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— Calw, 2. Januar. Ueber Mangel an Unterhaltung konnte man sich in den nun glücklich hinter uns liegenden Feiertagen nicht beklagen. Nachdem am Stephanrfeiertag die hiesige, unter der hingebenden Leitung des Hrn. Speidel mit rastlosem Eifer vorwärtsstrebende Stavtmusik eine bedauerlicherweise nur schwach besuchte Reunion gegeben, die ein erfreuliches Zeugniß von ihren Fortschritten ablegre, und nachdem am Abend desselben Tages die Sängergesellschaft Concordia ihr zahlreich besuchtes. wohlgelungenes Stiftungsfest abgehalten, das 'von dem heiteren und lebendigen Geiste zeugte, der diese Gesellschaft verbrüdert, brachte uns der Neujahrsabend eine kleine Produktion des Wildbader Quintetts im Waldhorn, die bei der bekannten Meisterschaft dieser Herren einer größeren Betheiligung werth gewesen wäre. Um so besuchter war am gestrigen Neujahrstage das Concert der beiden Wildbader Solisten Hr. Ummen Hofer und Opitz, deren ausaezeichnete Leistungen auf verschiedenen Instrumenten, Piston. Violine, Xilophon (Holzinstrument), Okarina und Harmonium sich stets den lautesten Beifall des Publikums errangen. Einzelne besonders reizende Stücke, wie z. B. das altdeutsche Walzerduett mußten wiederholt werden. Wir wünschen diesen beiden Abteilungen der Wildbader Badmusik, dem Quintett, wie diesen Solisten, besten Erfolg auf ihrer Kunstreise.
— N a^öl^, 29 Dez. In der Gemeinde Sulz- Dorf hat die Halsbräunen erschreckendem Grade eingerissen. Die"Schulen sind auf Anord- nung des Oberamtsarztes seit gestern geschlossen, da etwa 50 Schüler krank darniederliegen. Die tückische Krankheit hat schon viel- Opfer gefordert; einer Familie sind bereits 4 Kinder gestorben. Auch die der Schule entwachsene Jugend bleibt nicht verschont; gestern ist ein 16jähriges Mädchen beerdigt worden und heute folgt ein anderes nach.
— Stuttgart, 31. Dez. Bei der heute Vormittag erfolgten Beerdigung des 8luä. Huber brach dessen Verlobte, Bertha Daiber aus Eßlingen, während der Rede des Geistlichen am Grab unter dem Rufe: „Ich habe mich auch vergütet, es ist schon zu spät!" zusammen und mußte sofort in einem Wagen weggebrachl und in ärztliche Behandlung genommen «erden. Man zweifelt an ihrem Auskommen.
— Stuttgart, 3. Jan. Als man die Bertha Daiber vom Friedhof nach dem Katharinenhospital brachte, stellte unterwegs spontan Erbrechen sich ein. Im Hospitale selbst war das Erste, daß ihr der Magen vollständig ausgepumpt wurde, wobei der intensive Geruch der Blausäure unverkennbar war. Am Abend war gleichwohl die Patientin noch pulslos und ohne Bewußtsein. Auch am andern Morgen, dem Neujahrstage, war ein Puls kaum wahrzunehmen. während bis gestern sie sich soweit erholt hatte, daß sie wieder gerne etwas Nahrung zu sich nahm. Ihr GemüthS- zustand ist aber noch verdüstert und sie soll Aeußerungen des tiefsten Lebensüberdruss«» wiederholt haben.
— Cannstatt, 30. Dez. Die leidige Geschichte der Cannstatter Sparend Vorschußbank, welche schon so viel Staub aufgewirdelt hat, will noch immer nicht zur Ruhe kommen. Kaum sind die letzten Prozesse gegen 38 renitente Mitglieder abgewickelt, so steht einem Eingesandt in der Cannst. Ztg. zufolge schon wieder ein neuer Prozeß gegen 4t Mitglieder in Aussicht, weil durch Uneinbringlichkeit von l7,500 eine neue Umlage auf die noch Haftpflichtigen kommt, welche diese 41 nicht anerkennen wollen
— Ludwigsburg, 31. Dez. Dis irdische Hülle des Prinzen Ulrich wird auf den Wunsch der hohen Eltern auf dem hiesigen allen Friedhose heute Freitag Nachmittag halb 1 Uhr zur Ruhe bestattet werden. Vor Abgang des Leichenkonduktes in Stuttgart wird im Palais Ihrer Königlichen Hoheiten ein TrauergotleSdienst statlfinden.
— Eßlingen, 30. Dez. Ein hiesiges Ehepaar wurde heute auf Anordnung der K. Staatsanwaltschaft Stuttgart verhaftet, weil der Mann seit einer Reihe von Jahren gegen einen hiesigen Angestellten sich Erpressungen erlaubte, denn Gesamrmbetrag heute laut Unterschriften über den Empfang auf die enorme Summe von 7000 festgestellt worden sein soll Ueber die näheren Umstände verlautet noch nichts Sicheres.
— Altbreisach, 30. Dez. Gestern früh, etwa 4 Uhr, begab sich Gemeinderechner Gerhard von Jechlingen angeblich mit einer Summe
Geldes von etwa 15—1600 von Hause weg. um im Namen der Gemeinde auswärts verschiedene Zahlungen zu leisten. Gestern Abend nun wurden, etwa 2 Km unterhalb Breisach, auf der Straße von Burkheim hierher dessen Rock. Hut und Stock, sowie die Brieftasche und das Geldtäschchen (ohne Inhalt) desselben aufgesuuden. In der Nähe der aufgefundenen Gegenstände sind Blutspuren wahrnehmbar. Von Gerhard selbst wurde bis jetzt trotz der eifrigsten Nachforschungen keine Spur entdeckt. Ob ein Verbrechen vorliegt, wird die einzuleitende Untersuchung ergeben. Der Vermißte ist 32 Jahre alt, steht in sehr günstigen Vermögensverhältnissen und ist ein allseits beliebter, friedlicher Bürger und Familienvater.
— Augsburg. 30. Dez. Die „Abdztg." schreibt: Die Augsburger Polizei hat, als sie am 8. d. M. den aus London kommenden Most'schen Agenten Victor Dave in einem hiesigen Gasthofe festnahm, richtige Spur verfolgt, und einen guten Griff gethan. Die dem Dave bei seiner Arcetirung abgenommenen Papiere und die von unserer Polizeibehörde seither gepflogenen Erhebungen haben das im gegebenen Falle zuständige Reichsgericht veranlaßt, gegen Dave die förmliche Voruntersuchung wegen Theilnahme an einer hochverräterischen Verschwörung und wegen Auf- lorderung zum Monarchenmord zu eröffnen.
— Köln. 30. Dez Heute früh um 5 Uhr hat auf dem rechten Rheinufer bei Kaub ein Bergrutsch stattgesundsn, in Folge dessen der Eisenbahnverkehr vorläufig gesperrt ist.
— Frankfurt, 26. Dez. Vor dreißig Jahren theilten drei Brüder ihr väterliches Vermögen; jeder Antheil bestand in 900,000 Gulden Einer derselben wandte sich nach Hessen und machte in seiner Vaterstadt wegen -seiner Exzentrizitäten von sich reden. Er starb und die Folge seines Todes nar ein Familienprozeß. Sein zweiter Bruder ist jetzt ebenfalls gestorben. Ec hat ein Testament hinterlassen, nach welchem seine Neffen Universalerben sich; jede Nichte erhält 80,000 seine Haushälterin 150,000 vk, das deutsche Hochstift 500,000 ^ Einem Freunde strich der Verewigte eine auf 130,000 lautende Buchschuld.
— Bielefeld, 22. Dez. Vor einigen Jahren waren die Damen unserer Stadt durch den sog. „Stecher" in Schrecken gesetzt, welcher ein Vergnügen daran fand, des Abends auf den belebtesten Straßen die ihm begegnenden Frauen mit einem langen scharfen Instrument zu stechen. Nachdem derselbe lange sein unheilvolles Wesen getrieben, wurde er endlich entdeckt und mit einer Gesängnißstrafe von drei Jahren belegt. In den letzten Monaten ist rin neuer „Stecher" ousgetaucht. Derselbe wurde Samstag in der Herberge zur Heimat verhaftet und gestand ein, Damen wiederholt ohne Veranlassung mit der Faust vor den Leib gestoßen zu haben. Er wurde gestern zu einer Gesängnißstrafe von 14 Tagen verurtheilt.
Ueber ein furchtbares Unglück in Saillagot bei Agen wird Folgendes berichtet: Am Weihnacktstage war die ganze Gemeinde zur Vesperstunde in der Kirche, als plötzlich das Gebäude mit schrecklichem Ge- krack einstürzte und die Andächtigen unter seinen Trümmern begrub. Es konnten noch 40 Verwundete aus dem Schutthaufen gezogen werden. Die Zahl der Tobten wird nicht mit Bestimmtheit angegeben. Fast sämmtliche Familien der Gemeinde haben einen Verlust zu beklagen. Es heißt, daß der baufällige Zustand der Kirche schon längere Zeit bekannt war; doch habe man aller zu Gebote stehenden Geldmittel für die „armen" Mönche bedurft, die nur etwa 700 Millionen ihr eigen nennen.
Amsterdam, 30. Dez. In den südlichen Provinzen haben große Ueberschwcmmungen stattgefunden. Die Dämme zwischen Nieuwkuyk und Vlymen wurden 50 Meter weit zerstört. 18 Dörfer zwischen Altena und HeuSden stehen unter Wasser.
Die Zerstreutheit des italienischen Unterrichts-Ministers De Sanatis ist seit lange in Italien sprüchwörtlich. Als er in der gewöhnlichen Sonnlagsaudienz am 12. d. M. beim Könige Humbert mehrere Decrete zur Unterschrift vorlegte, griff er, nachdem der König dieselben vollzogen hatte, statt zum Sandfaß zum Tintenfaß und goß es dem Könige über die Hosen. Man denke sich den Schrecken des Ministers. Der König aber wollte sich vor Lachen ausschütten und freute sich, nun doch auch einmal einen direkten Beweis von der Zerstreutheit seines Ministers erhalten zu haben.
„Du wirst, Robert, diesen Herrn zu tröstrn wissen I" wandte sie sich im Gehen zu ihrem Sohne.
Aber Robert hörte es kaum; Helene, die ihm in dieser Verfassung noch tausend Mal schöner erschien, hatte sein ganzes Wescn ergriffen. Seine glühenden Bücke schienen das reizende Geschöpf verschlingen zu wollen.
Auch Franz erhob sich und starrte den beiden Damen nach, die langsam der Thür zu gingen Niemand bemerkte, außer Franz, daß Helene zum zweiten Male aus die weiße Rose deutete, die ihren Busen schmückte. Die Thür schloß sich und Franz und Robert waren allein. Eine peinliche Pause trat nun ern Der junge Kaufmann hatte Nicht den Muth. seinen armen Vetter zu verlassen, der mit gefalteten Händen, als ob er still betete, verklärten Angesichts nach der Thür sah, durch welche die beiren Krauen verschwunden waren. AI» ob Franz der Gewalt seiner Empfindungen nicht länger enlgegentämpfen konnte, wandte er sich rasch zu seinem Letter, und ergriff dessen Hand.
„Robert,' rief er, „jetzt verzeihe ich Dir. Alles, Alles I Sieh, ich bin ein armer Mann, und «ch verhehle nicht, daß ich gekommen bin, Deine Mutter um eine Unterstützung zu bitten. Tu hast mich wie einen Bettler behandelt, hast mich einen Wahnwitzigen gescholten — ja. ich bin ein Wahnwitziger, ein Bettler, behandle mich als solchen, aber gieb mir eine Summe, mit der ich reisen und mir in einem entfernten Winkel der Erde eine Existenz gründen kann. Dann sollst Du wich nie, nie Wiedersehen. Der arme Franz wird für Dich todt sein, wie »ein Vater für Drch todt ist! Du schweigst, Robert, lächelst mich kalt an — o, vergiß weine Beleidigungen, denke, daß sie Tir rin unzurechnungsfähiger Mensch zugefügt
> hall Robert, ich will vor Dir knien, ich will kniend bitten: gieb mir von ! Deinem Ueberfluffe. daß ich nicht in den Abgrund de« Verderben« stürze, der mich angähnt. Noch kann ich glücklich werden, und Du, Du allein kannst mich glücklich machen!"
Robert zog seine Hand zurück, die der aufgeregte Franz Osbeck noch einmal ergreifen wollte.
„Was ist Las?" fragte er kalt. „Woher kommt diese plötzliche Umwandlung ?"
„Frage mich nicht! Frage mich nicht!" bat Franz.
Mit dem Scharssinne, den die Eifersucht giebt, hatte Robert nach dem Ursprünge der jähen Umwandlung Franzen's geforscht. Die Antwort Helenen's hatte seinen Verdacht geweckt, den Verdacht gegen Alle, die sich in ihrer Nähe befanden. Der spekulirende Kaufmann ging in den glühenden Liebhaber über. Mit einem Blicke übersah er die Lage der Dinge: Helenen's geheimnißvollee, schmerzlicher Wesen, und Franz in dieser Verfassung, seit sie in d»m Zimmer erschienen war. Seine Angst wollte Gewißheit haben.
„Reisest Du allein?" fragte er mit einem stecheuden Blicke.
Franz ward plötzlich ruhiger.
„Mein?" wiederholte er mit unsicherer Stimme. „Wer sollte mich begleiten? Ich bin allein, ganz allein!" fügte er mit unverkennbarer Aengstlichkeit hinzu. „Rüste mich au«, und weun der Tag graut, reise ich ab."
(Fortsetzung folgt.)
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