Er hatte bemerkt, daß die Stempel auf den Papieren gefälscht waren und machte darauf der Polizei Anzeige. Als nun der Schwindler das Geld erheben wollte, wurde er sofort verhaftet und mit Handschellen versehen in das Kgl. .Amtsgericht abgeführt. Der Verhaftete, welcher sich für einen Bauer vom Schwarzwald ausgibt, scheint nichts weiter als ein verbum­meltes Subjekt zu sein.

Ludwigsburg, 12. Juni. In dem nahen Kornwest heim hat am 9. ds. Mts. die dort seit Jahren wohnende Wittwe eines längst verstorbenen Geistlichen, Frau B ihren hundertsten Geburts­tag im stillen Familienkreise, geistig und körperlich gesund und rüstig, begangen.

Bietigheim, 12 Juni. Ein Spiel, das gestern Abend etliche Kinder mit einander machten, hätte beinahe ein schreckliches Ende genom­men. Ein kleiner Mädchen will rasch an einer in ein Souterrain führen­den Thüre vorüberschlüpfen, sein locker gebundenes seidenes Halstüchlein aber fängt sich in der Thürklinke, die Füße glitschen eine Stufe tiefer, das Kind vermag jedoch weder sich herauszuarbeiten, noch auch zu rufen und hängt so förmlich an seinem Halstüchlein, als an einer Schlinge. Endlich wird Jemand die andern Kinder sind währenddem fortgeeilt des Mädchens gewahr, das nahe am Ersticken und schon ganz blau ist, und nur durch die Bemühungen des sogleich herbeigerufenen Arztes kommt dasselbe mittelst Bürstens rc. wieder zu Athem und Bewußtsein; wenige Minuten hätten noch gefehlt, so wäre das Kind elendiglich ums Leben gekommen.

Welzheim, 11. Juni Letzten Mittwoch Morgen stürzte, wie der ,B. vom Welzh. W." berichtet, das zur benachbarten (sogen. Gebenweiler) Sägmühle gehörige Wohnhaus, das ebm einer Reparatur unterzogen wurde, zusammen, wobei der gerade in demselben arbeitende Eigenthümer des Hauses, ein Zimmermann, unter dem Schutt begraben wurde. Er wurde von herbeigeeilten Personen lebend hervorgezogen. hat aber be­deutende Verletzungen erlitten. Auch das Vieh im Stall ist verschüttet worden, doch ohne bedeutenden Schaden zu nehmen.

Göppingen, 10. Juni In Schlierbach hiesigen Oberamts schritt vorgestern das Gericht gegen ein Mädchen ein, welches im dringenden Ver­dacht stand, geboren und das Kind beseitigt zu haben. Die Untersuchung desselben durch den Gerichtsarzt bestätigte. Laß solche vor kurzem von einem Kind entbunden worden sei, und dessen Leichnam fand sich auch in ihrem Bette vor. Die gestern erfolgte Sektion ergab unzweifelhaft, daß das Kind gelebt habe und an Erstickung gestorben sei. Gegen dis Mutter, welche schon früher einmal außerehelich geboren, ist deßhalb Untersuchung wegen Kindrmords eingeleitet.

Hall, 11. Juni Gestern Mittag 11 Uhr wurden 6 Stück B r i e f- tauben, Privatier Schiebt in Stuttgart gehörig, freigelassm. Die Thierchen flogen sofort in die Höhe, kreisten, um sich zu orisntiren, einige Augenblicke in derselben und dann gings in raschem Fluge ab. Um 12 Uhr Mittags, also nach noch nicht einer Stunde, waren 5 Stück in Stuttgart eingetroffen, was von dort telegr. nach Hall gemeldet wurde.

Von derJagst, 12. Juni. Zwei schlaue Bäuerlein, welche dieser

Tage billig noch Stuttgart kommen wollten, schloßen sich einer größeren Gesell­schaft an. damit sie Fahrpreisermäßigung hätten, gingen aber in Stuttgart, um das Eintrittsgeld von 1 zu ersparen, nicht in die Ausstellung. Bei der Heim'ahrt mußten sie dann zu ihrem Leidwesen erfahren, daß ihr Eisenbahn'oillet keine Giltigkeit mehr habe, weil der vorschriftsmäßige Stempel der Ausstellung fehlte. Mit langen Gesichtern mußten die Beiden, denen 1 -1L zu viel war, 3 45 L für ein neues Eisenbahnbillet be­

zahlen . hatten die Ausstellung nicht gesehen und wurden noch obendrein von ihren Reisegefährten tüchtig ausgelacht.

Pforzheim, 10. Juni. Der beklagenswerthe Leichtsinn, kleine Kinder ohne Aussicht und sogar bei offenem Fenster allein zu lassen, forderte gestern hier ein neues Opfer, indem das I Vüjährige Kind eines Post­schaffners aus einem Küchenfenster des neuen Postgebäudes in den Hof hinab fiel und sofort eine Leiche war.

Entschlüßen rascher und conseqaenter Mann, sagte zwar nicht, daß er einen Rücktritt kaum für möglich halte, aber er dachte es. Ueber die Vermögens­verhältnisse weigerte er sich zu verhandeln. da er der Mann sei, seiner Frau eine Subsistenz zu sichern Er ging, und miethete sich in seinem Hotel ein Zimmer aus vier Wochen

Kaum hatte Meta die Thür hinter ihm verschlossen, als sie zu ihrer Herrin eilte.

War das der bewußte Heirathskandidat, Madame ?" fragte sie lachend.

Ja, Metal"

Er drückte mir einen Luisd'or in die Hand , als er schied. Seine Hand zitterte und sein Gesicht glühete vor Aufregung. Das sind Zeichen, die auf das Gelingen Ihres Plans schließen lassen."

Und dennoch glaube ich," sagte Josephine lächelnd,daß dem Manne schwer beizukommen sein wird."

Sie sind schon Siegerin. Madame."

Gott gebe es, denn die Folgen einer Niederlage würden nicht wieder auszugleichen sein. Sei klug und verschwiegen, Meta, Du kannst Dich meiner Dankbarkeit versichert halten."

Ich werde meine Rolle schon spielen, Madame I"

Am Abend kam Philipp. Er schützte eine leichte Unpäßlichkeit vor, um seinen Gemüthszustand zu verbergen. Die junge Frau war ganz Aufmerksamkeit, ganz Zärtlichkeit und Bedauern. Sie sprach »»verholen ihren Unmuth darüber aus, daß es ihr nicht vergönnt sei, ihm stets ihre Pflege widmen zu können.

Was hindert uns, Josephine, die lästige Fessel zu brechen?" fragte er. Mir will «s fast scheinen, als ob wir die L>claven eines Vorurtheils wären."

Ist der Begriff von Ehre ein Vorurtheil?" fragte sie ernst.Phi­

München, 12. Juni. Seit 5-6 Tagen hat die Isar starkes Hoch­wasser. wir aber empfindliche Winterkälte. Nicht blos die Vor­derberge der Alpen sind frisch beschneit, sondern der Schnee reicht z. B. bei Partenkirchen, Tölz, Minsbach rc. bis in die Thalfläche.

Gravelotte, 8. Juni. Am Pfingstfest wurde in Graoelotte die neue Kirche eingeweiht, wozu als Ehrengäste der Gouverneur von Metz, General der Infanterie v. Schwerin, der Bezirksprästdent von Lothringen, v. Flottwell, der Kreisdirektor, sowie sonstige Personen von Rang aus Metz erschienen waren. Als Vertreter der Bischofs von Metz nahm der Ehren-Generalvikar der Diöcsse, Abbö Julhe, die Einweihung vor. Nach Beendigung der kirchlichen Ceremonien nahmen die Ehrengäste ein Mahl beim Bürgermeister von Gravelotte ein, der bei Tische dem Kaiser und den Förderern des vollendeten Bauwerkes den innigsten Dank aussprach. Der Gouverneur von Metz erwiderte darauf mit einem Toast auf die Familie des Bürgermeisters und verband damit den Ausdruck der Hoffnung und Zuversicht, daß die Kirche von Gravelotte für alle Zeiten von den Schrecken des Krieges verschont bleiben möge.

Brieg, 11. Juni. Die Festnehmung eines Kirchendiebes in der Nähe von Brieg, über die dieSchlesische Zeitung" berichtet, war mit einer heiteren Episode verknüpft. Der Nachtwächter des betreffenden Orts sah in der Kirche Lichtschein und weckte den Küster, welcher eine Anzahl handfester Dorfbewohner mit Aexten, Heugabeln rc. bewaffnete und mit dieser Streitmacht zum Gotteshaus« zog. Alle Fenster und Thüren wurden besetzt und dann drang man in die Kirche ein. Trotz alles Suchens wurde aber lange Zeit nichts gefunden. Da stößt einer von den Bewaffneten einen zweiten in die Seite und flüstert ihm zu:Du, einer von den Aposteln wackelt so!"Du bist ver," wird ihm erwidert. Doch da schreit auch schon ein Dritter:Es sind ihrer ja gar 13, und der Drei­zehnte hat eins Mütze auf!" Und so verhielt cs sich. Der Dieb hatte sich, als er die Verfolger kommen hörte, auf die Kanzel und von hier aus unter dis 12 Apostel geflüchtet, die auf einem in beträchtlicher Höhe über der Kanzel angebrachten Querbalken stehen. Aus der Mitte der Apostel- schaar wurde er, bebend vor Angst, in das Gefängniß abgesührt

Schweiz. Zwei Geistliche der englischen Hochkirche botanisirten am letzten Montag an den Abhängen der Crpe-aux-Noines bei Vevey, als plötzlich der Eine von ihnen den Halt verlor und in einen Abgrund stürzte. Sein Leichnam wurde in der Tiefe aufgefunden.

Zürich, 12. Juni. Zürich hat leider wieder einmal eine cause celöbre. Das Obergericht hat den Notar Koller in Thalweil am Züricher See wegen Unterschlagung dem Untersuchungsrichter übergeben. Koller ist ein junger Mann von 35 Jahren, Mitglied des Kantonsraths und Bruder des Züricherischen Staatsanwalts. Derselbe lebte mit seiner Familie auf großem Fuß und suchte die Mittel dazu durch Börsenspeku­lation zu gewinnen. Koller spielte hoch und spielte unglücklich. Um die Verluste zu decken, griff er zum Betrug. Er fälschte Schuldbriefe und ver­kaufte sie, er unterschlug sehr bedeutende Summen, die ihm in seiner Stell­ung als Notar anvertraut werden mußten und verspielte das Geld. Die Untersuchung ergab bis jetzt schon an Veruntreuungen den kolossalen Betrag von einer halben Million. Einem einzigen Züricher Haus unterschlug der untreue Notar 100,000 Frs. In erster L>nie haften seine Amtsbrüder bis auf die Kautionssumme von 20,000 Frs.; sodann hastet der Staat für denjenigen Schaden, den der Notar innerhalb seines Amtskreises an­richtet. In Folge dieser Bestimmung wird die Affaire Koller zur Landes­kalamität. Die Notare haben im Kanton Zürich eine sehr wichtige und verantwortungsvolle Stellung, sie haben das ganze Hypothekenwesen aus­schließlich und allein zu besorgen. Die Notare sind es, welche die Hypo­theken- und Schuldbriefe ausstellen. Durch die Verbrechen des Landschreibers Koller erhält der öffentliche Kredit einen schweren Stoß.

Die Schweiz. Grenzposi berichtet: In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni sank das Thermometer in der Gegend von Basel so tief unter Null, daß z. B. inNeudorf Gemüse erfroren und der Frost dem Ein­sammeln derselben für den Markt Schwierigkeiten bereitete. Aehnlich wird

lipp, Du bist von Herzen gut, aber schwanke nicht in deinem Entschlüsse. Die Welt ist einmal. wie sie ist, und wenn wir uns den Verhältnissen jetzt füge», so sind wir dafür später in jeder Beziehung unabhängig. Ich fürchte mich nicht, mit Dir ein eingeschränktes Leben zu führen; aber ich fürchte den Reichthum, der uns nicht gebührt."

Nun, Josephine." rief Philipp,auch ich leiste Verzicht auf Luxus und Glanz; ich will selbst nicht einmal hoffen, daß uns je ein rechtmäßiges Vermögen zufällt der Versuch, meine literarischen Arbeiten zu verwerthen, ist geglückt, ich kann und will arbeiten, Josephine; aber schmälere mir nicht länger das Glück meines Herzens, zwinge mich nicht zu einem Raube an meiner Liebe! Warum wollen wir nicht gleich ein Leben beginnen, das uns im schlimmsten Falle bestimmt ist, das wir selbst erwählt haben?"

Ach," seufzte die reizende Frau,das ist auch mein innigster Wunsch! Aber leider muß ich aus gebieterischen Rücksichten auf die Erfüllung des­selben verzichten. Verzeihe mir. lieber Freund, daß ich in unserm eigenen Interesse mit ruhigem Verstände erwäge. Jetzt sind wir noch jung, und unsere Liebe genügt, uns glücklich zu machen. Wir haben nur für uns zu sorgen, und darben wir, so finden wir Ersatz in unserer Liebe. Aber bald schwinden diese poetischen Genüße, unsere Empfindungen werden ruhiger, und das materielle Element des Leben» verscheucht die Poesie. Dieser Wandlung, Philipp, sind wir Alle unterworfen, sie ist ein Gesetz der Natur, dem sich kein Sterblicher entziehen kann. Es wäre eine große Un­klugheit, wollten wir die' Mittel unbeachtet lassen, die sich uns zur Milder­ung dieses bestimmt eintretenden Umstandes darbieten. Uud dazu rechne ich meine Erbschaftsangelegenheit. Erfüllen sich meine Erwartungen nicht, nun. so habe ich mir später den Vorwurf nicht zu machen, daß ich etwas versäumt habe." (Fortsetzung folgt.)