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New-Aork. 30. Sept. Während de« Sept. langten hier 34.355 Einwanderer an, gegen 25.013 im Sept. v. I. Die Gesammt-Ein- wanderung seit Jan. beziffert sich auf 344,832 Personen, gegen 252,700 in demselben Zeitraum von 1880. Unter den im Sept. Angekommenen befinden sich 14,000 Deutsche. 3700 Skandinavier, nahezu lOOO Schweizer. 600 Franzosen, 6100 Engländer, 3900 Iren, 13oO Schotten, mehr al« 600 Russen und 8>.,0 Italiener.

Tages-dteu «gkeiten.

Stuttgart, 4. Okt. Seine König!. Hoheit der Großherzog von Hessen und bei Rheinist gestern Mittag hier incognito angekommen und hat. geführt von Sr. Hoheit dem Prinzen zu Sachsen- Weimar. die Landes-Tewerbe-Ausstellung besucht. sodann eine Fahrt durch den Rosenstein und die Wilhelms unternommen und ist Abend«, einer Ein­ladung Seiner Majestät de« Königs folgend, im Residenzschloß abgestiegen. Heute früh verließ der Grobherzog Stuttgart, um einen Be­such am Königl. Hoflager zu Friedrichshafen ab,»statten.

Bietigheim. 2. Okt. Die hiesige Stadt besitzt eine Weinpreis­tafel. auf welcher der Preis, auch manche« über Qualität und Quantität der Weine in den einzelnen Jahren, vom Jahr 1580 an, ausgezeichnet ist. Bei den Jahrgängen in welchen der Wein nicht gerathen oder erfroren ist, find entsprechende Bemerkungen beigesügt. bei einigen fehlt die Preisangabe. Diese Tafel wurde anno 1744 renovirt; dieselbe ist jetzt wieder einer Re­novation bedürftig, daher wurde sie kürzlich einer geschiäten Hand zu die­sem Zweck übergeben, da manche Stellen verwischt und kaum noch lesbar find. Von 1823 an bi» auf die neueste Zeit fehlen die Weinpreise, sie sol­len aber hinzugefügt werden. Die Ueberfchrift der Tafel lautet:Wahre Konsignation, was von anno 1580 bis auf jetzig gegenwärtige Zeiten von Jahr zu Jahren jedesmahlen zu Bietigheim die Weinrechnung gewesen.» Im Jahr 1581 kostete der Eimer Wein 3 fl. 40 kr, im Jahr 168t war der Wei» gar gut und kostete 7 fl. 30 kr., im Jahr 1781 wurde er bet ziemlich reichlicher Quantität ebenfalls gut und kostete 13 fl. Bei letzterem steht noch die Bemerkung: wurde recht gut. Eine ähnliche noch ganz gut erhaltene Weinpreistafel befindet sich in dem Nathhaus zu Großbottwar.

Heildronn, 2. Okt. In der Nacht von gestern auf heute wurde hier ein überaus frecher Diebstahl verübt. Aus einem kaufmänni­schen Geschäfte wurde die Geldkasse im Gewicht von mehreren Zentnern und mit einem Inhalt von etwa lOoO entwendet. Die Diebe scheinen sich vor Ausbruch der Nacht in das Haus eingeschlichen und dort verborgen zu haben. Dieselben sind sodann mit dem Raub durch den Laden ausge­brochen, Man hat von den Thätern bis jetzt keine Spur.

Laupheim. 3. Okt. Am 30. v. Mts. trocknete Nachmittags die Ehefrau de« Söldners Xaver Haselhofer zu Jllerrieden in ihrer Wohnstube Werg am Ofen. Dasselbe entzündete sich plötzlich und das Feuer griff, zumal da die hölzerne Stubendecke mit Oelfarbe angestrichen war und ,in Folge hievon sofort in Brand gerieth. so rasch um sich, daß es dem Ehe­mann, welcher in der Scheuer beschäftigt war und alsbald herbeieilte, nur dadurch möglich wurde, seine Frau, das 1^ Jahr alte Kind und das Kindsmädchen aus der brennenden Stube zu retten, daß er das Fenster einschlug und durch dieses mit jenen den Weg nahm. Die durch das Feuer verletzte Ehefrau starb am gestrigen Tage. Bei dem Kindsmädchen, welches gleichfalls Brandwunden erhielt, ist eine Wiederherstellung in Aus­sicht zu nehmen, dagegen ist dieselbe bei dem Kinde angesichts von dessen zartem Alter immerhin zweifelhaft. Der Ehemann selbst trug bei dem Retten der genannten drei Personen Brandwunden leichterer Art davon. Der Schaden am Hause ist, da Hilfe gleich zur Hand war, nicht bedeutend.

LautLandpost" hat sich die in Aurich bestehende Raiffeisen'sche Darlehenskasse seit ihrem siebenmonatlichen Bestehen erprobt. Der Ge- sammtumsatz betrug 9212 Mk. Das höchste Darlehen betrug 295 Mk. (mehr als 300 Mk. werden nicht gegeben) und das niederste 11 Mk. Er­freulich ist, daß die nöthigen Gelder in dieser armen Gemeinde selbst auf­gebracht und die dis jetzt verfallenen Anlehen prompt zurückbezahlt wurden. Der mit dieser Kasse verbundenen Ortsspalkasse wurden innerhalb 7 Mo- >

naten 904 Mk. 80 Pfg. Spargelder übergeben in Beträgen von 5 Pfg. an. Außerdem wurden in dieser Gemeinde nicht unerhebliche Einlagen in die Oberamtssparkasse gemacht.

Pforzheim, 3. Okt. Am Samstag Abend wurde die Leiche eines jungen Norddeutschen mit durchschossenem Kopf im Würmthale aufgefunden. Was den unglücklichen jungen Mann, der jetzt seiner Militärpflicht Ge­nüge leisten sollte, dazu trieb, Hand an sich selbst zu legen, ist noch nicht aufgeklärt.

Al« ein im hiesigen Wirthshausleben Epochemachende« Ereigniß kann die Eröffnung der neuenBierhalle zur Bavaria" bezeichnet werden. Massenhaft war am Samstag Abend und am gestrigen Sonntag der Zulauf in die stattlichen, aufs freundlichste eingerichteten Räume, die den Vergleich mit manchem großstädtischen Etablissement aushalten. Mit der Qualität der zum Ausschank kommenden Biere ist man allgemein zufrieden und die Quantität des in den letzten Tagen verzapften Stoffes ist dem- gemä« eine enorme.

Darmstadt, 2. Okt. Ueber die Reise de» Großherzog« ist nunmehr Folgendes festgesetzt. Derselbe reist morgen früh zur Besichtigung der Ausstellung nach Stuttgart, begibt sich von da nach Friedrichs­hafen zum Besuch des württ. Königspaares, fährt dann, einer Einladung des Herzogs von Koburg-Golha folgend, über München nach dem Hinter­rieß. wo derselbe sich zu Jagdvergnügungen etwa 14 Tage auszuhalten gedenkt.

Braunschweig. 1. Okt. Nach der uns heute zugehenden Mit­theilung eine» hiesigen Kaufmanns, der gestern Oelheim besucht hat, herrscht dort und in Peine wieder große Aufregung. Au« dem Bohrloch Nr. 8 tönt ein starker Brausen, welches weithin vernehmbar ist.Mohr trifft," so schreibt unser Gewährsmann.Anordnungen, um den sicherlich 20 Fuß hoch aussprudelnden Quell, der beim Hochnehmen de» Bohrers zum Vorschein kommt, auszufangen.

Berlin, 1. Okt. Herr v. Hülsen hat sich Über den eisernen Vorhang im Theater, der den hiesigen Bühnenleitern durch die Polizeibe­hörde empfohlen worden ist, dem betreffenden Ministerium gegenüber gut­achtlich geäußert und der Gardine von Eisen nur einen moralischen Werth zuerkannt, indem er bestreitet, daß dadurch die Gefahr der Ver­breitung eines auf der Bühne aurbrechenden Feuers beseitigt sei.

Nngarisch-Hradisch, 24 Sept. Der in Wisowitz wohnhafte Schmied Franz Tichy hat sich. nachdem er zuvor sein Weib erdrosselt und seine vier Kinder abgeschlachtet hatte, erhenkt.

Von der Verschüttung in E l m sind 114 Personen betroffen; verschwun­den ohne Nachkommen sind 12 Haushaltungen; unter den Hinterlaffenen befinden sich 17 Wittwm, 9 Wittwer, 28 Vater- und 3 Mutterwoisen, 7 gänzliche Waisen, 2 alte Ehepaare und eine Mutter mit 6 Kindern, ihrer Stütze beraubt.

Bordeaux. 1. Okt. Die deutsche Brigg.Willibal d," die sich auf der Fahrt nach Kacdiff befand, ist auf der Rhede von Pauillac mit einem englischen Dreimaster, von Liverpool kommend, in Folge falschen Manövrirens des letzteren zusammengeftoßen. Beide Schiffe haben ziemlich schwere Beschädigung erlitten.

Amerika. In amerikanischen Blättern findet sich folgende Mit- theilung: Vor mehr als 38 Jahren, im Sommer 1843, sank der mit Kupferbarren vom Superior-See beladene SchoonerVermilion" während eines Sturmes im Erie-See. Der Werth der Ladung wurde auf 60,000 Doll, geschätzt und die Eigenthümer boten alles auf. um den Schatz zu heben; aber der Platz, wo das Schiff im tiefen Wasser gesunken war, konnte niemals entdeckt werden. Kürzlich kreuzte ein Schooner, der eine neuerfundene elektrische Vorrichtung zur Entdeckung von Metallen an Bord hatte, im Erie-See, als dieselbe Anzeichen von der Anwesenheit von Me­tallmassen unter dem Wasserspiegel gab. Am 3. September wurden an der betreffenden Stelle Taucher Hinabgelaffen, und diese landeten gerade auf dem Verdeck des gesunkenen Fahrzeuges. Sie brachten einen Barren de« Kupfermetalls herauf und der ganze Schatz wird in Kurzem gehoben

ließ sie dort ungern gehen, aber sie kam, weil meine Alte krank war, die jetzt, Gott sei Dank, wieder auf den Strümpfen ist."

Ein Beweis, daß das Mädchen ein gutes Herz besitzt," meinte der Apotheker.

Gewiß." rief Lajos mit Feuer,ich stehe für Kathi, wie für mich selbst. Sie ist treu und fleißig, man kann sich auf sie verlassen."

Also Kathi heißt Eure Nichte, LajoS?"

«Ja. Herr Czabo. Meiner Treu, keinem Andern als Ihnen vertraue ich das Mädchen an. Sie ist mir lieb, wie eine Tochter!"

Wann kann ich das Mädchen sehen, Lajos?"

Heule noch, wenn Sie wollen!"

Gut. bringt sie mir diesen Nachmittag. Gefällt sie mir, mag sie gleich in meinem Hause bleiben."

Sie wird Ihnen gefallen, Herr Czabo."

Und den Lohn?"

Darüber verhandeln Sie mit ihr selbst. Ich, meinerseits, habe nur eine Bedingung zu stellen."

Nennt sie, alter Lajos."

Daß ich meine Nichte von Zeit zu. Zeit besuchen und sie mit über­wachen kann. Es ist dies kein Mißtrauen, Herr Czabo; aber ich habe kathi's Mutter versprochen ihr Vater, mein Bruder ist ja todt ich habe also meiner Schwägerin versprochen, da» Mädchen nicht außer Acht zu lassen. Sie werden mich ganz verstehen, Herr Czabo, wenn Sie das schmucke Ding gesehen haben. Ich wiederhole e»: nur Ihnen, Herr Czabo, vertraue ich Kathi an."

Der Apotheker bezahlte dem greisest Lajo» den Preis für dir Fische.

Mit diesem Gerichte," meinte der Fischer,kann Kathi heute noch ihre Kochkunst beweisen."

Apropos, sie versteht doch zu kochen?"

Wenigstens so viel, als für meinen Tisch nöthig war. Nun. sollte sie nicht so ganz nach Ihrem Geschmack kochen, so ist ja Mamsell Netti da meine Nichte ist ein gelehriges Mädchen. In einigen Wochen-"

Geht, Lajos, und bringt mir Eure Kathi!"

Der Fischer ging. Herr Czabo theilte seiner Tochter die Ankunft ei­ner neuen Magd mit, und bemerkte dabei, daß Lajos ihm eine große Ge­fälligkeit erzeigt habe.

Herr Czabo saß mit seiner Tochter beim Nachmittagskaffee, als Nik­las, der Zögling des Apothekers, eintrat.

Man denke sich eine ungewöhnlich lange Gestalt mit bleichem Gesichte, dessen Backenknochen weit hervorstehen, mit einer fast durchsichtigen großen Adlernase, mit großen lichtblauen Augen, hellblonden Haaren, mit breiten und ungewöhnlich langen Händen und eben solchen Füßen man denke sich diese Gestalt in einen grauen Frack gekleidet, der zu eng und zu kurz ist, in Hosen von derselben Farbe und demselben Stoffe, dazu eine grüne wol­lene Schürze, so hat man ein Bild von dem Gehülfen des Apothekers.

Niklas," rief der Apotheker,Du siehst ja so bestürzt au» wa» ist geschehen?"

Der lange zwanzigjährige Mann versuchte zu lächeln.

Ich bin nicht bestürzt, Herr'Czabo!" sagte er mit einer tiefen Baß­stimme, die zu seinem hageren Körper einen komischen Kontrast bildete.

(Fortsetzüng folgt.)