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pol berkin, das an v. Gültlingen, Lenz und Mohl Freunde, an Retter und Mayer seine Gegner hat. Kap. 106. Für die Vollziehung de- Gesetzes, betr. die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer 196,000, resp. 206,000 Ut. Im Jahr 1882, sagt v. Renner, werden die Einschätzungen zu Ende geführt werden können. Kap. 107. Allgemeine Amtsausgaben der Kameralämler jährl. 507,883 «1t. Genehmigt mit Aus­nahme eines Postens von 6,500 «st, weicher sür die Errichtung eines Kameralamts in Leutkirch vorgesehen war. Hiemit ist der Etat des Finanz.Dep. erledigt.

Tagesordnung des K. Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung

am Freitag, den 11. Jan. :88i, Vormittags 9 Uhr:

Rechtssache zwischen

1) Anna Maria Fenchel in Altburg und Gen., Kl. und Friedrich Volz, Schreiner da­selbst, Bell, Ansprüche aus unehelicher Schwängerung betr.

2) Golthitf Günther, Rothgerbe: in Nagold, Kl. und Karl Wolpoldt, Gerber in Calw, Bell. Wcchselsorderung betr.

Tages Neuigkeiten.

Calw, 12. Januar. Wir haben kürzlich von einem kleinen Unfall

berichtet, der einem Foreller-Transport auf dem hiesigen Bahnhofe begegnet ist. W>r erfahren nun mit Befriedigung, daß in Stuttgart sämmtltche Forellen, die tobten wie die lebenden von der Polizei covsiscirt und daß Käufer und Verkäuf.-r, ein Stuttgarter Fisch- und Geflügeltzäntuer und der Pächter de- v, G ü lt li n g e n'schen Fischteiches in Berneck in Strafe ge­nommen wo den sind. Forellen gehören in dm Wintermonaten, in welch« ihre Laichzeit fällt, zu den ungesunden und darum verbotenen Nahrungs- vutteln und überdies ist es eine immense Tborheit, einen Fischbestand durch derartiges Ausrauben in der Laichzeit auf Jahre hinein zu ruiniren. Von den Forellen kamen damals 34 Pfund tobt in Stuttgart an, wofür der Käifer 1 pr. Pfund bezahlte, während er sür die lebenden 2 gab.

Für den Schaden wollte sich der Verkäufer bei der hiesigen Babnhoiinpektion regiessiren, die natürlich für seine unbegründeten Ansprüche kein Ohr hatte. Der ganze Transport halte über l '/z Ctr. enthalten. Vielleicht dient dieser Vorgang zur Warnung vor ähnlichen Umgehungen des Fischereigefctzes

Neuenbürg. 8 Januar. Zur Berathung der Mittel gegen das Vogantenthum ist schon vor Weihnachten die Landarmenkommission mit dem Ausschuß des Bezirksarmenvereins zusammengetreten. Man einigte sich in der Anstcht, daß auf die allgemeine Einführung der Naturalver- pstegung hingewirkt werden solle Auf ein in dieser Richtung vom gem. Overamt an dis Ortrarmenbehörden erlassenes Aurschreiben ist düse Ver­pflegung in einer großen Mehrzahl von Gemeinden beschlossen und theil- weise bereits eingeführt worden. Die Erfahrungen, welche mit der neuen Einrichtung binnen kurzer Zeit gemacht wurden, fins bis jetzt günstig.

Stuttgart. 8, Jan. In der Nacht vom 67. d. Mts. sind 2 junge Leute auf dem Feuersee in unerlaubter Weise Schlittschuh ge­laufen; die schwachgefrorene Eisdecke brach ein und Beide stürzten in's Wasser. Nach vieler Anstrengung konnten dieselben durch Schutzmannschaft und Zivilpersonen gerettet werden, doch befindet sich einer derselben jetzt noch in Lebensgefahr.

Stuttgart, 8. Jan. Die K Telegraphenverwaltung versendet jetzt

dos Cirkulär, worin sie die Absicht ankündigt,falls ein Bedürfniß dazu sich zeige", in Stuttgart und dessen näberer Umgebung telephonische Verbindungen von öffentlichen Gebäuden und Privathäusern sowohl unter sich, als mit einem centralen Umschaltungsapparat und durch diesen mit der Centraltsleqraphenstation herzustellen. Die Bedingungen der Theil- nahme sind im Wesentlichen folgende: Für die Benützung einer Leitung zwischen dem centralen Umschaltungsapparat und dem Bureau oder der Wohnung der Theilnehmers bei einer Leitungilänge von 2 km jährliche Gebühr 200 , für jeden weiteren Kilometer Leitung oder einen Theil

derselben 50 -/K mehr; bei Verbindung mehrerer Lokale eines und desselben Besitzers mit dem Centralapparat durch eine gemeinsame Leitung für jede Zwischenanstalt 100 okL mehr; sür telephonische Verbindung zweier oder mehrerer Lokale desselben Besitzers untereinander mit Umgehung des Central- apparatS bei einer Leitungslänge von 2 km 120 -16 und sür jeden weiteren Kilometer 50 mehr.

Stuttgart, 10 Jan. In nächster Zeit wird hier eine Eisfab­rik errichtet werden. Die Gesellschaft wird den Namen tragen:Aktien-

§ gesellschaft für Linde'« Eismaschinen Wiesbaden." Mit dem Bau wird alsbald begonnen, so daß der Betrieb schon am 1. August eröffnet werden kann. Mit den größeren hiesigen Bierbrauereibesitzern sind bereits Ver­träge abgeschlossen, wonach dieselben bestimmte Quantitäten Eis überneh­men. Der Rest wird von der Stuttgarter Eishandlung. Besitzer A, Kober, zum Verkauf übernommen. Der Preis sür die Bierbrauer wird sich je nach ^ der Jahreszeit auf 2540 ^ pro Centner stellen. Außer dem gewöhn«

! lichen Eis soll noch eine bessere Sorte unter dem Namen Krystalleis, haupt­sächlich für Privatgebrauch, fabrizirt werden. Die Einrichtung der Fabrik ist der Maschinenfabrik Augsburg und dem Herrn G. Kuhn in Berg übertragen.

Stuttgart, 11. Jan. Gestern Mittag kurz nach 12 Uhr wurde auf den Herrn Oberbaurath v. Abel hier, als derselbe von seinem Bureau im Postgebäude herausging und in den Posthof eintrat, ein Mordversuch gemacht; ein Mann hatte sich unmittelbar vor dem Eingang in« Gebäude rm Posidof postirt, und als Abel in den Posthof einlrat, feuerte derselbe 2 Schüsse au« einer scharf geladenen Doppelpistole auf Abel ab ; eine Kugel traf Herrn Abel in die rechte Seite, die Verwundung soll nicht ungefähr­lich sein, die Kugel wurde bis jetzt nicht gefunden. Der zweite Schuß ging in ein Fenster im Bureau des Hrn. Postralh CIeß, hat aber keine Person verletzt Der Thäter wurde in der Person des 56 Jahre alten Joh. Braun, Bauunksrnehmer von Adolzsurth, OA. Oeyringen hier wohnhaft, Kisernenstr. Nr. 35 durch 2 Postbedienstete festgehalten und einem Schutzmann übergeben Derselbe ist der Thot geständig und bat als Motiv angegeben, daß er mit der Ersenbahnbaukommission mehrere Jahre hindurch einen Prozeß geführt und sein ganzes Vermögen hiebet eingebüßt dabe und nickt zu seinem Rechte gekommen sei. Die beiden Läufe der frag!. Schußwaffe wurden zerrissen und die einzelnen Stücke im Posthof gefunden. Der Thäiec wurde gestern noch dem Gericht übergeben.

Heilbronn. 9. Jan. Das Vergnügen des Schlittschuhlaufens auf dem sogenannten Petroleumssee hat heute Nachmittag eine höchst unange­nehme Unterbrechung erlitten Die Eisdecke war bei der Menge von Läufern und Zuschauern zu schwach , um bei einer Kälte von 5-8» k. dauernden Widerstand leisten zu können und mehrere der ersteren brachen in das ziemlich tiefe Wasser ein. Da die Menge neugierig der UnqlückS- stelle zudrängte, so erweiterte sich die eingebrochene Lücke und schließlich standen wenigstens 30 Personen beiderlei Geschlechts im Wasser. Durch rasche Hilfeleistung wuroen die Eingebrochenen aus ihrer unangenehmen Lage befreit und mittelst schnell herbeigeholter Droschken in Teppiche ge­hüllt, heimbesördert.

Güglingen. 8. Jan. Ist es ein Erdbeben, sind wir in Agram, oder wo fehlts sonst, daß die Häuser aus den Fugen gehen? so fragten sich die Güglinger. als.es am 5, d. M Nachts 2 Uhr einen großen Fall that und eine Scheuer einstürzte, eine zweite ihr halb nach. Unten in der Scheuer war ein Stall und in demselben eine Kuh, 2 Schweine, eine Hüh- nersamilie mit dem Hahn. Diese ganze Thierwslt sammt den Balken und dem Gemäuer des Gebäudes stürzten in die Tiefe des Kellers, dessen Stütz­mauer alt und schwach und dessen Gewölk sehr nieder gesprengt war. Die Mauerumgebung war durch das anhaltende Regenwetter durchweicht und nachgiebig geworden. Merkwürdig ist, daß bei dem Einsturz keine» der Thiere Schaden litt, wenngleich ihre Lage keine beneidenswerthe war. Die Kette der Kuh war glücklicherweise gerissen, die Kuh an eine entgegen­gesetzte Ecke verschlagen. Unv in der Tiefe krähte ängstlich der Hahn. Man kann leicht ermessen, welche Arbeit es kostete, um die Thiere aus ihrer Lage zu befreien,

In Sontheim a. d. Br. ließ dieser Tage ein Unbekannter eine 20 -K-Rolle, weiche den Namen eines benachbarten Müllers trug, in einer Wirthschast umwechseln. Nachher fand sich aber nur ein rundes Stück Eisen vor. In anderen Wirthschaslen versuchte ec dasselbe Manöver,

Friedrichshafen. 7. Jan. Gestern hatten wir eine Treibjagd mitten in der Stadt. Es kamen nämlich mit der Bahn drei lebende Rehe in Kisten verpackt und sollten auf einen Dampfer nach der Schweiz ver­laden werden. Aus Unvorsichtigkeit beim Umladen gelang es einem der Thiere, zu entrinnen und rannte dasselbe durch die Straßen der Stadt,

Gesicht tief verschleiert, das Haus der Commerzienräthin. Sie achtete des stürmischen Schneewetters nicht; hastig eilte sie durch die Straßen.

IV.

Uw dieselbe Zeit zog ein Mann an dem schweren Glockenzuge eines großen, finstern Gebäudes, das einsam zwischen den letzten Häusern des westlichen Stadttheils lag. Gleich darauf ward die Pforte einer großen, mit Eisenstäben beschlagenen ThoreS geöffnet, vor dem eine Schildwache langsam und schweigend aus- und abging. Der Mann trat in eine Bogen­halle. deren dunkles Gemäuer bei dem Scheine einiger Gasflammen von angesetztem Eise blitzten. Er durchschritt diese Halle und trat in einen Hof, der ring« von Hohen, finstern Gebäuden eingeschlossen ward. Rechts zeigten aufgestellte Gewehre und ein Posten an, daß sich hier eine Wache befand.

Wohin?" fragte der Soldat.

Zu dem Inspektor des Staatsgefängnisses."

Ter Soldat deutete ihm die Wohnung desselben an, und der Mann, indem er seinen Mantel fester anzog, trat in eine Thür, erstieg eine Treppe und gelangte auf einen freundlichen Corridor. Er mußte hier schon be­kannt sein, denn ohne zu wählen, klopfte er an eine Thür. Im nächsten Augenblicke stand er vor einem greisen Militär, der ihn ernst und gemes­sen, aber freundlich empfing.

Herr Advokat Petri." sagte er,was verschafft mir so spät noch das Vergnügen. Sie in meinem finstern Reiche zu begrüßen?"

Der Advokat, ein Mann von vielleicht zweiunddreißig Jahren mit

> einem weißen, fein geschnittenen Gesichte, großen. lebhaften Augen und einem kurzen, schwarzen Backenbarte, legte zwanglos seinen beschneeten Hut aus einen Stuhl,

Herr Major," sagte er,ich komme so eben au« der Wohnung de» königlichen Staatsanwaltes, den ich leider nicht antraf, weil er sich in Gesellschaft befindet. Sie kennen meine geschäftlichen Beziehungen zu ihm, und darum werden Sie ermessen. daß er mir die Erlaubniß, einen poli­tischen Gefangenen zu besuchen, nicht verweigern würde. Gestützt auf meine Stellung als öffentlicher Advokat und Notar, der vor den Schranken des Geschwornen-Gericht» nicht unbekannt ist, richte ich an Sie die Bitte, mir den Zutritt zu einem Gefangenen zu gestatten die Erlaubniß des Staatsanwalts glaube ich verbürgen zu können."

Sie fordern viel, mein Herr!" sagte ernst und bedächtig der Kreis.

Ick weiß es; wenn ich aber noch hinzusüge, daß ich der Vertheidi- ger des Gefangenen sein werde"

Ihre Vollmacht?"

Ich stehe im Begriffe. sie mir zu holen. Eie erinnern sich, daß dieser Fall zum ersten Male stattfand, als ich Ihren Sohn, der jetzt in Amerika lebt. vor dem ersten Schwurgerichte vertheidigte. Daß ich die Schranken der Gesetzlichkeit nicht überschreite, wissen Sie."

Wer ist der Gefangene?"

Franz Osbeck, ein Kamerad und Gesinnungsgenosse Ihre« Sohne». Sie dienten Beide als Offiziere bei einem Jägerregiments."

Er ward in verflossener Nacht verhaftetI" murmelte der Greis.

(Fortsetzung folgt.)