Die Deutschen in Alexandrien sehen mit Vertrauen die Flagge ihres Vaterlandes vom KanonenbootHabicht" wehen. Der deutsche Habicht ist zwar der kleinste unter den Panzerkolossen der europäischen Großmächte, macht aber großen Eindruck auf die Egypter; denn hinter ihm, sagten sie, steht dergroße Bismarck", mit dem nicht zu spaßen ist. Das erinnert an ein Stücklein aus dem vorigen Jahrhundert. Damals klagte der preußische Gesandte auf dein Reichstag in Regensburg, er sei am knappsten gestellt unter allen Gesandten und werde über die Achsel angesehen. Flugs schrieb ihm der König zurück: Sag' Er nur, der alte Fritz stände hinter Ihm, so werden sie schon Respekt kriegen! (Hoffentlich kommts nicht zu neuem Blut­bad ; es würde den Egyptern doch schwer sein, die Deutschen von den andern Fremden zu unterscheiden.)

Alexandrien, 20. Juni. Reuter meldet: Es geht das Gerücht, der Polizeipräfekt, welcher verdächtig ist, der Urheber des jüngsten Blutbades zu sein, sei plötzlich gestorben. Ragheb Pascha, Rashid Pascha und Arabi Bey sind von Kairo eingetroffen. Sie zeigten dem Khedive und dem Der­wisch die Neubildung des Kabinets an. Die Namen der Minister sind noch nicht bekannt. Französische und griechische Kriegsschiffe nehmen Flüchtige aller Nationalitäten auf. Konsul Cookson rieth allen englischen Staats­angehörigen, Egypten zu verlaßen. Das Konsulat schätzt die Zahl derselben auf 300.

TagesNeuigkeiten.

Stuttgart, 20. Juni. Der w ü r t t e m b e r g i s ch e O b st bau­verein hatte gestern Abend im Schützenhofsaal eine sehr zahlreich besetzte Monatsversammlung. In derselben sprach in mehr als 1 >/ 2 stündiger Rede Herr Pomolog Fritzgaertner aus Reutlingen über die Krankheit der Obstbäume und erhielt für seine interessanten Mittheilungen lebhaften Bei­fall. Heute früh 8 Uhr trat im gleichen Lokal der große Ausschuß des württembergischen Obstbauvereins unter dem Vorsitz des Oekonomieraths Herrn Ramm zu einer auch von sonstigen Vereinsmitgliedern zahlreich besuchten Ausschußsitzung zusammen. Außer einer Reihe wichtiger technischer Fragen beschäftigte sich der Ausschuß mit der in der ersten Woche des Oktobers in Ravensburg abzuhaltenden großen Landes - Obstausstellung, sowie mit der Frage wegen Gründung von Zweigvereinen im Lande. Der Nachmittags wurde zum Besuch einer Reihe von pomologischen Anstalten benutzt.

Am 10. d. hielten auf dem Burgholzhof bei Cannstatt die Wai­senknaben von C. ihr Maienfest ab, woran sich auch diejenigen Kinder be­theiligten, die die Waisenhausschule besuchen. Einer der letzteren Knaben stellte sich am Rande eines Abhanges auf, um mit einem Fernglas sich die Gegend anzusehen. Ein zweiter Knabe kam von hinten her und wahrschein­lich nur um sich einen Jux zu machen, gab er dem erstereu einen Stoß, so daß dieser den Abhang hinunterstürzte, wobei ihm Rebenpfähle in den Leib drangen. Der Knabe wurde in einem Wagen nach Hause gebracht. Ir Crailsheim sieht inan seit einigen Wochen zwar keinen weißen Raben, aber doch zwei weiße junge Spatzen. Interessant wäre es, wenn dieselben gefangen und entsprechend verpflegt würden, um die Wahrnehmung machen zu können, ob die Spatzen weiß bleiben oder ob sie sich nach der Maußer dunkler färben.

Kirchheim u. T., 19. Juni. Wo llm arkt. Gelagert bis jetzt 10,000 Zentner. Qualität in Wäsche und Trockenheit gleich gut. Bei den Zufuhren kann mit Bestimmtheit auf ein größeres Quantum als voriges Jahr gerechnet werden. Da auch von Käufern starker Besuch in Aussicht gestellt ist, so hofft man auf lebhaften Verkehr.

Vom Kocher, 18. Juni. Auf tiefer gelegenen Gründen der Mark­ungen Lorenzenzimmern, Sulzdors und Thalheim, OA. Hall, sind in der kalten Nacht von Freitag auf Samstag manche mit Frühkartoffeln bestellte Aecker erfroren. Bohnen und Gurken sind theilweise ebenfalls beschädigt.

Ems, 18. Juni. Der Kaiser ist kurz nach 6 Uhr mittelst Extrazuges hier eingetroffen. Der Kaiser, welcher sehr wohl aussah, begab sich alsbald, von den Badgästen und der zahlreichen Bevölkerung sehr lebhaft begrüßt, in offenem Wagen über die mit Blumen und Fahnen festlich geschmückte Brücke nach dem Kurhaus, auf dem Wege dahin bildeten die Schulen Spalier.

Aus Sachsen, 15. Juni. Nicht nur in Sachsen, sondern im ganzen Reiche muß die gestrige zu Bautzen mit dem Fallbeil erfolgte Hinrich­tung eines Raubmörders ein gewisses Aufsehen erregen, da seit 17 Jahren keine solche erfolgt ist. Der Mörder, ein Ziegeldecker Namens Anton, hatte in bestialischer Weise eine 26jährige Müllersfrau mit einem Beil erschlagen und deren Leichnam noch geschändet. Das Gericht verurtheilte ihn zum Tode, allein wie alle Verbrecher seit 17 Jahren baute er auf des Königs Gnade, die dießmal aber ausblieb, weil König Albert nicht zauderte, nach dem Reichs­strafgesetzbuche das Todesurtheil an dem erwähnten entsetzlichen Mordgesellen vollziehen zu lassen. Es ist bekannt, daß Sachsens Stände, die Abneigung des Königs Johann gegen die Todesstrafe kennend und eigener Würdigung der damaligen Zeitströmung folgend, dieselbe abschafften, und wenn nun auch nach Annahme des Reichsstrafgesetzbuches ihre Wiederaufnahme erfolgte, so

Die einzige Hoffnung, welche Blount Aymar's Freunde jetzt noch hegen, ist die schwache Aussicht, daß die Todesstrafe ihm vielleicht erlassen wird. Sie werden versuchen, eine Milderung seines Urtheilspruches zu erlangen. An der Gewißheit seiner Verurtheilung zweifelt in diesem Augenblicke kein Einziger.

Leila schauderte.

Sie können ihn retten.

Sie wurde bleicher als je.

In jedem Falle kann aus Ihrer Verbindung mit Cyrill nichts werden. Betrachten Sie sich die Sache ruhig und aufrichtig. Ihre Verheirathung mit ihm ist jetzt eine Unmöglichkeit geworden. Ob Sie seinen Vater retten oder nicht, sich mit ihm vereinigen können Sie niemals. Sie müssen ihn aufgeben.

Nimmermehr.

Sie mögen ihm in Gedanken treu bleiben und Ihr Leben dadurch elend machen; aber die Erinnerung wird ihn Ihnen nicht Herzaubern. Mit Schmach bedeckt, wird er sein Vaterland fliehen, und Sie werden nie wieder von ihm hören.

Dann bleibt mir doch sein Andenken, und wir sehen uns in einer bestem Welt wieder.

Das ist eine Aussicht von geringem Trost, sollte ich meinen, spottete Juda.

So mag es Menschen Ihres Schlages scheinen; aber mir bringt sie Hoffnung und Ermuthigung.

Da Sie also nicht hoffen können, sich mit Cyrill zu verbinden, sagte Juda in seiner kalten Weise, so ist es klar, daß es Ihnen einzig übrig bleibt, daraus zu sehen, was für ihn das Beste wäre. Nun liegen zwei Wege zum Handeln vor Ihnen offen. Der Eine besteht darin, in der Weise,

wie Sie begonnen, fortzufahren und ihn ins Verderben sinken zu lassen; der Andere, einen Entschluß zu fasten und ihn vom Untergange zu retten.

Meine Seele ist entschlossen. Ich habe nur den einen Weg, sagte Leila traurig.

Denken Sie an seinen Vater!

Ich denke an meine verpfändete Treue.

Sein eigenes Leben ist davon abhängig.

Sein Leben würde ohne Werth für ihn sein, wenn ich ihn hinterginge.

Das ist ein kindischer Gedanke. Die Zeit geht ihren Gang, Ihr Bild wird aus seinem Gedächtniß schwinden, und am Ende wird er Sie segnen, daß Sie ihn von Vernichtung gerettet.

Nie, nie! Er würde mir, und mit Recht, bis zu seinem Todtestage fluchen.

Sie sind zu überspannt. Solche romantische Phantasiegebilde mögen sich für die Poesie schicken, aber im wirklichen Leben sind sie lächerlich.

Nicht mehr als jedes andere reine und heilige Gefühl. Jede Tugend mag Ihnen in gleicher Weise lächerlich erscheinen.

Tugend! Ist es nicht Tugend, einen Freund vom Tode zu retten?

Keinesfalls durch Treulosigkeit.

Treulosigkeit? Unsinn! Sie werden einst bitter Ihren hochmüthigen Trotz bereuen.

So werde ich wenigstens keine Falschheit zu bereuen haben.

Wäre Cyrill hier, und die Sache würde seiner Entscheidung vorgelegt, so würde er wünschen, daß Sie auf meinen Vorschlag eingingen. Die Scham möchte ihn abhalten, es in Worten zu äußern, aber im Herzen würde er rufen: rette mich, Leila, rette mich! (Forts, folgt.)