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prangt bereits im vollsten Flaggenschmucke, so ist z. B. der ganze Bahnhofs^ platz seit gestern mit Flaggen versehen. Die Seebrücke ist ebenfalls hübsch drkorirt, am Quai, dessen Spaziergänge schon recht belebt find, reiht sich Mast an Mast. Zwischen den Hotels zumSchwanen" und zumEnglischen- Hof" ist eine Kolossalstatue derHelvetia" errichtet, deren Gesicht dem See, zugewandt ist. Eine auf breitem Sockel stehende Säule dient der Helvetiitz als Piedestal, die Figur hält die rechte Hand auf den Wappenschild deK Schweiz gestützt, die ausgestreckte linke Hand trägt einen Lorbeerkranz. Unten an der Säule sehen wir die Wappen der Schweiz, Deutschlands und Italiens,, oben trägt sie die Inschrift ll. 0. 0. tkmis ooronst opus), ein Spruch, der wie kein anderer paßt für die Vollendungsfeier des gewaltigen Unter­nehmens, welches nach so unüberwindlich erscheinenden Schwierigkeiten endlich in die Erscheinung getreten ist. Am Montag Abend werden nicht nur auf den die Stadt Luzern und den Vierwaldstätter See einrahmenden Bergen, sondern auch auf den links, rechts und rückwärts von Luzern gelegenen Hügeln Freudenseuer lodern. Heute sind bereits viele Fremde aus Deutsch­land und Italien hier eingetroffen. Das Geschrei einiger italienischer Blätter über angebliche Zurücksetzung Italiens bezüglich der Eröffnungsfeier wird, auch hoffentlich morgen, wo der Festzug aus Italien hier eintrifft, keinen der aus Italien eingeladenen Gäste von der Theilnahme zurückhalten.

Die Presse aller Länder wird in hervorragender Weise bei den Fest­lichkeiten vertreten sein. Allerdings müssen bei den Bankets u. s. w. wegen Raummangels Beschränkungen bezüglich der Zulassung stattfinden. Die ganzen, von der Gotthardbahn durchzogenen Gegenden der Schweiz und Italiens rüsten sich zum festlichen Empfange der die Gäste führenden Extra­züge. Um keine Verzögerungen bei der Fahrt eintreten zu lassen, hat in­dessen der tessinische Staatsrath auf Ansuchen der Gotthardbahndirektion die an der Strecke von Airolo bis Chiasso belegenen Gemeinden ersucht, von einem offiziellen Empfange abzusehen und sich auf eine einfache Begrüßung der Festzüge auf den Bahnhöfen zu beschränken.

Ich will auch einer sehr schönen That gedenken, welche einem unge­nannten Freunde der Gotthardbahn zur großen Ehre gereicht. Es sind näm­lich von demselben der Direktion der Gotthardbahn schenkungsweise 10,000 Franken in Üprozentigen Obligationen der Gotthardbahn übergeben worden, mit der Verpflichtung, von 1883 bis 1890 jährlich 5000 Franken zuzu­schießen, bis das Kapital auf 50,000 Franken angewachsen ist. Vier Pro­zent der jeweiligen ganzen Jahreserträge können jährlich verwendet werden zu Belohnungen für im Betriebsdienste der Gotthardbahn angestellte Beamte, resp. deren Hinterlassene, welche sich unter schwierigen Dienstverhältnissen besonders ausgezeichnet haben. DieserFonds für hervorragende Leistungen im Betriebsdienste" soll selbstständig verwaltet und in Gotthardobligationen angelegt werden. Vesser konnte die Betriebseröffnung der Gotthardbahn ge­wiß nicht eingeweiht werden.

Heute Vormittag fand hier im Regierungsgebäude die Generalver­sammlung der Aktionäre der Gotthardbahn statt, welche von etwa 70 Ak­tionären besucht war. Die Versammlung genehmigte die Vorlagen der Di­rektion, welche indessen ein allgemeineres Interesse nicht haben, und nahm sodann einige Ersatzwahlen vor. Mittags l2'/z Uhr führte ein Extrazug die Aktionäre von Luzern nach Göschenen, von wo Abends die Rückkehr nach hier stattfindet. Fr. Ztg.

Vermischtes.

In Berlin sind 12000 Zähler für die Aufnahme der Berufsstatistik nothwendig. In Berlin ist vr. Beutner, früher Redacteur der Kreuz- .Zeitung, gestorben.

Die Dfztg. schreibt: Wenn sich das Sprüchwort erfüllt:Mai kühl und naß, füllt Scheuer und Faß", dann werden vorsichtige Land- mrthe ihre Scheunen erweitern und sich neue große Fässer bauen lassen; denn es fehlt weder an Kühle noch Nässe. Entschieden übel sind die Bad e- gäste mit dem Mai gefahren. In Kissingen würden sie bei der Morgen- trinkkur frieren, wenn nicht Herr Eichhorn, der Dirigent der Badekapelle, und der Ragozzi, der aus dem Feuermeer tief unten zum Licht kommt, alles aufböten, um die Kurgäste zu erwärmen. Ganz gegen das Badeprogramm waren auch die Schneehauben, in welchen die Rhönberge in den letzten Tagen die Gäste grüßten; sie waren aber so höflich, sie am Tage abzunehmen.

In einem Wirthshaus in Luxburg in der Oberpfalz war Bauern­hochzeit. Die Neugierigen drängten sich auf der äußern Holztreppe und diese brach durch. 50 bis 60 Frauen und Mädchen fielen 20 Fuß tief auf den steinernen Boden und erfüllten die Luft mit ihrem Jammergeschrei.Da l aber, berichtet die Anzberger Zeitung, Niemand das Genick brach, um sofort todt zu sein und da die Zahl der Verwundeten blos 21 betrug, von denen nur einige an Ort und Stelle mit den Sterbesakramenten versehen werden wußten, so setzten die Hochzeitsgüste ihren Tanz in heiterster Laune sott."

(Amerikanische Reisende.) Noch nie war die Strömung der Reisen­den aus den Vereinigten Staaten nach Europa eine so starke, wie sich tue«- selbe Heuer zu gestalten verspricht. Wie der Times aus Philadtlphiä vottt . 30. April berichtet wurde, gingen Tags vorher voll Nelbyörk-nach Europa

! sieben Dampfer ab, deren 1217 Cabinen-Passagiere hauptsächlich amerikanische ! Touristen waren. Die Nachfrage nach Kajütenplätzen ist. Me außerordentlich ! starke. Auf den Dampfern aller transatlandischen Schifffahtts-Gesellschaften find bereits sämmtlichp Plätze bis Juni zum Theil sogar bjs> Juli besetzt. . Mehrere Gesellschaften haben den Verkehr von Extxadampsern in den nächsten dref Monaten eingerichtet, um den außerordenüichrn Anforderungen ent­sprechen zu könue«. Man glaubt^ daß Heuer 20,000 Amerikaner mehr als gewöhnlich nach Europa reisen werden.

Flourens nimmt 100 Jahre als Rormaldauer des menschlichen' Alters an. Bis zu dieser von Wenigen erreichten Lebensdauer übertrifft ; das weibliche Geschlecht das männliche wie 155 : IM. Mtz aujsstsO^ähsre brachten es dagegen nach neueren Untersuchungen nur 17 Fraüm gegen 58

Männer. Einzelnen ist ein weit höheres Alter zu Theil geworden: Thomas Parre 152, Henri Zenkins 169 Jahre. Von einer Million Menschen ist nach 110 Jahren noch Einer übrig. Den neuesten Angaben zufolge leben gegenwärtig 3108 Personen über 100 Jahre in Europa.

Man meint immer, dieMode beherrsche die Menschen am stärksten, das ist aber ein Jrtthum, denn weit mehr lassen sich durch die Nich t-M ode beeinflussen. Ein schlagendes Beispiel hierfür ist die Geschichte, wie es dem ersten Regenschirm in England erging. Der berühmte John Hanway war auf seinen Reisen bis China gekommen, wo die Regenschirme ganz gebräuchlich waren, und hatte einen solchen als Rarität mit nach der Heimath gebracht. Eines schönen Tages, oder vielmehr eines abscheulichen Regentages, kam er auf den Gedanken, sich bei seinem Wege durch die Stadt dieses chinesischen Instru­mentes zu bedienen. Aber wie erging es ihm? Die Leute drängten sich förmlich um ihn zusammen, versperrten ihm den Weg und nannten ihn ver­rückt; Frauen an den Fenstern klatschten in die Hände und lachten aus vollem Halse, und die liebe Jugend rannte hinter ihm her, pfiff und schrie trotz des tollsten Regens. Jetzt aber ließ sich Hanway erst recht nicht von seinem Vorsatz abbringen; er ging nun überhaupt nicht mehr ohne Schirm aus und das Publikum gewohnte sich an diese Schrulle, wie man es nannte. Ost mußte dieser oder jener von Hanway's Freunden, der ihm zufällig begegnete und den der glückliche Schirmbesitzer bei Regenwetter mit unter das Schutz­dach nahm, eingestehen, daß die Idee eigentlich doch recht praktisch sei; aber drei volle Jahre brauchte der Märtyrer desFamilieukuickers", um das Vor- urtheil zu besiegen und um andere Tollkühne zum Gebrauch des Regenschirms zu überreden.

Gemeinnütziges.

Die Verwendung giftiger Farben zur Herstellung von Nahrnngs-

und Genutzmitteln.

Die Kaiserliche Verordnung vom 1. d. M. gibt Veranlassung, auf eine Sitte, resp. Unsitte in vielen Haushaltungen aufmerksam zu machen, die nicht ohne Gefahr ist, mit dem Gesetze in Konflikt zu gerathen. Viele Hausfrauen lieben es, wenn die von ihnen eingemachten Früchte, namentlich die kleinen Essiggurken, ein schönes grünes, den frischen Gurken ähnliches Aussehen haben und kochen daher den zu verwendenden Essig oder auch die Gurken mit dem Essig in einem kupfernen oder messingnen oder in dessen Ermangelung in einem thönernen Geschirr, in welch letzteres man einen Kupferkreuzer legt. Die Früchte erhalten dadurch das gewünschte schöne An­sehen, aber auf Kosten der Gesundheit, da durch Verbindung des Essigs mit dem Kupfer oder Messing Grünspan entsteht, welcher in Folge seines starken Gifts so manche Magenbeschwerden Hervorrust. Auch Conservenfabriken wenden dieses Mittel an, da viele Käufer den schön grünen, wenn auch giftigen Früchten den Vorzug vor den weniger ansehnlichen naturellen geben. Die Hausfrau kann möglicherweise nach wie vor Kupfer- oder Messinggeschirr verwenden, ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu gerathen, wenn sie nicht vor­zieht, in Zukunft der Gesundheit der Ihrigen wegen ein thönernes Geschirr (ohne Kupferkreuzer) zu verwenden, aber Wirthen, welche ihren Gästen der­artige, wenn auch nur wenig giftige Früchte vorsetzen, wäre doch Vor­sicht, anzurathen, ebenso den Conservenfabriken und Händlern.

Handel und Verkehr.

Reutlingen, 16. Mai. Der heutige Jahrmarkt hatte unter der Ungunst der Witterung sehr zu leiden, da die kalten Nächte die Hoff­nungen sehr herabdrückten. Aus dem Vieh markt erhielten zwar die Preise keinen merklichen Rückgang, doch aber fehlte Handelslust. Nnr Jung­vieh fand verstärkten Absatz, ebenso Melkvieh, dagegen waren angängige Fuhr- ochsen viel weniger begehrt, als erhofft wurde; die in den letzten Tagen aus­gegebenen Stallpreise waren kaum mehr erhältlich. Fettvieh war nicht in der gewohnten Fülle zugetrieben, die Preise dagegen wie seither. Im Allge­meinen war der Marktbesuch weit geringer, als in vielen Jahren, und nach diesem richtete sich auch der Verkehr im Handel.

sSardellenfang.) Die neuesten Berichte über den Sar­delle n f a n g im Zuyderzee lauten günstig, zu Anfang der Woche wurden von einem Spann in einem Zug über 20,000 Stück gefangen. Der Preis für den frischen Fisch bleibt hoch, 9 holl. fl. pro 10,000 Stück. Neue ge­salzene Waare galt am 15. Mai in Amsterdam 40 fl.

Calw.

^ezirAgvevem.

Garten baufchttle betr.

Am 1. Juni beginnt der 2te Kurs in deck Gartenbanschnle des Hrn. Gärtner Mayer, an welchem wieder 6 Mädchen, welche das 15te Lebens« jahx zurückgelegt haben, und zwar 2 aus der Stadt und 4 vom Lande Theil nehmen können. Die Zweckmäßigkeit dieses Unterrichts im praktische« Gartenbau, wodurch namentlich der auf dem Lande noch so sehr mangelhaft betriebene Gemiiscban gefördert werden soll, ist so einleuchtend, daß es einer besonderen Empfehlung desselben kaum bedarf. Wie beim ersten Kurse so übernimmt auch bei diesem 2ten die Kasse des landw. Bezirksvereins das Unterrichtsaeld mit 8. für jede Schülerin und gibt denjenigen auswär­tigen SchMdinnen, welchen' durch den Besuch des Unterrichts ein Aufwand für Kost und WühnuNg entsteht, biezu eifiön Beitrag von je 10.

Diejenigen Mädchen, wftche diese« gewiß für jede künftige Hausfrau nützlichen Un^rricht geni e« wollen, haben sich vor dein L. Juni bei dem- Unternehmep - Meiner Ea yer, zu melden, dev auch für passende Unter» kurfft der auswiüttigrn Schülerinnen Sorge tragen wird.

^ Calw, 21. MÄi 1882. Der Vereinsvorstand:

Flaxland.

E. Horlacher, Secr.