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Das Lilwer dt»« erscheint am

Dienstag,Donnerstag

u. Samstag. Abou- nementspreiS halb- iäbrlich 1 -«> 80 L durch die Post bezo­gen im Bezirk 2 M ^, sonst in ganz Württemberg 2 ^ 70 »Z.

Amts- unä Intekkigenzökatt für äen Kezir^.

Für L, k» abonnirt mau bei der Redak­tion. auswärts bei den Boten oder der »Schstgelegenen Poststelle.

Die EinrückungS- ebühr beträgt S ^ ür die vierspaltige Zeile oder deren Raum.

Ara. 98.

Dienstag, den 23. August L88L.

36. Jahrgang.

Auf äasCakwer Moc^enökatt"

werken für den Monat September wieder von sämmtlichen K. Post­ämtern , Postexpeditionen und Postbolen Bestellungen angenommen. Für hier kann täglich bei uns selbst abonnirt werden, und laden wir zu zahl­reichen Bestellungen freundlichst ein

Die Redaktion und Expedition desCslwer Wochenblatts".

Amtliche Aekanntmachungen.

Calw An dis Ortsvorsteher.

Den Schultheißeriämtern ist die Nummer 23 des Steuer-Collegial- Amtsblattes. enthaltend die Vorschriften für Erhaltung der trigonometrischen Signalsteine je in einem Exemplar zuge­sandt worden. Hiemit wird der Auftrag an die Ortsvorsteher verbunden, sich mit dem Inhalt dieses Blattes bekannt zu machen und dasselbe, mit den ihnen seiner Zeit von dem Oberamtsgeomeker zukommenden Verzeich­nissen und Übersichtskarten in der Ortsregistratur, im Kasten der Flur­karlen und Meßurkunden sorgfältig auszubewahren.

Den 19. August 188 l. K. Oberamt.

_ _F l a x l a n d._

Calw. An die Schultheißenämter.

Dieselben erhalten in einem Paket mit den Reichstags-Wählerlisten die nöthigen Formularien für Aufnahme statistischer Erhebungen in Bezug aus die Unfallversicherung der Arbeiter mit dem Aufträge, solche den Be­triebsunternehmern zuzustellen und nach Vorschrift des Ministerialerlasses vom 19. Juli 1881, Ziff. 3 und 4 Minist-Amts bl. S. 227 das Weitere zu besorgen. Die ausgesüllten Tabellen, welche die Schultheißenämter mir Beginn des Monats Dezember bei den Belriebsunternehmern abholen zu lassen haben, sind unfehlbar am 5. Dezember anher einzusenden.

Den 20. August 1831. K. Oberamt.

_ Flaxland.

Politische Nachrichten Deutsches Reich.

Stuttgart, 17. Aug. Nach demSchw. Merkur" wird S. M- der deutsche Kaiser am 27. September hier eintreffen, um an diesem und den beiden folgenden Tagen dem landwirthschastlrchen Hauptfest in Cann­statt beizuwohnen und die Gewerbeausstellung zu besuchen; auch wird S. K. H. der deutsche Kronprinz nach Beendigung der vom 2l. bis 23. Sept. bei Ludwigs bürg und Märbach stattfindcnden Truppenbesichtigungen hiehsr kommen, um die württembergische Landesgewerbeausstellung zu besuchen. S. M. der König der Niederlande hat seinen Hofarchitekten beordert, hieher zu reisen und die württemb. Landesgewerbeausstellung zu studieren. Der betreffende Künstler ist hier eingetroffen und hat die letzten Tage dwser Ausgabe gewidmet.

In Stettin haben sich die Vorgänge vom Montag und Dienstag Abend auch am Mittwoch wiederholt. Auch aus Zempelburg,

Regierungsbezirk Marienwsrder, wird von Ausschreitungen berichtet. In Stargard befürchtete man ebenfalls Unruhen; infolge dessen wurde das nach dem Ausmarsch der Garnison zurückbleibende Wachkommando von 50 auf 100 Mann verstärkt.

Wie der Nat -Ztg, auf Grund von Mittheilungen au« angeblich der Regierung nahestehenden Kreisen berichtet wird, sollen die Reichstagswahlen am Montag, den 17 Oktober, stattfinden.

Tages Neuigkeiten.

Calw, 21. Aug Heute früh um >/z4 Uhr brachte ein Feuerreiter die Nachricht, daß in Liedelsberg das Haus mit angebauter Scheuer des in der Umgegendwohl bekannten Kleesamenhändlers Funk abge­brannt sei. Das Haus stand in der Nähe der Krone und war keine weitere Gefahr vorhanden. Schwierig war, namentlich der großen Dunkel­heit wegen, das Beischaffen von Wasser aus den am entgegengesetzten Ende des Ortes liegenden Weihern. Beim Abgang des Feuerreiters wurde ein Kind vermißt Die Entstehungsursache des Feuers ist noch unbekannt. Der Eigenlhümer ist versichert, das Vieh gerettet.

DieD. R" erfährt, daß in Gech.ingen der Ortsvorsteher vor der Zudringlichkeit der Schacherjuden warnen mußte, die den Bürgern eine» Theil ihrer Habseligkeiten (d. h. wohl der von auswärts geschenkten) abzuschachern suchten.

Stuttgart. 17. Aug. Die Herren Kaufmann Wiedemann, Prof. Speidel und Kaufmann Bernhold sind am Mittwoch von ihrer Sänger­fahrt nach Innsbruck hier wieder eingetroffen und können den herzlichen Empfang dortselbst nicht genug rühmen.

Stuttgart, 19 Aug. Dem Vernehmen nach gedenkt das Exe- kutivkomite nur noch einen Versuch mit 50 L Eintrittsgeld und zwar am nächsten Sonntag zu machen. Sollte sich wieder ein so überreicher Segen nach der Ausstellung ergießen, so würde man, im Interesse der Besucher selbst, beim einheitlichen 1 -^--Eintrittsgeld verbleiben. Wenn sich ein fast unbegrenztes Meer von Menschen über die Ausstellungsräume ergießt, geht der ideale, einer der Hauptzwecke der Ausstellung, der Zweck der Belehr­ung fast vollständig verloren.

Stuttgart, 20. Aug. Diebstahl. In vergangener Nacht wurden dem Mastochsenmetzger B e ck in der Thorstraße hier fünf grüne Ochsen­häute gestohlen. Beim Schmied Berger, wenige Häuser davon entfernt, holte sich der Dieb auch einen*Karren und führte seine Beute nach Möhr­ingen a. F.. um sie bei einem dortigen Gerber zu veräußern. Dieser aber, der mit Herrn Beck in Geschäftsverbindung steht, erkannte die Häute als Eigenthum desselben und veranlaßte die Festnahme des frechen Gesellen, der nun bereits hieher eingeliefert worden ist.

Stuttgart, 20. Aug. Einen neuen Anziehungspunkt wird unsere Ausstellung nächste Woche durch Eröffnung der Schulausstellungen in den Räumen der neben dem Ausstcllungsgarten gelegenen Baugewerk­schule erhalten. Die Ausstellung der Baugewerkschule selbst wird am 22. August, die der Landeszeichenaurstellung am 25. August eröffnet. Außer Zeichnungen wird dieselbe auch ausgeführte Arbeiten der Textiibranche, aus-

Fe u i 1 t e t o n.

Der gestohlene Brautschatz.

Eine Criminalgefchichte »ur guter alter Zeit.

(Fortsetzung.)

IV.

Dumm<Gesetze." sagte er.Recht einfältige Gesetze. Für die Spitz­buben gemacht, gegen die ehrlichen Leute. Der Lieutenant muß doch wieder iu seinem Gelds kommen!" Er studirte in dem Buche weiter. Auf einmal »Uhr er triumphiread in die Höhe.Auditeurchen." rief er. halb vorwurfs­voll. halb freudig.Muß ich besser die Gesetze kennen als Siet Da steht Hören Sie zu:Vorzüglich soll eine solche Züchtigung alsdann mMstnden, wenn der Angeschuldigte bei einem gegen ihn ausgemittelten AAbrechen, welches er nicht allein ausgeübt haben kann, die Angabe der Mitschuldigen verweigert, oder wenn der Räuber oder Dieb nicht anziigen "m, wo sich die entwendeten Sachen befinden, oder wenn er durch falsche Angaben darüber den Richter täuscht."" Den letzten Fall haben wir hier, Auditeurchen. Der Mensch ist ein Dieb, nicht wahr, Auditeurchen?"

»Noch nicht überführt, Herr General."

»Da« Geld ist entwendet. Leugnen Sie das auch?"

»Nein, e« steht fest durch die eidliche Angabe des Bestohlenen." auch da« zu?"^^ E nicht anzeigen. wo es sich befindet. Geben Sie

»Es ist so."

Also! Achtzig, Auditeurchen! Lassen Sie ihm auf der Stelle achtzig Hiebe geben."

Herr General"

Fehlt noch etwas?"

Die Hauptsache. Das Gesetz setzt auch hier den vollen Beweis vo­raus, daß der Leugnende wirklich gestohlen habe, daß er der Dieb sei. Der Dieb, der nicht anzeigen will, soll gezüchtet werden. Ein Dieb ist nur, wer bereits vollständig des Diebstahls überführt ist."

Der General sah wieder in das Gesetzbuch. Er wurde still.

Dumme Gesetze dar. Recht dumme Gesetzei"

Auf einmal wurde er wieder lebhaft. Er schien plötzlich einen durch die Finsterniß hell leuchtenden Gedanken gefaßt zu haben.

Auditeurchen!"

Herr General?"

Der Mensch hat gestohlen, zweifeln Sie daran?"

Ich für meine Person bezweifle es nicht."

Er hat einen armen Offizier bestohlen."

Der Auditeur verbeugte sich wieder schweigend.

Er hat ihm sein ganze» Vermögen gestohlen."

Der Auditeur verbeugte sich.

Der Offizier muß wieder zu dem Seinigen kommen."

Der General sah bei jedem seiner Sätze fragend den Auditeur an, dem daber auch diesmal nur übrigblieb, sich schweigend zu verbeugen.

Der Mensch kann als überführter Dieb nach den Gesetzen nicht be­trachtet werden.,

Nein, Herr General."