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Wird das deutsche Reich der mecklenburgischen Ritterschaft nach- marschiren? Diese hat sich wiederholt für Aufhebung der im Reiche einge- fühiten Cimlehe ausgesprochen und dieser Tage haben beide Mecklenburger Regierungen in einem Schreiben sich mit dem Wunsche einverstanden erklärt.

Amerika

Washington, 6 . Dez. Der Kongreß wurde heute mit einer Bot­schaft des Präsidenten Hayes eröffnet, welche das Land wegen seiner zu­nehmenden Wohlfahrt und des friedlichen Verlaufs der Präsidentenwahl beglückwünscht, die Reform des Staatsdienstes, die Einführung von Konkur­renzprüfungen bei der Anstellung von Beamten empfiehlt und strenge Ge­setze gegen die Vielweiberei der Mormonen befürwortet. Die Beziehungen mit dem Ausland seien ununterbrochen friedliche. Beschwerden naturalisirter Bürger im Auslande seien niemals weniger als jetzt vorgekommen. Die Einkünfte des letzten Finanzjahres wurden auf 3o3. die Ausgaben auf 267 Millionen Dollars, die Einkünfte des laufenden Jahre- auf 350, der Urberschuß auf 90 Millionen Dollars veranschlagt. Der Jahresbericht des Schotzsekrelärs Sherman empfiehlt die Emission von 400 Millionen Dollars 4prozenk. Zehn-Dollar-Lchotznoten zum Zwecke der Konverlirung der Staatsschulden und sucht zu dem nämlichen Zweck die Ermächtigung zum Verkauf von 400 Millionen Bonds von nicht höherem Zinssuß als 365/ioo pCt. noch.

Siuiluart, 7. Dez. (8. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Bei Gelegen­

heit der Prüfung der StaatSfinanzverwaltung vom 1. Juli 1877 bis 31. März 1879, worüber der gedruckte Bericht sich in den Händen der Abgeordneten befindet, bittet der Abg. Mayer um Specifikation der Stclloertretungskosten der im Reichstage oder in der Ständekammer sitzenden Justiz- und and. Beamten, die von Fin.-Min. v. Renner zuge- fagi wird. Zu Kap. 12,GelichUiche Stiasanstalleii" beschließt die Kammer nach dem Antrag der Komm., daß künftig dem Berichte tabellarische Uebersichten über den auf einen Gefangenen jährlich und täglich kommenden Aufwand beigegeben werden sollen. Bei Kar. tOI. .Gebäudekosten' stellt die Komm, den Antrag, die K. Reg. zu bitten, künftig in Berücksichtigung unserer Finanzlage bei derartigen Etatöpositionen (Sludiem eisen der Techniker) .nach Thunlichkett Sparsamkeit walten zu lassen, v. Schab nimmt dabei Veranlassung, von den Slaatöbautcn überhaupt zu sprechen, die früher mit einer Spar­samkeit auöaeführt worden seien, von der wir jetzt die alrchreüendstcn Beispiele vor Augen haben, während die Staatslechniker jetzt mit den StaatSgeldern etwas zu liberal umzu­gehen scheinen. Das neue Krankenhaus in Tübingen sei ein Krankciipalars. Der Komm. Anlrag wird angenommen. Im Allg. ist zu bemerken, daß in dieser Nechnungsperiode die Einnahmen um 6,328,049 45 L hinter den Ausgaben zurückgeblieben sind, wofür

die Restverwaltung aufgekommen ist.

Tages Neuigkeiten.

Calw, 9 Dez Heule früh V 28 Uhr wurde die Leiche des am 10 Nov. verunglückten Gärtners Andr. Ne er in stark verwistem Zu­stande am Rechen der Hirsauer Mühle aus dem Wasser gezogen, nachdem sie volle 4 Wochen barm gelegen. Die Wittws ist nun doch wenigstens der peinlichen Ungewißheit über das Schicksal ihres Mannes entrissen.

Stuttgart, 6 . Dez. Am vorigen Samstag sind rheils aus eigener Initiative, theils iu Folge dringender Anregung vom Lanke die Brauerei- besitzer und Direktoren Stuttgarts und der nächsten Umgebung zusammen» getreten, um sich zu Kernchen, welche Stellung die württemb. Brauindustrie dem Antrags der K, StaalSregierung auf Erhöhung der Malzsteuer um nahezu 40»/g des seitherigen Sazes gegenüber einzunehmen habe. Die Vertreter der hierländtschen Brauereien haben den Gegenstand mit seinen unausbleiblichen Folgen eingehend besprochen, waren einstimmig der An­sicht, er sei PflrLt der würtl. Brauereiindustrie, in ihrer Gcsammtheit gegen di: beabsichtigte neue Steuerüberbürdung derselben mit allen ihr zu Gebot stehenden Kräften und Mitteln anzukämpfen und es sei zu diesem Zwecke eine Versammlung der sämmtlichen Brauereibesitzer oder Vertreter des Landes einzuberusen. Irgend eine Meinungsverschiedenheit gab sich hierüber nicht kund. Auch über die Mittel und Wege des Kampfes war man voll­kommen einig. Die sachlichen Gründe aber, welche so große Bedenken gegen die intendirte Sleuererhöhung Hervorrufen müssen, wurden zwar wohl zahlreich gellend gemacht, sollen aber der Beschlußfassung einer zahlreichen Vertretung der würlt. Brauindustrie Vorbehalten werden. Zur Ergreifung der einleitenden Schritte wurde ein provisorisches Komite gewählt, welches sich aus den Brauern des Landes verstärken und die Einladung zu der allgemeinen Versammlung ergehen lassen soll.

Nach einer Zusammenstellung de» Staats-Anzeiger« hat S t u tt g a rt, das jetzt mit den Vorstädten 1l7.02l Einw. zählt, seit 1875 um 9748 E. zugenommen, Reutlingen um 1369, Ludwigsburg um 1976. Biber ach um 104, Heidenheim um 534, Freudenstadt u« 728, Schramberg um 687. Laupheim um 211 , Mergentheim um 4l5. Oehringen um 184, Horb um 194, Niederstetten um 21 l. Gaildorf um 184. (Von Städten im übrigen Deutschland wird ebenfalls eine bedeutende Zunahme gemeldet z. B. von Dresden um 22,92 >, von Leipzig um 21,373 Einw.)

Besigheim, 7. Dez, Nicht geringes Aussehen erregt hier die »orgenommen, Verhaftung des Fabrikanten L uz und die bei demselben vom K. Amtsgericht vorgenommene Haussuchung. Beides geschah, wie wir hören, auf Requisition der badischen Behörde in Pforzheim wegen des gegen Luz vorliegenden Verdachts der Verbreitung sozialdemokratischer Schriften in der Stadt Pforzheim.

Backnang. 5, Dez. Ein hiesiger Einwohner, der Gerber H., be­zog am Dienstag mit einem beträchtlichen Lederquantum die Heilbronner Messe, setzte seinen ganzen Waarenvorrath in Geld um und ist seitdem mit dem ganzen Erlös von etwa 12.000 -/L spurlos verschwunden.

Geislinger Alb, 28. Nov. (Nachahmenswerthes Beispiel) Der Gesangverein Nellingen hat einen lobenSwerthen Entschluß gesoßt. Statt einer Fahne wollen sie einen Irisur (Fruchtputzmaschine) anschaffen, um in erster Linie den Mitgliedern, dann aber auch Len übrigen Ortsangehörigen reines Saatgut herzustellen.

Friedrichshafen. 4. Dez. Vergangenen Sonntag Abend führte sich in der Wirthschaft de» Schultheißen Geßlser in Hirschlatt ein in Fetzen gehüllter Stromer den andern anwesenden Gästen gegenüber in Ab­wesenheit de« WirtheS höchst brutal auf, so daß seine Festnahme bewerkstelligt wurde. Bei Visitation seines anscheinend nur Lumpen enthaltenden Fell­eisens fanden sich nicht nur an »tL 500 in kleiner Münze, welche in vielen Säckchen und Päckchen eingenäht war, vor. sondern auch zwei auf den Namen des Stromers lautende Schuldscheine mit zusammen 10,000. Da nichts Gravirendes gegen den Mann vorlag, so konnte nicht gegen ihn eingeschritten werden; man siebt aber darau«, daß das Fechten noch lange nicht da« gelingst rentirende G-werbe ist.

Die au« dem Kriege von 1806 bekannte Festung ni g grätz in Böhmen soll au» der Reihe der Festungen gestrichen, ihre Befestigungen geschleift und die dadurch gewonnenen Grundstücke der Stadlgemeinde ge­gen Entgelt überlassen werden. Zu diesem Zwecks ist eine besondere Kom­mission, an deren Spitze Generalmayor Freiherr von Haimerle steht, er­nannt worden.

Ein englischer Gewürzkcämer inGlasg 0 w machte unlängst bekannt, daß Jeder, welcher bei ihm einen Einkauf für 5 Schillinge machen würde, in ein eigenes dazu eröffnet«« Buch eingeschrieben werden sollte, bis die Zahl von 150,000 Käufern voll wäre. Dann würden alle diese Namen in ein Glücksrad gebracht und demjenigen, welcher heraurkäme, des Kauf­manns Haus nebst Garten, Scheunen, Stallungen überantwortet werden. Der Gewinner könne auch eine Ablösungssumme von 10,000 Psd. Sterl. daf ür haben .____

Theater in Calw.

Calw, 9. Dez. Wie es sich nahezu Voraussagen ließ, so ist es rin­getroffen: Der Markttag war gestern für da» Theater nicht günstig. Geschäftsleute haben den ganzen Tag über zuviel zu thun und Abends dann keine Lust mehr, in das Theater zu gehen. Es war übrigens sehr zu bedauern, daß das ongesetzte Stück nicht zur Aufführung kam. da es zu den Besten in diesem Genre gezählt werden kann und mit seinen präch­tigen GebirgSmelodien auch in gesanglicher Beziehung eine ungemein packende Wirkung auf die Besucher ausübl. Bei der zu schwachen Be- tyeiligung, welche gestern von Sette de« Publikums gezeigt wurde, kann man e« der Direktion nicht übel anrechnen, wenn sie die Vorstellung ans­fallen ließ, denn vor leeren Stühlen zu spielen, muß gerade kein so große« Vergnügen sein. Nicht« desto weniger wäre e» aber zu wünschen, wenn Herr Direktor Sternwald t dasselbe Stück an einem anderen Abend

Ankertau schnell fahren und wie der Blitz waren wir Alle am Fuße der Teufelsleiler. Nun war's gut. nun hatten wir sie sicher. Unfehlbar muß­ten sie oben unserer Abtheilung bald begegnen. Kehrt machen und zum Boot eilen, und wir standen just bereit, um sie mit offmen Armen zu empfangen. Sie waren so recht eigentlich in eine Falle gerochen. Und nun Herr, da wir sie fest haben, will ich einen Augenblick verpusten, denn Erzählen ist anstrengende Arbeit."

Des Strandaufsehers E-zählung intsresfirte mich ungemein, und die Art, in der er sie zum Besten gab, war über alle Beschreibung komisch. Jndeß jetzt hieß es sich in Geduld fassm, denn ich wußte, daß er nicht fortsahren würde, bis er sich eine Weile gütlich gelhan hätte.

Er reinigte und stopfte seine Pfeife wie zuvor, unterdeß ich mir eine andere Cigarre «»zündete, und so rauchten wir eine Zeitlang schweigend neben einander sitzend fort. Der alte Rogers genoß seine Pfeife in vollen Zügen, lehnte gegen den Felsen, schloß die Augen und war bald eingehüllt in eine dicke, schwarze Rauchwolke. Plötzlich sprang er auf, legte die Pfeife fort, setzte sich wieder aufrecht aus seinen Stuhl und rief, daß ich zusammenfuhr:

»Segelsertig Herr! Ja, lassen Sie uns sehen , in Melchern Breitegrad stehen wir? Das heißt, wo bin ich in meiner Erzählung stehen geblieben?"

.Als Sie und Ihre Abtheilung am Fuße der Teufel«leiter stanbett und der lange Jakob und seine Mannschaft in der Falle 'war," antwor­tete ich.

»Ja. ja, ja. so war's, so war's, und nicht lange ließen ihre Herr­lichkeit auf sich warten. Den Ersten, den sie oben zu Gesichte bekamen,

war Patrick Callaghan, der ihnen gerade gegenüber stand, mit dem Hut in der Hand, und Bücklinge und Kratzfüße machte, als ob er verrückt ge­worden wäre, indeß die Andern lachend über seine Schultern hinwegsahen.

»Eine schöne Nacht, Herr Jakob, sehr schön. Und wie haben Sie die Ihrigen zu Haus' verlassen? Vielleicht erlauben Sie mir Ihnen da« Branntweinfaß tragen zu helfen? Scheint sehr schwer, sehr schwer zu sein, und wir sind so frisch wie die Lerchen, jeder Einzelne von uns."

»Verrathen! brüllt der lange Jakob. Werft die Fässer 'runter, Jungen«, und zu dem Boot." Und 'runter kamen die Fässer über die scharfen und spitzigen Felswände, daß der Branntwein wett und breit floß.

»Hurrah. hurrah I rujt Patrick Callaghan, schaut Euch scharf um und empfingt die Herren nach Gebühr.

»Fertig genug waren wir und nun rannten sie gegen uns an, und ein allgemeiner Kamps entspann sich. Unser Kapitän, gutherzig. wenn schon barsch von der Außenseite, hatte befohlen, alles Blutvergießen zu vermeiden und unsere Waffen nur im äußersten Falle zu gebrauchen, und so kämpften wir Mann gegen Mann und Hand gegen Hand. Die Schmuggler wußten sehr wohl, daß ihnen nur die eine Chance blieb, nämlich sich aus'« Boot zu flüchten und in die See zu stechen, und sie fochten muthig, um ihr Ziel zu erreichen. Jeder von un« hatte vollauf zu thun mit seinem Gegner, und obgleich wir fast augenblicklich ^durch unsere vom Felsen korUMinden Kameraden verstärkt wurden, schienen die Schmugg­ler doch entschlossen, sich bi« auf's Aeußerste zu widersetzen und männlich für ihre Freiheit zu kämpfen.

(Fortsetzung folgt.)