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-in Folge eines Mißverständnisses zu früh ou« der Deckung an die Scheibe getretener Soldat erschossen wurde, werden durch die neue Einrichtung mit Sicherheit verhütet. ......

Su« Zempelburg (Regierungsbezirk Manenwerder) wrrd mrtge- theilt, daß ein in einem benachbarten Dorfe wohnender Wirth, auf ein ganz eigentümliches Mittel verfallen sei. um sich und seine Familie vor der Mißhandlung durch Trunkenbolde zu schützen. Der Geängstigte stürtzts nämlich in den Garten hinaus. ergriff eine« besetzten Bienenstock und warf ibn durch da« Fenster unter die Rasenden. Es währte nicht zwei Minuten und die Unholde zerstoben nach allen Richtungen unter Geheul und bi« auf die kalte Landstraße hinaus, verfolgt von den wütenden Bienen, die schneller Hilfte schafften, als die Polizei es hätte thun können.

Erfurt, 1v. Febr. Vorgestern früh fuhr (nach derThür. Ztg.*) vor einem hiesigen Hause eine elegante Kutsche vor, ein Herr sprang aus dem Gefährt, ein junges Mädchen trat aus der Hausthür, beide stiegen «in, und bavon raffelte der Wagen. Der erschrockenen Mutter der Davvneilenden blieb dur soviel Zeit übrig, auszuspringen und Roß und Wagen hinter der nächsten Straß-necke verschwinden zu sehen. Bi» jetzt hat die entflohene Tochter noch nichts von sich hören lassen.

In Eisfeld war vor einigen Jahren die alte Schule eingestürzt und hierdurch der Bau eines neuen Schulgebäudes nothwendig geworden. Dieser war denn auch bis zu dem gegenwärtigen Winter so weit vorge­schritten, daß das Gebäude noch unter Dach gebracht werden konnte, als, vermuthlich in Folge des vielen Regens und des späteren Frostes . an "5er Hinteren Seile des oberen Stockwerks ein neuer Einsturz erfolgte.

Stettin, r9. Febr Nach derNeustettiner Zeitung* ist von ruch­loser Hand an die Synagoge in Neustettin Feuer gelegt worden und die Synagoge ntedergebrannt. Der Synagogenvorstand in Neustettin setzte eine Belohnung von 1000 -4L und eine Anzahl christlicher Bürger des benachbarten Städtchen Natzebuhr eine solche von 2000 -4L bebusr Ent­deckung des Brandstifter« der Neustettiner Synagoge aus. Nach dem Ausbruch des Feuers riefen die Juden in Neustettin: die Brandstrftung fei eine Folge der Judenhetze. Christen sagen, die Judenhetze werde als Nbleiter benutzt; der Brand sei nicht von Christen angelegt. Die Er­bitterung auf beiden Seiten ist groß. Zuschriften aus Neu-Stettin konftatrren gleichmäßig, daß die Zustände daselbst für die jüdischen Ein­wohner nahezu unerträglich sind und daß. wenn dieß so fort gehe, man sich auf dis schlimmsten Exzesse gefaßt machen müsse.*

Paris, t8. Febr. Heute Morgen fanden im Sitzungssaale die Pro­ben mit der mechanftchen Stenographie vermittelst des Apparats Michela "statt, der bereits im italienischen Parlament im Gebrauch ist. Der ganze Kammer-Vorstand, mit dem Präsidenten Gambetta an der Sp tze, wohnte den Proben an. Der Avparat ist nicht groß und hat die Form eines kleinen Klaviers mit 20 Tasten, die mit ebensoviel desondern Zeichen, senk­rechten und wagrechten Linien, nach oben oder unten offenen Bogenstrichen u. dg!., in Veroindung stehen und deren Kombinationen bis zu zwei Mil­lionen gehen. Diese Zeichen schreiben sich von selbst auf eine endlose Papierrolle auf, die sich wie die des Telegraphen aufrollt. Der Apparat nvurde heule von der Tochter des Erfinders gehandhubt. Es wurden -Stellen au« Reden verlesen», u. a. trat auch Gambetta auf die Tribüne und las im vorigen Jahre gehaltene Reden über den Zolltarif vor, die -^anz mit Zahlen gespickt waren, und Fräulein Michela gab sie schnell und richtig wieder. Die vergleichenden Versuche, welche man mit der gewöhn­lichen Stenographie ansteure, fielen für die neue Erfindung aus; doch wird -der Vorstand weitere Proben anst-llen, ehe er das System in der Kam­mer entführt.

Kronprinz Rudolf ist am 19. Febr. 12 Uhr Mittags im Bahnhofs zu K u i r o eingelroffen, vom Khedive Tswftk Pascha und von sämmtlichen Ministern empfangen und von der östr. - ungor. Kolonie in begeisterter .Werse begrüßt. Der Kronprinz fuhr mit dem Khedive nach dem Schlosse, genannt KaSr-en-Nusah, welches dem österretch. Thronfolger während seines Ltägigkn Aufenthalts als Residenz dient.

Hanvel und Verkehr

Landesproduktenbörse Stuttgart. Börsenbericht vom

21. Febr. An unserer heutigen Börse war noch wenig von einer regeren Bedarfrfrage bemerkbar, sondern dieselbe verlief bei fast unveränderten -Preisen in ruhiger Haltung. Wir noliren pr. 100 Ki.'ogr.: Walzen, bayc. 23 -4L 5o ^ bis 24 -4L^ Waizen, rumänischen 23 -4L 80 L, Kernen 22 --4L 60 ^ bis 23 «4L, Dinkel 14 -4L 50 ^ bis 15 «4L. Hafer 14 «4L bis 14 -4L -20 Mehlpreise pro iOO Küogr. inkl, Sack bei Wagenladung. Mehl Nr. 1: 34 ^L 50 dis 35 «4L 'dO ^ ; Mehl Nr. 2: 32 «4t> 50 bis

33 -4L 50 L ; Meyl Nr. 3: 30 -4L bis 3l -4L; Mehl Nr. 4: 27 -4L bis 28 -4L.

Heilbronn, 15. Febr (Ledermarkt) Wenn auch der heutige Markt noch keine Btff-rung der Preise gebracht hat, wa« wohl theilweise der geringeren Qualität der zugeiührten Wmlerwaare zuzuschreiben sein

wird, so kann doch die erfreuliche Thatsache hervorgehoben werden, daß eine sehr rege und anhaltende Kauflust zu Tage getreten und von den be­deutenden Zufuhren nur ein ganz kleiner Theil zurückgenommen worden ist. Am lebhaftesten gestaltete sich der Verkauf in Sohlleder; dagegen war für Sckmalleder und Kalbleder die Stimmung weniger günstig. Die Preise haben sich ungefähr gestellt auf -4L 1. 30 bis i. 40. für Sohlleder. -4L 1. 50. bi» 2. 20 für Wildoberleder. «4L 1 30. bi« 1. 45. für Zeugleder, -4L 2. 50. bis 2. 80. für Kalbleder. Verkauft wurden: Sohlleder 31,054 Psd., Schmal- und Wildleder 168,288 Psd., Zeugleder 8,423 Pfd.» Kalbleder 17,515 Psd. zus. 225.280 Pfd. im Gesammtbetrage von circa -4L 355,000. Auch Schasleder hat raschen Absatz gefunden. Der nächste Markt findet hier Mittwoch den 30. März statt.

Hall, 14. Februar. Zufolge eine« gemeinderäthlichen Beschlüsse- dürfen auf den hiesigen Wochenmärkten künftighin die Eier nur nach dem Gewicht verkauft werden.

Rottweil, 10. Febr. Kernen 11 -4L 20 L, Lerste 9 «4L, Dinkel 7 -4L 47 Haber 6 -4L 30

Ulm, 19. Febr. Mittelpreise pr. Zollctr. Kernen 10 -4L 80 Weizen 11 «4L 40 Roggen 10 -.4L 63 Gerste 8 -4L 55Z, Hader 6 -4L 70

Rave ns bürg, 19. Febr. Korn 11 -4L 36 Weizen 10 -4L 73 L,

Roagen !> «4L 97 Gerste 8 -4L 24 L, Haber 6 «4L 81

Vortrag von Prof. Wertbrecht über den Aberglauben.

(Schluß.)

Wie der Glaube im Christenthum wurzelt, so der Aberglauben im Heidenthum. Dar Heidenthum hat die urgöttliche Einheit aufge­löst, zerschlagen gleichsam in viele Götter; daher auch die Götter- furchr, der Wahn von dunklen Schicksalsmächten, denen man lr,otzen muffe und die man doch fürchtet. Hier im Heidenthum ist der furchtbare Boden des Aberglaaoen», der auch dem Acker des Christen­thum« noch genug foitwuchernoe Keime hinterlaffen, wie z. B. die Tage­wählerei, die Annahme von Glücks- und Unglückstagen rc. Der Cyrist sagt: mein Leben ist rn Gottes Hand; von Gott kommt Glück und Un­glück, nicht aber vom Tag. Und nun die Schande des Hexe »glau­be ns, oie G e sp e ii sie r fr a g s u. s. w. Wenn von einem Vertrag mir dem Teufel die Reoe ist, der die Kraft verleihe, Schaden zuzusügen, wo steckt hier der Aberglauben? Man sagt: Schaffer den Glauben an den Teufel ab, so ist dem Aberglauben der Boden genommen. Ist nichts. Der Glaube an oie H xen ist äller als der Glaube an den Teufel. Der Teufel besteht, aber göttliche Allmacht hat er nicht, sonst wäre er Gott gleich. Ein Geschöpf anzunehmen, das von Gott adgesallen, dar ist kein Aberglauben; aber ihm joichs von Gott unabhängige Macht einräumen, d as r st A de r g l a u d e n. Und nun die Gespenstersrage. Der Glaube an eine Geisterwelt ist kein Aberglauben, ein Fortleden nach dem Tode ist Wahrheit. Ob Geister erscheinen können, ist keine Frage des Glaubens uns Aberglauben«, ober wer sich vor jenen fürchtet als vor allmächtigen Geschöpfen, wer böse Geister selbstständig macht, der ist abergläubisch wie der Heide, der nicht btos Engel, sondern auch Teufel mit göttlicher Kraft ausrujtet. Aehnlich verhält es sich mit demMooesheer." vemwilden Jäger." Der Glaube hieran ist Aberglauben. Beider hat seinen Ursprung in den zu Teufeln vegradirten alldeutschen Gottheiten Wodan und Donner. Aberglauben ist« auch. wenn man solchen Dingen mit ähnlichen Mitteln begegnen zu müssen glaubt. Man denke an die -drei Kreuze ft ft ft an den Slallthüceu, an Lebenressenzen. Brandspcüche, Blutstillungen, überhaupt sog. Segsnsiprüchs.

Was rst nun aber gegen den Aberglauben zu thun? Man bekämpfe den Aberglauben ja »ich: mit dem Unglauben, ue sind Geschwister. Wie die Fledermaus das unheimlich flackernde Nachtlicht umflattert, aber der Sonne weicht, so flieht der Aberglauben vor der leuch­tenden Sonne oes Glaubens allein.

Also etwa sprach der hochgeehrte Herr Redner, dem der zahlreiche Besuch und die stille Aufmerksamkeit, mit der die Zuhörer seinen geist­reichen, dem Leben abgelauschten und von tiefem Denken zeugenden Aus­führungen folgten, ein ehrendes Zeugnch dafür gewesen sein mögen, wie willkommen er in ferner Vaterstart ist, von der aus ihn stets der Wunsch begleitet:Auf W i e r> e rs e h enl* __

Hauswirlhschaftliches. Ueber die Einwirkung des Lrchte« aus bas Bier schreibt derGambrinus*: In manchen Gegenden grlt es noch heute als Erfahrungssatz, daß das Bier in steinernen Krügen sich besser halle, als in Flaschen. In neuerer Zeit ist die Sitte abgekommen, wert es von Vielen als Vorunheil gehalten wurde. Nun hat man aber durch Versuche nachgewiesen, daß da» Bier in wasserhellen Flaschen, dem Lichre kurze Zeit ausgesetzl, verdirbt und einen unangenehmen Geschmack annimmt. Dasselbe gilt auch für hellgrüne Flaschen. Bier sollte deßhalb nur in Flaschen von möglichst dunklem Glase ausbewahrt werden.

Amtliche Bekanntmachungen.

Calw.

Fahmiß-Verkaus.

-Wohnhaus

In der Nachlaßsache der Jakob Buck. Tuch­machers Wittws von hier, wird am Donnerstag, den 21. d. M., in deren eine Fahniißauktivn ab­

gehalten und kommt hiebei vor: von Vormittag« 8V2 Uhr an Gold und Silber, Bücher, Frauen­kleider, Bettgewand und Lein­wand ;

von Nachmittags l'/s Uhr an Küchengeschirr, Schreinwerk, allerlei Hausralh und Brennholz.

Hiezu werden die Liebhaber «ir- geladen.

Theilungrbehörde.

Skammheim.

Stangen- und Brennholz-Verkauf.

Am Freitag. ^ . den 25. Febr. 188 t, ft^^werden aus den hic- )sigen Gemeüidkwald- ungen verkauft und ^zwar

von Vormittags 9 Uhr an

aus dem Kuhwäldle;

65 Stück kleine Hopfenstangen mit 35 m Länge,

132 Stück dto. mit 57 m Länge, 656 Slück große Hopfenstangen mit 79 m Länge,

372 Slück Derbstangen mit 911 m. Länge,

286 Stück dlo. mit 1113 m Länge;

von Nachmittags 1 Uhr an au« verschiedenen Distrikten: