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Forstmeister Bertges (oder Bernies) vom Etablissement Hirsch in Bellovo, ist von Räubern nach dem Rhodopegebicge entführt worden.
Sofia, 2. Juli. Der „Köln -Ztg " wird von hier gemeldet: Gleichzeitig mit dem Forstmeister Bernges wurde auch dessen Sekretär Binder, ein Oesterreicher, von den Räubern weggeführt. 30 bulgarische Räuber überfielen das Forsthaus und drohten der Dienerschaft mit Erschießen. Sie gestatteten dem Forstmeister Bernges, sein Pferd zu besteigen, und schleppten dann die Gefangenen ins Gebirge.
Türkei.
Konstantinopel, 4. Juli. Wie verlautet, sollen die in dem jüngsten Staatsprozesse ausgesprochenen Todesstrafen sämmtlich in lebenslängliche Verbannung nach Taife in Arabien umgewandelt werden.
Afrika.
Wie aus Alexandrien gemeldet wird, hat der dortige östreichifche Generalkonsul den König von Hawaii, David Kalakaua, der Mitte Juli in Wien eintrifft, im Namen des Kaisers von Oestreich eingeladen, in der Hofburg sein Absteigequartier zu nehmen Der König ist auch Besizer eines östreichischen Ordens, der ihm gelegentlich der Uebersendung seines Ordens an Kaiser Franz Josef verliehen wurde. Kalakaua spricht nebst seiner Muttersprache geläufig englisch und bekennt sich zur anglikanischen Kirche. Das hawaiische Parlament hat dem Könige zu feiner jetzigen Reise einen großen Beitrag aus der Staatskasse gewährt.
Amerika.
Washington. 3. Juli. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Bla ine, hat gestern an die amerikanischen Vertreter im Ausland folgendes Telegramm gerichtet: „Auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten wurde heute Morgen von einem Individuum, Namens Charles Guiteau, geschossen. Die Waffe war ein Revolver groben Kalibers. Der Präsident hatte soeben den Bahnhof der Baltimore- und Potomac-Eisenbahn erreicht, um sich mit dem Limited-Expreß um 9 Uhr 20 Minuten mit einem Theile des KabinetS nach Newyork zu begeben. Der Staatssekretär Btaine fuhr in demselben Wagen von dem Weißen Hause aus mit dem Präsidenten und befand sich an seiner Seite, als der Schuß fiel. Der Mörder wurde sofort festgenommen. Der Präsident wurde nach einem Privatzimmer in dem Stationsgebäude gebracht und ärztliche Hilfe zur Stelle geschafft. Um 10 Uhr ^.0 Min. wurde der Präsident nach dem Weißen Hause gebracht." — Garfi-ld fühlte sich heute früh um 4 Uhr, nachdem er etwas geschlafen, erfrischl. Um 2^ Uhr Nachts nahm er die erste Nahrung seit dem Mordanfall zu sich. Heute Morgen beschlossen die Aerzte, von einem Versuche, die Kugel herauszuziehen, abzustehen, da deren vermuthlicher Sitz nicht nothwsndigerweise die schließlich« Genesung verhindere. Die Gemahlin Gar- fields ist gestern Abend mittels Extrazuges hier eingetroffen. Das gesammte Kabinet verblieb die ganze Nacht im Weißen Hause. Der englische Gesandte Thornton überreichte dem Staatssekretär Blaine persönlich eine Botschaft Lord Granville's. Der Marquis of Lorne telegraphirte an den Staatssekretär und drückte seine wärmste Sympathie für den Präsidenten und dessen Familie anläßlich des schrecklichen Attentates, sowie die Hoffnung aus, die Wunde werde keine tödtliche sein. Charles Jules Guiteau ist in Illinois geboren, war Mitglied der Oneida-Gemeinschaft, dann unbeschäftigter Advokat in Chicago; er wird allseitig als grundsatzloser Abenteurer bezeichnet, der bis zum Wahnsinn nach Berühmtheit strebte. Dis hervorragendsten Blätter betrachten Guiteau als einen hirnverbrannten unordentlichen Menschen, der durch den Mißerfolg in seinen Bewerbungen um eine Stelle völlig wahnsinnig wurde und persönliche Rache gegen das Staatsoberhaupt brütete.
Washington, 4. Juli. Die Depeschen melden übereinstimmend eine günstige Wendung im Zustande Garfield's, ohne letzteren jedoch als gänzlich gefahrlos darzustellen. — Nach dem letzten Bulletin von Sonntag Mittag schreitet die Besserung andauernd fort. Die Kugel ist nach dem Befund des Arzte« Bliß zwischen der zehnten und elften Rippe, rechts von der Wirbelsäule, eingedrungen, durch den untersten Theil der rechten Lunge und durch die Leber gegangen und vorn im Unterleibe stecken geblieben.
Washington, 4. Juli. Nach dem gestrigen Abendbülletin ist der Zustand Garfield's weniger günstig. Derselbe klagt über^Schmerzen im
Fuß. Zwei Aerzts von Newyork und Philadelphia sind zur Consultation berufen.
Mit Ausnahme des Attentates, das Booth am 14. Ap.il 1805 im Washingtoner Theater auf den Präsidenten Lincoln und den Staatssekcetä- Seward ausgesührt hat, ist das Attentat auf Garfisld das einzige, welches seit dem 100jährigen Bestehen der Union gegen ein Oberhaupt oder einen anderen hohen Würdenträger der Republik unternommen wurde.
Tages Neuigkeiten.
— Calw. Die ungemein heiße Temperatur der letzten! Tage forderte leider in unserem Bezirk bereits ein Opfer. Hirschwirih M. in Oberkoll« wangsn, ein im besten Alter stehender beliebter Mann, welcher am Montag Nachmittag mit seinen Leuten auf den Thalwiessn beim Heuen beschäftigt war, begab sich etwas früher auf den Heimweg, um das Vieh z« füttern, kam indessen uNbegreiflicherweifs nicht nach Hause, so daß die Angehörigen die Nacht über sehr in Besorgniß um ihn waren und eine in der Frühe angestellte Suche auf dem von den betr. Wiesen zum Ort führenden Waldweg war zum größten Schrecken Aller vom traurigsten Erfolg. Der Mann lag beiseite todt im Wald. Derselbe soll öfter an Blutandrang nach dem Kopfe gelitten und so wird das heiß; Wetter zweifelsohne umso eh r einen Hirnschlag herbeigeführt haben, was die ärztliche Untersuchung ja wohl noch constatiren wird. Dar Bedauern mit den Hinterbliebenen besonders der seit längerer Zeit kränkelnden Frau ist ein allgemeines.
— Laut Amtsblatt für den Bezirk Ober-Elsaß ist der Geometer Karl Sch aal zu Türkheim (qeb. Calwer) vom Ministerium für Elsaß-Lothringen als befähigt zur Anfertigung von Situationsrisssn für Muthungen rc. anerkannt worden.
— Stuttgart, 5. Juli. Ihre König!. Hoheit dis Prinzessin Friedrich von Württemberg sind nach glücklich vollendeter Kur am Samstag den 2. d. M. von Marienbad hieher zurückgekehrt und heute zu längerem Aufenthalt auf der Villa Seefeld bei Rorschach wieder von hier abgereist.
— Stuttgart. Wir erlauben uns, auf die vom 22. bis 25. Juli d. I. zu Stuttgart stattfindende zweite große Geflügel- und Vogel- Ausstellung des Landes-Verbandes der Vereine der Vogelfreunde in Württemberg aufmerksam zu machen. Dieselbe wird in der Staatsturnhalle in der Lindenstraße nächst den Gebäuden der würlt. Landes-Gewerbe-AuS- stellung abgehalten. Nach den getroffenen Vorbereitungen verspricht die Ausstellung, alle bisher in Württemberg abgehaltenrn Ausstellungen an Reichhaltigkeit und Zweckmäßigkeit der Anordnung zu übertreffen, und es wird den Interessen der landwirthschaftlichen Geflügelzucht eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Außer zahlreichen schönen Stämmen von landwtrthschaftlich nutzbarem Geflügel werden auch Sammlungen von Eiern der verschiedenen Rassen, sowie Tabellen über Eiergewicht nnd Eierpcoduk- tion ausgestellt werden, um es dem Landmanne zu ermöglichen, sich aus eigener Anschauung ein Urtheil über die für seine Zwecke geeignetsten Rassen zu bilden. Ferner wird ein Brutapparat in Thätigkelt sem, in welchem während der Ausstellung Junge aurschlüpfen. Weiter wird voraussichtlich ein vollständig eingerichteter Hühnerstall nebst Auslauf zu sehen sein. Auch ist Aussicht vorhanden, daß hier noch nie gesehene Hühnerrassen zur Ausstellung kommen, so unter anderen die vor Kurzem erst aus Japan eingeführten Phönixhühner (Hähne mit prächtigem, 3—4 Fuß langem Schweif). Der zoologische Garten in Frankfurt hat seltene Arten von Geflügel, namentlich Wassergeflügel, angemeldet. — Die Königl. Centralstelle für die Landwirthschast hat eine beträchtliche Summe als Beitrag zur Prämiirung bewilligt; begleichen sind von der Stadt Stuttgart wie von Privaten eine Reihe von Ehrenpreisen ausgesetzt worden. — Nach Schluß der Ausstellung findet am 26. Juli eine Versteigerung von schönem Geflügel, auch von einzelnen Thiecen, statt, durch welche dem Landwirthe Gelegenheit geboten wird, sich gute Thiere behufs Verbesserung seiner Geflügelstämme zu erwerben. Aufträge für diese Versteigerung nimmt der Verein der Vogelfreunde in Württemberg zu Stuttgart entgegen und besorgt dieselben, ohne Entschädigung dafür zu beanspruchen. Der Besuch der Ausstellung ist daher allen Landwirthen um so mehr zu empfehlen, als er sich leicht mit dem
Onkel, denn ich bin ein glücklicher Mensch. Und gibt es ein Paradies, so I muß auch mein Vater jetzt glücklich sein, denn ihn segnen die Freudenthränen einer armen Familie."
„Er hat das Gemüth seiner Mutter l" flüsterte der Major. „Und wäre meine Braut nicht so reizend, wer wüßte, «as ich thäte. Philipp," rief er laut aus, „mag es in meinem Alter immerhin eine Thorheit sein — aber ich verheirathe mich. Ich habe einmal mein Wort gegeben, und da» muß ich halten."
In diesem Augenblicke ließen sich Schritte und ein leises Klopfen an der Thür vernehmen. Gleich darauf trat Josephine ein. Das liebliche Köpfchen schmückte ein leichter, einfacher Strohhut. Den Shawl trug sie über dem Arme. Der Major glaubte seinen Lugen nicht trauen zu dürfen, als er 'sine Braut erblickte.
„Madame Lindsor!" rief er aus.
„Meine Frau!" sagte Philipp, indem er sie ihm vorstellte.
„Unmöglich! Sie ist ja meine-"
„Ihre Verwandte, Herr Major von Wildau," sagte Josephine mit einer reizenden Verbeugung, „die sich glücklich schätzt, Ihre Achtung, selbst Ihre Liebe zu besitzen. Nehmen Si» Ihr Urtheil über mich nicht zurück, ich würde auch sonst meine Meinung von Ihnen ändern müssen. Ihren Ring behalte ich, er soll mich erinnern, wie hoch ich in der Gunst dessen stehe, der mich einst zu meinem Schmerze nicht anerkennen wollte."
„Madame," murmelte zornig der Alte, „Sie haben ein arges Spiel mit mir getrieben, so daß ich versucht bin, Alle« für eine Komödie zu halten,
die einen eigennützigen Zweck hatte. Philipp, Deine bedrängte Lage hat Dich zu Schritten verleitet —"
„Genug, Herr Majori" sagte Josephine ernst. „Philipp's Lage ist die beste von der Welt. Sie sind ja unser Onkel," fügte sie lächelnd hinzu, „und deßhalb darf ich ihn wohl in Ihrer Gegenwart bitten, mein Vermögen mit mir zu theilen. Es trieb mich her, ihm zu sagen, daß mir vor einer Stunde der russische Gesandte ein Aktenstück zugesendet hat, das den im Beisein de« österreichischen und preußischen JnternuntiuS ausgesprochenen letzten Willen meines verstorbenen Mannes enthält. Er hat mich ohne irgend einen Zusatz zu seiner Universalerbin erklärt. Du hast Dein Vermögen großmüthig hingegeben, um die Ehre Deines Vaters — und Ihres Schwagers, Herr Major — zu retten — nimm jetzt das meine, Philipp, ich bringe es Dir zur Morgengabe. Herr Majorfügte sie im Tone leisen Vorwurfs hinzu, „mein Mann besitzt Schätze, die nur Gott vergrößern kann!'
Dann warf sie sich weinend an seine Brust. (Schluß folgt.)
Ein Mißvrrßändniß. Gast (ruft): „Herr Källnärl" — (Kellner hört nicht.) — Gast (laut schreiend): „Källnär, haben Sie keine Ohren?" Kellner (endlich aufmerksam): „Ja, gnädiger Herr, Kalbsohren in Fleischbrühe." — Gast: „Wirklich? er scheint fast."
Dir gute Tochter. „Warum schaust denn Du Dich immer so um. liebe Tochter, wenn wir in Gesellschaft sind ? — Na ja, um einen Schwiegersohn für Dich, Papachen, schau ich mich um l"
Adam und Eva waren die glücklichsten Eheleute; Eva hatte keinen Hausfreund, und Adam keine Schwiegermutter.