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ben vorzutragen, welches Garibaldi bei Gelegenheit der tunesischen Expedition an den Sozialisten Leo Taxil richtete und in welchem er bekannte, daß die Liebe und Verehrung, die er für die französische Republik gehegt, sich seit dem tunesischen Krieg, der eine Schande für Frankreich sei, in Verachtung verwandelt haben.

England.

London, 5. Juni. Einem Berichterstatter desStandard" hat Arabi gesagt: Das britische Publikum kennt schon meine Ansichten durch die Herren Gregory und Blunt. Sie sehen mich hier umgeben von Vertretern aller Volksklassen; das ist ein gutes Zeugniß. Andere verließen sich nicht auf die Nation, sondern auf die Versprechungen Englands; sie leiden jetzt für ihre Leichtgläubigkeit. Meine Anhänger und ich machen uns gleich wenig aus Versprechungen oder Drohungen Frankreichs und Englands. Die in friedlicher Absicht kommen, werden ebenso ausgenommen, aber die durch das Schwert sprechen, erhalten Antwort durch das Schwert. Wir wehren das Vordrängen Europas mit aller Stärke ab, und im Vertrauen auf den Schutz Gottes und den Beifall des Sultans, dessen Willen wir gehorchen, haben wir uns nichts vorzuwerfen und fühlen uns unserer Sache sicher.

Italic«.

Rom, 6. Juni. Die Amtszeitung meldet: Prinz Wilhelm von Preußen lud den König Humbert zur Uebernahme der Pathenstelle bei seinem neugeborenen Sohne ein. Der König hat die Einlad­ung zu der am 11. Juni stattfindenden Taufe ange- n o m m e n.

Ntailand, 4. Juni. Die ganze Nation trauert über den Hingang Garibaldis. Jedem, der sich Italiener fühlt, ohne Unterschied der po­litischen Farbe, erscheint der Dahingeschiedene in seiner vollen Glorie; nur unter den Kutten erblickt man freudestrahlende Gesichter, die ihr Glück nicht verbergen, daß sie endlich von ihrem Erzfeind erlöst worden sind. Seit Jahren war zwar der Körper Garibaldis so gut wie todt; nur seine Stimme blieb klangvoll, die Stirne umwölkt und sein Lächeln bezaubernd; aber der hilflose Mann gab noch immer Rath in wichtigen Fragen und seine Stimme wirkte gewaltig auf die Blasse. Viele gebrauchten den Ausdruck: In Gari­baldi leben nur noch Geist und Herz. Weniger die Jahre (geb. den 3. Juli 1807 in Nizza), als das viel bewegte Leben und die Entbehrungen aller Art verzehrten die Kräfte seines Körpers. Der Eindruck, den der Tod auf die Bevölkerung machte, ist wohl derselbe hier wie in allen ital. Städten. Viele Kaufläden wurden ganz geschloffen, andere zur Hälfte, und diese und jene trugen die Aufschrift: Nationaltrauer für den Tod Garibaldis. Alle Thea­ter blieben geschloffen. Das alljährlich am ersten Sonntag im Juni gefeierte Verfaffungsfest ist verschoben. Die für heute angezeigte Vorstellung im Amphitheater ist abgesagt, wie jede öffentl. Unterhaltung. Die ital. Trikolore flattert im Trauerflor in großer Anzahl in allen Straßen. Gestern begann die Unterzeichnung für ein in Mailand zu errichtendes Garibaldidenkmal; der Beitrag der Stadtbehörde aus der Stadtkasse beläuft sich auf 100,000 Lire. Gestern Abend zog ein langer Trauerzug mit vielen Fahnen durch die Stadt und für heute um 1 Uhr laden der demokratische und andere Vereine zu einer Trauerkundgebung auf dem Domplatze ein. Der gestrige Zug war erhebend und ergreifend, entblößten und gesenkten Hauptes, mit feierlicher Stille ging der Zug auf die Piazza Santa Marta, vor das Denk­mal Mentana, dessen Einweihung Garibaldi in seinem Wägelchen beiwohnte und wo sein Schwiegersohn Canzio die von ihm diktirte Rede verlas. Der hies. Gemeinderath veröffentlichte an den Straßenecken folgendes Manifest: General Garibaldi ist todt! Italien beweint heute den Helden der ital. Auferstehung, den unüberwindlichen Führer, der die ital. Fahne von Varese nach Marsala trug. Aber wenn er auch das Irdische verließ, so verlosch mit seinem Tode doch nicht die Dankbarkeit des ital. Volkes. Die hervor­ragende Persönlichkeit des Führers, welche eine Hälfte Italiens mit der andern vereinigt hatte, zog sich auf sein felsiges Caprera zurück und wird eine der reinsten und leuchtendsten Glorien dieses Jahrhunderts bleiben. Die Erinnerung so erhabener Tugend sei in unfern Seelen und den folgenden Generationen unsterblich und damit dieselben wahrhaft seiner würdig sei, schwören wir auf seinem Grabe, daß jenes Vaterland, das sein ganzer Ge­danke war, dem er sein ganzes Leben weihte, im Kultus seines Gedächtnisses,

in der Verehrung seiner Handlungen ein neues Band der Eintracht und ein neuer Vertrag der Eintracht werde. Vom Rathhause den 3. Juni 1882. Der Bürgermeister Bellinzaghi und der Bürgerausschuß."

Der Reichskanzler und feine neue Wirtschaftspolitik.

Was der Reichskanzler den Arbeitern bringen will.

Daß der Staat sich in höherem Maße als bisher seiner hilfsbe­dürftigen Mitglieder annehme, ist nicht bloß eine Pflicht der Menschlichkeit und des Christenthums, sondern auch eine Aufgabe staatserhaltender Politik, welche das Ziel zu verfolgen hat, auch in den besitzlosen Klassen der Bevölkerung die Anschauungen zu pflegen, daß der Staat nicht bloß eine nothwendige, sondern auch eine wohlthä- tige Einrichtung sei. Daher müssen sie durch erkennbare direkte Vortheile dahin geführt werden, den Staat nicht als eine lediglich zum Schutz der besser gestellten Klassen der Gesellschaft erfundene, sondern als eine auch ihren Bedürfnissen dienende Einrichtung aufzufassen." Dies sind die Worte, mit welchen die Reichsregierung den Entwurf des Unfallversicher- ungs - Gesetzes dem Reichstag vorgelegt hat. Und damit hat also die Reichs­regierung feierlich erklärt, daß sie es als ihre Pflicht erkenne, für die unbe­mittelten Volksklassen zu sorgen, die Schwachen zu schützen, also überhaupt wahrhaft landesväterlich zu regieren. Und so will denn der Reichskanzler, wie er dem Bauern und Handwerker Helsen will, auch dem Arbeiter helfen und zwar durch das Unfallversicherungs-Gesetz. Der sogenannteArbeiterstand" hat sich ja erst in unserem Jahrhundert gebildet, man versteht im Ganzen darunter alle diejenigen Arbeiter, welche keinen eigenen Handwerksbetrieb haben, sondern in Lohn bei anderen stehen; meistens sind es solche, deren Arbeit in Bedienung von Maschinen besteht oder die bei ihrer Arbeit in irgend welcher Beziehung zum Maschinenbetrieb stehen. Weil dieser Stand, der sogenannte 4te Stand, erst in unserem Jahrhundert eigentlich sich gebildet hat, so ist es erklärlich, daß die Gesetze bis jetzt auf ihn noch nicht so viel Rücksicht genommen haben als es hätte der Fall sein sollen. So fühlte denn der Arbeiter sich mehr und mehr rechtslos und ir. die Hände des Arbeitgebers hingegeben. Das erweckte allerlei bittere Ge­fühle im Arbeiter und manchfach erfahrene Unbill hat ihn nun den Lehren der Sozialdemokraten in die Hände geliefert. Diesem Zustand der Recht­losigkeit wollte das Haftpflichtgesetz vom Juli 1872 abhelfen. Durch dieses Gesetz wurde einmal bestimmt, daß die Eisenbahnen für alle sich auf ihnen ereignenden Unglücksfälle verantwortlich seien und die Verunglückten zu ent­schädigen haben, dann aber auch daß bei Fabriken, Bergwerken, Steinbrüchen und Gräbereien der Arbeitgeber verantwortlich sei für Unfälle, die durch seine oder seiner Angestellten Verschulden einen Arbeiter treffen. In Folge dieses Gesetzes entstanden allerlei Unfall - Versicherungs - Gesellschaften, welche zwar manches Gute leisteten; aber sie sahen eben doch mehr auf ihren Nutzen als auf den der Versicherten, und bei der Unwissenheit vieler Arbeiter und bei ihrer Unfähigkeit zu rechnen kamen vielfach Uebervortheilungen vor, oft himmelschreiender Art. Wir wollen dafür nur Einen Fall anführen: der Rechtsanwalt Gersten in Hagen hat vor einiger Zeit in derHagener Zeit­ung" eine Warnrng an die Arbeiter veröffentlicht, in welcher er erklärt, es sei ihm in kurzer Zeit 3 Male der Fall vorgekommen, daß verunglückte Ar­beiter, welche seinen Rechtsbeistand angesprochen haben, um von ihrer Ver­sicherungsgesellschaft die Versicherungssumme ausbezahlt zu erhalten, ihm ge­druckte Quittungen vorgezeigt hätten, auf welchen sie für erhaltene kleine Beträge guittirt hatten, ohne zu merken, daß auf diesen Quittungen ein Ver­zicht aus alle weiteren Ansprüche an die Versicherungs - Gesellschaft enthal­ten war. Sie hatten vielmehr gemeint, sie sollen eine Abschlagszahlung quittiren, und hatten einen völligen Verzicht unterschrieben. Man wird zu­geben , daß das himmelschreiende Ungerechtigkeiten sind und daß solches bei einer Reichsversicherung nicht möglich wäre. Nun man merkte also, daß das Haftpflichtgesetz sammt den Versicherungs-Gesellschaften nicht genüge. Es wurden Stimmen laut, welche verlangten, man solle den Arbeiter gegen die Folgen der Arbeitsunfähigkeit und die Arbeiterfamilien für den Fall des Todes oder der Hilsslosigkeit ihrers Ernährers sicher stellen und deßwegen solle man eine von der Regierung zu verwaltende Hilfskasse durchs ganze Reich hindurch errichten. Diesen Wunsch wollte nun die Neichsregierung erfüllen indem sie das Unfall-Versicherungsgesetz dem Reichstag vorlegte.

hinaus, und die Aussicht war durch eine hohe Steinmauer versperrt, die den Kerker umschloß.

Ist es dazu gekommen? murmelte er. Die Erde deckt ihre Gebeine nicht. Sie kehrt noch einmal auf die Oberwelt zurück, und ihr Blut schreit nach Rache. Und dieser alte Mann ist von dem Dämon der Rache besessen er ruft die Gerechtigkeit auf den Mörder seines Kindes herab. Uner- forschlich sind die Wege der Vorsehung, und des Menschen Geist ergründet sie nicht.

Wie wird das enden? Welcher Dämon ist in diesen jungen Murdock gefahren? Wie ist er der Sache zuerst auf die Spur gekommen? Er auch scheint von einem eben so eifrigen und unersättlichen Verfolgungsgeist, wie der alte Ford selbst, ergriffen zu sein.

Wie wird der Ausgang für mich selbst sein? Diese Männer scheinen Beweise für ihre Anklage zu besitzen, die schwer wider mich ins Gewicht fallen. Und was kann ich thun? Nichts. Ich bin stumm.

Aehnliche Gedanken erfüllten seine Seele; dem äußern Anschein nach aber war er ruhig und heiter, wie in seinen glücklichsten Tagen.

Die freundlichste Aufmerksamkeit wurde ihm von allen Seiten erwiesen. Ihm wurde der Gebrauch von Feder und Papier zugestanden, und in den ersten Tagen beschäftigte er sich damit, geschäftliche Anweisungen und Erklär­ungen zu Cyrillls Gunsten aufzuzeichnen, so wie er an Letzteren auch den Brief schrieb, den derselbe in Danville erhielt. Er schrieb gleichfalls, wie gewöhnlich, an seine Geschäftsagenten und Correspondenten in verschiedenen Welttheilen, und empfieng und beantwortete Briefe aus der Fremde.

Seine Freunde fanden sich in Menge ein', um ihn zu besuchen und zu

trösten. Sie brachten ihm alle Tagesneuigkeiten, und sprachen ermuthigend von seinen Aussichten mit ihm.

Sein ruhiges, heiteres Antlitz erregte ihre Verwunderung. Seine Kaltblütigkeit und Gelassenheit waren werkwürdig. Er plauderte unbefangen und mit anscheinender Gleichgültigkeit über seine Verhaftung und erwog die verschiedenen, gegen ihn vorliegenden Beweise mehr mit der Kaltblütigkeit eines Zuschauers, als mit dem ernsten Interesse des zunächst dabei Betheiligteu.

Die Neuigkeit verbreitete sich durch die Stadt, und das Gerücht von Blount's ruhigem und entschlossenem Wesen unterstützte den allgemeinen Glauben an seine Unschuld. Seine Freunde waren voll Zuversicht, und versicherten Einer den Andern, daß er bald wieder auf freien Füßen sein würde. Sie lachten über die Möglichkeit einer Schuld von seiner Seite, und glaubten bestimmt, daß jeder räthselhafte Umstand seine vollständige und vollkommene Lösung finden würde. So war die allgemeine Volksstimmung ganz zu seinen Gunsten, und manche giengen in ihrer Sympathie sogar so weit, daß sie von Erstürmen des Kerkers sprachen, um ihn aus seiner unge­rechten Gefangenschaft zu befreien.

Während dessen waren aber andere Elemente thätig gewesen, um eine Reaction hervorzubringen.

Juda Murdock war da und konnte sich nicht müßig verhalten. Er war in Verbindung mit dem Herausgeber einer Zeitung getreten, die beträcht­lichen Einfluß hatte, und benutzte seine Stellung, um dem Strome der Volks- Sympathie eine andere Richtung zu geben. Hier erschienen von Tag zu Tage kleine Artikel, welche bezweckten, die Geschichte der armen Emilie Ford mehr in den Vordergrund zu drängen. (Forts, folgt.)