Bürgermeisteramt. Eine Frau war in ihrer Ehe von einem hiesigen Ein-» wohner verleumderisch angegriffen. Sie suchte ordnungsmäßig ein Sühne­termin nach »nd stellte sich pünktlich zu demselben ein. Als ihr Wider­part erschien. stürzte sie sich ohne Weitere» auf denselben und richtete ihn in der Geschwindigkeit ganz gehörig zu.

Amsterdam, 19. Jan. In Folge heftiger Schneestürme sind ver­schiedene Eisenbahnstrecken stark verweht und deren Betrieb vorläufig ein­gestellt.

In Wien weilen gegenwärtig die Eheleute Tocci aus Locana in Italien, um ihre Kinder, ein mißgestaltetes Zwillingspaar, zur allgemeinen Besichtigung auszustellen. Die Kinder, es sind Knaben, sind von der sechsten Rippe nach unten zusammengswachfen und haben nur einen Unterleib und 2 Füße. Der Oberkörper hingegen ist bei jedem der Beiden vollständig ausgebildet, ebenso wie die geistigen Fähigkeiten derselben ganz normale sind. Jedes der beiden Kinder denkt, spricht, schläft, ißt und trinkt unab­hängig von dem andern. Diese Unabhängigkeit soll sogar soweit gehen, daß, während da« eine der beiden Kinder krank war, sich das andere des besten Wohlsein» erfreute. Die Zwillinge sind gegenwärtig 3 Jahre 4 Monate alt. vollkommen gesund und sehr munter. Eine Mißgestalt ähnlicher Art existirt al« Todtgeburt im pathologischen Museum in Wien.

Zwei Jahrzenie lang hat die B al l e tt än z eri n B o i ch eit i in Neapel das Tanzbein geschwungen, zwei Jahrzente lang aui ihren Lor­beeren aurgeruht und als sie starb, ihren zwei Söhnen 3,300,000 Lire Hinterlossen.

London, 18. Jan. Abds. Heute war hier und im ganzen Lande heftiger Sturm und Unwetter. Schneefall den ganzen Tag Viele Schiff­brüche werden von den Küsten gemeldet. Mehrere Eisenbahnen sind in Folge des Schneefalls detriedsunsähig Die Postdampfschiffayrt von Dover nach Calais und Ostende ist unterbrochen.

Die viele Millionen Pfund schwere Baronin Courts in London war etwas ärgerlich, daß ihr alle Welt und sogar die Königin abredeten, ihren 3mal jüngeren Secretär Bartlett zu heiralhen. Um alle zu ärgern, hat sie sich entschlossen, ihn in aller Form als Sohn anzunebmen.

In New-P ork sind zwei Schiffbrüchige vom englischen Boote County of Richmond angekommen, nachdem sie eine volle Woche hindurch an ein Holzstück angebunden im Meere umhergetrieben waren. Am 14. Oktober so erzählen die Leute sank ihr Segelschiff infolge eines heftigen Sturmes und die Mainschaft kam dabei um» Leben, nur der Lieutenant Mac Donalo uud der Matrose Lang hielten sich schwimmend über Wasser und benutzten später ein Stüa der SchiffsschaiHe. d^ sie zu fassen so glücklich waren, um sich an dasselbe onzubinden Der Schrecken ihrer Lage wuchs, als sie Krüge Haifische erblickten, die in ihrer Nähe avftauchün und nur auf den rechten Augenblick zu warten schienen. um nach ihnen zu schnappen. Dazu kamen die Qualen des Durste», die sie zeitweilig dadurch zu verscheuchen suchten, daß sie einige Tropfen Scewafser auf die Lippen brachten. Am Ende des dritten Tages war Lang im Delirium und sein Gefährte begann an Hallucinationen zu leiden. Sie sprachen von Rettungs­schiffen, die nach ihnen ausgesendtet würden und die sie in nächster Nähe zu sehen meinten. Endlich schlug die ersehnte Stunde der Rettung. Der Leander, von Boston kommend, traf am siebenten Tage die schon Besinnungs­losen und die Mannschaft desselben nahm sich ihrer aufs Beste an.

Ein Patriarch in den Wäldern von Californien ist vor einiger Zeit gefällt und der größte Theil seines Holzes nach San Franziska ge­sandt worden. Der Baum war bekannt unter dem Beinamen ,Old Moses", der alte Moses. Nach der Anzahl seiner Jahresringe zählt derselbe 4840 Jahre. Die Höhlung in dem Innern seines Stammes war so geräumig, daß nicht weniger als 300 Personen in derselben Platz finden konnten.

B r a n d f ä l l e.

Hannover, 17. Jan. Nachdem erst kürzlich das Affenhaus in Ant­werpen durch Feuer zerstört worden, ist dasselbe dem hiesigen widerfahren. Der Zoologische Garten (schreibt der Hann. Kur.) bot am Sonntag Morgen nach 3 Uhr ein ebenso interessantes wie schauervolles Schauspiel. Das Affenhaus brannte. Ehe den Insassen, deren Geschrei weithin durch die Stille der Nacht hallte. Hilfe gebracht werden konnte, waren sämmtliche

Höhung der Grund- und Gebäudesteuer sich wehren sollen. Am 10. ds. hat in Toblach eine erregte Versammlung von Grundbesitzern des Puster- thale» stattgefunden.

Frankreich.

Paris, 17. Jan. Der neue Gemeinderath von Pari» besteht au» 39 Mitgliedern der äußersten Linken der verschiedenen Schattirungen, aus 32 Mitgliedern der Linken und 9 Mitgliedern der Rechten. Die revolutio­nären Elemente haben also die Mehrheit nicht. Der neue Gemeindecath wird um so gemäßigter austreten, als die Wahlen gezeigt haben, daß Paris die Politik der Kommunarden und sozialistischen Arbeiterkreise nicht gutheißt. In der Provinz haben die Republikaner große Fortschritte gemacht.

Der franz. Kriegsminister, General Farre. entwickelt nach dem TempS" eine wahrhaft verzehrende Thätigtcit. Kein Tag vergeht, ohne Laß irgend ein Reglement oder Gesetzesentwurf auSschlüpft. Unter den neuesten Gesetzen ist das über die Verbesserung der Lage der Unteroffiziere von besonderer Wichtigkeit. Dieselben sollen nach 25 Dienstjahren eine Pension von 500 Frcs. erhalten, und nach 15jähriger Dienstzeit heirathen dürfen; was nicht verfehlen wird, dem Stand auszuhelfen.

England

Ueber die versuchte Zerstörung der Rüstkammer in Salfo rd ist bis­her nur soviel festgestellt worden, daß das dazu verwandle Material in Dynamit bestand. Die Polizei behauptet, den Thätern auf der Spur zu sein, hat aber noch keine Verhaftung vorgenommen. Mittlerweile ist ein Kind den Verätzungen erlegen, die es bei dem Sprengungsversuche erlit­ten hatte.

Nord-Amerika.

New-Aork, 15. Jan. Eine Deputation Farbiger aus den süd­lichen Staaten überreichte gestern unter Führung Elliol's, eines farbigen ehemaligen Kongreßmitglieds, dem General G a r f ie l d eine Adresse, worin er zu seiner Wahl als Präsident beglückwünscht und zu gleicher Zeit den Beschwerden der farbigen Bevölkerung Ausdruck gegeben wird. Sie klagen, daß sie ihrer Stimmrechts beraubt worden seien, ferner über die Bedrückung der Mehrheit durch die Minderheit, über ungerechte Behandlung seitens der Arbeitgeber, die Verweigerung von Gerechtigkeit in den Gerichtshöfen, den Mangel an Unterrichts gelegenheilen und die Anstellung unwürdiger Bundesbeamter. Schließlich drückt die Adresse die Zuversicht aus. daß General Garfield die Rechte und Interessen der Neger nicht länger ver­gessen oder vernachlässigen werde. In seiner Erwiederung bemerkte der General, er werde den angeführten Beschwerden volle Erwägung angedeihen lassen, allein für jetzt könne er seine offizielle Politik nicht attdeuten.

Au» Washington: Der Militärausschuß des Abgeordnetenhauses hat die Bill, welche den von Gesundheit strozenden Exprästdenten General Grant aus die PensionSiiste mit dem vollen Gehalt eines aktiven Generals setzen wo llte, abschlägig beschicken. _

Aus dem Bezirk Neuenbürg. Am letzten Sonntag hat in Calw, behuss Vereinbarung eines gemeinsamen Vorschlags für die Handels- Kammerwahl, eine Beralhung Delegirter der verehrt. Gewerbevereine stattgefunden. Neben ausgezeichneten und bewährten Kräften aus den Be­zirken Calw, Nagold und Freudenstadt wurde lür das Oberamt Neuenbürg

Herr C. Commerell. Theilhaber des Hauses Krauth und Comp, in Höfen aufgestellt; hiedurch fanden die Interessen des Enzthals eine entsprechende und oneikennenswerthe Berücksichtigung, indem Hr. Commerell sicher als der geeignetste und tüchtigste Vertre­ter für das Oberamt Neuenbürg zu bezeichnen ist. Eine rege Wahlbe- theiligung, welche allseitig wünschenswerlh wäre, kann daher tür den Be­zirk Ne uenbürg in Aussicht genommen werden. _

Tages-Neuigkeiten.

In Augsburg wurde ein Bäcker zur Strafe gezogen, weil er das Brod zu leicht gemacht hatte; er entschuldigte sich wie folgt:Ich habe das Brod nur um ein Weniges zu leicht gemacht, das kommt daher, weil ich noch ein Anfänger bin!"

Kassel, 17. Jan. Ein bisher noch nicht dagewesener Fall wenig­stens hier noch nicht vorgekommen ereignete sich kürzlich vor dem hiesigen

sts.Und auch Sie selbst bedürfen der Zeit, um dis kennen zu lernen, die Sie in Ihre Familie aufnehmen wollen. Vergessen Sie nicht, daß es sich um Ihre ganze Zukunft handelt."

O mein Gott, diese ewigen Bedenken!" rief Robert hingerissen. »Ich fürchte nicht, daß meine Liebe sich ändert, denn Sie, Helene, bleiben ja dieselbe, auch wenn Sie nie den Schleier von Ihrer Vergangenheit nehmen."

Sie setzen ein großes Vertrauen in mich, das ich vielleicht nicht verdiene."

Mein Mißtrauen erstreckt sich nur auf die Freiheit Ihres Herzens."

Ich würde es Ihnen längst gesagt haben, Herr Simoni. wenn ich in dieser Beziehung gefesselt wäre. Di« Pflicht der Dankbarkeit erfordert «in unumwundene» Geständniß."

Helene, Sie können noch eine Wahl treffen?"

Ich kann esl" flüsterte sie, verwirrt die Augen zu Boden senkend.

Robert stürzte zu ihren Füßen nieder; hastig ergriff er ihre beiden kleinen Hände und bedeckte sie mit glühenden Küssen.

Dann, Helene." rief er au«,werde ich nicht ermüden, mich um Ihre Gegenliebe zu bewerben. Aber verkennen auch Sie Ihre Stellung nicht in unserm Hause"

Stehen Sie auf. mein Herr!" rief die junge Dame in einer martervollen Angst» und indem sie starren Blicks auf den Knieenden herabsah.

Sie zog ihn empor und entwand sich sanft seinen Händen. In diesem Augenblicke ließ sich die Glocke der Commerziemüthin vernehmen. Helene

verneigte sich und verschwand durch eine Thür.

Dieser Engel wird mein Weib," flüsterte der entzückte Robert,und wenn sich die Welt mir entgegenstellte! Sie kann nicht anders handeln, denn sie ist ein zartfühlendes, taktvolles Mädchen. Ach, ich möchte alle Menschen umarmen, möchte sie alle so glücklich machen, wie ich jetzt durch das Geständniß Helenen's geworden bin. Sie liebt mich, sie liebt mich! Es unterliegt keinem Zweifel!"

Eine Stunde später ließ sich der Advokat Petri anmelden. Robert selbst führte den Rechtsanwalt in das Zimmer seiner Mutter, die ihn mit großer Neugierde empfing.

Madame," begann der Advokat.man hat mich zum Vertheidiger eines gewissen Franz Osbeck berufen, der wegen politischen Verbrechens in Ihrem Hause verhaftet wurde."

Leider!" rief entrüstet die Wittwe.Uebrigens, mein Herr, ersuche ich Sie. mich in diese traurige Angelegenheit nicht weiter zu verwickeln, denn ich kenne Franz Orbeck nicht, will ihn nicht kennen, obgleich er un­glücklicherweise mein Neffe ist. Es bedarf wohl weiter keines Nachweises, daß die Commerzienräthin Simoni mit einem vagiienden Demokraten nicht in Verbindung steht. Ich habe Mch schon von ihm losgefagt, noch ehe er sich gegen den Staat vergangen."

Auch kann man nicht sagen," fügte Robert hinzu,daß wir ihm seine Flucht erleichtert haben; er forderte eine Geldunterstützung wir haben sie ihm verweigert, um uns durchaus in keine Beziehung zu ihm zu setzen."

(Fortsetzung folgt.)