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Stücken auftreten werde, es war daher schließlich im Interesse der beschleunigten Unterdrückung und zu Verhütung größeren Schadens die gänzliche Räumung des ergriffenen Gehöfts geboten. Hätten die Bestimmungen des Reichsviehseuchengesetzes noch keine Giltigkeit gehabt, so würde dies wohl schwerlich schon erreicht worden sein.
— Aus Biberach wird geschrieben: Die ca. 23 Jahre alte Schwester des Müllers Ott in A u f h o s e n. diesseitigen Oberamts, Crescenzia Ott, wurde- am vorigen Samstag am Bienenstands von einer Biene in den Mund gestochen» jühlke sich sosoit unwohl, mußte zu Bett gebracht werden und war nach einer Viertelstunde eine Leiche.
— In Flötzlingen besitzt die Pflichtfeuerwehr, wie die „deutsche Feuerwehr-Zeitung" schreibt, 42 vollständig zur F-uerwehr herangezogene Wasserträgerinnen, die bei einer durch den Landesinspektor vorgenommenen Uebung sämmtlich in Reih und Glied, in 2 Unterabtheilungen, jede mit einem zu diesem Zwecks auf eigene Kosten angeschafflen verzinnten, blechernen Wassereimer ausgerüstet, in ihrer schmucken Sonntagstracht angetreten waren. Jede Unterabtheilung hat eine Führerin. welche die Liste führt. und welche die Mädchen auf dem Rathhause selbst wählen dürfen. Die Inspektion fiel sehr zur Zufriedenheit des Feuerwehr-Jnspectors aus.
— Karlsruhe, 30. Mai. Gestern erschoß sich im Hardtwalde Ober- landesgerichlsrath v. Blittersdorf, der frühere Landtags-Abgeordnete für Karlsruhe. Derselbe hatte durch unglückliche Spekulationen sein Vermögen verloren. Man hatte unlängst wissen wollen, er sei in eine Anstalt verbracht worden; dem muß leider nicht so gewesen sein.
— Bade n-B aden , 8 Juni. An den Pfingsttagen, und zwar am 4., 5. und 6. Juni, sollen nach annähernder Schätzung aus Grund der Anzahl der besetzten Eisenbahnwagen gegen 9000 Personen hier angekommen sein.
— Konstanz, 7. Juni Gestern, am Pfingstmontag wurde in der Gemüsegärtnervorstadt Paradies ein schweres V e r b r e ch e n begangen. Der Gärtner Stefan Einhart bekam mit seinem Schwiegersohn Schneider Fürst Streit, der damit endete, daß der Letztere mit dem Bügeleisen auf den 66 Jahre alten Mann losging und ihm drei Streiche versetzte, welche einen Sprung der Hirnschale bewirkien. Der Verletzte kam wieder zum Bewußtsein, soll aber nicht außer Gefahr sein.
— München, 7. Juni. Aus Pappen heim wird dem „Eichstädter Kur." aus verlässiger Quelle mitgetheilt: Am Montag den 30. Mai starb daselbst der pensionirte Kriegskommissär Splittgerber in Folge von Vergiftung. Derselbe speiste zu Mittag auf der Krone und setzte die Köchin den dort anwesenden Gästen eine Neissuppe vor, welche sich seit mehreren Tagen in einem messingenen Hafen befunden hatte. Splittgecber starb sofort, nachdem er die Suppe gegessen. Mehrere Gäste erkrankten, sind aber außer Lebensgefahr. Untersuchung ist eingeleitet. In dem Hafen hatte sich Grünspan angesetzt.
— München, 8 Juni. Der Minister des Innern v. Pfeuser, welcher sich zum Besuche der Württembsrgischen Landesgewerbeausfteltung nach Stuttgart begeben hatte, ist wieder in München eingetroffen. (Derselbe soll in Stuttgart sich dahin ausgesprochen haben, die Ausstellung habe nur den einen Fehler, daß sie nicht in Bayern stehe.)
— München, 10. Juni. Auf Vorschlag des Fest- und Zug-Komites des VII. deutschen Bundesschießens wurden in das Programm der Festwoche noch zwei Volksbelustigungen ausgenommen, welche in dem zum „Wurstlparter" bestimmten Theile des Festplatzes vor sich gehen werden, nämlich: 1) das Braten eines ganzen Ochsen. 2) eine Ballonfahrt des Hrn. Secur ins (Bremen). Von diesen beiden Programmpunkten, welche für den Besuch des Festplatzes sicherlich bedeutende Anziehungskraft ausüben werden, wird der elftere als Privatunternehmung durchgesührt, für die Auffahrt des Hrn. Securius aber wurde vom Centralkomite eine Ausgabe von 1200 -FL bewilligt.
— In den Abendconcerten der Frankfurter Ausstellung machte ein ganzes Heer von Fröschen, durch die Musikklänge animirt, den 65 Künstlern der Bilse'schen Kapelle eine sehr störende Koncurrenz, Da entsandte das Konnte der Ausstellung zwölf große Hechte in den Froschweiher und setzte zur Vertilgung der kleinen Froschblut noch ein Dutzend Enten
in den dem Musiktempel gegenüber liegenden Teich. Seitdem ist das Frosch- Concert wie abgeschnitten, das vorher keiner Angel, keiner Einschüchterung weichen wollte. „Practisch" ist die Parole der Ausstellunzsvorstände. —
— Fra n kfurt a. M., 8. Juni. Vor einigen Tagen hatte der Ausläufer eines hiesigen Bankiers das Unglück, ein Päckchen Koupons von russischen Papieren im Werths von circa 700 -FL zu verlieren. Ein Schustergeselle fand die Papiere, hatte jedoch keine Ahnung von dem Werthe der „Bilderchen," die er größtentheils zur Zierde in der Werkstatt anklebte. Zufällig kam nun ein Freund jenes Ausläufers in die Werkstatt, der, die Koupons als solche sofort erkennend, nicht wenig über die werthvolle Tapezierarbeit erstaunte und natürlich der Sache aus den Grund ging, wodurch es ermöglicht wurde, einen noch erheblichen Theil der „Bilderchen" wieder herbeizuschaffen.
— Ein Bürgermeister eines Dorfes in der Nähr von Frankfurt, welcher von der Frömmigkeit der Bockenheimer gehört und der gerne auch seinen Schutzbefohlenen dis Pforten des Himmelreichs offen halten wollte, rief den Ortsdiener zu sich und schärfte ihm ein, daß er Jeden, der sich von nun an nach 10 Uhr Abends noch in einem öffentlichen Lokale betreffen lasse, sofort aufzuschreiben und anzuzeigen habe. Der Beamts beeilte sich, dieser Vorschrift pflichtschuldigst nachzukommen und denselben Abend die Ortswirthschaften nach 10 Uhr zu revidiren. Er trat in die erste hinein und notirte unter großer Heiterkeit die anwesenden zahlreichen Gäste, unter ihnen auch — den Herrn Bürgermeister.
— 'Der vor Kurzem verstorbene Prinz Peter von Oldenburg interes- sirte sich sehr für künstliche Fischzucht. Ueber Alles liebte er dis G o l d fi s ch e, von denen ihn stets eine stattliche Anzahl sogar auf seinen Reisen begleiten mußte. Baron v. Rothschild in Frankfurt a. M. hatte in seinem Wintergarten ein prachtvolles Bassin angelegt, darin sich die herrlichsten Exemplare dieser reizendsten Thierchen tummeln. Der Prinz, dem man von diesem Teich schon sehr viel erzählt halte, ließ sich nun, als er einmal Frankfurt berührte, bei Herrn v. Rothschild ansagen und wurde in zuvorkommendster Weise empfangen. Um das Bassin herum war eine Garnitur der kostbarsten Topfpflanzen aufgestellt, von denen einige sich bei dem Besuche des Prinzen zufällig in reichster Blüthe befanden. Der hohe Herr, der mit Entzücken dem heiteren Spiele seiner munteren Lieblinge folgte, sing plötzlich an, einzelne Blüthen abzupflücken und sie den danach schnappenden Fischlein vorzuwersen. Der Baron sah die Vergeudung dieser Blumen (jede einzelne war eine Rarität), aber viel zu tactvoll, um den erlauchten Gast in seinem Vergnügen zu stören, rief er einfach nach einem Diener und befahl ihm, Sr. königl. Hoheit eine Semmel zu überreichen. Als der Diener das Gebäck prässntiue, blickte der Prinz anfangs höchst überrascht und wie rathlos auf seinen Wirth, faßte sich aber sofort, machte eine verbindliche Verbeugung und flüsterte mit freundlichstem Lächeln: „Aeh — das ist ja — äh eine Semmel? — Sehr liebenswürdig — — in der Thal, sehr liebenswürdig!" Sprachs, aß die Semmel auf und fuhr fort die Töpfe zu plündern und die abgepflückten Knospen den Fischen zuzuwerfen!
— Ein glückliches Fleckchen Erde muß die in der Rheinpfalz gelegene Gemeinde Schopp sein, denn da erhielt neuerdings jeder Bürger fünfzig Mark ausbezahlt, da man nicht wußte, was man mit den Einnahmeüber- schüssen aus 1880 ansangen sollte. Vor wenigen Jahren erhielt jeder sogar achtzig Mark. (Wir haben Gemeinden in Württemberg, wo viel höhere Beträge bezahlt werden )
— Berlin, 28. Mai. Die Lorbeeren des Fritz Käpernick haben in hohem Grade die Eifersucht ausländischer Weitiäuser, namentlich der französischen und englischen geweckt und zu zahlreichen Wettläufen geführt, die bis jetzt immer siegreich füc Käpernick ausgefallen sind. Die schwerste Prüfung dürste ihm aber noch bevorstehen, denn die berühmteste Schnellläufen» Englands und Amerikas. die aus Dublin gebürtige Miß Anny Sparford, eine Dame von 19 Jahren, die trotz ihrer Jugend bereits die renommirtesten engUschen, französischen und amerikanifchen Schnellläufer geschlagen hat und überhaupt bis jetzt noch unbesiegt dasteht, ist jetzt extra aus London zu dem Zwecke hergekommen, um sich mit Käpernick zu messen. Bereits am Montag Abend wird bei elektrischer Beleuchtung der sehr tn-
„Jch bitte darum, mein Herr, denn Sie haben dasselbe von mir zu erwarten."
„Gut; bevor ich jedoch beginne, muß ich wissen, ob mein sreimüthiges Bekenntniß am rechten Orte ist"
„Was heißt das?"
Der Major ergriff abermals ihre Hand und flüsterte mit einem zärtlichen Lächeln:
„Sollte ich das Unglück gehabt haben, bei meinem ersten Erscheinen keinen günstigen Eindruck auf Sie ausgeübt zu haben, so wären alle weitern Erörterungen unnütz."
Josephine erröthete.
„Ich würde Sie wahrlich nicht veranlaßt haben," flüsterte sie gesenkten Blicks, „mir Eröffnungen zu machen, wenn sie für mich nicht von großem Interesse wären."
„Wahrhaftig?"
„Ich versichere es bei meiner Frauenehre!"
„Nun, so versichere ich als Soldat und Edelmann, daß mir in der Welt nichts wünschenswerther erscheint, als Ihnen mein ganzes zukünftiges Leben zu widmen."
Die junge Frau nahm diese Versicherung mit einer stummen Verneigung an.
„Nun, so kann ich beginnen!" rief der entzückte Major. „Ich bin neunundvierzig Jahre alt, erfreue mich einer kernfesten Gesundheit, und besitze in Pommern ein Rittergut, das mir einen Reinertrag von jährlich zwölstausend Thalern liefert. Sie sehen, es ist alles vorhanden, was ein anständiger Haushalt erfordert. Vor fünf Jahren verließ ich den Dienst
in der königlichen Armee, weil mir meine zu große Offenheit unter den höhern Vorgesetzten Feinde zugezogen hatte. Von jener Zeit an verwalte ich mein Gut selbst, und ich bereue, daß ich nicht schon früher aus diesen klugen Gedanken gekommen bin. In mir sehen Sie den einzigen Wildau, und außer einem erzliederlichen Vetter von mütterlicher Seite besitze ich keine Verwandte. Wenn ich nun so mein herrliches Gut betrachtete, wenn ich den Segen sah, der sich täglich mehrte, so stieg in mir der Gedanke auf: für wm schaffst du denn eigentlich? Wer genießt denn wohl die Früchte deines Schweißes, die je größer werden, je länger du arbeitest? Ah, dachte ich, wie schön muß das sein, wenn du die Gewißheit hast, du sammelst für deine eigenen Kinder, du kannst ruhig sterben ohne zu fürchten, dein Werk geräth in unwürdige Hände. Da dachte ich zum ersten Mal an's Heirathen. Bei meinem abgeschiedenen Leben hatte ich wenig Bekannte , und bei ihnen klopfte ich als Freier an. Den Aeltern war der reiche Rittergutsbesitzer schon recht; aber den zarten Fräulein — wie rümpften sie die Nass bei meiner Offenheit, die sie Grobheit nannten! Sie fühlten sich selbst beleidigt, als sie erfuhren, daß ich mich nur deßhalb ver-> heirathen wolle, um Erben zu bekommen. Eine wollte aus reiner Liebe heirathen und geheirathet sein; die andere erklärte geradezu, daß sie zu gut sei, um ihr Leben an das eines Bauern zu ketten. Da wählte ich einen Weg, auf dem einer meiner Bekannten zu dem glücklichsten Ziele gelangt ist. Ich ließ ein Heirathsgesuch in die Zeitungen rücken und em- pfieng posto restants die Anworten der betreffenden Damen. Es erfolgten drei, aber ich bekenne offen, daß ich in Madame Lindsor die Lebensgefährtin gesunden habe, wie ich sie mir nur immer wünschen mag."
(Fortsetzung folgt.)