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Calw An die Standesämter.

Unter Hinweisung auf die Bestimmungen in tz, 45 Z. 7 b und § 45 Z. 10 der Ersatz-Ordnung werden dieselben erinnert, den vorgeschriebenen Rurzug aus dem Sterbe-Register des Jahres 1880, enthaltend die Ein­tragung von Todesfällen männlicher nicht im Bezirk gebür­tiger Personen, welche das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, längstens bis 15. ds. Mts. an das Obecamt einzusenden.

Den 8. Januar 1k81. K Oberami.

F l a x l a n d.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Berlin, 5. Jan. Der Bundesrath wird seine Thätigkeit am 10. Jan. wieder aufnehmen. Eine Interpellation der Konservativen im Abgeord­netenhause bezweckt, die Regierung aufzufordcrn, bei den Organen des Reiches die Einführung von Kampszöllen zu beantragen, welche der Reichstag früher abgelehnt hat. Die Angabe, daß Fürst Bismarck persönlich die Inter­pellation beantworten wolle, erhält sich. Bezüglich des Gesetzes über die Verwendung überschüssiger Reichseinnahmen will man womöglich durch Vertagung alle Debatten vermeiden. Die Angaben, daß das Tabak­monopol wieder in den Vordergrund trete, sind verfrüht; die Regierung tritt sür jetzt keinesfalls der Angrlegenheit näher.

Berlin. 0. Jan. Das hiesige Polizeipräsidium hat den kleinen Theatern, Caför u. s. w die Weisung zugehen lasten, alle Vorträge zu unter­lassen, die geeignet sind, unliebsame Reibereien unter den Zuschauern her­vorzurufen. Er handelt sich natürlich um die Juden frage

DerKonservativen Korrespondenz" zufolge haben die Verhandlungen zwischen den Konservativen und dem Finanzministcr Bitter «egen des Steuererlastes zu dem Ergebniß geführt, eine Vierteljahrsrate der Klaflen- und fünf untersten Stufen der Einkommensteuer dauernd außer Hebung zu setzen,so lange die Staatsfinanzen es gestatten."

Berlin. 7. Jan. DieDeutsche Volkrzeitung" bringt die seltsame Nachricht, wonach die ReichStelegraphenverwaltuna anordnet, daß alle an ein Mitglied des hannoverschen Königshauses gerichteten Depeschen zurückgc- »iesen werden sollen.

Hamburg, 4. Jan. Die zur Agitation für den Zollanschluß auf gestern Abend in demonstrativer Weise von der hiesigen Zollanschlußpartei in den verschiedenen Stadttheilen einberufenen 36 Versammlungen führten zu einem gänzlichen Fiasko. Der größte Theil der angekündigten Ver­sammlungen kam, da der Besuch ausblieb. gar nicht zu Stande, in fast sämmllichen übrigen sehr schwach besuchten Versammlungen wurden Resolu­tionen gegen den Anschluß mit überwiegenden Mehrheiten angenommen.

Frankreich.

Pari-, 5. Januar. Heute ist in Brest der Transportdampfer Na varin angekommen, welcher noch 305 Amnestirte von Noumea nach Frankreich brachte. Im Ganzen bleiben jetzt von den amnestirten An­hängern der Kommune nur 18 aus verschiedenen Gründen in Noumea zurück.

England.

London, 5 Jan. Gestern kam es in Newbrook bei Claremorris zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen der Polizei und Volksmasten, welche die Gerichtsbeamten verhindern wollten, die gegen viele Pächter erlassenen gerichtlichen Entsetzungrverfügungen letzteren zuzustellen. Zahlreiche Ver­wundungen kamen vor, darunter vier tödtliche.

London, 6. Jan. Die Thronrede mit welcher heute das Parlament eröffnet wurde, betont, daß die Beziehungen zu den auSw. Mächten freund­schaftliche seien. Die Mächte seien augenblicklich mit einem Meinungsaus­tausch wegen der griech. Frage beschäftigt. Mehrere noch unerledigte Theile des Berliner Vertrages beschäftigten aufs Eifrigste die Aufmerksamkeit der Regierung. Wegen des in Irland herrschenden Terrorismus werde die Regierung außerordentliche Vollmachten verlangen, jedoch gleichzeitig auf Abhilfe der Mißkände hinwirken und auf gesetzgeberische Reformen in Irland bedacht sein.

London, 6. Jan., Abds. Unterhaus. Förster, der Staatssekretär

für Irland, kündigt an. er werde morgen Bills zu besserem Schutze der Person und des EigsnthumS in Irland, in Betreff des Waffenbesitze« und der Aufrechthaltung der öffentlichen Rahe beantragen. Parnell. meldet Opposition biegegen an. Gladstone kündigt an. er werde am Montag die Priorität für obige Bills für jeden Tag so lange beantragen, bis sie er- ledigt seien. _

Tagesordnung

des K. Amtsgerichts Calw zu der öffentlichen Verhandlung

am Mittwoch, den 12. Januar 18v1, Nachmittags 3 Uhr, über Forststrafsachen.

I b. Namen der beschädigten Wald-Eigenthü- j mer bezw. Ort der Thal:

Breitcnberger Gememdewald.

Simmozheimer GerechtigkeitS-Wald. Staatswald Bcttelsteck, Revier Liebenzell.

». Namen der Angeklagten.

Peter Blau, Taglöhner,

Friedrich Maier, Taglöhner,

3) Gottlieb Stahl.

sämmtliche von Liebenzell.

4) Johannes Lutz, Schneider von Sim­mozheim.

5) Johannes Finkbeiner von Zainen, Gde.

Maisenbach, OA. Neuenbürg.

Nachmittags 4 Uhr:

6) Joh. Friedrich Bolz. Schmied von l

Hirsau. ! StaatSwald Bruderhang, Revier Hirsau.

7) Daniel Bolz, Fuhrmann von da. )

Tagesordnung

des K. Amtsgerichts Calw in der öffentliche« Gerichtssitzung

am Donnerstag, den 13. Januar 188t, Vormittags 9 Uhr:

Strassache gegen

1) Anna Maria Kimmcrlc, Wittwe von Gültlingcn, OA. Nagold, wegen Be­leidigung.

2i Barbara Lutz Taglöhners Ehefrau von Zavelstein, wegen Diebstahls.

3) Johannes Wcinmann von Altburg, wegen Diebstahls.

Vormittags 10 Uhr:

4) Christoph Müller, Müllerknecht von SerSheim, OA. Vaihingen, wegen Wider­setzung, Beitels u. a. Ue.

Vormittags 11 Uhr:

ü) Benjamin Stahl, ?) Martin Kappler, 7) Michael Pfrommer. stl. von Welten­schwann, Gemeinde Altburg. Antrag auf gerichtliche Entscheidung gegen eine polizeiliche Strafverfügung wegen Ruhestörung.

Nachmittags 4 Uhr-.

1) Eidesabnahme in der Rechtssache zwischen Friedrich Kopp, Bauer und Schmied ' in Egenhausen, OA. Nagold, Klr. und Friedrich Greulc, Bauer in Breitenberg,

Bekl., Bürgschaftsforderuiig betr.

2) Beweis-Einzug in der Rechtssache zwischen Heinrich Helbmann, Hopfenhändler in Nürnberg, Klr. und Lorenz Kirchner, Ziegler von Simmozheim, Bekl., An­sprüche aus einem Kaufvertrag betr.

3) Rechtssache zwischen der Gemeinde Simmozheim, Klrin. und Christian Gäckle, Schäfer in Simmozheim, Bekl., Lchafwaidegeld betr.

Zur Haudelskammerwahl.

Bei der Wichtigkeit dieser Wahl handelt es sich darum, Männer zu finden, welche die Bedürfnisse der verschiedenen Zweige des Handels und der Industrie nicht nur genau kennen. sondern dieselben auch mit der nöthigen Thaikraft vertreten. Ohne Zweifel gebührt der Betheiligung des Holzhandels und der Holzindustrie als den wichtigsten und verbreitetsten Erwerbszweigen unseres Kammerbezirks bei Besetzung der Handels- und Gewerbekammer besondere Beachtung. Der Oberamtsbezirk Neuenbürg war in genannter Richtung durch den in Folge seiner Uebersiedelung nach Stuttgart aus der Kammer geschiedenen Herrn Schultheiß und Holzhändler E. Leo in Hösen in würdiger Weise verlrelen und dürste seinen Ersatz unzweifelhaft finden in der Person des

Herrn C. Kommerell, Associö der Firma Krauth und Cie.

in Höfen,

welchen sich Einsender erlaubt, den verehrlichen Gewerbevereinen zur Auf­nahme in ihre Vorschläge zu empfehlen.

Tages Neuigkeiten.

Nach einer Zusammenstellung der statistischen Erhebungen über den im vor. Winter durch den Frost an den Obstbäumen verursachten Schaden sind im ganzen Lande zu Grunde gegangen:

Feuilleton.

Das Geheimbuch.

Von A. v. W.

(Fortsetzung.)

UI.

Aber ich!" rief die Commerzienräthin mit ihrer durchdringenden Altstimme, und indem sie das Gewicht ihrer fleischigen Hand auf ein Mahagonitischchen fallen ließ, daß es laut erseuszte.Wenn meine Auf­forderung nicht genügt, so befehle ich es Dir!" fügte sie mit der Aller vergessenden Heftigkeit hinzu, die ihre Abstammung verrieth, nämlich die aus einer rhcinländischen Fabrikantenfamilie, die durch den Schweiß armer Arbeiter eia Kapital zusammengescharrt hatte, das unter fünf Erben ver- Iheilt war. Zwei Fünstheile, nämlich das Erbe der Madame Simoni und das ihre« Bruder«, des Vater» des unglücklichen Franz, hatten den Grund -u dem Hamburger Handelshause gelegt.

Befehlen? Befehlen?" fragte Robert kalt und ruhig, indem er stehen blieb.Sie vergessen, Mutter, daß ich großjährig bin. Niemand hat mehr da« Recht, mir Befehle zu erlheilen."

Dir Lippen der alten Dame begannen zu beben, und eine dunkele Nölhe färbte ihre fleischigen Wangen. Gewaltsam setzte sie dem Ausbruche ihre» Zornes einen Damm entgegen, indem sie einen Augenblick schwieg. Ihre schwarzen Augen schoflen glühende Blicke auf den ruhigen Robert.

Deine Großjährigkeit, mein Sohn, spottet also der mütterlichen AutoritätI" sagte sie tonlos nach einer Pause.Gut, ich will e« gelten

lassen; aber ich gebe Dir zu bedenken, daß der letzte Wille Deines Vaters mich so lange des Genusses seines Vermögens, seiner ungetheilten Ver­mögens, versichert, als ich mich desselben zu Deinen Gunsten nicht ent- äußere. Noch bin ich dis Herrin des Hauses Simoni, und wenn Du nicht mehr mein Sohn sein willst, so bleibt mir nur noch übrig, Dich als mei­nen Commis zu betrachten. Enterben kann ich Dich nicht; aber so lange ich alhme, bleibst Du Commis I Jetzt wähle zwischen Beiden! Den Sohn werde ich der Tochter des Präsidenten vorstellen den Commis schicke ich nach Hamburg zurück in das Comptoir. wohin er gehört! Du kennst mich, mein eiserner Wille hat Deinen Vater geleitet, er wird auch Dich im Zaume zu halten wissen. Gestern noch sprach ich ermahnend; heute befehle ich Dir. O, ich kenne die Gründe Deiner Weigerung l Du steigst entweder heute mit mir in den Wagen, um zu dem Präsidenten zu fahren, oder morgen, um nach Hamburg zu reisen!"

Robert hatte seine Ruhe nicht verloren; mit einer höhnenden Eleganz steckte er seine rechte Hand, die ein kostbarer Diamantring schmückte, in die Brustöffnung der weißen, mit Gold gestickten Atlasweste, stützte sich auf die Lehne des Divans, auf dem die Commerzienräthin saß, und sagte lächelnd:

Es ist wahr, Mutter, mein verstorbener Vater hat Ihnen eine ge­wisse Gewalt über mich gegeben, und wie ich vermulhe, unter Ihrem Ein­flüsse, denn Sie bekennen ja selbst, daß Ihr eiserner Wille ihn geleitet hat; aber, Mutter, der Commis, der sechs Jahre die Arbeiten des Herrn Simoni theilte, der bei seinem Tode die Leitung de« Geschäfts übernahm, hat auch ein gewisses Geheimbuch übernommen, das über Dinge Aufschluß gibt, die sehr unangenehme Folgen haben könnten. Senden Sie dm