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Land an der Memel <
Von
kirnst Meckert
ML er aus den Wäldern meiner Heimat nach Norden wandert, bleibt in derselben Provinz, aber unter seinen Augen bekommt der östliche Raum ein anderes Gesicht. Schon auf den Wegweisern ändert sich die Welt, und seltsame Namen künden an, daß hier eine andere Erde beginnt. Noch bleibt der Wald, der längs der südlichen Grenze rauscht, aber sein Antlitz man- delt sich um. Aus dem Schlafenden der Seen wird das langsame Gleiten der Ströme. Oer Sand zerstäubt, der Boden wird schwarz. Es riecht nach Wasser und Moor, und manchmal bringt der Wind einen kühlen, raumlosen Hauch. Es ist die Luft, die über den großen Wassern steht: das Land zwischen den Strömen meldet stch an.
Ansre Schulweisheit fällt uns ein: daß nun das Land der Königstreue und der Gläubigkeit beginne, der Pferdezucht und der Wilddiebe, der Moore und der Gainos. Aber wir sehen, daß die Schulweisheit nicht ausreicht, um zu Hause zu sein in sedem Raum. Oenn der Himmel ist gewaltig über diesem Land, mit Wolken, die gleich Gebirgen aufragen über einem fernen Horizont. Oie Kühle der masurischen Wälder hat sich gewandelt ln die dumpfe Glut der Erlendickung. Träge zieht das Wasser zwischen Schwertlilien hindurch, hinter denen der Kranich sich verbirgt. Oer Wagen verschwindet, vom Kahn ersetzt, und Gräben mit dunklem Wasser sind die Landstraßen dieser Welt.
Oer rechte Winkel beherrscht das Land, Graben und Oamm geometrisch gekreuzt, wie ein Orahtnetz über die Landschaft gelegt. Man zählt die Gräben wie Türen im Ounkeln, denn Zagen liegt an Zagen, in schrecklicher Gleichheit, stumm, ohne Namen: Arwald, Wasser und Sumpf. Mitunter öffnet der Oamm sich auf eine braune Ferne, flimmernd in der Mittagsglut. Oas ist das Moor. Anendllcher Horizont, sterbender Wald, Klage eines Vogels, den man nicht steht. And mitunter, durch fahle Weiden ziehend, ein Mittagsgespenst, riesig und dunkel, den Blick nach dem störenden Menschen ge- wand: der Elch.
Hinter Wiesen und Steg hebt das erste Oach sich auf, mit braunem Rohr gedeckt. Pferdeköpfe sehen vom Giebel herab. Oie Trachten der Menschen sind bunt, der Hausrat, das Grabkreuz. Oke Farbe schreit, als wollte sie Gewalt gewinnen über das dumpfe Land. Oie Menschen stnd groß und schön, von der wilden Schönheit der Erde, die sie gebar. Oer Mensch der Ströme überwindet den Wald. Er steht sich nicht um, er schauert nicht vor dem Wind. Oie Starre beginnt zu fließen. Zn der Weite des Raumes bricht die Seele auf und ahnt den Gang der Ströme zum Meer. Sterne stehen unverborgen über der Nacht, und Götter heben sich auf, wo der Mond finsterer Wälder verlinkt.
Wer zu den Flößern hinabsteigt, kann hin- auogleiten mit ihnen wie an den Rand der Welt. Gut ist es, still zu liegen auf dem duftenden Holz, die Hände unter dem Kopf verschränkt, und vorübcrzutreibcn wie an den Bildern eines Raumes, an Wiesen und Haus, an Schilf und Moor, an Liedern und Schweigen. Sterne heben sich auf und sinken herab, der Sprosser schlägt auf dem Afcrgcbüsch, und eine grundlose Schwermut hüllt dies alles ein, daß Floß, den Strom, das Land.
Auch der Mann im Boot lächelt nicht. Er steht nach den Segeln hinauf, nach dem seltsam geschnitzten Wimpel am Mast, und voraus nach dem fernen Streifen, der wie der Rand einer Wüste im Westen brennt. Er hat das Gesicht der großen Räume, und die großen Räume lächeln nicht. Er hebt die Augen auf zu Wolken Winden und Sternen, zu dem ruhigen
Gang der ewigen Oinge. Sie haben an seiner Seele geformt und durch die Seele hindurch an seinem Gesicht. And deshalb hat dieses Gesicht das größte, was ein Menfchengestcht haben kann: die Würde großer Landschaft. Es ist nicht von den Städten geformt, ihrer Hast und ihrer Angst. Es ist ein Gesicht ohne das Wissen unserer Zeit, aber erfüllt mit lener Weisheit, die größer ist als alle Zeit.
Ans aber sieht das Antlitz der Oüne prüfend an. Was wir bisher erblickten, war Größe, Wild- heit und Kraft. Was wir nun sehen, ist schweigende Majestät. Wir sitzen am Meeresstränd und blicken hinaus. Bernstein schwimmt an unserem Fuß, und über uns hinweg rieselt der Sand, der hinter uns am Wandergang der Ge- birge baut. Eine Möwe streicht über uns hin, und sedesmal scheint es, als sei sie der einzige Vogel in dieser Welt. Oer Strandhafer klirrt, und jede Wolke steigt mit ihrem Schatten.über den Oünenberg. Oann erlischt das grelle Weiß,
wir- dunkel und blau, bricht wieder heraus und gibt dem toten Sand ein lebendiges Licht gleich dem des Kerzenscheins über einer versteinten Stirn. And endlos rauscht und mahlt das Meer, mit lenem traurigen Klang, mit dem es über begrabenen Göttern rauschen mag, über Bernsteinkrone und Steinaltar.
Wir wenden uns um, die Vordüne hinauf. Oer Thymian blüht auf brennendem Sand, und vor uns hebt sich der Wald. Nur das Märchen kennt solche Verzerrung der Form, eine nach Osten gestrichene schräge Wand, gebeugte Wipfel, gerungene Aeste, unter grauen Flechten erstickt. Dahinter leuchtet der Birkenwald, das Moor brütet zwischen Elchweiden und Sand, und zwischen den Stämmen hebt sie sich auf: die Wanderdüne mit ihrem flammenden Leib. Triebsand schimmert an ihrem Fuß. Buschwerk ertrinkt an ihrem Hang, und dann türmt der unbezwungene Sand sich bis in den Himmel empor.
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Hnö im Abenddämmern kann es sein, daß das Tier vor uns steht, dem diese Erde gehört. Es steht plötzlich auf aus Oickung und Wald, verbrüdert mit seiner Welt. Sein Auge ist kalt und sieht uns an: der Blick der Majestät auf eine freche Gebärde in seinem Saal.
Wenn der Elch sich wendet, beliebt es ihm, nicht uns. Seine Schaufeln schimmern in dunklem Glanz. Sein Schritt ist wie der Schritt von Königen, denen die Erde gehört, ohne Furcht und ohne Raum. So steigt er die Oüne hinauf. Er hat uns vergessen wie ein Gesträuch. Langsam hebt das Haupt sich in den Abend- Himmel empor, der Rumpf, die Gestalt. Auf dem messerscharfen Grat des blauen Sandge- birgs steht er wie vor der Ewigkeit. Sein Auge blickt nach Asien hinein, aber alle Namen verschwinden vor diesem Blick. Trauer der verstoßenen umgibt seine Gestalt, der Enterbten, der langsam Sterbenden. And wenn er hinabstcigt am jenseitigen Hang, ist das, als steige er zu öen großen Toten hinab, und niemals mehr werden wir seinesgleichen sehen.
Hier ist das Ende der deutschen Welt. Roch einmal, in diesem Sandgebirge, hebt sie sich auf zu dem ödesten, verlassensten und großartigsten Bild ihres Wesens. Meer und Strom haben dieses Land gebaut, der Wind und der Sand. Oer Mensch hat nichts dazu getan, als hier und da den Wald zerstört, in dem die alten Kohlenmeiler standen, und hier und da die Oüne festgemacht. Aber in das Fließende und Flimmernde dieses Raumes hat er das Bleibende seines Werkes hineingebaut: Kirche und Oorf, Hof und Stadt, Acker und Sprache, Mauer und Turm. Oas Blut der Eroberer ist langsam zurückgeebbt und zum Blut der Verteidiger und Bewahrer geworden. Spärlicher geht die Blüte über dieses Land als sonstwo im gesegneten Vaterland, ärmer sind die Straßen, schweigsamer die Menschen. Wenn an der Geest der Ginster blüht, ist diese östlichste deutsche Erde noch hart und stumm. Wenn über den Watten die Flui sich hebt, mahlt das östliche Meer nur leise Stein an Stein. Wenn über der friesischen Tenne der Weizen rausäit, fährt der Nehrungsfischer hinüber nach dem Memelstrom und holt im Handkahn den Sack mit Brotmchl nach Hause, weil kein Korn auf seinen Oüncn wächst.
Es ist. als verströme das Leben des Reiches sich hier, ja als versickere es im Saum asiatischer Erde. Hier ist die Brücke von Erdteil zu Erdteil, und vor ihren Pfeilern steht stumm ein ernstes Geschlecht, wachend, grübelnd, kämpfend, den Helm über der Stirn, den Schild vor der Brust. Kurz ist der Frühling in ihrem Land, und vom September bis zum Mai steht der Nebel vor ihrer Tür. Sie haben weder Oome noch Paläste noch Glanz der Sage noch Größe der Geschickte. Aber sie wissen vom Kampf mit Meer und Strom und Eis, und sie wissen vom Kampf mit denen, die gleich Wölfen einbrechen möchten In ihren gesicherten Hof. Sie wissen von Tränen, Anrecht und Gewalt, nicht nur aus der Zeit, als eine unglückliche Königin die letzte Zuflucht fand zwischen ihrem Meer und ihrem Strom, viele Augen wenden sich allabendlich nach dem verlorenen Vaterland, und viele Seufzer gehen leise um unsre behütete Tür. Sie sollen nicht glauben, daß wir nicht seben und nicht hören wollen. Sie sollen glauben, daß einmal die Tore sich auftun werden und daß zum Reich gehören muß. was zum Blute gehört.
I'eil und lAIder enlostimeo vir dem Werk von Wsller Tngeltisrdt „Ti» »lewel-kil- d s r b u e k" lVerlsg Oreore und Ausland, kerlin), d»z i» meistertiskter ^rt ein lebendige» kild der Tandscliakt und der »lensctieo im Ide- mclland vermittelt
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