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Vermischtes.
— Moritz Busch, der bekannte Verfasser von „Bismarck und seine Leute" ist von einem schweren Schicksalsschlag getroffen worden. Sein einziger Sohn ist auf der Heimreise von der Westküste Centralamerikas den Seemannstod gestorben. Er war Obersteuermann auf dem Rostocker Schiffe „Dora Uhrens" und wurde bei einem Sturm in der Nähe der Falklandsinseln von den Wogen über Bord gespült.
— Zwei ungarische Edelleute zu Budapest unterhielten sich kürzlich über die Berechtigung des Duells. Der eine, Graf so und so meinte, es sei höchst zeitgemäß, einen Verein von Nichtduellanten zu stiften, dessen Mt- glieder sich verpflichteten, jede Forderung zurückzuweisen. Er würde der Erste sein, der sich einem solchen Verein anschlösse. Darauf der andere, ein Großgrundbesitzer: ein solcher Verein verdiene den Namen eines Vereins von Feiglingen, denn wer einer Herausforderung nicht Folge leiste, sei ein Feigling. Für diese „Beleidigung" zahlte ihm der Graf eine ungeheure Ohrfeige baar aus. Darob Forderung des Großgrundbesitzers an den G rafen, der nichts eiligeres zu thun hatte, als diese Forderung anzunehmen.
Volksvermehr n n g.
ii.
Indien hat Länder, in denen die Fruchtbarkeit des Bodens und die mäßigen Lebensgewohnheiten der Menschen die Volksvermehrung in höchstem Maße begünstigen. Trotzdem treten dort von Zeit zu Zeit Erscheinungen auf, die nur zu erklären sind durch die Gesetze der Ernährungsstatistik. Die Bevölkerung ist in geometrischer Progression angewachsen, der letzte Meter kulturfähigen Bodens dem Menschen tributpflichtig. Wo alle Arbeit lediglich dem Erwerb des täglichen Lebensunterhalts gewidmet ist, sind keine Ersparnisse möglich. Da versagt einmal, zufällig zusammenfallend mit der-wieder auf's Höchste gestiegenen Einwohnerzahl, die jährliche Regenzeit, und nach 3 Monaten sind Millionen Menschen, der dritte Theil der Bevölkerung ganzer Provinzen, dem Hunger und den Epidemien zum Opfer gefallen.
Sehen wir nun den Gegensatz.
Das Gebiet der vereinigten Staaten von Nordamerika bietet das einzige Beispiel in historischer Zeit dafür, daß die theoretische Vermehrungsfähigkeit des Menschen bei einem ganzen Volke zur Thatsache geworden ist. Im Jahre 1790 zählte die junge Union etwa 3 Millionen Menschen, im Jahre 1880 über 50 Millionen.
Wir wollen unfern Lesern das Nachrechnen ersparen und setzen deßhalb: 1790 3 Mill., 1815 6 Mill., 1840 12 Will., 1865 24 Mill., 1890 48 Mill.
Wir haben somit 1880 schon mindestens 11—12 Millionen Ueber- schuß über eine Verdoppelung in je 25 Jahren. Diesen Neberschuß rechnen wir der Einwanderung und ihre Deszendenz zu gute.
In den vereinigten Staaten, wo stets neuer Boden 60faches Korn bietet, hemmt nichts die Kraft des Menschen, und jeder Spannung in den Ernährungsverhältnissen bieten die reichen Ländereien, die nur des Pfluges harren, unmittelbare Zuflucht und Abhilfe.
Aus dein nachgerade auch an Uebervölkerung leidenden Osten sind im Jahre 1879/80 anderthalb Millionen einfach westwärts ausgerückt und haben neue Staaten der Brodbeschaffung unterworfen. Dort sind Kinder ein Segen!
Zwischen dem vollauf ausdehnungsfähigen Volke der Vereinigten Staaten und dem auf dem Beharrungspunkt befindlichen chinesischen Volke stehen die Völker Europas, und sie geben uns manche Räthsel zu lösen.
Wie ist es z. B. zu erklären, daß das reiche, fruchtbare und von sparsamen Leuten bewohnte Frankreich seine Bevölkerung nach dem der- maligen Zuwachsmaßstab erst verdoppelt in 150—160 Jahren, während das von Natur und an Kapitalkraft viel ärmere Deutschland, dessen Volk nach dem übereinstimmenden Urtheil Aller seit Jahren weit über seine Mittel zu leben die Gewohnheit hat, jährlich um 1> 2 °Vo zulegt, mithin in etwa 48 Jahren die doppelte Einwohnerzahl von heute zu ernähren haben wird?
Welche Aussicht ist dafür vorhanden, daß Deutschland, das jetzt 44 Millionen Einwohner zählt, suno 1930 ihrer 88 werde ernähren können? Dazu fehlt uns doch der chinesische Himmel, der chinesische Boden und vor Allem die chinesische Geduld und Genügsamkeit.
Es ist nicht zu bestreiten, daß die frühere Gesetzgebung, welche das Alter der Volljährigkeit weiter hinausrückte, welche Änsäßigmachung und Heirath von gewissen Nachweisen der Ernährungsfähigkeit abhängig machte, welche mit der Dienstpflicht ein längeres Cölibat erzwang, der Volksvermehrung manchen Riegel vorschob.
Heute bleiben uns noch 3 Dinge möglich', wenn nemlich diese Verdoppelungsperspektive als ein womöglich zu vermeidendes oder zu beschränkendes Nebel angesehen wird:
1) Französische oder noch besser Norwegische Selbstbeschränkung, nie Hei- rathen rc.,
2) Organisation massenhafter Auswanderung.
3) Krieg mit der auf Eroberung kolonisationsfähiger Länder gerichteten Absicht.
Eingesandt vom Lande.
Wir können uns nicht enthalten, dem Verfasser des Aufsatzes in Nr. 32 d. Bl. über die Reichs-Viehversicherung einiges entgegenzuhalten. Weil der Verfasser dort meint, es würde sich gerade so leicht ein Gesetzmachen lassen, sämmtliche Thiere des ganzen deutschen Reiches zwangsweise beim Staat zu versichern, wie bei der Gebäudebrandversicherung, dies glauben wir nicht so leicht durchführbar zu finden. Die Kosten für die Reichs-Viehseuchenkasse sind allerdings nicht hoch, aber man bedenke die Thatsache, daß Tausende von Thieren an anderen Todesursachen zu Grunde gehen außer Lungenseuche oder Rinderpest, welchen letzteren Fall auch keine Privatgesellschaft vergütet, oder bei Pferden durch Rotz.
Das Reichs-Viehseuchengesetz sehen wir für ganz zweckmäßig an, dürfen und können aber doch auch den Werth einer gutsituirten Privatversicherung, wie z. B. die Sächsische in Dresden, nicht verkennen, bei welcher wir schon im sechsten Jahre Mitglieder sind, und hatten unseren Beitritt noch nicht zu bereuen, erstens eine verhältnismäßig niedere Prämie, und zweitens bei einem Schadenfalle die kostenfreie Abschätzung, wie auch bei der Aufnahme wir von Einschätzungskosten nichts wissen, wie sie in jenem Aufsatz angeführt sind, und in der Hauptsache die prompte Entschädigung ohne alle Weiterungen. Es ist ja bekannt, daß oft Leute mit dem Besten oft was ihnen geboten wird unzufrieden sind, und auch den Werth und Zweck mißverstehen, wie in jenen: Aufsatz angeführt ist, von kostspieliger Verwaltung, Bezahlung der Direktionen, Inspektionen und Agenten. Wir glauben wenigstens: daß was Jene beziehen, den Einzelnen kaum 2—3 L trifft. Und daß man auch nicht Jeden: Recht thun kann oder wenigstens nach seinem Willen, ist von Altersher schon gewesen. Die sächsische Viehversicherung wie sie bei uns eingeführt ist, ist zweckmäßiger nach unserer eigenen Erfahrung als mancher Ortsverein für Rindvieh, namentlich in kleinen Gemeinden, wo der Viehstand ein kleiner ist, durch solche Aufsätze aber wie der in Nro. 32 werden die Vorurtheile gegen eine solche Anstalt bei wankelmüthigen Leuten noch bestärkt statt beseitigt. 1. VV. 6. 4V.
Reichhaltig und mannigfaltig wie kaum bei einem andern Journal ist der spannende, interessante und belehrende Inhalt der „Ztkustrirlcn Kekt" (Deutsche Verlags- Anstalt svormals Eduard Halllnrgerj in Stuttgart) was durch jedes neue Heft bewiesen wird. Das uns soeben zngegangene Heft bringt! Das Haus des Fabrikanten. Ein Roman ans der Wirklichkeit von Gregor Samarow. — Der Irrenarzt. Roman nach dem Französischen von L. v. B i sch o f fsh a u s e n. (M. Jll.) — Hermann von Schlagintweit Sakünliinski. (M. Portr.) — Der Schissbruch. Eine Liebesgeschichte von Felix Lill a. — Die St. Gotthardbahn. (M. Jll.) — Die Schachpartie. (M. Jll. nach einem Gemälde von Gerolamo Jnduno.) — Wie's im Liede heißt. Novelle von Karl Bleib treu. - Elektrische Ausstellung im Krvstallpalast in London. (M. Jll.) — Land und Leute in Dalmatien. (M. Jll. von F. Kollarz.) Telephonisches Ncn- jahrwnnsche» in London. (M. Jll.) — Heimwehs (M. Jll. nach einem Gemälde von L. Sori o.) — Die Stenographie, ihr Wesen, Ursprung und Vortheile. Von E. Achte l- stetter. — Stratzenbrniincn in Damaskus. (M. Jll.) — Lcsina in Dalmatien. (M. Jll. nach einer Skizw von E. Thuine.) — Erläuternde Kupfer zu des alten Wildmeisters Knasterbart Forstpraktika. (M. 0. Jll. nach Skizzen von A. v. Fischern.) — Ans allen Gebieten: Hühneraugen. Reine Gartenwege. Aus 'Natur und Leben: Tänzer und Tänze vor fünfzig Jahren und bis heute. — Erdbecrkultnr. Pflege der Kinder im eisten Lebensalter. — Interessante Bücher. - Humoristische Blätter u. s. w.
Calw.
LandwirtöschaMcher Aezirksverein.
Der bei:,: Vereine bestellte Grassame n kommt am Samstag, den 1. April, im Gasthaus zur Kanne von Morgens 8 Uhr an zur Ver- theilung.
Die Besteller wollen sich pünktlich einfinden; wer am Samstag Vormittag nicht erscheint, hat weitere Unkosten zu gewärtigen.
Calw, 26. Mürz 1882.
E. Horlacher, Secr.
ÄmtlUe iKekanntma«Aimgen.
Revier Calmbach.
Stammholz-
Verkauf.
Donnerstag, den 30. März, Vormittags >10'/2 Uhr, auf dem Rathhaus in Calmbach
^ 1744 Stück
Nadelholz-Lang- und Sägholz m:t 1554,7 Festm.; 133 tann. Baustangen mit 17,62 Festm.; 7 Eichen mit 4,99 Festm. und 18 Buchen mit 21,54-Festm. aus den Schlägen Meistern Ebene, Kreuzstein und Untere Eyachhalde,
sowie Scheidholz aus verschiedenen Abtheilungen der Distrikte Eiberg, Heimenhardt. und Meistern.
Revier H:rsau
MrennhshSeifuhr-
Akkord.
Freitag, den 31. März, Morgens 8 Uhr,
wird die Beisuhr von 3 Rm. buchene und 4 Rm. tannene Prügel aus Lüzen- hardt Abth. Brandhalde für das Kgl. Amtsgericht Calw auf der Revieramtskanzlei verakkordirt. _K. Revieramt.
Calw.
Wicsen-BerklUls
Aus der Concursmaffe des Jakob Schüttle, Hafners dahier, kommt am
Donnerstag, den 30. März d. I., Vormittags 11 Uhr, auf dem Rathhaus aus freier Hand zur Versteigerung:
17 a 11 gm bei der Schafscheuer, Anschlag 175 Concurs-Verwalter.
_ Notar Haffner.
Revier Liebenzell.
Megbau-ANorö.
Montag, den 3. April, Nachmittags 1 Uhr, wird auf dem Rathhaus in Unterreichenbach der Neubau eines 2070 m langen Wegs durch die Staatswaldungen Maile und Tannberg im Ueber- schlag von 3725 verakkordirt.
Pläne und Ueberschlag können bei Wegmeister Bauer in Liebenzell ein
gesehen werden und wird der Hutsdiener am Tage des Akkords von 10 Uhr ab zum Vorzeigen der Weglinie im Adler in Unterreichenbach zu treffen sein.
Dem Revieramt nicht bekannte Akkordsliebhaber haben sich vor der Verhandlung über Geschäftstüchtigkeit und Vermögen genügend auszuweisen.
Stammheim.
Reisach-Verkauf.
Am nächsten Donnerstag, den 30. März d. I., kommen aus dem Gemeindewald Doma, Abth. Hostvald zum Verkauf: