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eingetroffen. Der Prinz wechselte mit dem Khedive Höflichkeitsbesuche. Er beabsichtigt einen Ausflug bis zu den Katarakten des Nil zu machen.
K on st a n t in o p e l, 5. Jan. Der Sultan genehmigte das Verlangen der kretensischen National-Versammlung, die Hälfte der dortigen Zoll- Einnahmen zur Deckung des Defizits des kretensischen Budgets Kreta zu überlaffen.
Amerika.
Washington, 31. Dez. In der heutigen Verhandlung gegen den Präsidentenmörder Gniteau ward l)r. Grap einem längeren Verhör unterzogen. Er erklärte aus das Bestimmteste, daß Gniteau zur Zeit des Attentats bei gesundem Verstände war und dieß auch jetzt sei. Der Angeklagte glaube selber nicht daran, von Gott zur Verübung des Verbrechens inspi- rirt worden zu sein; er spiele lediglich eine alberne Rolle. Als die Verhandlung bis nächsten Montag vertagt wurde, erhob sich Guiteau und sagte: „Ich wünsche Jedermann ein glückliches neues Jahr; ich werde morgen einen Empfang im Gefängnis; halten und lade Alle, denen zu kommen beliebt, dazu ein." Am Montag tritt der Prvzes; in seine achte W oche und noch läßt sich kein Ende desselben absehen!
Tages Neuigkeiten.
C a l w, 6. Januar. (Sestern Abend war im Musenmülokale eine zahlreiche Gesellschaft versammelt um mit dem nun von hier abgehenden Herrn Postmeister Lieb noch einige heitere Stunden zuznbringen. Das anspruchslose freundliche Benehmen dieses Beamten sowohl im geselligen als im geschäftlichen Verkehr wurde rühmend hervorgehoben, und fand deßhalb der Wunsch, der Scheidende möchte die hiesigen geselligen Kreise auch in Zukunft öfters durch seine Anwesenheit erfreuen, allgemeinen Anklang.
Herr Postmeister L i e b geht als Betriebsinspektor wieder nach Eßlingen, an seine Stelle hier tritt Herr Hnzenlanb, bisher in Mühlacker.
— Seine K önigliche M a j e st ä t haben die erledigte Hanpt- lehrerstelle an Klasse l. des Lpceiims in Reutlingen dem Kollaborator D a p p hier gnädigst übertragen.
— Rach dem „Schw. Merkur" soll einem der durch Schieße» in der ReujahrSnacht Verunglückten in Q st elshei m sogar die Hand abgenommen worden sein. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, wurden einem derselben die beiden Mittel-, dem andern der kleine Finger ampntirt.
Von der oberen Nagold, 3 >. Dez. Hauptniann Schöttle aus Stuttgart hat dieser Tage im Revier Enzklöfterle bei Gelegenheit einer Treibjagd ein starkes Wildschwein erlegt, während ein schußgerecht gewordenes zweites Exemplar dem feindlichen Blei entging.
Stuttgart, 4. Jan. Am Schluß des alten Jahres hat die Jnhn- dungs-Polizei zwei gute Fänge gemacht. Dieselbe hat den Gustav Ni., Maurer, wohnhaft in Heslach, festgenommen, der schon seit längerer Zeit die Waschtrockenböden hier und in Heslach bestohlen hat. Zehn Diebstähle sind demselben bereits nachgewiesen. Die Ehefrau desselben wurde wegen Hehlerei festgeiiommen. Ferner wurden in einem hiesigen Handlungshause schon seit längerer Zeit bedeutende Waarendiebstühle verübt. Eine Ladnerin, Pantine S., welche die Waaren entwendete, sonne eine Frau Eleonore Sch., welche in dem betr. Laden kleine Einkäufe machte und bei dieser Gelegenheit die gestohlenen Waaren fortschaffte, sind verhaftet. Mehrere andere Personen sind bei dieser Sache koinpromittirt. Heute früh hat sich der Metzger H. hier in geistig gestörtem Zustand erschossen.
Cannstatt, 3. Jan. In dem Befinden der Frau Bürkte hält die Besserung an, so daß die Rettung ihres Lebens nicht mehr in den Bereich der Unmöglichkeit gehört.
Giengen a. Br., 4. Jan. Am Neujahrsfest früh 6 Uhr wurde
/ e u i l l r t o n.
Der Trrubenthrir«.
Eine Novelle au- der Erimiiialpraxi-.
(Tchliiß.k
Der Doktor lachte wieder überlaut. „Wissen Sie, wo Frau Poldine jetzt ist?" fragte er. Der Rath verneinte es. „Auf dem Wege nach der Residenz."
„Wie? Und das gaben Sie zu?"
„Wer kann wider Eigenwillen kämpfen."
„Aber Sie haben Verantwortung. Das Leben der Dame ist durch diesen Eigenwillen gefährdet.
„Nicht schlimm!"
„Sie ist kaum dem Tode entronnen.
„Freilich!" Der Doktor rieb sich frohlockend die Hände. „Hören Sie, Eriminalrath, wir wollen es Niemand verrathcn, aber dumm sind wir alle Beide und Sie diesmal noch einen Grad dümmer als ich, denn ich merkte die Geschichte heute früh schon und ärgerte mich schwer, daß ick mich hatte dupiren lassen. Gestern die Ohnmacht — Verstellung. Heute die Bewußtlosigkeit — Verstellung. Das bischen Bluten hat der Dame nickt so viel geschadet (er knipste mit den Fingern), sie ist frisch, wie ein Fisch, hungrig, wie ein Wolf, lebendig, wie ein Aal, aber ärgerlich und bissiig wie eine Meerkatze. Denken Sie, als ich, blos nm mich meines Verdachtes zu vergewissern, vor einer Stunde hinauskam, finde ich meine todtkranke Patientin im reizendsten Kostüm vor einen, Tische, der mit Suppe, Braten, Kompot und allerlei Leckereien besäet ist und sie selbst in voller Aktivität, das zu vertilgen, was vor ihr stand. Sie hatte plötzlich das Bett verlassen können, als chr Fräulein Theodore den Text gelesen, hatte plötzlich ohne jedwede Hülfeleiftung ihre Toilette besorgen und »en gemessene« Befehl zu einem Mittag»effen « «» spre chen kömmt. Zu gleicher Zeit »ar ihr Wagen aus tzrr
zwischen hier und Hohenmeminingen eine Bauersfrau aus Landshausen von einem jungen Butschen überfallen. Derselbe warf die Frau in den Straßen- graben und wollte sich sodann an ihr vergehen, wurde aber durch die des Wegs kommende Magd eines hiesigen Bäckers, welche einen Korb voll Brod auf dem Kopfe trug, in seinem Vorhaben gestört und ergriff, nachdem er dem Mädchen noch den Korb vom Kopfe geschlagen, die Flucht. Am gleichen Tage noch wurde ein der That verdächtiger Bursche verhaftet.
— Aus Thüringen. Dem Ingenieur Jobst aus München, Vertreter der Firma Siemens und Halske in Berlin, ist von der Weimari- fchen Regierung die Erlaubniß zu den Vorarbeiten für eine elektrische Eisenbahn vom Bahnhofe in Eifena ch auf die Wart b u r g ertheilt worden.
Neubre i s a ch, 3. Jan. Eine Anzahl hiesiger Einwohner (132 an der Zahl) haben sich mit einer P etiton an den Reichstag gewandt, in welcher sie denselben bitten, doch noch nachträglich die im Etat vorgesehene, vom Reichstage abgelehnte militärische K nabenschnle und Un t e r o f fi z i e r s v o r s ch u l e zu bewilligen. Motivirt wird das Gesuch mit der gedrückten Lage, in welcher sich die Stadt seit Beginn der deutschen Herrschaft befinde.
Berlin. 3. Jan. Das Schlnßergebniß der Volk szäh- Iung vom 1. Dezember l 880 ergibt für das Deutsche Reich die Ziffer von 45,234,061, davon 22, l 80,433 männlichen und 23,048,628 weiblichen Geschlechts. Die Vermehrung gegen die Zählung von 1875 beträgt demnach 2.505,380. Auf Preußen kommt eine Bevölkerungsziffer von 27,270,111 (gegen 25,742,404 im Jahre 1875.) Die Bevölkerung hat in allen Bundesstaaten und allen einzelnen Kreisen derselben zugenommen, mit alleiniger Ausnahme des badischen Kreises Waldshnt, wo ein Abgang von 100 statt- gefniiden.
Aus G rindelwald schreibt man den Basl. Nachr.: Eine Katastrophe, ähnlich derjenigen von Elm, nur in viel kleinerem Umfange, ist in unserer nächsten Räch- eingetreten. Wer schon den Weg von Jnterlaken nach Grindelwald gemacht hat, erinnert sich eines zwischen Zweilütschinen und Grindelwald gelegenen Dorfes, welches sich, ans stark zerstreuten einzelnen Häusern bestehend , ziemlich in die Länge zieht. Es ist Lütschenthal, von der Lütschinen durchftrömt, nördlich und südlich von hohen Felswänden eingeschlossen. Von der nördlichen Thalwand nun löste sich in der Frühe des 27. Dez. eine große Felsmasse ab, stürzte zn Thal und zerstörte ein Haus und eine Scheuer. Das Haus war von 2 verheiratheten Brüdern und ihren Familien, im (ganzen 0 Personen, bewohnt, von denen wunderbarer Weise alle am Leben blieben. _
P ermrschte s.
— M ajor T halbei m, Eommandant der Eadettenschule in Carls- stndt, betäubte seine zwei Söhnchen von 3 und 5 Jahren mit Morpbium und gab ibnen dann Eyancnli ein, daß sie sofort todt waren. Er hing sich dann am Fenster aus. Als die Frau Majorin Nachts heim kam, fand sie alle drei todt. Der Major war ein vorzüglicher, braver und jovialer Qffi- zier und Niemand kann sich die That erklären. (Eine unheilbare Krankheit der Kinder soll Anlaß gegeben haben.)
— Von einem 't e ck e n 0! e u j a h r s g r a t n l ante n erzählt ein Berliner Blatt: Kräftig schellte es nm frühen Morgen des Neujahrstages an der Thür des in der Potsdnmerstrnße 115 » wohnenden Rentiers St. Herr St. eilt an die Thür und findet vor derselben einen halbwüchsigen Burschen, der ihm ein kräftiges „Ick gratnlire znm neuen Jahr!" entgegenbringt. „Du bist wobt der Schornsteinfegerjunge?" fragt Herr St., woraus die Antwort lautet: „Der nun jrade »ich; aber ich gratnlire hier in die janzen Häuser, also dhu» Sie man Ihre milde Hand uff!" Mit einein Nickel beschenkt, verabschiedet sich der Gratulant, um sofort in der gegenüberliegenden Wohnung seinen Glückwunsch zu wiederholen. Leider war der
Remise geschoben, ihr Kutscher batte die Pferde angeschirrt und wäre ich eine halbe Stunde später gekommen, so hätte ick das Vergnügen nicht mehr gehabt, sie »och einmal zu sehen."
Beide Herren machten sich nun aus den Weg. Der Doktor, um diesen Vorfall von der allerlächerlichsten Seite in der Stadt zu verbreiten, der Rath, um von Moorhagen von dem tragikomischen Ende seines Prozesses zu unterrichten. Ohne weitere Begrüßung legte er den Brief Dora's vor seine Äugen, und bedeutete ih» zu lesen. Richard las und drückte nm Schluffe seine Lippen auf den Namen der Schreibern,. Es war eine stumme und warme Huldigung der dankbaren Liebe, und enthielt eine» Schwur für künftige Zeiten.
Der Rath lächelte.
„Halten Sie künftighin de» Taubenthnrm in Ehren," sagte er scherzend - „bei der Bösartigkeit und Hartnäckigkeit der Frau Poldine' möchte es sonst schwer gewesen sein, ein günstiges Geftändniß der wahren Sachlage zu erlangen." Dann erzählte er alle die Umstände, welche die beschleunigte . Abreise der jungen Dame begleitet hatten, und verließ nun den jungen Mann in der Neberzeugnng, daß er ihm keinen größer» Gefallen erweisen könne, als zu gehe», um ihm selbst die Freiheit zu gestatten, „ans Flügeln der Eile" z» seinen Verwandten im Landhanse zu reite».
Diesmal batte der Eriminalbeamte richtig cvmbinirt. Richard flog binans, wie vor 24 Stunden, aber mit welchem Herzen, das verrieih sein glänzender Blick, seine unbewölkte Stirn und das frohe Lächeln seines Mundes.
Richard ging nicht nach Amerika, sondern im Spätsommer mit seiner jungen Frau Tora nach Moorhagen, wo sie das alte Ritterschloß bezogen, Tie schöne Gartenvilla steht verödet mit geschlossenen Läden und fest verrammelte« Thüren.
Im alten Schlosse über herrscht Friede und Freude, obwohl des Tages Last »nd Hitze getragen werden muß und jeder Luxus ganz und gar verbannt bleibt. -
Inhaber Gesandtschc der. Bursch abermals Frage: „< Baron v. sind Sie
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