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gestellt von den Frauenarbeit---, weibl. Fortbildung-- und Webschulen, ebenso Modellir-, Gravir-, Ciselirarbeiten, Stein- und Holzornamente der gewerb­lichen Fortbildungsschulen enthalten. Arrangirt ist die Landeszeichenaus­stellung von Prof. Kolb, der den Besuchern der Ausstellung durch seine Prächtigen Wandmalereien in der Haupthalle, den dekorativen Friesen über dem Eingang zur Kunstausstellung und den reizenden Bildern in der alt­deutschen Weinstube bereits bekannt ist. Der Eintritt zur Schulaurstellung ist unentgeltlich. Geöffnet ist sie von V 28 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abend».

Stuttgart, 20. Aug Heute Morgen 5 Uhr erfolgte der Ä u s- viarsch der hiesigen Garnison. Mit klingendem Spiel marschirte zuerst das 1 . Regiment von der Kaserne über die Königsstraße zum Königr- rhor hinaus und zwar Bataillonswelse mit Zwischenräumen von 10 Mi­nuten. Ihm folgten ebenfalls getrennt die 2 Bataillone des 7. Reg. Die Musik, welche übrigens nur bis an die Grenzmark die Begleitung gab kehrte wieder hieher zurück, da von heute bis Dienstag die Konzerte im Stadt­garten, sowie die musikalischen Produktionen bei der Jngenieurversammlung von der Carl'schen Kapelle ausgeführt werden.

Eßlingen. 19. Aug. Als Anhaltspunkt für die Weinpreise diesen Herbst wag der Kauf eines Wirthes gelten, der in guter Lage 300 Ltr. um 150 lautern Vorlaß gekauft hat. Den Umfang und die Lage des Bahnhofs läßt dis Einschränkung des Baugrundes ersehen, sonst aber ruht der Bau wieder; der verloren gegangene Plan hat sich noch nicht gefunden. Die beiden neuen Keltern für Liebersbronn und Wäldenbronn sind unter Dach; bei letzterer hat der Richtspruch vor einigen Tagen mit entsprechender Feierlichkeit staltgesunden. Der niedere W a s s e r st a n d . zumal am Montag, läßt verschiedene Werke nur mit halber Kraft arbeiten oder gar still liegen; dagegen ist derselbe der gründ­lichen Ausbesserung des mannigfach schadhaften Wehres am Wafferhaus günstig.

Gmünd, 17. Aug. Soeben geht uns die telegraphische Nachricht

zu, daß der bisherige Reichstagsabgeordnete von Gmünd, Göppingen rc., Herr Rechtsanwalt Max Römer in Stuttgart, heute Mittag an einem Herz­schlag gestorben ist. Die vielen Freunde und Wähler desselben werden von diesem unerwarteten Todesfälle ebenso überrascht als schmerzlich berührt sein. (RemSz)

Tübingen, 18. Aug. Sicherem Vernehmen desPsr. aus Schw." zufolge wird Se. Maj. der König morgen oder übermorgen in Beben­hausen eintreffen, um daselbst einen 8lOkägigen Aufenthalt zu nehmen.

Oberndorf. 16. Aug. Heute Mittag Vs12 Uhr traf laut Schw. B." in Begleitung des Herrn Paul Mauser die serbische Kommission aus Belgrad hier ein, bestehend aus 5 Offizieren, 1 Kaufmann. 5 Unteroffizieren und 4 Kontrolleuren, um die von der serbischen Regierung bei Herrn Gebrüder Mauser bestellten 100.000 Ge­wehre zu übernehmen. Die Uebernahms - Arbeiten werden voraussichtlich etwas länger als 2 Jahre dauern.

Nusplingen, 17. !Aug. Man schreibt demHeub. B.": Eine Wiltwe, Mutter von zwei der Schule noch nicht entwachsenen Kindern, ging gestern Mittag mit einem Fuhrmann, ihrem Bruder, in den Wald, um daselbst mit einem Wagen Wellen zu holen. Als Beide nun aus dem Rückweg begriffen waren und an eine etwas steile, abschüssige Stelle kamen, konnte sich die Frau, trotz der Mahnung ihres Bruders, nicht bewegen lasten, von dem gesperrten Rade weg sich zu entfernen, bei welchem sie Stellung deßhalb genommen Halle, um ^en Wagen bei einem etwaigen Falle zu schützen. Sie konnte das Umfallen des Wagens aber dennoch nicht verhindern, kam vielmehr unter denselben zu liegen und brach hiebei das eine Bein unterhalb des Kniees. Ihren anderen Bruder halte vor etwa fünf Wochen beim Abladen von Bauholz das nämliche Unglück be­troffen, und kaum vier Jahre sind verflossen, daß der Mann der Verun­glückten in der sogenanntenHardtsttige" auf unaufgeklärte Weise auch unter einen Holzwagen kam und damals als Leiche heimgebracht wurde.

Vaihingen a. E., 17. Aug Das Stadtschultheißenamt warnt imEnzboten" vor Aufnahme fremder Kdstkinder ohne gleichzeitige Ueber- gabe der Tauf- und Heimalhscheine derselben und belegt diese Warnung

mit dem Hinweis auf die Thatsache, daß häufig gewissenlose Eltern resp. Mütter nach Unterbringung ihre Kinder spurlos verschwinden und die­selben so den Pflege-Eltern resp. Gemeinden aufnöthigen.

Güglingen 15 Aug. Am Abend des gestrigen Sonntag» wurde ein Vater von 6 Kindern von einem ledigen Burschen so in den Finger ge­bissen, daß (da Blutvergiftung eingetreten zu sein scheint) Gefahr für sein Leben befürchtet wird. Der Thäter ist verhaftet.

Heilbronn, 18. Aug. Heute ist der städtische Brunnenmacher G. im Brunnen des neuen Schlachthauses verunglückt Derselbe hatte diesen Brunnen, der von der Dampfmaschine des Schlachthauses betrieben wird,

zu reinigen und sich zu diesem Zwecke gestern schon längere Zeit in dem- ! selben aufgehalten Es scheint sich in dem Schachte nun über Nacht eine ! Stickluft angesammelt zu haben, denn als er heute wieder in den Brunnen mit einem Begleiter hinabgestiegen war, zeigte sich so viele Stickluft, daß zwar der an einem Seile angebundene Begleiter gerettet werden konnte (auch dieser wurde halb lobt heraufgezogen), nicht aber G. selbst, den man erst nach stundenlangen Bemühungen todt an's Tageslicht brachte. Der­selbe war ein gesunder, kräftiger Mann von etwa 60 Jahren. Er war von der Stadt mit einer ansehnlichen Summe gegen Unfall versichert.

Noch derUlm Schn." ist die GesellschaftHundskomödie" im Jahr 1811 entstanden, wo König Friedrich den Ulmern die Au schenkte, auf der nun ein Vergnügungsort entstand Hundskomödie genannt, weil beim ersten Besuchdie Hunde spektakelnd an einander geriethen." Unter den ersten Mitgliedern war auch der Dichter Weitzmann,der sich jedoch so ungemüthlich benahm, daß man ihn ausschließen mußte," wie ec hintendrein humoristisch berichtete.

Friedrichshafen, 19. Aug. Seit dem 8. August hatten wir vorherrschend stürmisches W e t t e r . gestern Mittag einen starken Nord­weststurm. Der See. welcher sich stark abgekühlt hatte, zeigte heute wieder 16» Wärme. Wir haben heute wieder einen herrlichen Sommertag. Ge­stern und vorgestern hat ein ausgiebiger Regen auf die Vegetation HW wohlthätig eingewirkt.

Pforzheim, 19. Aug. Am nächsten Sonntag (21. Aug.) seiest einer der ältesten hiesigen Goldschmiede seinen 90. Geburtstag in voller Gesundheit und Geistesfrische. Herr Jakob Schneider, früher in Firma Gsrwig und Schneider, ist 1792 in Pforzheim geboren. Möge er noch viele Jahre sein Schöppchen in derTraube" trinken!

Frankfurt a. M., 16. Aug. Die künstl-che Eisbahn erfreut sich eines sehr lebhaften Besuches; so waren z B. am letzten Sonntage über 1000 Einlaßkarten genommen worden, und noch um 10 Uhr Abends war die Bahn von schliktschuhlaufenden Herren und Damen stark besetzt. Er find bereits Anfragen aus Hamburg. Kopenhagen und Wien, auch aus Eng­land und Belgien eingetroffen, die sich auf die Herstellung einer solchen Eir- ^ bahn und auf alle damit verbundenen Details beziehen, gewiß ein Beweis, welche Bedeutung man der Sache beilegt. Im nächsten Sommer werden sehr wahrscheinlich verschiedene Städte Deutschlands und des Auslandes eine solche Eisbahn besitzen; Frankfurt bleibt aber jedenfalls der Ruhm unter ihnen, die erste gewesen zu fein.

Vom Betriebschef der Arth-Rigibahn geht uns folg. Mittheilung zu: 14. Aug. Heute bei Zug 4, Arth an 9 Uhr 10 Vor­mittag, gerieth die Maschine bei nassen Schienen ins Gleiten (Schleu­dern) und fuhr über den Abschlußdamm hinab. Die zwei Wagen blieben im Geleise. Niemand beschädigt. Die Passagiere wurden nur durch den Stoß erschreckt. Der Verkehr kann bis morgen wieder aufge- ' nommen werden.

Zum Postunfall auf dem Juli erpaß. lieber den Post- - Unfall bei Stalla lesen wir heute: Der Blitz schlug in unmittelbarer Nähe des Postwagens ein, in Folge dessen wuroen die Pferde scheu und rannten wie rasend davon. Der Postillon that seine Pflicht, leider brach aber noch das Leitseil, so daß er vollkommen machtlos mar. Der Wage» stürzte. Die fünf Passagiere wurden verletzt, der Kondukteur liegt star! beschädigt in einem der Churer Krankenhäuser. Wie derFr. Rht." da­gegen erfährt, sprangen die Pferde auf den fürchterlichen Donnerschlag übst'

Auch nicht als frecher Lügner."

So ist es, Herr General."

Nach den Gesetzen kann ich ihn daher auch als Gerichisherr nicht züchtigen lassen."

Nein, Herr General."

Aber er ist hier aus der Festung ausgebrochen."

Ja, Herr General."

Das ist gegen die militärische Ordnung der Festung."

Allerdings, Herr General."

lieber die militärische Ordnung in der Festung habe ich zu wachen, nicht als GecichtSherv, sondern als Feflungscommandant."

Zu Beseht Herr General."

Also auch nicht nach den dummen Gesetzen da, sondern nach meiner Instruktion."

Zu Befehl, Herr General."

Ich habe nach dieser auch ein DisciplinarzüchtigungSrecht gegen die sich auflehnenden Gefangene»."

So steht es in der Instruktion."

Der General Iriumpytrte, daß sein Auditeur, der, obwohl in seinen Augen nur halb Offizier, dennoch in juristischen und vielen andern Dingen eine ganze Autorität für ihn war. bis dahin seiner Logik keinen einzigen Widerspruch hatte entgegensetzen können. Völlig siegreich schloß er:

Also. Auditeurchen. lasse ich als Commandant, nicht als Gerichtsherr, dem Menschen seine Hiebe geben. Achtzig dictire ich ihm; lassen Sie sie sofort vollstrecken."

Der bedächtige und gewissenhafte Auditeur hatte noch immer Ein­wendungen.

Der Herr General vergessen." sagte er,daß Sie wegen des Ab­bruchs des Menschen schon eins Kriminaluntersuchung haben einleiten lassen. Doppelt kann er nicht bestraft werden; die Kriminaluntersuchung hebt da« Disciplinarverfahren auf."

Allein diesmal ließ der alte General sich nicht irre machen.

Das ist für den Ausbruch, Auditeurchen," rief er.Züchtigen l«O ich ihn für das Entweichen."

Durch das Ausbrechen ist er entwichen, Herr General, das ist B einander nicht zu trennen."

Es ist zweierlei, sage ich Ihnen."

Ich bedauere, Herr General, gesetzlich"

Ich befehle hier als Commandant nach meiner Instruktion; W giebt,es kein Gesetz."

Das Gesetz steht über der Instruktion."

Das verstehen Sie nicht, Auditeurchen."

Herr General"

Das Gesicht des alten Generals wurde sehr roth.

Herr Äuditeur. wd ich als General befehle. bin ich gewohnt, jede» Widerspruch als Insubordination anzusehen. Verstehen Sie mich?"

Au Befehl, Herr General."

So lassen Sie dem Menschen seine Achtzig geben."

Djer Auditeur hatte noch eine Einwendung, freilich nur eine halb».

Entschuldigen Sie, Herr General, die Instruktion gestattet IM als Disciplinarzüchtigung nur vierzig Hiebe." (Forts. f»lg.y j