192
Jeder Eintrag im Register ist von dem folgenden durch einen Querstrich zu trennen.
Auf den über die Anmeldungen zum Register oufgenommenen Protokollen sowie auf den schriftlich eingereichten Anmeldungen ist die geschehene Eintragung unter Anführung der Registernummer und des Datums des Eintrags zu vermerken und der Vermerk von dem mit der Registersühlung betrauten Amtsrichter zu unterzeichnen.
4 ) Die schriftlichen Anmeldungen sowie die Protokolle über die Anmeldungen zum Register find in Reilagensaszikeln zum Register aufzubewahren.
Später anfallende Aktenstücke, welche sich auf eine angemeldete Forderung beziehen, sind in dem BeilagensaSzikel den betreffenden Protokollen oder schriftlichen Anmeldungen beizulegen.
5) Nach Abschluß de» Registers ist zu demselben ein alphabetisches Namensverzeichniß der eingetragenen Schuldner nach dem Formate des Registers herzustellen.
6) Bezüglich der während der Gerichtsferien erfolgenden Anmeldungen werden die Amtsgerichte auf Art. 34 Satz 1 des AutzführungsgesetzeS zum GerichtSverfaffungSgesetze vom 24. Januar 1879 (Reg.-Ll. S. 12) hingewiesen.
Stuttgart, den 17. April 1881.
F a b e r.
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich.
— Berlin, 16. April. Dem Bundesrathe ging ein Antrag des Reichskanzlers zu, wonach mit Rücksicht aus die säst um 2>/s Millionen gestiegene Ziffer der Reichsbevölkerung eine allmälige Ausprägung von melieren 15 Millionen Einmarkstücken in Silber aus den im Besitze des Reiches befindlichen, in 339,000 Pfund bestehenden Silberbarren erfolgen soll.
— Berlin, 20 April. Die Bismarck'sche Neformthätigkeit soll sich wir es scheint, demnächst noch auf ein weiteres Gebiet erstrecken. Es dürfte dieß daraus zu schließen sein, daß dis Nordd. A. Z dem übertriebenen Hausir- handel. den vielen Jahrmärkten und den Wanderlagern den Krieg ankündigt, weil sich namentlich auf dem Lande diese, dem stehenden Gewerbe zugesügten Schädigungen in einer solchen Weise fühlbar machen, daß man darin nothw.ndig mit eine Ursache des Verfalles unseres Handwerks und der Verarmung einer großen Menge von kleineren Gewerbetreibenden erblicken muß.
— Berlin, 21. April. Zu dem vom Bundesrathe vorgelegten Gesetzentwurf, bttr. die Herabsetzung der Gebühren für Gerichtsvollzieher und der Gerichtskosten werden im Reichstage Anträge nach der Richtung hin vorbereitet, daß eine bedeutende Redukiton der Gerichrskostensätze eiutreten soll. Es wird in iur Molivirung darauf hingewiesen werden, daß die vorgeschlageue Herabs-tzung dem thatsächlich vorhandenen Nothstande nicht abhelsen, u-.d nach wie vor die Anstrengung von Prozessen der weniger aut situirten Bevölkerungsklasie erschwert sein werde. Im Bundesrathe dürfte für jetzt ein Antrag, der eine weitergehmde Herabsetzung der Gerichtskosten als die Vorlage in Aussicht nimmt, schwerlich zur Annahme gelangen, ist doch bereits die württembergifche Negierung mit derartigen Anträgen im Schooße des Bundcsraths in der Minorität geblieben. Speziell die preußische Regierung vertritt die Anschauung daß zwar den äußersten Beschwerden auf legislativem Wege einigermaßen Rechnung getragen werden könne, eine gründliche Revision des Gerichtskostengesetzes jedoch erst nach Verlauf von 5 Jahren vom Inkrafttreten des Gesetzes nach der ausdrücklichen Absicht des Gesetzgebers selbst werde vorzunehmen sein.
— Ein früherer Führer der Bewegung von 1818, der ehemalige Stud. Pösche, hat nach Bert. Bl. dieser Tage Halle auf der Rückreise nach Amerika passirt. Derselbe bekleidet sitzt ein höheres Amt im Schatzamts zu Washington, wo er namentlich das Fach der Tabakbesteuerung bearbeitet. Der deutsche Reichskanzler hatte ihm selbst einen längeren Urlaub auSgewirkt, um sich über die einschlägigen amerikanischen Steuervecdältmffe durch ihn eingehend zu unterrichten. Bekanntlich besteht in Amerika eine hohe Tabakfabrikatsteuer. welche einen kolossalen Ertrag abwirst und deren Einführung in Deutschland den Ankauf der Tabakssabriken durch das Reich überflüssig wachen würde.
— Karlsruhe, 20. April. Der Minister des Innern, Stößer, und der Justiz minister Grimm sind pensionirt; Staats minister Turban wird Minister der Innern. Ellstätter bleibt Finanzminister; der Direktor des Oberschulrathes, Nokk, wird Justizminister. Mit der Justiz sind Kultus und Unterricht vereinigt. Die Personalveränderung wurde eingeführt in Folge einstimmig gefaßter Beschlüsse beider Kammern, welche die Regierung der Frage nahetreten ließen, auf welche Weise eine Vereinfachung der Staatsverwaltungsorganisation herbeizuführen sei.
Oesterreich-Ungarn
Wien, 19. April. Am 18. April fand in Wien der niederösterreichische Bauerntag unter großartiger Belheiligung statt; in den Räumen des Kolosseums hatten sich über 4000 geladene Theilnehmer desselben eingefunden und mindestens 2000 konnten nicht mehr in den Saal dringen. Die überwiegende Mehrheit der Besucher bestand aus Riederösterreichern, doch waren auch Steirer. Oberösterreicher und nordböhmische Kleingrundbesitzer anwesend. Trotz dieses massenhaften Besuches gestaltete der niederösterr. Bauerntag sich keineswegs zu einem Erfolge für die liberale Partei, welche dis Veranstaltung desselben angeregt hatte. Die Hauptresolution, die angeregt wurde, erklärt es als Ausgabe der Bauernpartei, als der eigentlichen wahrhaft konservativen Partei, selbstständig ohne Rücksicht auf die bestehenden politischen Parteien und mit allen gesetzlichen Mitteln dahin zu streben, daß in die Vertretungskörper nur solche Grundbesitzer von den Bauern gewählt werden, welche dieser wahrhaft konservativen Richtung zustreden. Daneben wurden noch anders Resolutionen gefaßt, welche ein möglichst strenges WnLergesetz, Beschränkung der Freitheilbarkeit der Güter, Aushebung der Wechseljähigkeit der Bauern rc. wünschen
F r a n L r e i ch.
Paris, 21, April. Vor zwei Tagen wurde bei Gambetta in seinem Landhause zu Ville d'Ävray von einer Person, die sich für eine Kammerfrau ausgab, aber den Namen ihrer Herrschaft nicht hinterlassen wollte, als „Osterei" eine zierliche viereckige Schachtel abgegeben. Herrn Gambetta schien die Sache verdächtig und er ließ die Gabe vorsichtig öffnen. Man fand in der Schachtel ein zweites Echächtelchen, welches folgende Gegenstände in Miniatursorm enthielt: einen Dolch, eine Pistole, eine Guillotine und ein Fläschchen mit der Aufschrift: Blausäure." Dabei lag ein kleiner Zettel, auf dem die Worte standen: „Vor der nächsten Weinlese wirst Du mit einem oder dem andern Gegenstand Bekanntschaft machen!" Gambetta hat die Sendung dem Polizcipräsikten mitgetheilt.
Griechenland.
Griechenland erhält epüotisä-thcssalisches Gebiet in einer Ausdehnung von 265 geographischen Geviertmeilen. Erwägt man, daß das Königreich Sachsen nur um weniges größer, ist (271 Quadratmeilen), so könnte Griechenland mit dem Erworbenen wohl zufrieden sein. Die Ge- iamm tbevöl kerung in dem abzuireteuden Gebiet brufferk sich aus 388,000 Seelen .
Tages Neuigkeiten.
Jsny, 21. April. Hier und in der Umgebung erkrankten am Montag und Dienstag zahlreiche Personen. Kinder und Erwachsene, an Uebelkeit mit Erbrechen und Schwindel. Die Anzahl der Krankheitsfälle steigerte sich bis heute auf ca 40 Die Vermuthung. es möchten diese eigenthüm- lichen Krankheitterscheinungen auf dem Genuß vergifteten Brodes zurückzu- sühren sein, bestätigt sich. Das Brod eures Bäckers soll bei der chemischen Unterstützung Bleiwsis mit etwas Arsenik enthalten haben. Die Erkrankten befinden sich zum Glück beinahe alle auf dem Wege der Besserung. Den Bäcker, der das Brod zum Verkauf brachte, drüste eine Schuld nicht treffen.
— Frankfurt, 21. April. Ein gestern mit 13,000 durchgegangener Postschaffner ist nicht weit gekommen. Nachdem er sich fein säuberlich rasirt und angezogen hatte, wanderte er gen Isenburg. Dort hielt er Einkehr, tafelte und genoß des Guten so viel, daß er schließlich voll war. Nun kam die Polizei, hob den Betrunkenen auf und brachte ihn hierher in Haft.
— Die Oberförster« F a l k en w a ld.e btt Stettin ist am 16. April von einem furchtbaren Waldbrande heimgesucht worden. Derselbe wurde zuerst zwischen 12 und 1 Uhr Mittags entdeckt, aber erst nach etwa 5 Stunden war das Feuer durch die energische und umsichtige Leitung der Beamten und die fast übermenschliche Anstrengung der aus 19 Ortschaften herbei- geerlten, etwa 1500 Mann starken Löschmannschaften soweit bewältigt, daß
Unwillkürlich entquoll seiner Brust ein lauter Seufzer. Er erschrak >— er Halle seine Anwesenheit verratheu, denn der Mann blieb stehen. Nach zwei Secunten schritt er auf den Baum zu — Soltau, der seiner Sinne kaum »och mächtig war. trat ihm entgegen; er halte die Vorsicht vergessen, die er beobachten wollte,
„Es ist eine unangenehme Uebrrraschung, wenn man statt der Frau den Mann findet!" sagte der Banquier mit bebender Stimme. „Und nicht wahr, mein Herr, Sie suchen eine Frau?"
Der Mann schlug schweigend seinen Mantel um die Schultern, und rvoll'e sich entfernen.
„O. mein Freund, so entkommt man mir nicht; ich will wissen, wer die zweite Person bei diesem Rendezvous ist!"
Der Unbekannte bemühte sich, sein Gesicht zu verbergen; Franz aber riß ihm den Mantel ab. packle mit Riesenkraft seine beiden Schultern, und sah ihm in das Gesicht Die vor Schrecken entstellten Züge des Advokaten Eberhardi grins'ten ihn an.
„Herr Soltau," stammelte er, „vergessen Sie Ihren und meinen Stand nicht!"
„Der Advokat I" murmelte Franz betroffen, indem er ihn fahren ließ. „Gehen Sie, ich weiß genug!"
Eberhardi nahm ruhig seinen Mantel vom Boden auf, und warf ihn um die Schultern.
„Mein Herr," sagte er, „mir scheint. Madame Soltau hat Sie ab- geschickr, um da» zu erfahren, was ich ihr selbst mitzutheilen versprochen
habe. Der Gatte hat das Recht, die Geheimnisse seiner Frau zu kennen !" fügte er höhnend hinzu. „Die schöne Henrielks hat eine große Unvorsichtigkeit begangen, nunn sie indiskret gewesen ist; aber ich beklage sie, wenn man sie ertappt hat."
„Denken Sie besser von meiner Frau, Herr Advokat — sie hat mir Ihre Verfolgungen mitgetheilt!" flüsterte Franz, der immer noch die Ehre seiner Gattin nicht völlig prsisgeben wollte.
„Desto besser!" lachte höhnend Eberhardi. „Also hat man mich vorsätzlich betrogen Diese Perfidis will ich mit der größten Offenherzigkeit bezahlen. Herr Soltau. Sie haben mit Hülfe Ihres Vermögens meinen Bruder ruinirt — ich richte Sie mit meiner Wissenschaft zu Grunde. Mein Bruder hat in einer Gesellschaft die Behauptung ausgesprochen, Ihre Frau erfreue sich der geheimen Protection eines mächtigen Mannes wohlan, ich bin im Stande, Ihnen juristische Beweise zu liefern."
„Mein Herr, mein Herr!" stammelte Franz, den die Wendung der Dinge fast zu Boden warf. ^ ^ ->
„Hätte die schöne, bewunderte Henriette gewußt, daß ich ihr sagen wollte: Madame Soltau. mir ist jetzt die Quelle bekannt, aus der dre Kapitalien Ihres Mannes geflossen, st- würde sicher keinen Stellvertreter geschickt haben." , ^ .
„Aus welchem Grunde luden S,e meine Frau zu dieser Unterredung ein?"
(Fortsetzung folgt.)