Seite 4 Schwarzwald-Wacht
Freitag, den 24. März 1939
Die deutschen Truppen herzlich gefeiert
k?eick8mnenminj8ter Or. krick unä Oauleiter Kock in l'ilsit
Memel, 23. März. Die deutschen Truppen sind heute früh kurz nach 8 Uhr bei strahlendem Wetter in der Stadt Memel ringe, troffen. Unter unbeschreiblichem Jubel der Memelländer rückte als erste Einheit der deutschen Wehrmacht eine Aufklärungsabteilung in die Stadt ein, wo sie von begeisterten Jubelrufen der Bevölkerung geradezu überschüttet wurde. Bereits am Abend des gestrigen Tages waren motorisierte Formationen der Polizei sowie Einheiten der ostpreußischen Schutzstaffel in Memel «ingetroffen.
Besonders zu erwähnen sind die hervor- ragenden Marschleistungen der deutschen Sol- daten, die unter teilweise außerordentlich schwierigen Wegeverhältnissen die 100 Kilometer lange Strecke von Tilsit nach Memel in vorbildlicher Haltung zurückgelegt haben. Der Gruß der Memelländer an die Soldaten des Großdeutschen Reiches war zugleich der erste Teil des Dankes an den Führer und Befreier ihrer Heimat, die mit dem Einrücken der Wehr, machtverbände nunmehr wieder unter den starken Schutz des Deutschen Reiches gestellt worden ist.
Dr. Frick bereits in Tilsit
Am Donnerstag früh um 5 Uhr über- schritten deutsche Truppen in Tilsit die Königin-Luise-Brücke und rückten in das befreite deutsche Memelland ein, jubelnd begrüßt von den Brüdern und Schwestern lenseits des Stromes, die 20 Jahre lang aus diesen Tag gewartet haben.
Die mächtige Brücke ist mit den Fahnen Großdentschlands und Tannengirlanden festlich geschmückt. Wo gestern noch der Vytis, das litauische Staatswappen, hing, grüßt heute ein arokes Lakenkreur die ein-
marschierenden Soldaten. Es ist ein wunderbares Bild militärischer Disziplin. Unbeschreiblich ist der Jubel der Bevölkerung. Sie hat ihre Hände zum Deutschen Gruß erhoben, und vielen von ihnen stehen die Tränen in den Augen beim Anblick unserer stolzen Wehrmacht.
Um 7 Uhr erschallt brausender Jubel, als Dr. Neumann im Kraftwagen über die Memel nach Tilsit kommt. Kurz daraus treffen, ebenfalls begeistert begrüßt, Reichs- innenminister Dr. Frick und Ostpreußens Gauleiter Erich Koch ein. Die Polizei kann nur noch mit Mühe dem Kraftwagen einen Weg bahnen. Reichsminister Dr. Frick schreitet die Front der im offenen Viereck angetretenen Formationen ab. In seiner Begleitung befindet sich auch der Kommandierende General und Befehlshaber im Wehrkreis I General der Artillerie von K ü s ch l e r.
Dann ist der Augenblick gekommen, aus den alle Memeldeutschen seit 19 Jahren gewartet haben: Die Grenze zwischen Deutschen und Deutschen, die durch das Versailler Schanddiktat gewaltsam aufgerichtet worden war, ist gefallen und die erste Wagenkolonne fährt ohne Zoll- und Paßkontrolle in das Memelland, voran im ersten Wagen Reichsmini- ster Dr. Frick. Dr. Neumann und Gauleiter Koch. In diesem Augenblick erreichen die Freudenkundgebungen ihren Höhepunkt. Die Sirenen beginnen zu heulen und die Schiffe im Hasen lassen weithin hörbar ihre Stimme erschallen. Jetzt marschieren auch die Formationen mit ihren Fahnen und Standarten über die Brücke. Das Memelland ist fr eil
AeberMim ging planmäßig vor sich
Einsatz aller drei Wehrmachtsteile
Berlin, 23. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Mit dem 23. März haben Teile der deutschen Wehrmacht in Gegenwart des Führers und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht und in Anwesenheit der Kriegsmarine, Generaladmiral l)r. d. o. Raeder. das Memelgebiet unter den Wafsenschutz des Reiches genommen. Ein stärkerer Verband der Flotte unter Führung deS Flottenchefs, Admiral Boehm, traf im Laufe des Vormittags vor Memel ein. Anschließend wurde durch ein Landungskorps der Kriegsmarine die Besetzung von Stadt und Hafen Memel vollzogen. Truppen des 1- AK. unter dem Befehl des Kommandierenden Generals des I. AK., General der Artillerie v. Küchler. sind in die ihnen zugewiesenen Räume des Memellandes eingerückt. Gleichzeitig waren Verbände der Luftwaffe unter dem Befehl des Kommandierenden Generals der Luftwaffe in Ostpreußen, Generalleutnant Wimmer, eingesetzt. Tie Uebernahme des Me- melgebietes in den Schutz der Wehrmacht verlief planmäßig und ohne Zwischenfälle.
Brsvrsaßrr -es „Robert Lry"
Han,bürg, 23. März. Das neue KdF.» laggschiff „RobertLeh" verließ am onnerstagmittag kurz vor 14 Uhr den Ham-
ourger yazen zur Erledigung seiner tech- Nischen Werftprobefahrt. An Bord befinden sich sämtliche für die Abnahme des Schiffes zuständigen Dienststellen. Einige Msten- fchaftler, die die neuen Meßanlagen des Schiffes ausprobieren werden, machen die Werftprobcfahrt ebenfalls mit. Mit der Rück, kehr des Schiffes in den Hamburger Hafen ist für Samstagnacht oder Sonntagvormittag zu rechnen.
M-gewor-ener
Empörende, Zwischenfall in Puerto Colombia
Tigenbsriedt der 1^18 Preis«
Puerto Colombia, 23. März. An Bord des Hapag-Schiffes „Cordillera" ereignete sich in dem kolumbianischen Hafen Puerto Colombia ein empörender Zwischenfall. Der dortige Hasenkommandant, der mit einer zu dem Passagieren des Schiffes gehörenden Dame tanzen wollte, jedoch eine höfliche Ablehnung erhielt, verhaftete, ohne dazu befugt zu sein, kurzerhand die betreffende Dame. Als die Fahrgäste zu vermitteln suchten, nahm der Hafcukommandant eine drohende Haltung ein und schlug den herbeieilenden zweiten Offizier der „Cordillera" nieder. Dabei leistete er sich die übelsten Beschimpfungen Deutschlands. Ohne ersichtlichen Grund ließ er schließlich auch den Schifsszimmermann und den zweiten Offizier des neben der „Cordillera" liegenden Hapag-Frachters „Durazzo" verhaften.
Erst durch Verhandlungen des Kapitäns und des deutschen Konsuls mit dem Gouverneur von Puerto Colombia gelang es, die Freilassung der Verhafteten zu erlangen. Die unerhörten Ausschreitungen des Hasenkommandanten hörten jedoch damit noch nicht auf. Mit Hilfe einer bewaffneten Meute überfiel er den Hapag-Agenten von Puerto Colombia und bedrohte mit entsicher- tem Revolver Besatzung und Fahrgäste des deutschen Schiffes. Außerdem verhinderte er die im Hasen vorgesehene Ladung der „Cordillera" und verzögerte die Abfahrt des Schiffes um zehn Stunden.
Die Fahrgäste, unter denen sich Vertreter zahlreicher Nationen befanden, verurteilten entrüstet die zügellosen Ausschreitungen des Hafenkommandanten, der sich nicht nur er- dreistete, deutsche Hoheitsrechte zu verletzen und das Reich mit unflätigen Haßausbrü- chen zu beschimpfen, sondern auch deutsche Reichsangehörige in unerhörter Weise zu Pro- dozieren und zu mißhandeln.
Klar zur SaiMjagö
im Karibischen Meer
öss. Hamburg, 23. März. Der zweite deutsche Haifischfänger „Stella" wird zur Zeit für seine bevorstehende Ausreise nach den westindischen Gewässern im
Pamourgcr yasen leektar gemacht. Wie schon mit dem ersten Fangschiff „Aequator" Han- delt es sich auch diesmal um den Versuch, den Haisifchfang im Karibischen Meer nutz, bringend zu betreiben und ihn für die deutsche Rohstoffversorgung s auszuwerten. Haifischprodukü, beson- ders Leder und Tran, stellen brauchbare und wichtige Rohstoffe dar.
Der Haisischlogger „Stella", ein 1907 vom Stapel gelaufenes Schiff, ist in den letzten Wochen auf einer Hamburger Werft seinem Zweck entsprechend um- und ausgebaut worden. Die Besatzung besteht aus elf Mann.
Zur Verarbeitung der anfallenden Fischroh. Produkte ist im Schiffsraum eine Fischmehl- Erzeugungsanlage eingebaut, die 200 Kilogramm Mehl in der Stunde liefern kann.
Die beiden an Deck aufgestellten Trankocher können täglich 400 Kilo Tran erzeugen.
Felssturz erschlägt zwei Arbeiter
Waldshut, 23. März. Eine Kolonne von Arbeitern, die für das Außenwerk des Schluchsee-Kraftwerkes einen Stollen in das Bergmas. siv trieben, wurden von he rab stürzenden Gesteinsmassen überrascht. Zwei von ihnen konnten sich nicht mehr in Sicherheit bringen und fanden den Tod. Zwei weitere , Arbeiter mußten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus von Waldshut übcrgcführt werden.
lOW Arbsitsmai-en werden entlassen
Südwest wird in zwei Bezirke aufgeteilt
Stuttgart, 22. März. Die Einstellungstermine für Arbeitsmaiden sind nicht mehr vierteljährlich, sondern wie beim männlichen Arbeitsdienst halbjährlich, also am 1. April und 1. Oktober. Durch die Umstellung aus den halbjährlichen Einstellungstermin be- trägt die Zahl der am 29. März zur Ent- lassung kommenden Arbeitsmaiden nur 1000. Am 3. April werden für das kommende Sommerhalbjahr 2300 Arbeitsmaiden im Bezirk Südwest eingestellt. Zu den bestehenden 50 Lagern, die zum Teil auch für 4. Kameradschaften, d. h. für 52 Arbeitsmaiden, ausgebaut werden, kommen im Laufe der Monate April bis Mai sechs nsueLaaer, und zwar: Schrozberg (Kreis Crailsheim), Obereschach (Kreis Villingen), Jnzigkofen (Kreis Sigmaringen), Dornstet- ten (Kreis Freudenstadt), Nöhlingen (Kreis Aalen), Staufen (Kreis Freiburg), so daß unser Bezirk, bis die Hauptarbeit beim Bauern beginnt, über 50 Lager verfügt.
Der Bezirk „Südwest" wird demnächst geteilt. Der eine umfaßt Württemberg mit der Bezirksleitung in Stuttgart, der andere Baden und Saarpfalz mit der Bezirksleitung in Karlsruhe.
MMbkMb W ein SüKer-Dsnkmal
ReichsstatLhalter Murr im Preisgericht
Tübingen, 23. März. Der Ausschuß für die Friedrich-Silcher-Ehrung in Tübingen schreibt unter den im Gau Württemberg-Hohenzollern seit mindestens sechs Monaten ansässigen oder dort geborenen Bildhauern, Architekten und Gartengestaltern, sofern sie der Reichslamnier der Bildenden Künste angehören, einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für ein Friedrich-Silcher-Denkmal mit Feierplatz in Tübingen aus. An Preisen wurden ausge
setzt ein erster Preis zu 1000 Mark, ein zweiter Preis zu 750 Mark, ein dritter Preis zu 500 Mark und drei Ankäufe zu je 200 Mark. Der letzte Termin für die Einreichung der Entwürfe wurde auf den 5. Juni 1939 festgesetzt.
Dem Preisgericht gehören an: Gauleiter und Reichsstatthalter Murr, Jnnen- und Wirtschaftsmmister Dr. Schmid, Kreisleiter Rauschnabel, Oberbürgermeister Scheef, Professor Jansfen, Stuttgart, Professor Knecht, München, Dr.-Jng. Schwade rer, Stuttgart, Gartengestalter Aldinger, Stuttgart und Stadtbaurat Haus, Tübingen.
Näillnr von SKneemasjen umgeknickt
Baumstämme bilden Verkehrshindernisse
Freudenstadt, 23. März. Im ganzen Schwarzwald bildet das ungeheure Gewicht der niedergegangenen und sich noch täglich mehrenden Schneemassen eine immer ernstere Gefahr für die überlasteten Bäume. Besonders die an Straßen, und Waldrändern stehenden Bäume, die nirgends oder nur nach einer Seite hin Halt finden können, werden, wie zahlreiche Meldungen aus dem württembergischen und badischen Schwarzwald besagen, vielfach umgelegt und bilden oft Verkehrshindernisse. Der entstandene Waldschaden ist bereits beträchtlich.
Quer über die Straße des Bernecktals stürzten kurz nacheinander ein halbes Dutzend großer Bäume und zwangen viele Kraft- wagen zum Halten. In einem Fall konnte ein Kraftwagen nur noch unmittelbar vor einem niederstürzenden Baumriesen bremsen, und zwar so knapp, daß sich der Wagen noch im Geäst des Baumes fcstfuhr. Auch aus dem Enztal wird über großen Waldschadcn und zahlreiche Straßensperrungen berichtet. Zum Teil können auch Schüler von entlegenen Höfen nicht mehr die Schule besuchen, da sie völlig eingeschneit und vom Verkehr abgeschlossen sind.
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„Außer Gefahr . . wiederholte da? Mädchen und atmete unendlich befreit auf. „Tanke ... ich danke Ihnen!"
„Seit ich weiß" begann Käts vorsichtig, „wie daS mit den Plänen war — Sie müs- sen mir glauben, ich wußte es anfangs wirk- lich nicht —. seitdem weiß ich auch, daß :ch Ihnen das schuldig war. Ich muß dafür sorgen, daß dies Unrecht w'.eder gutgemacht wird. Ich habe eine Bitte an Siel"
Sie trat ganz nahe zu dem Mädchen. ..Ich möchte" sagte sie leise, „daß Sk- letzt mit mir eine Stunde spaüerensahren. Durch Schanghai. Daß man uns zuwmmen sieht. Das wird alle Mäuler stopfen die sich letzt so weit aufreiben . . ."
.Spießrutenfahren Lurch Schanghai?" lachte Maud Ferrar aus.
..Eine kleine Belehrung für Schanghai ja!"
Maud sah sie lange an. „Weiß er", fragte sie heiser „daß Sie hier sind?"
„Nein."
„Und Sie werden es ihm auch nicht sagen, nicht wahr?"
»Loch. Ich werde eS ihm sagen/
„Und dann?"
Käte antwortete nicht.
„Sie haben ganz recht. Gar nichts wird sich dann ändern. Er hat es glauben können. Nichts auf der Welt könnte mir so deutlich zeigen, daß zwischen ihm und mir nichts, gar nichts gewesen ist als dies. Sie haben, glaube ich heute, nie eine Sekunde Grund gehabt, eifersüchtig zu sein." Sie wandte sich kurz ab. trat, ihre Bewegung und Erregung zu bemänteln, vor den Spiegel. „Also fahren wir", sagte sie heiser, während sie ein Hütchen aufs Haar drückte, „fahren wir!"
„Bund", befahl Käte Spark dem Fahrer. „Canton Road. Bubbling Well." Der Wagen glitt durch die größten und belebtesten Straßen der Fremdenstadt. Er wurde gesehen. Zu. weilen grüßte jemand. Die beiden Frauen saßen stumm nebeneinander. „Schanghai", sagte Käte nach einer langen Weile, „Schang. Hai stellt sich um .. ."
Der Wagen bog in Gordon Road ein. Zwei Minuten später mußte er das Sparksche Haus erreichen. „Wollen Sie ihn sehen?" fragte Käte plötzlich.
Maud zuckte zusammen. „Das kann ich nicht!" Sie schrie fast und konnte sich kaum beherrschen. „Das kann ich nicht", wiederholte sie zitternd.
Käte Spark verstand. Sie gab dem Fahrer ein kleines Zeichen am Haus vorüberzufahren. ..Ich bringe Sie jetzt nach Hause. Ist es Ihnen recht?" Maud nickte stumm: sie sprach weiter: „Was werden Sie nun beginnen?" Hierbleiben?"
..Hierbleiben? Bestimmt nicht. Ich habe dieses Land satt. Zuviel Erinnerungen. Und keine guten. Ich gehe weg. Weiß nur noch nicht wohin. Südafrika vielleicht. Oder Ma- laja. Das Arbeiten mit Farbigen bin ich ja allmählich gewöhnt. Irgendwohin. Es ist schließlich so gleichgüMgl"
„Das sollte es nicht sein", sagte die Frau mit leiser Mahnung.
„Nein, vielleicht nicht. Es wird es auch nickt bleiben, darüber können Sie ganz ruhig sein. Nur die nächste Zeit... es ist noch sehr frisch, das alles . . ."
Der Wagen hielt wieder vor Mauds Haus. Das Mädchen stieg langsam aus. Sie reichte Käte die Hand. „Hätte ich eher gewußt, wie Sie find", sagte sie stockend, „hätte ich uns allen viel erspart. Ich hätte dann von allem Anfang an gewußt, daß ich mich irrte, als ich glaubte, die einzige Frau für ihn zu sein." Sie hob die Schultern Preßte die geballten Hände vor die Brust. „Sie . . murmelte sie. „Sie find's . . . nicht ich . . ." Dann wandte sie sich rasch und lief ins Haus.
Pai erwartete Käte Spark in der Diele. „Doktor war da", sagte er und hatte ein bekümmertes Gesicht, „gleich nachdem Madam wegging." Er wiegte den Kopf. „Nicht gut. nicht gut . . ."
Sie packte ihn am Arm. „Was weiß't du?"
„Nichts" antwortete Pai. „aber ich kann doch sehen. Madam!"
Sie lief in Sparks Zimmer. Als sie ihn nicht im Bett fand, sondern in einem Sessel am Fenster, blieb sie erschrocken stehen. „Was ist . . .?" fragte sie stammelnd, „du bist auf. . .?" Sie sah, daß neben ihm ein Paket lag. „Was ist das . . .?'
„Lauter gleichgültige Dinge," antwortete Spark, „ich muß wissen..."
„Gleichgültig? WaS sagt der Arzt?"
,Ler Fluß hat mich geschlagen," antwortet« er ruhig. „Er war doch starker. Ich werde nicht mehr hinaufgehen' können. DaS Knie bleibt
Mit einem schluchzenden Laut kniete sie neben ihm nieder. Er lächelte und zog sie zu sich. „Besser ein steifes Bein als ein zerschlagener Schädel, wie?" Sie antwortete nicht. „Komm, Kind," bat ep „nimm du es nicht schwerer als ich selbst!" Sie sckob ihren Kopf in seine Hände. Er streichelte ihre Schläfen. „Wer weiß, zu was es gut war," murmelte er, beugte sich und atmete den Duft ihres Haares.
„Daß einer nicht tanzen kann, ist schließlich nicht schlimm."
„Glaubst du," fragte sie leise, „daß er ganz genau wissen kann . . ."
„Ich weiß es nicht. Darum möchte ich auch andre fragen. Deutsche."
Sie blickte rasch auf.
„Ich habe Plätze belegen lassen auf dem nächsten Europadampfer. Wir fahren. Das dort ist mein Abschiedsgesuch. Sie werden es bewilligen. Sie müssen. Den Strom muß einer mit gesunden Knochen angehen." Er hielt inne und fügte leiser hinzu: „Ich glaube, er wird noch sehr viele gesunde Knochen verbrauchen, ehe er zahm ist.
„Und du . ..?" fragte sie.
„Ich? Mein Gott, Kind - . . sieh nicht so tragisch aus. Die Berliner Professur läuft mir nicht davon. Es gibt in Deutschland mehr Arbeit als genug. Arbeit, die ich schaffen kann . .., die vielleicht nicht so umfangreich ist, aber nicht, weniger wichtig und nicht weniger schön." Er sah eine kleine Weile vor sich hin. „Ich glaube," sagte er dann, „ich habe jetzt gelernt, daß es auf ' den Umfang überhaupt nicht c kommt. Das ist kein Maßstab. Am Ende ist es für uns schließlich wichtiger, dreihundert Deutschen bessere Lebensbedrngungen zu geben als dreihundert Millionen fremder Menschen.
.(Fortsetzung folgt.))