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wenn er dem Staate 2 Millionen davon abgebe. Nach Schluß der Diskussion wird der Antrag v. Ludwig auf Zurückverweisung des Berichts in die Kommission unter Lachen abgelehnt, und in namentlicher Abstimmung der § 1 mit 276 geaen 46 Stimmen verworfen. Fortsetzung Donnerstag 11 Uhr.
Berlin, 14. Juni. Wie von unterrichteter Seite verlautet, wird eine längere Vertagung des Reichstags in Erwägung gezogen. Der Präsident ist ersucht worden, sich darüber zu äußern, ob wohl zu erwarten wäre, daß wenigstens das Hilfskassengesetz und die Gewerbeordnungsnovelle bis zum Schluffe des Monats an das Plenum gelangen können. Die Antwort steht noch aus und die Entscheidung ist noch nicht getroffen.
E ngla n d.
London, 15. Juni. „Times" meldet aus Alexandrien wom 14. : Der Khedive und Derwisch ersuchten die Pforte gemeinschaftlich, 18,000 Mann türkische Truppen nach Egypten zu senden. 450 Verhaftungen haben stattgefunden. Es wird beabsichtigt, eine internationale Kommission zur Ab- urtheilung der Theilnehmer an den jüngsten Ruhestörungen niederzusetzen.
Aegypten.
Alexandrien, 15. Juni. Der Gouverneur von Alexandrien Omar Pascha Lutst erklärte in einer Proklamation, die Ankunft des Khedives und des Muschirs Derwisch Pascha sei eine Bürgschaft für die Aufrechterhaltung der Ordnung. Die Bürger dürfen mit Vertrauen ihre Geschäfte wieder aufnehmen. Eine türkische Fregatte wird von außerhalb des Hafens signa- lisirt. Bei dem Empfange des Patriarchen und des diplomatischen Corps, sowie der Beamten und der europäischen Notabilitäten richtete der Khedive beruhigende Worte an die Versammelten und sagte, die Stadt sei in vier Quartiere eingetheilt, wovon jedes eine starke Garnison habe. Es sei kein Grund zu der Befürchtung, daß die Unruhen erneuert würden.
Tages Neuigkeiten.
Calw, 16. Jnni. Aus dem Stadtgarten ist leider eine schon seit mehreren Jahren nicht mehr gemachte Wahrnehmung zu berichten, nemlich der Diebstahl an Pflanzen. Zuerst ist beim Pavillon Luginsthal 1 4cl>^rantke8 entwendet worden und seit vorgestern fehlen auf dem Tuffsteinbogen mehrere durch die Größe ihrer violetten Blumen ausgezeichnete Petunien. Es ist dieß ein trauriger Beweis dafür, daß es immer noch Leute gibt, die sich kein Gewissen daraus machen, ihre lüsterne Hand nach den der allgemeinen Sicherheit anvertrauten Pflanzungen anszustrecken, und die nicht zu wissen scheinen, daß ein Diebstahl an solchen Dmgen, die unmöglich durch besondere Verwahrung gegen unbefugte Eingriffe geschützt werden können, ein erschwerter und darum mit höherer Strafe bedrohter ist. Da der Stadtgarten mit seinem ganzen, von Jahr zu Jahr im Werthe steigenden Inhalt ein Gemeingut Aller ist, über dessen Unverletzlichkeit ein Jeder zu wachen nicht blos berechtigt, sondern sogar verpflichtet ist, so wäre es ein verdienstliches Werk, wenn diejenigen, welche zufällig Kenntniß von diesem für einen jeden Freund der Pflanzenwelt höchst ärgerlichen Frevel sollten bekommen haben, hievon dem Vorstand des Verschönerungsvereins Mittheilung machen würden.
Daß der Gänseunsug sich in der letzten Zeit wieder bis zur Unerträglichkeit gesteigert hat und daß deßhalb energische Maßregeln dagegen ergriffen werden mußten, wenn nicht alle Mühe und Sorge des Stadtgärtners durch die permanente Rücksichtslosigkeit einiger Wenigen zum großen Aerger aller Spaziergänger zu einer vergeblichen gemacht werden sollte, dieß soll hier nur nebenbei erwähnt werden. Die eckelhafte Verunreinigung sämmtlicher mit Sorgfalt und großen Kosten hergestellten Wege und die Zerstörung der ausgesetzten Pflanzen haben es nöthig gemacht, die Besitzer der frei umherlaufenden Thiere mit dem Nachtheil zu bedrohen, daß Jedermann, der sich zum Schutz« der Anlagen berufen fühlt, im Betretungsfalle zum Tödten derselben berechtigt ist, wie schon früher mehrmals öffentlich bekannt gemacht worden ist. Dein wohlberechtigten Interesse Aller an unserer alljährlich mehr das Herz und Auge erfreuenden Anlage müssen die unberechtigten Interessen einiger Weniger weichen und nur durch das wohlwollende, von einer gewissen
Eifersucht getragene Zusammenwirken Aller zur Schonung und Erhaltung dessen, was bis jetzt geschaffen ist, ist es möglich, diesen Mittelpunkt der Opferfreudigkeit der hiesigen Einwohner als das zu erhalten, was er sein soll, als einen Stolz und als eine Zierde unserer Stadt.
— Seine Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 15. Juni dem Amtmann vr. jur. Langenfaß in Nagold die nachgesuchte Versetzung auf die erledigte Amtmannsstelle bei dem Ober- amt Heilbronn zu gewähren geruht.
— Beim Besuch des Königs inWildbad ereignete es sich, daß wäh- > rend der König die neuen Strapenanlagen mit ihren reinlichen Asphalttrottoirs besichtigte, also kurz vor dem Eintritt ins Badhotel, riß eine an der Mittelrosette der Fayade angebrachte Fahne dieselbe los und stürzte, zwei weitere, mehrere Zentner schwere Quadersteine mit sich reißend, mit furchtbarer Gewalt und donnerähnlichem Getöse auf den unmittelbar darunter ' befindlichen Balkon des Speisesaals, so daß das Gitter in Stücke borst und die Trümmer nach allen Seiten hin geworfen wurden. Es war ein wahres Wunder, daß hiebei kein Menschenleben gefährdet wurde. — In der Nacht von Samstag auf Sonntag brannte in Nordstetten zwischen 12 und 1 Uhr ein großes Wohnhaus sammt Scheuer gänzlich nieder. Die Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt. — In Horb hat sich am letzten Sonntag Abend ein junger 18jühriger Mann, der auf seinem steilen Berufswege wohl auch schon mancher Speckseite oder einem duftigen Schinken sehnsüchtige Blicke zugeworfen haben mag, erboten, einem Dutzend rother Würste inner- i halb 25 Minuten den Garaus zu machen, und siehe da, mit Haut und Zipfel ^ mußten diese 12 Dinger in 23 Minuten den Weg alles Fleisches machen. Wenn in Zukuft die Herren Metzger ihren Würsten nicht eine umfangreichere und längere Ausdehnung geben, will unser junger Kaminbesteiger das nächste Mal 18 Stück vertilgen.
Künzelsau, 14. Juni. Wohl haben uns die Gewitter und Stürme in der Woche nach Pfingsten glücklich verschont und unsere Weinberge, Felder und Wälder stehen bis jetzt schön, aber die naßkalte Witterung der letzten Tage fängt an Bedenken zu erregen. Tag für Tag regnet es, dazu haben t wir einen Thermometerstand von 7—9", so daß man in vielen Häusern ! wieder mit dem Einheizen begonnen hat. Diese Witterung ist nicht nur störend für die Heuernte, die schon hie und da angefangen, sondern sie ist besonders bedenklich für den Wein stock, bei dem jetzt die Blüte ein- ! treten sollte. Hoffen wir auf baldiges und bleibendes Besserwerden der metereologischen Verhältnisse, damit die schönen Hoffnungen der Weingärtner und Landwirthe nicht zu Schanden werden.
Aus dem Breisgau, 13. Juni. Als sich heute Mittag das Gewölle etwas aufheiterte, präsentirten sich die Häupter des Schwarzivaldes zum großen Schrecken Aller in weitherabreichenden Schneekappen, besonders der Feldberg.
— JnStroppen in Schlesien hat ein toll gewordener Hund . seinen Herrn, dessen Frau und Kinder und dann noch 13 Kinder und viele Hunde gebissen, ehe er todtgeschossen werden konnte. Der Arzt erklärte den Hund für tollkrank im höchsten Grade und ließ alle Hunde sofort erschießen. Das Städtchen ist in furchtbarer Aufregung.
— Aus London wird berichtet: „Im nördlichen Schottland hat es während der letzten zwei Tage geschneit. Die Gipfel des Grampian sind mit Schnee bedeckt und die Witterung ist plötzlich so kalt geworden wie im Januar.
Petersburg, 13. Juni. Die Kaiserin wurde heute früh 8 Uhr in Peterhof von einer Tochter glücklich entbunden. Die neugeborene Großfürstin erhält den Namen Olga.
Vermischtes.
— Vor einiger Zeit brachte die „Magdeb. Ztg." und andere Blätter . verschiedene Mittheilungen, wie man beobachtet habe, daß Frösche und ! Kröten den Karpfen in den Fischteichen auf den Kopf sprängen, sich mit den Vorderfüßen in den Augen des Fisches festklammerten und dadurch deren Erblindung, sowie den späteren Tod (weil das erblindete Thier keine Nah- , rung mehr findet) herbeiführten. Diese Sache wurde damals von Gelehrten
Wo warst Du in jener Nacht?
Ich darf es nicht sagen.
Aber das kannst Du sagen, ob Du in Walton warst oder nicht.
Auch das nicht.
Wußtest Du daruni?
Frage mich nicht weiter!
War es uni deß willen, daß Du Dich des alten Ford annahmst?
Ich darf es nicht sagen.
Unmöglich. Und nun, Cyrill, frage mich nicht weiter. Es verwundet mich tief. Es ist mir unangenehm, Dir eine Antwort schuldig zu bleiben, und doch muß ich es.
Es ist in der That hart, daß, wenn Ein Wort Dich reinigen würde, Du es nicht sprechen kannst.
Und doch kann ich es nicht.
O, mein Gott! Und ich muß dastehen und Dich die Strafe eines Missethäters erleiden sehen!
Ich fürchte es, Cyrill.
Wenn Du Dich selbst nicht retten willst, so rette mich, sagte Cyrill, denn er hoffte, daß eine Beschwörung seiner Vaterliebe seinen Entschluß erschüttern würde.
Cyrill, rief Blount, am ganzen Körper zitternd, wenn irgend etwas eine Antwort aus mir erpressen könnte, so würde es dies sein. Wenn ich verurtheilt werde, so blicke ich nicht auf mich selbst — ich blicke auf Dich, der niit mir beschimpft ist und gramgebeugt. Aber selbst deßungeachtet darf ich nicht sprechen. So höre denn auf, ich bitte Dich, mich zu quälen. Ich habe genug an meinen eigenen bitteren Sorgen zu tragm. Vergrößere sie nicht!
Vater, rief Cyrill, es geschah nur um Deinetwillen. Ich will kein Wort mehr hinzufügen. Vergieb mir, wenn ich Deinen Kummer vermehrt habe. Aber wie konnte ich es ruhig mit ansehen, wie Du Deinem Verderben entgegengehst, ohne ein Wort zu Deiner Rettung zu äußern. Wenn Du mir nur einen Wink geben, durch ein Wort andeuten könntest, was ich thun ' sollte, wie gern würde ich dem Folge leisten! Kann denn kein Wink, und l wäre er noch so unbedeutend und indirect, mir gegeben werden? Kann nicht ^ irgend eine, wenn auch noch so ferne Andeutung gemacht werden, daß sich ! ein Mittel auffinden ließe, wie ich Dich von diesem furchtbaren Mißgeschick ! zu erlösen vermag. Denn wenn nicht etwas mehr geschieht, als Du bisher ' gethan, so sehe ich klar, daß Dir kaum eine Aussicht bleibt, nicht wegen eines schrecklichen Verbrechens verurtheilt zu werden.
Nichts kann geschehen, Cyrill. Kein Wink kann gegeben werden. Ich bin soger weiter gegangen, als ich hätte thun sollen, indem ich Dir so viel gesagt; weiter kann ich nicht gehen. Ich kann Dich nur ermahnen, reiflich über das nachzudenken, was ich Dir schon gesagt habe; und wenn es Dir dann gelingt, etwas mehr zu entdecken, so kann ich vielleicht gerettet werden.
Ach! wie ist das möglich?
Ich fürchte auch, daß es nicht möglich ist.
Gut, Vater, ich will nichts weiter sagen. Ich kann meine einzige Stütze nur in der Ueberzeugung finden, daß Du unschuldig bist.' Ich kann nur die traurige Nothwendigkeit beklagen, welche Dich zwingt, die Wahrheit selbst vor mir geheim zu halten.
Und diese, sagte Blount, muß geheim gehalten werden, und sollte ich auch daruin sterben; selbst im Tode müssen meine Lippen geschloffen bleiben, und kein Wort darf ihnen entschlüpfen. (Forts, folgt.)