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rüber beizubringen, daß ihre Thiere entweder von ihnen selbst oder doch im Inland gezüchtet worden sind.
4) Die Bewerber um die für Mutterschafe ausgesetzten Preise
haben wenigstens 20 Stück Mutterschafe von der gleichen Ältertkioffe ouf- zufteüen. ^
Bei der Zuerkennung der Widderpreise wird auf die Anzahl guter Zuchtlhiere. die der einzelne Bewerber zur Konkurrenz vorführt, Rücksicht genommen werden.
5) Bei Zu-rkennung der Preise kommt sowohl dir gute Beschaffenheit der Wolle, a!s auch die Reichwolligksit, der Körperbau und die gute Pflege' der Thiere in Anschlag.
6) Diejenigen, welche im letzten Jahre in Horb für Widder und Schafe einen Preis erhielten, können für die gleichen Thiere im gegenwärtigen Jahr nickt als Bewerber auitreten. Auch wird keinem Züchter mehr als ein Preis für Widder oder Schafe zuerkannt.
7) Die Mitglieder des Preisgerichts werden von der Centralftelle ernannt.
8) Den Schasiüchtern, welchen einer der 16 Preise zuerkannt wird, wird derselbe aus dem im Stp.ember d. I. obzuhaltenden landwirlhschasf- lichcn Hauptseft in Cannstatt eingehändigt. Auch haben die Preisträger «ine kleinere Anzahl ihrer prämirlen Thiere aus diesem Fest gegen die ihnen zu reichende billige Neiseenlschüdigung vorzuführen.
Nach Beendigung der Schasschau sinket in Bietigheim die jährliche Versammlung von Schafzüchtern zur Beralhung der Interessen der Schafzucht unter Leitung der Cenlralstelle statt, zu welcher die Schäserei- besitzer und die an der Wollproduktivn Betheiligten hiemit eingeladen werden. — Tie BerathungSgegenstände diese: Versammlung werden demnächst veröffentlicht werden.
Stuttgart, den 28. Februar 1861.
Werner.
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich.
— Berlin, 5. März. Der Bundcirath hielt heute Nachmittag eine Ptenarsitzung im RerLskanzleramt. Zur Annahme gelangten nach den Ausschußanträgen das Unsalloersrcherrmgsgesetz, das Jnnungsgesetz und die Wehrsteuervorlage. Die Vorlagen werden nunmehr unmittelbar an den Reichstag gelangen, so daß derselbe in der Lage ist, dieselben in erster Lesung noch vor den Onerferien zu erledigen, dezw an die Kommissionen zu verweisen. Las vielfach verbreitete Gerücht, als läge es in der Absicht, den Reichstag oufzulbsen, wird in unterrichteten Kreisen durchaus bestritten und vielmehr behauptet, daß er. abgesehen von den Steuervorlagen, dem Reichskanzler vor allem darum zu thun sei, ein endgültiges Latum de» Reichstages über das Versicherung«ges»tz zu erzielen
— Berlin, 5. März. Der für dt» Au-dem una der Einstellung der Reserven von 4 auf 6 Wochen angesetzte Betrag von 700,000 wurde gegen die Stimmen der konservativen Mitglieder 0 er Budgelkommisston gestrichen
Frankreich.
Paris, 8 März. Da» „Journal osfiziel" publizirt ein Dekret, welches die Emission einer Milliarde dreiprozentiger amortisirbarer Rente zum Kurse von 83. 25. aus 17. März festsetzt.
England
London, 7. März. „Daily News" schreibt: Im Kabinet herrschte am Samstag keine Meinungsverschiedenheit über da» bezüglich der Boeren einzuschlageude Verjähre». Es unterliege keinem Zweifel, daß den Boeren solche Bedingungen angeboten werden, wie es Englands Ehre erheische, und daß das ihnen unwissentlich zugesügte Unrecht wieder gutgemacht und die Unabhängigkeit der anncklirten Republik unter solchen Schutzwehren hergestellt werde, mir denen die Boeren sich selber im Voraus einverstanden erklären
London, 8. März. Gladfione aniwortet auf eine Anfrage Lawsons, e« sei eine Waffenruhe mit den Boeren abgeschlossen. Krieg-minister Ehiloers verlieft nie WaffenstillstaridSbedingungen-. Den Engländern wird
Zufall wollte, daß sie Beide zugleich in die kleine Kastanienallee traten, die ! sich am Ufer der Affter binzieht. Kein Mensch zeigte sich in dem ruhigen Stadtiheile, ur.d selbst tie Fenster der niedlichen Landhäuser waren durch Jalousien geschlossen, um der brennenden Mittagssonne zu wehren.
Lambert konnte unwöglich diese günstige Gelegenheit, mit seiner Ab- göttin anzuknüpsen, unbenutzt vorübergehen lassen. Er würde mehr gewagt haben, als sie anzureden, um endlich die Qualen seiner Sehnsucht zu mildern. Wie aber sollte er beginnen? Er sann vergebens auf eine paffende Phrase. Da verlor Sophie, die einige Schritte vor ihm ging, d.n Schlüssel. Wie ein Habicht schoß der junge Commis auf da» Kleinod, da» ihm den Himmel seiner Liebe öffnen sollte. Sophie halte den Verlust sogleich bemerkt — sie blieb stehen und sah sich um.
„Ihr Schlüssel ist gefunden, Fräulein Salier I" stammelte Lambert, der kaum so viel Alhem hatte, daß er reden konnte. „Ich bin so glücklich, ihn Ihnen überreichen zu können."
Sophie empfing mit zitternder Hand ihr Eigenthum.
„Sie kennen meinen Namen?" fragte sie.
Diese Frage nahm dem armen Commis eine Centnerlast vom Herzen, denn >ie vewie», daß der Engel seiner Träume nicht abgeneigt war. sich aus ein Gespräch mit ihm einzulassen. Trotzdem aber fehlte ihm noch di« klare Bisinnung zur unbefangenen Fortsetzung de« Gespräch».
„Ich kenne ihn," gab er zur Änlworr, „weil ich ihn heute zum zweiten Male in unsere Register eingetragen habe. Den Nomen einer schönen Klientin vergißt man so leicht nicht!"
Lambert erschrak vor sich selbst, als er, ohne e» zu wollen, diese
gestattet, ihre Garnisonen auf acht Tags zu verprooiantiren; Joubert ist verpflichtet, den britischen Proviant durch dis Linie der Boeren passiren zu lassen; sobald der Proviant in den Garnisonen angekommen ist, stellen die Belagerer und die Belagerten auf acht Tage die Feindseligkeiten ein.
Nord-Amerika.
Am 4. März hat Präsident Hayes das Weiße Hau« zu Washington verlassen und Jame» Abram Garfield, dem Biockhaurkind, dem Zimmermann, Pferdetreiber, Schulmeister, Rechtsanwalt. General und Senator Platz gemacht. Die Verwaltung HayeS' war eine glückliche erfolgreiche, seit Lincoln unfragtich die beste und ehrlichste; man hofft aber, daß die begvnnenen Reformen j?tzt nicht stillstehen. sondern unter Garfield eifrig fortgesetzt werden. Man erwartet dies namentlich in der Zivildienstrefonn und in der Finanzgesetzqebung Gerade jetzt befinden sich die Finanzen in einem voitresflichen Zustand; die Bundesschuld har sich stetig vermindert und die Zinsenlast durch dis Förderung der Umwandlung der Staatsschuld in Obligationen von niederem Zinsfuß ist von 151 Mill. Doll, jährlich, ihrem höchsten Stand im Jadre 18 5, auf 84 Ml!., im Jahre 1879, gesunken. Man darf von Garft-ld das Beste hoffen. Als Politiker gehört er zu den Unabhängigen, sem Charakter ist unantastbar, aus dem Gebiet der Finanzen und Volkswirthschirst güi er für besonders bedeutend, und er ist ein Freund deutschen Wesens und deutscher Bildung.
TarzesordnrinH
Ves K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung
I. am Donnerstag, den 10. Mär, 1881, Nachmittags 3 Uhr:
Rechtssache zwischen
1) Eva Katharine Kalmbach in Oderkollwangrn, Kinn, und deren Ehemann Friedrich Kalmbach, Kroncnwirth in 'Neuweiler, Bekl, Alimente beir.
2) Jakob Renz, Bauer in MindrrSbach, OA. Nagold, Klr. und Joh. Georg Ecegcr, jung Fuhrmann in Neuweiler, Bell., Kaufschilling betr.
Nachmittags 4 Uhi:
3) Tobias Bäuerle, Zimmermann in Aiihengstelt, Klr. und Johannes Schmid, Maurer in Holzbronn, Bell., Ersatzforderung betr.
II. am Freitag, den 11. März. Vormittags 9 Uhr:
Rechtssache zwischen
1) August Haug, Schreiner in Calw, Klr. und Christoph Mann, Tuchmacher von da, Beki., MicthzinS betr.
2) Joh. Adam Grotzmann, Wagner in Aitburg. Klr. und Jakob Fr. Starzmann, Maurer von da, Bekl., Ansprüche aus einem Mit-Eigenthum betr.
3) L. Braun zum Schiss in Stuttgart, Klr. und Gotllicb Großmann, Fuhrmann in Tcinach, Bekl., Darlehen betr.
4) Eidesabnahme.i» der Rechtssache zwischen Anna Marie Fenchel von Altburg, Klrin. ur.d Jakob Fr. Bolz, Schreiner von da, Bell., Ansprüche aus unehelicher Schwängerung betr.
b) Beschlußvcrkündigung in der Rechtssache zwischen Georg Niethammer, genannt Soldat von Holzbronn, Klr. und Tobias Bäuerle, Händler von Althcngstett, Bekl., Kausprcisfordining betr. _
Tages Neuigkeiten.
T e i n a ch, 7. März. Mit weicher Liebe und Verehrung auch auf dem Lande das Volk an seinem Regenten hängt, bewein die vom hiesigen Kriegerverein zu Ehren des Geburtssester unseres vielgeliebten Königs ab- gehaitene Versammlung. In einem festlich drconrten Saale des Bad- hotels hatte sich der nahezu 40 Mann starke, junge Kriegerverein einge- sunden, ebenso eine Anzahl von Ehrengästen, welche in echt kameradschaftlicher und gemüthlicher Weise das hohe Fest feierten.
Der schwungvolle Toast, worin der gesegneten, milden Regierung unseres geliebten König« und Waffenherrn gedacht wurde, ferner der auf Ihre Majestät die Königin, als Wohlihäterm der Armen, sowie der eine» sehr geschätzten Ehrenmitgliedes aus das Gedeihen des Verein» wurde allseitig mit Enthusiasmus ausgenommen. In schönster Harmonie durch abwechselnde Vorträge von Munk, Gesang und treffenden Gedichten, entschwanden nur zu schnell d e frohen Stunden und der Wahlspruch „H e gut Württemberg aüweg"
hat sich bei dieser Veranlassung in unserem Thals auss Glänzendste bewährt.
— Stuttgart. 7. März. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag zwischen 11 und 12 Uhr war noch eine Gesellschaft hiesiger Polytechniker in einer hiesigen Wirthschaft bersamen. Einer derselben, Rudolf Hugo Firgau, rin durchaus jpliver und geordneter Mann, verfehlte im Hausgang
! galante Phrase ausgesprochen hatte. Er warf einen Seitenblick auf Sophie, um. die Wirkung derselben zu erforschen. Ein spöttisches Lächeln schwebte auf dem reizenden Gesichte veL jungen Mädchens.
„Ganz recht, Sie sind der Seccetär des Herrn Solkau!"
„Sie erkennen mich wieder?"
„Nur auf Ihre so eben gegebene Andeutung hin. Ich würde an eine Aehnlichkeii mit dem jungen Herrn geglaubt haben, dm ich vor kaum einer halben Stunde noch arbeitend an dem Bureau gesehen habe. Der Omnibus hat mich rasch in diese Gegend gebracht, und Sie kommen mit mir zugleich an — da ich nicht annshmen konnte, daß Sie mir aus dem Fuße gefolgt sind —"
„O. nehmen Sie es nur an, mein liebes Fräulein; ich brn Ihnen auf dem Fuße gesolgt I"
„Das ist ein offenherziges Geständniß!"
Ludwig Lambert erschrak über den sp.öden Ton, in dem diese Worte gesprochen wurden.
„Wofür ich Ihnen danke,' fügte sie nach einer Pause hinzu.
Der Commis suhlte, daß er jetzt ein- Nothlüge aussprechen mußte, wenn er den Zweck seines Ganges verheimlichen wollte; aber ihm fehlte der Murh, das Mädchen, das er liebte, gleich bei der ersten Unterredung mit einer Unwahrheit zu hintergehen Er befand sich in einer sehr pein- lichen Lag«: di« Liebe kämpfte m,t der Dienstpflicht. Aber der Kampf dauerte nur einige Augenblicke — die Liebe trug den Sieg davon.
(Fortsetzung folgt.)