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«„genommen, ebenso Tit. 38-50. Sachliche Ausgaben 8,000,574 darunter Kommunalabgaben, Bahnlransportkostcn, Kosten der Erneuerung des Oberbaues. Schließlich wird als Reinertrag angenommen
pro 183t/Z2 . 12.752.000
. 1882/83 .. 12.764.600 ^li.
Sodann folgt die Beralhung der Petition von 38 Bauführern der K. Eifenbahnbau- kommissivn um Weiteiverwendung im StaalSdienst. Die Komm, ist der Petition günstig, auch Elben, Schlicrholz.Mohl, Probst und Leibbrand sprechen dafür, Min. v. Milt nacht ist sogar bereit, eine Exigcnz für diesen Zweck einzubringen. Schließlich wird ein Antrag von Ha ug (Ulm), v. Bitzerund v. Rümelin angenommen, die Petition der Reg. zu thunlichster Berücksichtigung zu empfehlen.
Tagesordnung
des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung
am Freitag, den 25. Februar 1881, vormittags 9 Uhr;
Rechtssache zwischen
v 1) August Hang. Schreiner in Calw, Kl. und Christoph Mann, Tuchmacher in
Calw, Bekl. Forderung aus Mielhe betr.
2) Karoline Widmaier, Sattlers Ebesrau in Calw, Klin. und Heinrich Heule, Lcder- bandlung in Stuttgart, Bell. Widerspruch gegen eine Zwangsvollstreckung.
3) Katharine Geiger von Lützenhardt, Gde. Sommcnhardt, Klin. und Christian Sick, Küfer in Stutrgart, Bell. Widerspruch gegen eine Zwangsvollstreckung.
4) Jakob Gcngciibach, Sägmühlcbesitzer aus der Maiscnbacher SLgmühlc bei Lieben- zcll. Kl. und Karl Bodamcr, Hirjchwirlh in Licbenzcll, Bekl. Einspruch gegen einen VollstreckungSbcfehl betr.
5) Jakob Stotz, Schwanenwirth in Hirsau, Kl. und Maurer Ekhardt in Calw, Bekl. Forderung für Verzehrtes betr.
6) Friedrich Kugele. Bauer in Altburg, Kl. und Veit LLwenqardt in Rexingen, Bekl. GewLhrschaft betr.
Tages-Neuigkeiten.
— Stuttgart, 19. Febr. Oberbaurath v. Abel ist soweit hergestellt, , daß er an zwei Slöcken gehen kann. Derselbe wird nächste Woche das
Ludwigsspital. in welchem er Pflege erhalten hatte, verlassen. Die Kugel ist bi» jetzt noch nicht zum Vorschein gekommen.
— Stuttgart, 21. Febr. Von Herrn Linck ist bi» jetzt noch keine Spur zu finden gewesen; ebensowenig aber bestätigt sich die am Samstag verbreiteie Nachricht, daß das Geschäft gerichtlich geschlossen sei.
— Stuttgart, 22 Febr. Sorben erfahren wir, daß Herr General- lieuteaant v. Salviatr in Ulm, Kommandeur der 2,. Division (2. K, W.) beute ftüh 43/4 Uhr an einem schweren Lungenleiden gestorben tst. In dem Verewigten verliert das deutsche Heer einen seiner lresflichsten Führer. Glänzende Auszeichnungen schmückten seine Brust.
— Stuttgart, 22, Febr. Der jetzige Besitzer des Petersburger Hofes, Herr Georg Schüttle hat da» Anwesen an Herrn Wilh. Bürlle auf «ine Reihe von Jahren verpachtet. Der Letztere wird das Haus am 15. März beziehen und am 1. April den Hoteldetned wieder eröffnen.
— Eßlingen, 20. Febr. Nachdem der Neckar schon voriges Jahr beim ersten Eisgang durch Beschädigung einer großen Skr<ck- des Wehrs am Wasserstau« der Stadt einen Schaden von 15—2o.b00 eM verursacht hatte, ist auch Heuer wieder ein Schaden durch Beschädigung des Uter« am unteren Feld in Mettingen entstanden. Die Wiederherstellung dieser Userstrecke verursacht jedenfalls einen Aufwand von 22,000 Ein Beitrag d>s Staats steht in Aussicht; allein immerhin bleibt skr die betheiligten Güterbksitzer ein Aufwand von 15,000 übrig.
— Tauberbischossheim, 18 Febr. In Folge höherer Anordnung wurden dieser Tage bei sämmtlichen hiesigen Bäckern die Backwaarcn nachgewogen. Das Ergebniß dieser- Moßxegel war, daß da« Brod bei nahezu allen Bäckern als zu leicht befunden wurde und zwar soll der Unterschied in den meisten Fällen bei 100 Gramm an einem'6psündigen Laib Brod betragen. Bedenkt man, daß ein Bäcker dahier im Tags durchschnittlich 20—25 Laibe Brod mit einem Mindergewicht von 100—200 Gramm verlauft, so kann man den jährlichen Gewinn de« einzelnen Bäckers, aber auch den bedeutenden Nachtheil des Publikums leicht ausrechnen.
— Ulm, 16. Febr. Die »U. S." erzählt: Vor einigen Tagen stand ein Bäcker vom schwäb. Oberland in der Aufaebotliste. Er halte eine hiesige Bäckerei gepachtet und auf gestern den Tag der Hochzeit festgesetzt — seine Wohnung halte er einstweilen in Neu-Uim genommen. Seit einigen
Togen ist er spurlos verschwunden. Er soll im Besitz von mehr al» 2000 ^ gewesen sein und am Tage vor seinem Verschwinden noch Einkäufe sür seine Einrichtung hier gemacht haben Von seinen Sachen fehlt nichts als der Anzug, den er auf dem Leibe trug, und das Geld. Der räthselhafle Vorfall harrt bi» jetzt noch immer vergeblich seiner Lösung.
— Friedrichehafen. 19. Febr. Ein erschütternder Unglückrfall ereignete sich heute früh zwischen 4 und 5 Uhr im K Pauiinenstist. Eine reichbegabte Mustklehrerin der Anstalt, welche bis daher mit größter Treue und Gewissenhaftigkeit ihrem Beruf nachgekomwen war und sich durch ihren liebenswürdigen Karakter die Liebe aller Angehörigen de» Instituts erworben, hatte schon seit einigen Wochen an körperlichen Beschwerden zu leiden und gegen trübe Gedanken anzukämpsen, wovon sie aber andere nur sehr wenig merken ließ Seit 2 Tagen aber war ausgesprochene Schwermuth und Geistessts-ung bet ihr eingetreten. Heute sollte sie deßhalb von ihren Angehörigen abgeholt werben, da gelang es ihr, mir List ihrer Wärterin zu entschlüpfen, und durch einen jähen Sprung aus dem obersten Stockwerk des Hauses, wohin sie vor der ihr folgenden Wärterin geflohen war, ihrem Leben ein Ende zu machen. Als man zu ihr hinabtam, war sie schon eine Leiche.
— Wie badische Zeitungen berichten, sind zufolge höherer Anordnung in einigen Amtsbezirken nicht nur bei Weinhändlern, sondern auch bei Wsrn- wirthen Proben der von ihnen feilgehalrenen Getränkes durch die Polizeibehörde entnommen worden, um dieselben auf ihre Reinheit chemisch untersuchen zu lassen.
— München, 16. Febr. Dar Landgericht München I. verurtheilte heute den Brauernbesitzer E. Farmer »zum Prater" dahier und dessen Braumeister K Lutz, weil dieselben dem Bier in den Gebinden, ehe es an die Wirthe verabfolgt wurde, gebrannten Zucker beimengten, um demselben eine dunklere Farbe zu geben, wegen Ledensmittelfäischung, und zwar den Brauereibesitzer Farmer zu 100 -/K>. dessen Braumeister zu60 ^ und gleichlheilige Tragung der Kosten.
— München. 20, Febr. Aus der Unglückrstätte hat gestern Abend schon wieder «ine Redoute ftaitgesunden. Da» zeugt von großer Gefühllosigkeit. Gewinnsucht auf der einen und Genußsucht auf der anderen Seite wußten sich über das am vorauraegangenen Abend eben in diesem Saale vorgekommcne gräßliche Unglück hinwkgzusrtzen
— Ueber die Entstehung des Feuers wird berichtet: „In der kleineren Erkimos-HMe befanden sich vier Eskimos, welche Fische rc, verkauften; vor ihnen stand ein Tisch mit einer brennenden Oellampe Einer von ihnen reichte beim Verkaufen seinen Arm unbedachtsamer Weise über die Lampe, so daß das Werg Feuer fing, welches aber sofort gedämpft wurde. Nicht gewitzigt, beging er die gleiche Unvorsichtigkeit nochmals, wobei eine größere Partie Werg von dem Kostüme Feurr fing, und wie die anderen Genossen ihm beim Dämpfen der brennenden Kostüm« behilflich sein wollten. geiiethen auch ihre Kleider in Brand; in der hierüber entstandenen Verwirrung fiel der Tisch mir der Lampe um und die brennenden Eskimo» liefe» . um Hilfe zu suchen, in die nebenan stehende größere Eskimohülte, so daß Hütte und Eskimos in Brand gerielhen.
— Das aus den württemb, Tr upp ensch i eß st än d en schon seit 2—3 Jahren zur Anwendung kommende und dort vorzüglich bewährte System der verdeckten Zeigeistände ist nach eingehenden Versuchen in Metz und Spandau nunmehr auch in der preuß. Armee angenommen worden. Bei demselben stehl die Scheibe auf einem in einer Rollbahn laufenden niederen Wagen, der nach jedem Schuß hinter die Deckung zurückgezogen und nach Verkleben des Geschoßeinschlags wieder auf den Scheibenstand geschoben wird. Der schießenden Abtheilung wird das Tressergcbluß ähnlich wre auf den bürgerlichen Schicßständen durch Chiffre- und Nummerntaseln angezeigt. Da somit, die Zeigermannsckasten nicht mehr wie bisher nach jedem Schuß ihre Deckung zum Anzeigen und Verkleben des Geschoßeinschlag» zu verlassen brauchen, so ist nickt nur diesen die denkbar größte Sicherheit gewährt, sondern auch ein rascherer Gang der Schießübungen ermöglicht. Unglückssälle wie der in den letzten Tagen von Mainz berichtete, wo ein
»Wie," rief er erstaunt, »der Versicherte ist Edmund Kolbert?"
„Und wie Du aus der Police ersiehst, ist er fünfundsechzig Jahre alt und seit zwanzig Jahren versichert."
»Edmund Kolben!" murmelte der Banquier, der an den Wechsel von diesem Morgen und an Sophie Salier dachte. „Wo liegt der Mann krank?"
»In Berlin!"
Der Banquier hoffte bei dieser Gelegenheit einiger Licht in der Sache zu erhalten.
„Philippssagte er, „Du weißt, daß ich es liebe, jede» zu unternehmende Geschäft klar zu übersehen — Du bist ein redlicher Agent, selbst mein Jugendfreund; aber fühle Dich nicht gck-änkt, wenn ich auf Deine Empfehlung allein nicht sofort zusage. Kennst Du Edmund Kolbert?"
„Nein I"
„Wer gab Dir das Papier, damit Du e« verkaufen sollst?"
„Da man mir kein Schweigen ouferlegt hat — nur der Name des Ueberdringers soll nicht genannt werden — so kann ich Dir mittheilen, was rch weiß. Diesen Morgen kam ein Mann zu mir, den ich Gründe habe, für einen englischen Offizier zu halten. Er überreichte mir einen Brief, in dem er mir von unserm gemeinschaftlichen GeschästSfreunde Goller in Berlin empfohlen ward. Ich bin Hestern hier angekommen, sagte er; aber heute schon sehe ich mich genöthigt, Ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Nun gab er mir diese Police zum Verkaufen. Ich ging sofort mit ihm auf das Bureau de» Globe. Man forderte von ihm eine Legitimation über den rechtmäßigen Besitz de» Papier». Der Offizier zeigte «ine amtlich bestätigte Ürkunde vor, wonach Edmund Kolbert ihn zum
Erben seiner Police ernennt. Hier ist sie."
Der Banquier prüfte die Urkunde; e» waren dieselben Schriftzüge, die er diesen Morgen schon in der Wechsel- und Rentenangelegenheit aufmerksam betrachtet halte. Die Recognilion war vor der englischen Gesandtschaft in Berlin vollzogen. Die Rechlmäßigkeit derselben war also nicht anzusechten.
»Da auch die übrigen Papiere des Fremden für richtig befunden wurden," fuhr Philipps fort, »so ließ man sich mit ihm aus Unterhandlungen ein. Die Gesellschaft bot neunzigtausend Mark; unser Mann aber braucht beute noch hunderttausend, und so kam der Handel nicht zu s-tande. Nun entschloß ich mich, Dir dar Geschäft vorzuschiogen, und suchte Dich zu diesem Behüte an der Börse auf."
Solkau überlegte einige Augenblicke. Die Vorgänge am Morgen hatten ihm den Beweis gegeben, daß Kolbert über ein Vermögen zu verfügen habe. Philipps halte ihm die Mittheilung gemacht, Kolbert liege in Berlin krank: hieraus ließ sich schließen, daß er auf seinen Tod gefaßt sei und daß die Angelegenheit der Rente sowohl, als die der LebenS- police eine Sicherstellung seiner Erben bezwecke. Der englische Offizier, von dem Philipps sprach, war ohne Zweifel der Bruder ober ein Verwandter Sophie'». Der Banquier wußte, daß sein Freund, der Agent, nicht minder vorsichtig war als er selbst. Die Erscheinung de» jungen Mädchens und das unbedingte Vertrauen — man hatte ihm ja eine bedeutende Summe übergeben, ohne Quittung zu verlangen — hatten in ihm einen zu tiefen Eindruck hinterlassrn, als daß er die Angelegenheit ohne Weiterer abweisen konnte.
(Fortsetzung folgt.)