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«erde; bis jetzt scheint aber nicht viel Aussicht auf Erfolg vorhanden zu sein Dagegen sollen, Dank den Bemühungen der genannten Vereins, hier und in Stuttgart Billelr ousgegeben werden mit dem Retourvordruck „über öeonberg oder Böblingen retour." Diese wohlangelegte Neuerung soll schon in nächster Zeit zur Ausführung kommen.
— Böblingen, 10. Jan. Am Samstag Abend feierte Se. Hoh. Prinz Weimar in dem festlich dekorirten Saale des Gasthofs zum Waldhorn sein 25jähriges Jaad-Jubiläum; es ist ein Viert-ljahrhundert, daß er die Jagd in den hiesigen Stadtwaldungen in Pacht hat. Die bürgerlichen Kollegien waren durch eine Deputation vertreten. Unter den Teilnehmern sn diesem Fest war auch seine Exzellenz General v. Schachtmeyer. Dem Jubilar wurde vom Graf v. Dillen ein von der Jagdgesellschaft gewidmeter Pokal überreicht, wofür derselbe in längerer Rede dankte
— Stuttgart, 10. Jan. Vor Kurzem trieb hier ein Gauner mit angeblich seinen Kuba-Cigarren einen argen Schwindel. Er stellte sich nämlich in den feinsten hiesigen Kreisen als Seeoffizier vor, legitimirte sich durch Paß und zeigte auch eine große Menge von Visitenkarten mit allerdings hochfeinen diesigen Adressen vor. Er sei, erklärt er, bereits vor vier Jahren mit importirten Cigarren hier gewesen, welche solchen Anklang gefunden hätten daß er ersucht worden sei, wieder zu kommen. Und er fand genug Abnehmer für seine ächten Kubas, das Hundert zu nur 10 vlL So wurde er in einem hiesigen Fabrikgeschäfte gegen 2000 Stück los, das Papier aber, in welches die Cigarrenkistche» ringepackt waren, trug die Firma einer hiesigen Cigarrenhandlung. Von einem Sachverständigen wurden einige dieser Cigarren untersucht. Das Deckblatt war allerdings Kuba, der Inhalt aber unreifer Pfälzer. Der Werth von 100 solcher Cigarren ist etwa 3.50—4 ^ Möge dieses Beispiel alle Familien zur Vorsicht mahnen, nichts von unbekannten herumziehenden Händlern zu kaufen. (Der gleiche Schwindel ist auch schon hier in Calw getrieben worden )
— Stuttgart. 12. Jan. Die Verwundung des Hrn. v. A b s l ist, wie sich jetzt herausstellt, eine entschieden lebenSgefäbrliche. Herr v. Abel zählt 62 Jahre, welche Altersstufe an sich solchen Verletzungen einen bedenklicheren Charakter verleiht, ist Wittwer und Vater zweier erwachsener Söhne. Beim Sondiren des Schußkunals gelangte man bis zu einer .Liese von 10 Centimeter, ohne bis jetzt die Kugel zu finden; wo dieselbe fitzt, hat bisher mit Sicherheit nicht ermittelt werden können. Nur scheint es. daß durch die in der rechten Hüflegegend einaedrungens Kugel glücklicherweise weder Darm, noch Blase verletzt ist. Der Patient befindet sich Heute noch fieberfrei. trägt sein trauriges Loos mit Ergebung und leidet noch keine besonders großen Schmerzen, verbringt aber dis Nächte schlaflos Ob er den Mordanfall mit dem Leben wird bezahlen müssen oder ob er davoukommen wird, läßt sich durchaus noch nicht sagen. Braun soll sich im Verhör bisher ziemlich srei benommen haben.
— Stuttgart, 13. Jan. lieber das Befinden des Oberbauraths v. Abel sind wir in der Lage, befriedigende Mittheilung zu machen. Derselbe befindet sich fieberfrei und fühlt keinen Schmerz. Die Lage der eingedrungenen Kugel ist immer noch nicht ermittelt.
— Stuttgart, 13. Jan. Gestern Vormittag um 8^/4 Uhr wurde die 22 Jahre alte Louise Neumann, geb. Faust, Sporerstr. Nr. 1 III wohnhaft, todt in ihrem Bette gefunden. Dieselbe hatte vorgestern Abend um gr/. Uhr wegen heftigen Zahnschmerzen eine zu starke Dosis Chloroform zu sich genommen, in Folge dessen sie, nach Ausspruch des Arztes, gestorben ist.
— Eßlingen, 10. Jan. Gestern Nachmittag entwickelte sich auf dem bei der Domäne Weil gelegenen Weiher ein reges Treiben von Schlittschuhlaufenden. Plötzlich brach die Eisdecke mit einem Herrn und einer Dame ein und Beide standen bis zur Hüfte im Wasser. Die zur Hilfe eilenden Herren wurden vom gleichen Schicksal ereilt; doch war eine Gefahr des Ertrinkens nicht vorhanden. Die meisten Schlittschuhläufer aber zogen vor, den gefährlichen Boden zu verlassen.
— In Obertürkheim gibt es unter betrunkenen Stromern und Dirnen öfters Streit in der Fremdenherberge, so auch Sonntag Nachts, worauf
dem Herbergsvater alle Fenster eingeworfen wurden, war, wie die C. Z. sagt, einen Schaden von beinahe 100 verursacht haben mag.
— Flochberg, Oberamis Neresheim. 10. Jan. Dieser Tage schoß ein I3jähriger Knabe mit einer Pistole in die Stube des Schreiner» Vogt dahier Der Landjäger aus Bopfingen der alsbald die SaLe erfuhr, begab sich nach der Schule, wo er den Burschen sammt der Waffe fand. Die Pistole war unter dem Subsellium versteckt, und zwar scharf geladen und mit einem Zündhütchen versehen. Das Pulver hatte der Junge im Sliefelrohr versteckt
— Niederstetten, 10. Jan. Bei einer kürzlich in Schcozberg stattgehabten Kontrol-Versommlung für Reservisten, welche auf 8V2 Uhr bestimmt war, benützten die diesigen Reservisten den Frühzug, der um 8 Uhr 32 Min. in Schrozberg ankommt, wodurch sich ihr Erscheinen um mehrere Minuten verspätete. Hiefüc wurden ihnen nun, ca. 20 an der Zahl, je eine Strafe von 5 oder 1 Tag Arrest zuerkannt. Die Bestraften reichten durch Vermittlung deS Kgl. Oberamts ein Gnadengesuch ein, welches heute mit dem Resultat zurückkam, daß den Bittstellern wegen ihre» ZuspätkommenS und wegen Nichteinhalkens des Dienstweg» bei Einreichung ihre« Gnadengesuchs unter Wegfall der ersten Strafe eine solche von drei Tagen Mittelarreft angesetzt worden.
— Karlsruhe, 12. Jan. Seit Anfang dieses Jahres ist Seiten» de» Stadiraths in Verbindung mit dem Ortsgesundheitsrath eine städtische Unteriuchungsanstalt für Lebens- und Genußmittel, sowie für Gebrauchs- gegenstönde ins Leben getreten. Die Anstalt dient vorzugsweise zur Vornahme von chemischen Untersuchungen, welche das großh. Bezirksamt veranlaßt, steht aber auch dem Gesammtpublikum zur Benützung offen gegen Entrichtung von tarifmäßigen Gebühren.
— München, 10. Jan. Vorgestern stürzte sich ein im Schulhause an der Türkenstraße über Mittag zurückdehalteneS 7jähr. Mädchen aus dem Fenster eines Schulzimmers im dritten Stockwerke, in welchem es eingesperrt war, auf dis Straße hinab und erlitt lebensgefährliche Verletzungen.
— München, 11. Jan. Im Kochelsee hat dis Krsbrpest ca. 144,000 Stück Krebse hinweggerafft. Im sog. Rohrsee sind zu Neujahr in zwei Tagen sämmtliche Krebse in erstaunlicher Menge vermset.
— Elberfeld, 6. Jan. Ein Eisenbohnbiamter in Vohwinkel verletzte sich am heiligen Abend am Weihnachtsbaum, indem ihm zwischen Daumen und Zeigefinger eine Fichtennadel rn das Fleisch gerieth. Die Folgen dieser anscheinend geringfügigen Verletzung waren traurigster Art. Der Arm schwoll unter großen Scbmerzen des Patienten an, uud die ärztliche Kunst vermochte nicht, da« Schlimmste abzuwenden. Trotz aller Bemühungen der Aerzte ist der Unglückliche im Krankenhause, wohin man ihn alsbald geschafft hatte, seinen Leiden erlegen.
— Berlin, 10. Jan. Im städtischen Krankenhause im Friedrichshain ist ein Tischler an einer sonderbaren Krankheit gestorben. Er war wegen Magen- und Darmentzündung in Behandlung, bei der Sekiion fand man aber im Magen 360 Gramm — Schellack. Ter Mensch war dem Trünke ergeben und trank Alkohol in jeder Form, auch die Politur, die aus einer Spiritusauflösung des Schellack besteht. Im Magen wurde der Spiritus absorbirt und der Schellack blieb als feste Masse zurück.
— Aus Pass au wird berichtet: Ein junger Ehemann, welcher schon
all« Hilfsquellen zur Befriedigung eines arbeitsscheuen Leben» erschöpft hatte, kam aus eine eigenthümliche Idee: Eines Morgens erwachte die junge Ehefrau und fand ihr schönes reiches Haar kahl abgeschnitten. Dasselbe wurde von dem Unhold von Mann verkauft und das Geld — vertrunken. _
Zur Frage von der AVechselfähigkeit
In der Generalversammlung des landw. Verein» ist, wie au» dem darüber in d. Bl. erstatteten Berichte zu ersehen, von Secr. Hör lach er über die Frage von der Beschränkung der Wechselfähigkeit und von den Verhandlungen darüber in der K. Centralstelle berichtet worden An diesen Bericht wurde die Warnung für die Landwirthe angeknüpft, überhaupt keine Wechsel zu unterschreiben. Die Ansicht, daß
Und zugleich flog er an die Brust des Freundes, der seine Arme ausbrei- tele, und die bebenden Lippen des Gefangenen «it Küssen bedeckte. Wahre, innige Freundschaft bewegte die Brust der beiden Männer, daß sie auf Augenblicke den verhängnisvollen Ort ihres Wiedersehen» vergaßen.
-Ich ziehe Dich zu mir aus das elende Lager eines Gefangenen," sagte Franz. „Aber ich bin kein Verbrecher," fügte er schmerzlich hinzu; „Du kannst mir ohne Bedenken die Freundeshand reichen. Mein Sinn war zu frei, Julius, und deßhalb mußte man ihn in diese engen Kerkermauern zwängen."'
„Erspare Dir jede Rechtfertigung, armer Freund I Ich bin gekommen, um Dir die Hand, die alte, treue Rechte zu bieten. Und wenn ich nach dem Grunde Deiner Gefangenschaft frage, so geschieht es nur, um mich zu informiren, daß ich die rechten Mittel zu Deiner Rettung wählen kann."
„Zu meiner Rettung? Zu meiner Rettung?" rief Franz schluchzend. „Julius, Du weißt, daß ich kein Feigling bin, daß ich mehr als ein Mal dem Tode die Stirn geboten — aber hatte mir die Thränen zu Gute, die mir jetzt der Gedanke an die Freiheit erpreßt, schilt mich nicht feig, wenn ich jetzt vor dem Tode, selbst vor einer langen Gefangenschaft zittere. Mein Herz ist mit Banden an das Leben gefesselt, die ich weder den Muth noch die Kraft besitze, zu zerreißen. Nicht um zu athmen, um die Freuden de« Daseins zu genießen, will ich leben; sondern um zu lieben, um der frei anzugehören, die allem mein Leben ausmacht. Du kennst sie, Julius, Du seihst mußtest sie achten und lieben —"
„Helene!" murmelte der Advokat. „Ihretwegen verlohnt «» sich der Mühe, zu leben."
„Du kennst sie," fuhr Franz wie begeistert fort. „Und »on diesem Engel an Schönheit und Tugend reißt yüch eine menschliche Gewalt, die Macht der Verhältnisse, deren ich im Uebermuthe meines Glücke« spottete. Helene hängt an mir in treuer Liebe, sie leidet, wenn ich leide, und sie ist glücklich, wenn ich glücklich bin. Mit einem Muthe, den ich Verwegenheit nennen muß, reiste ich durch das Land. in dem man noch mir fahndet. Ich trotzte den Gefahren, die sich mir überall entgegenstellten, und schon glaubte ich mich dem Ziele, der freien Schweiz, nahe, als mich mein Ver- hängniß ereilte."
„Du wolltest nach der Schweiz," fragte verwundert der Advokat, „und nimmst diesen Weg, da es Dir doch freistand, einen minder gefahrvollen zu wählen?"
(Fortsetzung folgt.)
(Auch eine Rechtfertigung,) Intendant : „Das soll «in Trauerspiel sein! Beim Durchlesen desselben habe ich mich ja halb todt gelacht I" — Autor: „Ja wissen Sie. bei unseren traurigen Zeitvsrhäitnissen kann ein Trauerspiel gar nicht lustig genug sein!"
(Den Stiel umgekehrt) Eine Dame wird in einem Laden abgefaßt, wie sie mehrere Maaren eskamotirt. Reumüthig will sie diese zurückgeben. Kaufmann: „Bitte, meine Dame, war Sie sich soeben angeeignet, müssen Sie bezahlen I" — Dame (entrüstet): „Mein Gott, «ne solche Prellerei ist mir doch noch nicht vorgekommen I"