518

Rassen und Überlassung der Nachzucht an einheimische Landwirthe den ersten Anstoß und ward so der Wohlthäter der ganzen Gegend. Sein Geflügelhaus war ein Unikum dieser Art. Man ist um das Schicksal seiner herrlichen Schöpfung besorgt, da ungewiß ist, ob Herzog Philipp, der als k. k östreich. Generalmajor und Gatte der Erzherzogin Maria Theresia in Wien lebt, dieselbe im Sinne de» edlen Verlebten zu unter­hallen gewillt ist, unsere Gegend aber mit deren Niedergang einen großen und fast unersetzlichen Verlust erleiden würde."

D a r m st a d t, 28. Okt. Großes Aussehen macht die gestern erfolgte Flucht de» hiesigen Bankiers Nathan. Der Fall «leicht genau der Sackraffaire in Frankfurt. Der Konkurs über Nathan ist bereit» er­kannt; sein Kassabestand betrug 1 -/L. Die Zahl seiner geprellten Kunden und Gläubiger ist sehr groß.

Frankfurt, 31. Okt. Die Gläubiger derPatentaus- ftel lung versammelten sich heut« im Saale de» Wintergartens. Von 81 geladenen Gläubigern waren 55 erschienen. Geladen waren nur solche, welche über 5>-0 zu fordern hatten. Die Herren Kult und Mosse als Ausschuß der Gläubiger berichteten über ihre Verhandlung mit dem Vor­stande der Ausstellung. Man habe gefunden, daß das Defizit ganz wesent­lich höher sei als vom Vorstände angegeben worden, nemlich nicht 459,1-00, sondern 809.000 Es sei eine Verständigung mrt diesem insoweit erzielt, als obne Genehmigung des Gläubigerausschusses keine Zahlungen mehr durch den Vorstand vorgenommen werden würden. Man yabe energisch darauf gedrungen, daß die gezeichneten Garantiefonds und die Außenstänve einge- zogen und an diejenigen Gläubiger, welche bisher weniger als LOo/g ihrer Forderungen gezahlt erhalten, bis zu dieser Höhe gleichmäßige Zahlungen geleistet werden würden. Die Herren Dörr u. Konsorten gingen zwar gegen den Ausstellungrvorstand gerichtlich vor, man hoffe aber, daß. ehe es zum Termin komme. die schwebenden Angelegenheiten aus gütlichem Wege zu Gunsten der gesammten Gläubiger geordnet sein würden. Es wurde Seitens der Versammlung zugestimmt, daß von irgend welchen gerichtlichen Schritten vorläufig abzusehen sei, um die Konkurserklärung des Unternehmens thun- lichst zu vermeiden.

Berlin. 30. Okt. Es liegt das Resultat von 2 8 Wahlen vor, davon sind 78 engere Wahlen nothwendig. Von den Gewählten gehören r-6 dem Centtum, 35 den Konservativen. 26 den Nationalliberalen. 30 den Sezessionisten. 25 dem Fortschritt. 17 der Reichspartei. 14 den Polen,

4 der Volkspartei, 1 den Sozialisten an. An engeren Wahlen sind be- ryeiligl 26 Nationalliberale, 24 Fortschrittler, 25 Sozial., 23 Konserv, je 13 Rerchsp. unk Sezessionisten, 21 Centrum, 8 Wilde. 6 Volkspartei,

3 Dänen. Die Sezessionisten gewannen bis jetzt 17, verloren 4 Sitze. Der Fortschritt gewann 12. verlor 5 Sitze. Das Centrum gewann 8 Srtzs incl. 2 Weifischer Hospitanten, verlor 2 Sitze Dre Nationalliberalen ge­wannen 8, verloren 20 Sitze. Die Konservativen gewannen 7 . verloren 11 Sitze. Die Reichsparler gewann 5. verlor 19 Sitze. Tie Volkspartei gewann 1 Sitz. Die Sozialisten gewannen 1. verloren 2 Sitze. Die Gruppe Schauß ist dis aus Feustel verschwunden. Tis Polen behielten ihre alten Sitze.

DieNordd. Allg. Ztg." schreibt:Ein eigenthümlickes Licht auf die häufig ganz versehlte Wirkung der modernen Gesängniß st rasen wirst die alljährlich bei Eintritt der kalten Jahreszeit sich wiederholende Erschei­nung. daß zahlreiche Personen, welche einmal m t den Gefängnissen Bekannt­schaft gemacht haben, beliebige Gesetzesübertretungen mit dem a^sgesprochk- nen Zwecke begehen, um sich ein arbeite- und sorgenfreies Unterkommen für die W ntermonate zu verschaffen. So wurde in Berlin kürzlich ein 25jähri- ger r ursche, welcher in den beiden vergangenen Wintern wegen Betrugs und Diebstahls längere Gesängnißstrafen verbüßt hatte, dabei betroffen, wie er, tderls von der Straße aus, thells in den Hausfluren, Thür- und Fen­sterscheiden mit den unstäthigstln Schmähungen gegen den Kaiser und die Kaiserin bekritzelte. Als er von einem herbeigerufenen Schutzmann ver­haftet wurde, erklärte er ganz unbefangen, er wisse ganz gut, daß das, was j er da geschrieben hrbe, der reine Blöcsinn sei, er habe es auch nur gethan, > um ein Unterkommen im Gesängniß zu erhalten. Es thäie wirklich Nolh, ! unseren Gefängnissen den Charakter bequemer Versorgungsanstalten, welche!

sie in den Augen gewisser Klassen der Bevölkerung allmählig gewonnen ha­ben, wieder zu benehmen."

Prag. 29. Okt. Der Eröffnungskommers der deutschen Stu- denten-Le sehalle gestaltete sich zu einem großen deutschen Feste. B r i n z hielt eine Rede. worin er sagte:Der Mensch muß über die Nationalität hinaus zum höheren Menschenthum emporstreben, und wenn ich die Völker Oestreich« umfasse, so sehe ich. daß hierin kein Stamm so voranleuchten könnte als der deutsche. Wehe uns, wenn wir aufdören, Deutsche zu sein, aber noch mehr wehe uns, wenn wir nichts Anderes als Deutsche sein wollten."

London. Die englische Polizei hat in einem der verrufensten Quartiere Londons, in das sie nur mit verstärkter Mannschaft einzudringen wagt, eine Razzia auSgeführt, bei der 61 Jnoividuen während einer Orgie ergriffen wurden; die meisten waren vollständig betrunken. Einer derselben hat gestanden, daß sie sich heute auf Einladung eines Genossen, R. Howen, eingefunden hätten, der seine lOOte Morvrhat gefeiert habe. Die gerichtliche Untersuchung wird wohl ergeben, wie viel an dieser Angabe wahr ist.

Petersburg. 29. Okt Gestern ist das E i s aus dem Ladoga- See in die Newa eingetreten. Alle Kanäle sind zugefroren. Die Dampf­schifffahrt hört auf.

In Baltimore sind mit dem Norddeutschen LloyddampferLeipzig" 8000 Kohlküpfe aus Deutschland (Oldenburg) imporlirt worden. Die diesjährige Ernte von Kohl in den Vereinigten Staaten ist sehr mager ausgefallen.

Vermischtes.

(lieber die Bewohner von Feuerland,) von denen eine Anzahl seit wenigen Tagen im Berliner zoologischen Gauen sich anstaunen läßt, veröffentlicht der argentimsche Forscher Ramon Lifla in demBoletin det Instituts Geogrcfico Argeniino" von Buenos Ayres das Nachfolgende: Die Bewohner des Feuerlandes gehören 4 verschiedenen Stämmen an. Jure Namen sind TekeenicaS, AlikooUps, Pechereses, Jacauna-Kunnys. Dle eisten bewohnen die Umgebung des Beagtekanals; sie sind klein, schlechtgc- baut, häßlich von Antlitz, gefräßig und sehr schmutzig. Die Alrkoolrps leben im Süden der Insel, sie sind physisch den übrigen Feuerländern überlegen. Die Pechereses besetzen die Küste der Zonda det Aimrranlazgo und schließ­lich die Aacauna-Kunny Hoven Wigwams, zwischen der Buen Suceso-Bai und dem Kap Espiritu Santo. Nach den Berichten von King und Fitz- Roy wissen wir. daß der physiognomische Typus selbst innerhalb eines Stam­mes sehr verschieden ist. Frtz-Noy beschreibt die Bewobner als krausköpfig, von hoher Stirn und Adlernase. Die Farbe wandelt ebenfalls sehr be­deutend. Ich habe in Punta Arena» einen Trkeenicas gesehen, welcher weißer als die Tehuelchen war, welche im Süden des Rio Sanl Cruz wohnen. Jscoch sind im Allgemeinen die Feuerländer dunkler als ihre fest­ländischen Nachbarn; sie sink» dickköpfig, haben kleine Augen, einen großen Mund, hervorragende Backenknochen. eine platte Nase unv eine niedrige Stirne. Bouganville bemeikl, daß sie häßlich sind, nackt gehen und keine

^ anderen Kleidungsstücke tragen als ein paar schlechte Seehundsselle; im

Uebrigen seien sie gute Lerne. Cook bezeichnet sie ungefähr ebenso. Sie

genießen das verdorbene Fieiich von Seehunden und schmieren sich mit dem

Fett den Leib ein. Dr. Neynaud sagt in seinem Bericht über die Reise des AvisodampfersL'Hermrte," daß die Feueriänder schiefe Augeu haben, schwarze Haare, die sie kronensörmig um den Kops tragen, und daß sie sich das Gesicht mit schwarzem und rochen, Ocker färben. Kapitän King hat einen ganz roth übermalten Eingedornren gesehen. Manuel S^errano, ein chilenischer Forscher, bestätigt Vorstehendes. Nach ihm schneiden sich die In­dianer das Haar auf 25 Cent, vom Genick ob und färben Gesicht, Kops und Leib Sie führen ein Nomadenleben und schlafen da. wo die Nacht sie überrascht. Den Winter jedoch verbringen sie in ihren Wigwams. Miß­trauisch uns sreiheittiebend, erkennen sie keinerlei Auio.rtäl an. Faul, wre jeder südamerikavische Eingeborene, überläßt der Mann Vas ganze Gewicht der häuslichen Arbeiten der Frau, dem Opfer, welches verdammt ist, die Sklavei.kette zu schleppen. Die Frau wartet die Kinder, unterhält zu jeder

Gut speisen Sie in Ihrem Zimmer."

Niklas ging nach dem Wohnhouse zurück. Janos Esthi zündete eine Ke^e an. die er auf dem Tische fand.

Kein anderer als die Köchin wird mir das Nachtessen.bringen," dachte er.Auf diese Weise erhalle ich eine Gelegenheit, unbemerkt mit ihr zu sprechen. Mein Herz drängt mich, zu ihr zu eilen, aber wein Verstand sagt mir daß die A-me einen Plan veriolgt, indem sie als Köchin dem Apothe­ker dreni, und rch will durch Unbesonnenheit dielen Plan nicht zerstören "

Ec warf sich wi.der in den Sluhi und lauschte mrt klopfendem Herzen auf jedes Geräusch Endlich ließen sich Schritte vernehmen, die Thür ward geöffnet, und Nikles trat wieder ein. Der lange Monn trug in einem Korbe die Speisen.

Hier rst ein vortreffliches Abendessen, Herr Korporal. Diese Flasche Wein sendet Ihnen Herr Ezabo, damit Sie aus das Wohl aller guten Un- rerihanen und auf die völlige Wiederherstellung des Friedens trinken sollen. Wünsche guten Appeiit!"

Der lange Gthülfe halte eine Serviette aus dem Tische aus gebreitet und die Speisen darauf gestellt.

Sind Sie der Koch, Freund?" fragte der Soldat, der sich in seiner Erwartung getäuscht sah.

Nein, mein Herr."

Oder der Beoiente im Hause."

Element, ich bin Apolhekergehülse! Aber ich habe keirre Lust mehr zu der Pillendreher«, und darum will ich Soldat werden. Ich sehe es Ihnen an, Herr Korporal"

Was?"

Sie wundern sich, daß ich den Küchenjungen spiele?"

Nun ja, rch leugne >es nicht, ein,so großer, starker Mann, wie Sie

Könnte etwas Besseres thun. Nicht wahr, wozu ist eine Köchrn im Hause? Herr Koiporal," flüsterte Ncklas so leise, als es ihm seine Baß­stimme erlaubte,merken Sie denn Nichts?"

Was soll ich denn merken?" fragte gespannt der Soldat.

Nttlae horchte einen Augenblick an der Thür, dann kam er zurück und flüsterte:

Haben Sie unsere schöne Kathi gesehen?"

Dis Köchin?"

Ja. Das ist ein prächtiges Mädchen! eigentlich hätte Kathi Ihnen das Abendessen bringen müssen."

Und da« von Rechts wegen," meinte der Korporal.Und warum bringt sie es nicht?"

Weil Herr Czabo in die Küche gekommen ist und >zu dem Mädchen gesagt hat: Du gehst mir nicht rtr das Gartenhaus , Kathi, die Bedienung des Soldaten übernimmt Nrktas; wenn ich sehe, daß Du ein Wort mit dem Soldaten sprichst, so ziehst Du Dir mein größtes Mißfallen zu, und ich lasse Deinem Vetter LajoS sagen, daß Du ein ungehorsames, leichtsinnige» Mädchen bist. Kathi versprach ihm. gehorsam zu sein, denn sie hat vor dem Vetter Lajor eine entsetzliche Furcht, fast eben so viel, wie Herr Czabo vor Ihnen hat."

(Fortsetzung folgt.)