Der erforderliche Bedarf an Formularien wird wohl noch ins jeder Gemeinde vorhanden sein, andernfalls wäre hievon alsbald Anzeige zu machen.

Den 26. März 1882. K. Oberamt.

_ Flaxland.

Calw. An die Ortsvorsteher.

Nachdem die Brandschadens-Umlage- und Einzugs-Register an die Orts­vorsteher zur Uebergabe an die Gemeindepfleger hinausgegeben worden sind, werden die Ortsvorsteher unter Hinweisung auf die Minist.-Verfügung vom 2. Februar 1882 (Reg.-Bl. S. 72) angewiesen, dafür Sorge zu tragen, daß die für das Kalenderjahr 1882 umgelegten Brandschadensgelder recht­zeitig einqezoqen und an die Oberamtspfleqe abgeliefert werden.

Den 26. März 1882. K. Oberamt.

F l a x l a n d.

Bekanntmachung des Königlichen Oberrckrutirungsrathcs, betreffend das Militärersatzgcschäft.

Der Oberrekrutirungsrath sieht sich veranlaßt, bezüglich etwaiger Ge­suche von Rekruten um Einstellung zu einem bestimmten Truppentheile und in Betreff des freiwilligen Eintritts zum drei- oder vierjährigen aktiven Dienst Folgendes bekannt zu machen:

1) Die Entscheidung der Oberersatzkommission über die Vertheilung der ausgehobenen Mannschaften auf die verschiedenen Waffengattungen und Truppentheile ist endgiltig und können Gesuche um Abänderung dieser Ver­theilung nicht berücksichtigt werden. (Ersatzordnung 8. 84 Ziffer 2 Absatz 2.)

2) Wer freiwillig zu drei- oder vierjährigem aktivem Dienst in das stehende Heer eintreten will, hat die Erlaubniß zur Meldung bei einem Truppentheil bei dem Civilvorsitzenden der Ersatzkommission seines Aufent­haltsorts nachzusuchen und zu diesem Zweck die Einwilligung seines Vaters oder Vormundes, sowie die obrigkeitliche Bescheinigung, daß er durch Civil- verhältnisse nicht gebunden sei und sich untadelhaft geführt habe, beizubringen. (Ersatzordnung §. 83, Ziffer 1 und 2 und Ergänzungen und Aenderungen der Wehrordnung zu 8- 83, Ziffer 1 der Ersatzordnung.)

Den mit Meldescheinen versehenen jungen Leuten steht die Wahl des Truppentheils, bei welchem sie dienen wollen, frei. (Ersatzordnung 8- 84, Ziffer 1.)

3) Jeder Militärpflichtige darf sich im Musterungstermin freiwillig zur Aushebung melden, ohne daß ihm hieraus ein besonderes Recht auf die Aus­wahl der Waffengattung oder des Truppentheils erwächst. (Ergänzungen und Aenderungen der Wehrordnung zu 8- 62, Ziff. 8 der Ersatzordnung.)

4) Derjenige, welcher sich freiwillig zu einer vierjährigen Dienstzeit bei der Kavallerie sei es auch erst an dem zu Ziff. 3 genannten Termin verpflichtet, hat, sofern er dieser Verpflichtung nachkommt, außer der sud 2 erwähnten Vergünstigung auch noch den Vortheil, daß er in der Landwehr nur drei anstatt wie die übrigen Mannschaften fünf Jahre dienstpflichtig ist, mithin seine Gesammtdienstpflicht stur 10 Jahre gegen die gesetzlichen 12 Jahre dauert.

Außerdem ist den Freiwilligen dieser Kategorie bei den Kavallerie- truppentheilen des XI> . (K. Württ.) Armeekorps von dem K. General­kommando der weitere Vortheil eingeräumt, daß sie während der Dauer ihrer Reservepflicht zu keiner Reserveübung einberufen werden.

Stuttgart, den 16. Mär; 1882. v. Triebig,

Generallieutenant.

Politische Nachrichten

Deutsches Reich.

Berlin, 24. März. (Abgeordnetenhaus). Bei Fortsetzung der Be- rathung des Steuer-Erlasses wurde der Antrag der Budget-Kommission, welcher eine Vorlage zur besseren Vertheilung der indirekten Steuern ver­langt, abgelehnt und die Ausnahme eines viermonatlichen Steuererlasses, nach dem Vorschläge der Regierung, in den Etat des nächsten Jahres ein­zustellen beschlossen. Die Majorität, mit der auch die Minister Bitter und Puttkammer stimmten, bestand aus der Fortschritts-Partei, den Sezessionisten, Centruin, Polen, der Mehrzahl der Konservativen und mehreren Freikonser-

lang dies wahrlich nicht an seinem guten Willen der Jagdjunker war alt und stumpf geworden. Seinen einzigen Sohn Ernst, um den er sich wenig kümmerte, hatte man mit einer Försterstelle bedacht, daß der junge Mann ein Unterkommen fand. Der mit Schulden belastete Vater konnte ihn nicht unterstützen. So war die spätere Jugendzeit des Försters freudlos verschwunden, die Liebe zu Agnes, der benachbarten Försterstochter, hatte den ersten goldenen Lichtstrahl in sein bekümmertes Herz gegossen.

Die Pendüle schlug sechs.

Ernst wollte den Prinzen an die beabsichtigte Lektüre erinnern, um ihn durch Poesie zu zerstreuen. Da ward in dem angrenzenden Saale leise ein Akkord auf.idem Flügel angeschlagen.

Der Prinz fuhr mit der Hand über die Stirn, ohne die Augen zu öffnen. Er hatte lange nicht Musik gehört. Tie Töne des schönen Instru­ments drangen leise und geheimnißvoll durch die verschlossene Thüre. Ge­wandte Hände entlockten sie den Saiten. Das Bemühen ließ sich erkennen, die Musik nicht laut erklingen zu lassen. Und doch hörte man bei der rings herrschenden Stille jeden Ton. Jetzt war das Vorspiel zu Ende eine zarte Stimme begann zitternd das Lied Klärchens aus Göthe's Egmont nach der wunderbaren Musik von Beethoven:Freudvoll und leidvoll, gedanken­voll sein." Unwillkürlich, von der Leidenschaftlichkeit und der Glut der Komposition wie. der Dichtung fortgerifsen, ward die wunderbare Frauen­stimme iinmer stärker weinend und doch jubelnd, wie aus einer zerrissenen Brust kommend, derer Jammer sich mit einem schmerzlichen Wonnegefühle mischt, sang sie in hallenden Tönen den Schlußsatz:Glücklich allein ist die Seele, die liebt."

vativen. Das Haus stimmte einstimmig der von der Budget-Kommission vorgeschlagenen Resolution bezüglich der Reform der direkten Steuern zu. Das Etats-Gesetz wurde hierauf genehmigt.

Italic«.

Der Papst hat am vorigen Sonntag, wie üblich, die Weihe der goldenen Rose vorgenommen, die alljährlich einer katholischen Fürstin als Ostergeschenk zugeschickt wird. Nach der N. Fr. Pr. !ist die päpstliche Spende diesmal für die Kronprinzessin Stefanie von Oesterreich bestimmt.

Rntzlan d.

St. Petersburg, 24. März. Der Wortlaut des Toastes, welchen Kaiser Alexander beim Galadiner in Gatschina am 22. März in französi­scher Sprache ausbrachte, ist nach demHerold" folgender:Ich trinke auf das Wohl meines besten Freundes und Verbündeten, des deutschen Kaisers! Möge Gott ihm noch lange Jahre schenken zum Heile seines Landes und zur Aufrechthaltung des Friedens in Europa!" An der Seite des Kaisers saßen die Großfürstin Olga Feodorowna und die Gemahlin des deutschen Botschaf­ters; dieser saß neben der Kaiserin, an deren anderer Seite der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch Platz genommen hatte. Es verlautet, der Kaiser habe schon am Morgen des 22. d. M. in sehr warmen Worten ein Hoch auf Kaiser Wilhelm ausgebracht, als die Offiziere der zur Besichtigung nach Gatschina eingerückten Garderegimenter zum Frühstück im Palais sich ver­sammelten. Die Offiziere nahmen das Hoch enthusiaftich aus.

Tages Neuigkeiten.

Cannftatt, 24. März. Die seit etwa 14 Tagen in Paris verwei­lende Frau Herzogin Vera, K. H., hat daselbst im Grand Hotel de Lon- dres Absteige-Quartier genommen. Hiebei möge mitgetheilt werden, daß die­ses Hotel ersten Ranges seit 1. Jan. d. I. käuflich in den Besitz eines Cann- statters übergegangen ist, nemlich des Herrn Herrmann, eines Sohnes des Gründers und langjährigen Besitzers des Hotel Herrmann dahier. Herr Herrmann war zuvor mehrjähriger Direktor des Hotel de Londres.

In Ulm erschoß sich am 22. ds. der Pionnier Gschwender ersten Kompagnie auf der Treppe der Pionnierkaserne mit seinem Dienstgewehr, und fast um dieselbe Zeit versuchte ebendaselbst der 22jährige Schriftsetzer Walz, gebürtig aus Neuffen, in der Wohnung seiner Eltern seinem Leben dadurch ein Ende zu machen, daß er sich in den Unterleib schoß. Der Un­glückliche wurde schwer verletzt in das Hospital verbracht. In Bopf- ingen wurde in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch in das Comptoir eines dortigen Lackledergeschäftes eingebrochen und das in einer Schublade befindliche Geld, sowie eine goldene Uhr sammt Kette gestohlen. Die Ge­schäftsbücher und eine Prämiirungsmedaille warfen die Diebe in das Freie, wahrscheinlich aus Aerger darüber, daß sie nicht mehr fanden. Auf dem eine Stunde von Calw gelegenen Litzenhardter Hof wollte am Samstag Nacht der Knecht einen größeren Hund an die Kette legen. Es gelang ihm jedoch nicht, da der Hund sich wehrte und den Knecht biß. Auch dem Pächter gelang es nicht, seinen Hund zu beruhigen, sondern derselbe wurde ebenfalls derart gebissen, daß er ohnmächtig weggeschafft werden mußte. Es wurde in derselben Nacht noch ärztliche Hilfe von Calw geholt. Doch soll es nun mit dem Verletzten wieder besser gehen und keine schlimmen Folgen zu be­fürchten sein.

Züri ch, 20. März. Die Truppe der Feuerländer ist, wie das Franks. Journal mittheilt, einem traurigen Schicksal anheimgefallen. Die Gesellschaft bestand ursprünglich aus 10 Personen: 4 Männern, 4 Frauen und 2 Kindern. Die meisten erkrankten hier und bereits sind 5 Personen gestorben: 3 Frauen und 2 Männer; für den Rest der Truppe ist von den Aerzten schleunige Rückkehr nach dem Feuerland verordnet worden. Die Ueberlebenden: eine Frau, zwei Männer und die beiden kleinen Mädchen sind seit einigen Tagen wieder öffentlich ausgestellt; sie sitzen in der warmen Märzsonne, theils in Felle, theils in wollene Mäntel gehüllt, im Platten­garten vor einem Feuer, wo sie Tauben und Hühner rösten und mit gutem Appetit verzehren. Bald werden sie über Antwerpen die Rückreise nach dem Feuerland antreten.

Mit furchtbarer Wahrheit hatten das Lied und der Gesang den Seelen­zustand der Sängerin geschildert. Leid und Lust der Liebe, Schmerz und Wonne dieses glücklichen Gefühls wer hat sie treuer und ergreifender in Worten und Tönen wiedergegeben, als Göthe und Beethoven?

Der Prinz hatte sich nach und nach emporgerichtet, als ob das Lied ihn fortzöge. Jetzt saß er, mit glühenden Blicken nach der Thüre starrend, während seine zitternden Hände die Lehnen des Sessels umklammert hielten. Alle seine Gesichtsmuskeln zuckten, sein Athem ging kurz und rasch. So lauschte er noch, als das Lied längst verklungen war. Er schien sich seiner Umgebung nicht mehr bewußt zu sein.

Ihre Stimme, ihr Gesang! murmelte er, so kann nur Adelheid singen

die Töne kommen von oben herab, aus lichteren Sphären so sang sie am Weihnachtsabende, als ich an ihrer Thüre lauschte sie wußte es nicht, daß ich kommen würde und heute ist es wieder Weihnachtsabend

sie kommt aus dem Himmel, um mir eine Christfreude zu bereiten dem armen Manne, der allein und freudlos auf der Erde wandelt glück­lich allein ist die Seele, die liebt

Und er sang heiser die Melodie nach, der arme, geistesschwache Prinz, lachend und weinend, wie Adelheid gesungen hatte.

Haben Sie den Gesang gehört, Ernst ? fragte er nun.

Ja, gnädiger Herr!

Verstehen Sie das Lied?

Ich kenne es lange. Die Frau Prinzeß singt es so schön

Meine Frau, ganz recht. Ich soll zu ihr kommen sieffehnt sich nach mir. (Fortsetzung folgt.)