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Wagenladungen desselben zerstört werden. Nun meldete« die Zeitungen, die Vereinigten Staaten hätten, um Repressalien zu üben, die Einfuhr der französischen Weine untersagt. Die Nachricht ist ungenau und verfrüht. Die amerikanische Presse fordert schon seit Jahren die Ausschließung der franz, Weine, indem sie behauptet, dieselben seien fucdsinhaltig. Aber ein Beschluß ist noch nicht gefaßt worden. Alle» in Allem ist der französ. Weinexport nach Amerika nicht sehr tndeutend. Er stellte 1878 eine Summe von 7 Millionen, 1879 9 Millionen dar. Der Champagner spielt dabei die Hauptrolle.
England
London, 25 Febr. .Time«- schreibt: „Der Vermählung des ältesten Enkels der Königin, des Prinzen Wilhelm von Preußen, folgen die wärmsten Glückwünsche der britischen Nation Großbrilanien und das protestantische Deutschland sind in zu vielen ernsten Kreisen zusammenge- star.den, um sich je von einander zu isoliren. Wenn die Vergangenheit ein Wegweiser für die Zukunft ist. so dürfen beide Nationen den bevorstehenden Akt al« glückverheißend betrachten.*
London. 25. Febr. Da» Haus setzt die 8. Lesung der irischen ZwangSbill fort. Förster vertheidigt die ZwangSbill. Wenn die Regierung und Unterhaus sip stark genug gezeigt, um die Ordnung in Irland wieder herzustellen, werden sie auch stark genug sein, eine solche Bill durchzusühren, die eine künftige ZwangSbill unnöthig macht, indem sie das Volk Irlands zufrieden und wohlhabend macht. Macarthy'r Antrag aus Verwerfung der Bill wird n.it 821 gegen 51 St. abgelehnt, die 3. Lesung mit 303 gegen 46 Sr. angenommen. — Kimberley benachrichtigte den Präsidenten holländischen Transvaalkomile's, die Petition zu Gunsten der Herstellung der Unabhängigkeit Transvaals werde vom Kabinet erwogen werden.
Griechenland.
Athen, 25. Fedr. (Kammer) Ministervcästdent Kumunduros beantwortet eme Interpellation beirrst« der Verhandlungen in Konstar.- tinopel folgendermaßen: Die Regierung kenne in dieser Angelegenheit nur eine Entscheidung, .nämlich diejenige der Berliner Konferenz , und sei der Ansicht, daß die griechische Frage bereits entschieden sei und kein Grund vorliege, dieselbe abermals in Angriff zu nehmen
Afrika
Ueber die Friedensverhandlungen zwischen Engländern und Boeren, welche seit mehreren Tagen im Gange sind, wird von der Timet Folgendes mitgetheiltDie Boeren verlangen durch den Präsidenten Brand, daß die wenigen britischen Truppen, die al» Garnisonen in Tranevaal stehen, da« Land räumen sollen, und daß man dann Bevollmächtigte zur Regelung des zukünftigen Verhältnisse« zwischen England und der Republik ernenne. Co lley gestand letztere» zu, wenn die Boeren ihrerseits den englischen Garnisonen in Transvaal die Zufuhr von Leben»- Mitteln gestatten und wenn sie selbst di« Waffen niederlegen wollten. Der weitere Verlauf ist unbekannt
— L-lullgarl, 10. gcvr. (44. Sitzung ocr Kammer der Avgeordnelen.) -Oie Kann mer tiill btt 4) einem <8esetzese»:wurfe, welcher bestimmt, wenn bei Zuwiderhandlungen gegen da« Arche-, WirihschastSabgadru- und Hundeabgabengesetz nachgewiesen werde, Laß eine Abgabenhinterzichung nicht habe verübt werden können oder nicht beabsichtigt gewesen sei, so trete nur eine Ordnungsstrafe bis zu 60 US ein. Der Mangel derartiger Bestimmungen hatte vielfach zu Ungerechtigkeiten geführt. N einem GcsetzeSeniwurs, welcher die Stcuerverwattung ermächtigt, für denjenigen Brmnnlwein, welcher in Württ. zur Esstgbereilung und zu andern gewerblichen Zwecken verwendet wird, die nach den gesetzlichen Bestimmungen zur Erhebung gelangende Malzstcucr und die UebcrgangS- steuer von Branntwein vom 1. April 1881 an zurückzuvergüten. Eine Petition mehrerer Essizfabrikante» um Gewährung der Steuerrückvergülung vom 1. April 1880 a„ wurde nach dem Antrag von Beutler der Regierung zur Erwägung anhcimzugeben beschlossen, obwohl mehrfach betont wurde, daß die Gerechtigkeit eine bessere Berücksichtigung der Sache der Pe tenten verlange.
Tagesordnung
des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung
1. am Mittwoch, den 2. März 1881, Vormittags 10 Uhr:
Beschlußverkündigung in der Rechtssache zwischen
1) Michael Herrmann, Hirschwirlh in Oltenbronn, Klr. und Gottlicb Rentschler,
Bauer daselbst, Bekl., AbrechnungSforderung betr.
2) Andreas Haitmann in Langenbrand, Klr. und Friedrich Bauer, Landwirth in Agenbach, Bekl., Kaufschillingesorberung betr.
Rechtssache zwischen
Z) Johann Nittmann, Bauer von Gninbach, als Masseverwalter des -j- Heinrich Rittmann daselbst, Klr. und Joh. Georg Nonnenmann, Taglöhncr in Mona- kam, Bekl, KausschillingSsoiderung betr.
4) Tobias Bäuerle, Zimmermann in Allhcngstclt, Klr. und Johannes Schmid, Maurer in Holzbronn, Bekl, Schadensersatz betr.
5) Philipp Pfeisser in Neuwciler, Klr. und Gottlieb Walker, Wirth daselbst, Bekl., BürgschaslSfordcrung betr.
II. am Donnerstag, den 3. MLr>, Bormittags 11 Uhr- Strafsache gegen
1) Joh. Christoph Jourdan, Goldarbeiter in Pforzheim, wegen Betrugs. Nachmittags 3 Uhr.
2i Ulrich Burkhardt, Schindelmacher von Oberrcichenbach, wegen Diebstahls.
3> Wilhelm Renlschler, Schuhmacher von Zavclstcin, wegen Sachbeschädigung.
4) Christian Funk, Bauer von Zwerenberg, Wege» Diebstahls.
Nachmittags 4 Uhr.
b) Privalklagesache de« Johann Jakob Talmon von Neuhengstett, Privatklr. gegen Magdalena'Wieland, Maurers Ehefrau von da, Augekl., wegen Beleidigung.
Tages Steuigkeiten.
— Stuttgart, 25. Febr. Eine groß« Menschenmenge versammelte sich gestern Nachmittag 3 Uhr vor dem Bärenzwinger, in dessen linker Abtheilung der dem Tod geweihte junge Meister Petz abgesperrt war. Als dvS Thier hervorsprang, um eben einen ihm hingeworfenen Wecken ,u verzehren, traf ein wohlgezielter Büchsenschuß eine» Freunves von Herrn Rill dasselbe hinter'» Ohr, voß er hinfiet und nach einigen Zuckungen augenblicklich todt war. Der Bär würbe ouSgeweidet und ins Haus gebracht, woraus die einzelnen Liebhaber, welche sich im Voraus auf das leckere Fleisch abonnirt Hallen, dasselbe zugeschickt erhielten.
— Sruttgark, 26. Febr. Wie wir erfahren, ist da» Allgemeinbefinden de» Hrn. Oderbourath Abel ein in jeder Hinsicht zufriedenstellendes. An einem der nächsten Tage wird er aus d-m Spital entlasten werden.
— Von der oberen Nsgolld, 24. Febr. Gestern Abend befand sich der frühere Froclt-aUrer nach Wildbad und Freudenstadr, Otlmer von Alienstuig, im Gasthaus zur Schwane daselbst. Bei seiner Entfernung vom WirihlchastSlokal glitschte er auf der etwa« steilen Treppe aus, fiel Herniecer und brach das Genick. Der Tod trat augenblicklich ein.
— In Urach wurde am 24 Fedr. ein Pärchen getraut, von welchem der Bräutigam im 78 , die Braut im ! 0. Lebensjahre steht. Kinderlos und fett längerer Zeit verwitlwet kamen sie zu dem Entschluß noch in den Ehestand zu treten und in Liebe die Beschwerden des Alters sich gegenseitig zu erleichtern.
— Vom mittleren Re mstHai, 24. Febr. Seit 8 Tagen sind die Staaren wieder zurückgekehrt und haben von ihren Niftkästchen, deren
^ überall an Häusern und Bäumen eine große Anzahl zu sehen ist. Besitz ergriffen; auch eine Lerche läßt ab und zu ihren Gesang hören, ja sogar der Storch ist da und besieht mit bedächtigem Blick sein altes Nest, das durch die Winlerstürme wohl in Unordnung gerathen sein mag.
— Karlsruhe, 24 Febr. Ein amtliches Telegramm au» Pforzheim von heute meldet: Gestern Morgen 5 Uhr lösten sich von der Bergvand hinter der Calw er Straße dahier größere Felsmassen lo» und es lag bei der Zerklüftung des Gestein» die Gefahr nahe, daß eine weitere Rutschung erfolgen und auch die ganz nahe der Felswand gelegenen Häuser gefährden werde. Die zur Prüfung der Sachlage von der Großh. Oberdirektion de» Wasser- und Straßenbaues entsandte Kommission bestätigte diese Befürchtung nicht, ordnele jedoch die nöihigen Sicherungtmaßregeln an. Diese wurden, soweit möglich, sofort ousgeführt, iheii» sind sie jetzt in der Ausführung begriffen. Heute Nacht zeigte sich keine Bewegung der sort- gesetzl beobachteten Felsmassm.
— München. 24. Febr. Der verunglückte Akademiker Gutermann (von Ulm) ist heute Nacht seinen Leiden ettegen. Es ist dieß dar 9. Opfer der Katastrophe.
— Als an einem Abend r>. I. ein M ü n ch e n e r Postbeamter am Schal
Der Banquier legte seine Gründe dar, und schloß mit der Bemerkung:
„Kolbert liegt sehr krank, wie mir der Fremde sagte; wünsche ich nun auch seinen Tod nicht, so kann mir doch Niemand den Wunsch verargen, sobald als möglich Gewißheit ia der Sache zu erhalten. Morgen reise ich nach Berlin. Ich will den Kranken sehen und sprechen. Du erschrickst, mein Kind?"
»Franz, ich kann den Gedanken nicht fasten, daß Du auf ein Menschenleven spekulirst!* flüsterte erble.chend die junge Frau. „Der Kranke ist jedenfalls ein Mann von Staude, da er über so bedeutende Summen verfügt — welchen Eindruck wird der Besuch des Banquiers aus ihn ausüben, der seine Lebenrpolice gekauft hat! Du hast den Handel einmal abgeschlossen, warte nun ruhig den Verlauf der Dinge ab.*
„Man wird einen schicklichen Vorwand zu diesem Besuche ,u finden wissen," antwortete der Banquier. „Hätte ich mit meinem eigenen Gelds spekuliit, ich würde Deinen Rath befolgen.*
„Westen Geld hast Du angelegt?" fragte die überraschte Henriette.
„Das Geld Sophie Saller'«!*
Franz bemerkte die Veränderung nicht. dis in den Zügen seiner Gattin vorging. Ein unbefangener Beobachter würde der Ansicht gewesen sein. Henriette empfände eine innige Freud« über diese Mitlheilung; aber eine Freude, die sie ihrem Gatten zu verbergen suchte,
„In diesem Falle würde da« junge Mädchen auch den Gewinn erhalten; nicht wahr, mein Freund?" fragte sie.
„Nachdem ich DrSconlo und Spesen obgezogen — allerdings!" ries Franz. „Sophie ist mir völlig unbekannt; aber man hat mir ihr Vermögen auf eine Weise anvertraut, die, wenn sie auch ein wenig räthsel-
hast ist, meinem Stolze als Keschä'tsmann im höchsten Grade schmeicheln muß. Ich unternehme nur Schrille zur Sicherheit meiner Mündel, und dafür kann und muß ich das junge Mädchen halten."
„Brav, Franz, dos habe ich von Dir erwartet!' sagte die reizende Henriette, indem sie dem Garten die Hand reichte. „Du bist Banquier, aber ein Banquier, der für mehr, als für Zahlen Sinn und Gefühl hat. Du beschuldigtest mich diesen Morgen der Eifersucht — fast möchte ich in Deiner Fürsorge für das junge, sctöne Mädchen einen Grund dazu erblicken, um so mehr, da ich Dich täglich inniger lieben muß."
Soltau drückte die Gattin an seine Brust.
„Henriette." sagte er scherzend, „Deine Eifersucht könnte mich von dem guien Werke abhalten, das zu verrichten ich mir vorgenommen habe! Ich müßle wahrlich einen zu hohen Preis für das Bewußtsein zahlen, der gewissenhafte Vormund eines jungen Mädchens gewesen zu sein.*
„Nein, Franz, mein Vertrauen zu Dir steht so fest, daß das häßliche Gefühl, von dem wir sprechen, nicht aulkommen kann. Ich würde mich al« Deine Gattin selbst herabsetzen, wollte ich dem Gedanken an Deine Untreue Raum geben!"
„Brav. Henriette! rufe auch ich Dir zu. So will ich mein Weib, so soll sie denken und reden! Und dasselbe Vertrauen' hege ich zu Dir. Du bist mein Stolz, mein Glück, meine Ehre! Strebe ich nach einer bedeutenden Stellung im Leben, wünsche ich, baß meine junge Firma den ersten unser« Platzes zur Seite gestellt werde, so geschieht es, weil ich Dich geehrt und geachtet wissen will. Es ist nun einmal so in der Welt; der Mammon bestimmt die Stellung, er schafft Achtung, Vertrauen und Ehre!"
Eine innige Umarmung folgte dieser Herzenrergießung.
(Fortsetzung folgt.)