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Offizier im Duell getödtet hat, zu 4 Monaten Gefäugniß und zu 100,000 Fr. Entschädigung an die Familie des Getödteten verurtheilt worden sei.

Belgien.

Brüssel, 9. Juli. Die Königin wird sich am 20. August zu einer fünswöchentlichen Kur nach Aachen begeben. Der König hat dem Fürsten Milan von Serbien den Großcordon des Leopold-Ordens verliehen.- Zum dritten Male in letzter Zeit ist dar Dorf Winenne (Namur) von einer großen Feuersbrunst heimgesucht worden; vorgestern wurden 70 Häuser eingeäschert.

England

London, 12. Juli. Als gestern die Töchter des Prinzen von Waler von einer Spazierfahrt im Hydepark zurückkehrten, gingen die Pferde durch, der Wagen stürzte um und wurde arg beschädigt; die Prinzessinnen blieben unverletzt.

Der König der Sandwichsinseln, Kalakaua, traf am Donnerstag Abend, von Italien kommend, in London ein und stieg in Claridge's Hotel ab. Bald nach seiner Ankunst empfing König Kalakaua den Besuch Sir Char­les Dilke's.

Amerika.

Washington. 9. Juli. Bulletin von 8 Uhr 30 Min. früh: Prä­sident Garste ld hatte eine gute Nacht; die allgemeinen Fortschritte der Besserung sind sehr befriedigend.

Washington. 12. Juli Nach dem Bulletin von gestern Abend 7 Uhr über das Befinden Garfiel ds traten im Laufe des Nachmittags die Fiebererscheinungen stärker hervor. Im übrigen ist das Befinden un­verändert.

Newyork, 7. Juli Die Newyorker Handelskammer nahm heute eine Resolution an, welche Abscheu gegen das verübte Verbrechen und Sympathie mit dem Präsidenten und dessen Familie aurdrückt. In der Sitzung wurde angezeigt, daß eine Anzahl von Herren beschlossen hätte, die Summe von 250,000 Dollars aufzubringen und in amerikanischen Staats­obligationen anzulegen, deren Zinsen in Würdigung des edlen Charakters des Präsidenten an Frau Garfield während ihrer Lebensdauer, und nach ihrem Ableben an ihre Kinder, gleichmäßig vertheilt, gezahlt werden sollen. 40,000 Dollars wurden auf der Stelle gezeichnet.

Tages Neuigkeiten.

Vaihingen a. E., 11. Juli. Gestern wurde hier das G a u t urn- sest des untern Neckargaues, in Verbindung mit der Fahnenweihe des hiesigen Turnvereins, gefeiert. Wohl 30 Vereine waren vertreten mit zahlreichen Bannern und Standarten, von Ludwigsburg war ein Theil der Musik des 2. Feldartillerie-Regiments Nr. 29 berufen worden; 31 Festdamen besheiligt-n sich ebenfalls am Zuge durch die geschmückten Straßen der Stadt. Hernach hielt Gemeinderath Körner die Rede bei der Fahnenweihe auf dem Marktplatze. Nachmittags, nachdem sich die Witterung nach einem tüchtigen Regengüsse wieder aufgehellt hatte, ging der Festzug zum Egel- seeplotze hinaus, wo von der hübsch dekorirten Trübine am Kastanienron­dell Stadtpfleger Steiff die Festrede hielt. Alsdann begann das Preisturnen, das namentlich an Reck und Barren ausgezeichnete Leistungen aufwies: vom Gau erhielt die Turngemeinde Heilbronn 5 Preise, Turnverein Vaih­ingen 4 und Turnverein Ludwigsburg 1 Preis. Außerdem wurden Stutt­garter und Pforzheimer Turner der Preise für würdig erachtet. Die hiesigen Turner hatten auch in der Festreunion am Samstag Abend in der Schwanenhalle bei bengalischer Beleuchtung sich in gymnastischen Pro­duktionen trefflich erprobt. Die Preisvertheilung konnte wegen eines Ge­witters erst Abends nach 7>/z Uhr in der Schwanenhalle abgehalten wer­den. Ein Bankett mit Ball im Postsaals schloß das Fest.

Schw. Gmünd, 10. Juli. Aus allen Theilen des Landes und auch von Sigmaringen strömen heute früh, meist in Extrazügen, die Sänger herbei zum allgemeinen Lieder feste de» schwäbischen S ä nger- bundes. Nach dem Empfange am Bahnhwse durch dar Festkomite ziehen die Sängerschaaren unter klingendem Spiele in die reich geschmückte Fest­stadt ein. Die Fahnen werden in der Turnhalle im sogen. Klösterle auf­bewahrt, woselbst auch die schönen Ehrengaben zur Ansicht ausgestellt sind

Der auf Mittags 2 Uhr projsktirte Festzug mußte leider wegen Ungunst der Witterung unterbleiben und es zogen die Vereine, 96 an der Zahl, einzeln nach dem Festplatze in die schön dekorirte Sängerhalls, welch» sich unter diesen Umständen als sehr zweckmäßig erwies und sich als noch zweckmäßiger erwiesen hätte, wenn die Bedeckung derselben eine dichtere ge­wesen wäre, denn auch hier war man vor dem strömenden Regen nicht ganz sicher geborgen, so daß man sich des Mitleids besonders für die anwesenden Festjungsrauen nicht enthalten konnte. Als Preisrichter wurden vom Sängerbunds-Ausschuß ausgestellt die Herren: Burkhardt, Musikdirektor in Nürtingen, Braun, Musikdirektor in Biberach, W. Speidel, Pro­fessor in Stuttgart. Von den Gesangsdirektoren der wet'lsingenden Vereins wurden noch 2 weitere Preisrichter gewählt: Oberlehrer Mayer und Chordirektor Ri eg van Gmünd, letzterer an Stelle des nicht anwesenden und zuerst gewählten Prof. Stark von Stuttgart. Nun folgte der ge­meinschaftliche ChorDas deutsche Lied" von Kalliwoda, und hierauf hielt Dr. Otto Elben, Vorstand des schwäbischen Sängerbundes, eine patri­otische Festrede und übergab di- Bundesfahns an die Feststadt. Stadt- schultheiß Untersee übernahm die Bunderfahne mit der Versicherung, sie heilig zu halten, und schloß mit einem Hoch auf dieselbe. Es begann der Wettgesang. In der Abtheilung für Volksgesang konkurrirten 20, in der Abtheilung für Kunstgesang 12 Vereine. Von letzteren sangen einzelne sehr schön Die nach dem Wettgesange festgesetzte gesellige Unterhaltung auf dem Festplatz und das Abbrennen eines Feuerwerks konnten nicht statt­finden; die auf dem Festplatze errichteten, mit Laub bedeckten Buden konn­ten wegen des Regens und der totalen Durchweichung der Untergrundes nicht benützt werden; die Sänger zogen sich in die Stadt zurück, woselbst im Gasthof zum Rad Hauptquartier genommen wurde. Trotz all der Un­gunst der Witterung herrschte ein reges Leben und eine warme Stimmung, wie man sie bei solchen Festen gewöhnt ist. Hoffentlich ist der Himmel morgen etwas günstiger.

Ulm, 11. Juli. Wie wir erfahren, wird das würlt. Fußart il­lerieb at a i ll o n Nr. 13 an der vom 10. bis 19. September cr. in Straßburg statlftndenden Armirungsübung theilnehmen.

VonderAlb, 8 Juli Am 29 Juni fand in Böttingen ein 3'/z jähriges Kind in einem Güllenloch, am 2. Juli in Laichingen ein Kind von dem gleichen Alter auch in einem Güllenloch den Tod, während gestern Abend in Aichelau ein 5l Jahre alter lediger Mann in einer sogenannten Hülbe, einem noch aus der Zeit vor der Albwasserversorgung herrührenden, zum Sammeln des Regenwaffers dienenden Bassin, welches unter seinem Wasser liefen Schlamm birgt, elend ertrinken mußte; die auf dem Wasser schwimmende Schnupftabaksdose des Mannes, welcher über Nacht nicht nach Hause gekommen war, zeigte heute früh seinen Verbleib an.

Frankfurt a. M., 9. Juli. Die Eröffnung der Inter­nationalen Leder-Ausstellung fand heute Vormittag statt.

Man schreibt aus Straelen: Kürzlich wurden die hiesigen Schul­kinder geimpft. Ein aufgeweckter zehnjähriger Jungs merkte sich dar Ver­fahren des Arztes bei diesem Vorgang sehr genau und entwarf sich im Stillen einen kühnen Plan. Sobald ihm kräftig die Pocken ausgegangen waren. bewog er seinen jüngeren Bruder zu einer chirurgischen Sitzmrg und pflanzte ihm mit Hülfe des Taschenmessers den von seinen eigenen Pocken entnommenen Impfstoff kräftig auf den Unterarm. Die Schnitts und Stiche mochten wohl etwas tief eingedrungsn sein und so schwoll der Arm stärker an. als es sonst wohl geschieht. Am andern Morgen erklärte der junge Impfling seiner Mutter, daß er heute nicht zur Schule brauche, weil er geimpft sei. Nun kam die Geschichte an den Tag. Angesichts des entstellten und geschwollenen Armes hatte der Vater nichts Eiligeres zu thun, als die beiden Delinquenten dem Arzte vorzuführen. Dieser stellte fest, daß die Impfung regelrecht erfolgt und als Erstlingsleistung des jungen Chirurgus immerhin anerksnnenswerth ausgefallen sei, auch wohl keine weiteren üblen Folgen nach sich ziehen werde. Nach diesem Bescheide zog der Vater mit seinen hoffnungsvollen Söhnen erleichterten Herzens von dannen.

Au» dem inneren Oe sterreich 9. Juli. Mit dem Kometen­jahr kann man auch in unfern Kronländern zufrieden sein. Getreide, Obst,

erst der zweiundzwanzigste in der Reihe für eine der zwölf Compagnien war. Ihre Hoffnung wurde nur sehnsüchtiger, denn zu den hochmütigen und gefallsüchtigen Töchtern des Generals hatte sich noch immer kein Freier, nicht einmal ein armer Lieutenant, finden wollen, und die Aschenbrödel­rolle der nun auch zugleich beneideten Verlassenen, die das Gnadenbrot im Hause, wurde begreiflich immer eine traurigere, was begreiflich dem Bräutigam immer mehr zu Herzen ging.

Die wachsende Sehnsucht erzeugte aber zugleich eine vermehrte An­strengung zur Erreichung des Ziels. Man wird fragen : Was kann, gegen­über dem mit eiserner Strenge festgehaltenen Grundsätze des Avancements im Regiments nur nach der Anciennetät, ein armer Lieutenant zur Beför­derung seines Avancements thun? Wie sollte sogar ein armes Gnadenbrot essendes Fräulein etwas dazu beitragen können? Indessen die Liebe vermag auch bei einem armen Lieutenant und einem armen Fräulein, wenn gleich nicht Alles, doch viel. Der Herr von Marenstern wußte bei seinen Vor­gesetzten in der Garnison und im Generalkommando der Provin; seine militärischen Vorzüge geltend, und das Fräulein wußte darauf bei ihren Gönnern, den Freunden ihres verstorbenen Vaters in der Residenz, auf­merksam zu machen. So wurde der Herr von Marenstern eines schönen Tages plötzlich in die Adjutantur nach Berlin versetzt, und seine Carriers war dadurch gemacht. Wenn man ihm weiter wohl wollte, so konnte man nun ihn bald aus seinem Regimente ganz heraurnehmen und einem Regi­mentsaggregieren," in welchem er der Anciennetät nach der älteste Se- . condelieutenannt war. Er war dann in kurzer Frist zum Premierlieutenant zu besörden. War er dies einmal, so konnte er, ohne irgend einem be­

stimmten Regimente anzugehören, zum Kapitain s In Suite ernannt werden. Und dann stand der Verbindung der Liebenden nichts mehr im Wegs. Dies war, möglicher Weise, in zwei Jahren zu erreichen.

Wie kein Unglück allein kommt, so kommt auch wohl manchmal im Gefolge eines ersten glücklichen Umstandes ein zweiter.

Die Ernennung des Herrn von Marenstern zum Adjudanten in der Residenz war da. Die Verlobten hatten ihre Freude darüber in ihren Briefen schon gegenseitig ausgetauscht. Sie mußten zwar noch mindestens zwei Jahre warten, und zwei Jahre pflegen unter gewöhnlichen Umständen für Liebende eine sogenannte (Liebes-)Ewigkeit auszumachen. Für ein paar arme Verlobte aber, die bis daher noch fast gar keinen Maßftab für die Berechnung des Zeitpunktes ihrer Verbindung gehabt hatten, waren sie, wenigstens vor der Hand, nur eine Spanne Zeit.

Der neue Adjudant traf bereits seine Anstalten zur Abreise nach der Residenz. Auf einmal kam ihm ein unerwartets Glück, das selbst jenen Aufschub von zwei Jahren beseitigen und eine sofortige Verbindung der Verlobten ermöglichen sollte.

(Fortsetzung folgt)

Ein Geizhals halte eine häßliche Frau. Einst kam er nach Hause, und fand sie beschäftigt. Fenstervorhänge zu machenWozu diese Dumm­heit?" fragte er mürrisch, den theuern Stoff befühlend.Wozu." econe- derte sie,was ist nöthiger als eine Gardine? Der Nachbar kann herüber sehen, wenn ich mich ankleide."Wenn das wahr ist," versetzte Harpax, »so wird er schon Vorhänge machen lassen."