welcbes die englische Regierung sich hat einlassen können. Ganz abgesehen davon, daß für die Volksmänner Parneü und Consorlen kein irische» Geschworenengericht ein verurtheilenve» Veidikt haben wird — sei es au« Uebeneugung, sei er aus Furcht vor agrarischer Rache, so ist da« gerichtliche Vorgehen gegen Agitatoren, die eine anerkannt gerechte Sache, wenn auch mit Ausschreitungen, verfochten, ein politischer Fehler. Die Eingangs erwähnten Vorfälle beweisen die« zur Genüge. Die Zustände im Lande werden dadurch nicht besser.
Ewer andern Correspondenz entnehmen wir folgende Nötigen: Eine Grundeigenthumsreform thur in England und Schottland nicht minder noch als in Irland, wie aus folgenden in der Ä. Z. angeführten Daten hervorgeht: ^ in England und Wales gehören 10,000 Personen, wovon eine i 86.000 Acker Landes besitzt. 2 ^ von Schottland gehören 83 Personen; eine darunter besitzt 1,856,518 Acker. In Irland find die Verhältnisse in dieser Beziehung nicht einmal so kraß. Die Zahl der Eigen- thümer (>9.547) ist dort verhältnißmäßig eine größere. Eine Menge Pächter hält sich überdieß, mit dem Gewehr in der Hand, auf der Hufe, ohne sich viel um den Gutsherrn zu kümmern. Das ganze Ver. Königreich, einschließlich der Kanalinseln, umfaßt 78 411 520 Morgen; 30,064,534 gehören davon 977 Eigenthümern. Mehr als r/z des Flächeninhalts des Ver. Königrrichs ist also in der Hand von weniger als 1090 Personen. Man Halle dazu die 5,000.000 Grundeigenthümer in Frankreich I Eine Amverung ist da unbedingt geboten. Noch weniger als ,n Irland gibt es in England mehr einen Bauernstand. Die normannische Eroberung, uno was auf sie folgte, hat die Enterbung des eigentlichen Ackerbaues aut's Unbarmherzigste durchge ührt. Was da und dort noch an kleinem Frn- bolder- oder dörflichem Gemeindeeigenthum vorhanden war, ist seit Karl II planmäßig durch aristokratische Parlamente zu Gunsten der Großgrundbesitzer hinweggeraubt worden.
London, 17. Noo. Reuter meldet aus Konstantinopsl: Derwisch Pascha telegraphirte, die Umzinglung Dulcignos sei vollendet keinem Bewaffneten sei der Eintritt gestaltet, cr werde jeden, welcher den Einlrilt erzwingen wolle, erschießen lassen.
Rußland.
St. Petersburg, 16. Nov Heute früh um 6 Uhr wurden die zum Tode Verurtheilten, Kwjatkowrky und Presvjatoff, in der Festung gehängt, sie starben gefaßt. Die Festung war streng abgesperrt und wenig Publikum zugegen, weil die Hinrichturigszeit unbekannt war. Die andern zum Tode Vecurlheilten sind vom Kaiser zu lebenslänglicher Zwangsarbeit be gnadiat worden. _ _
Tages Neuigkeiten.
— Calw, 19 Nov. Der heutige »St. A." enthält den Vortrag des Finanzministers an die Ständesersammlung zum Finarzgesetz und Haupt- finanzelat für 1881/83, worin bei dem Etat der Poftverwaltung eine Mehreinnahme von 709,500 aufgesührk ist, die sich erklärt a) dmch die Mehreinnahme in Folge der auf jährlich 2 Proc angenommenen allgemeinen Steigerung des Postverkehrs mit — 134,500 -4L b) durch Ein'chränkung der Taxen des NachbarschastSverkehrS aus die Entkernung von 10 km statt bisherige 2 Meilen mit — 75.000 -4L c) durch Erhöhung des Portos für Geld- und Nachnahmebriefe im NachbarschaftSver- kehr von 10 auf 15 durch Erhöhung der Gebühr für Postanweijungen um 5, bezw. 10 lowie der Minimoliaxen beim Packelporto um 5. bezw. 10 4 Z mrl— 150,>L0 -4L. Außerdem ist die Aufhebung der bisherigen Postportofreiheit in Dienstsachen beabsichtigt, wodurch sich eine Mehrein- nohme von 350 000 -4L ergibt, wogegen aber der Portoaufwand der einzelnen Verwalcungszweige entsprechend eihöht werden muß. Wir sind begierig, was die Kammer und was dar Publikum zu diesen Aenderungen sagt
— In Gechingen drohte gestern Mittag um 1 Uhr in dem Hause des Jakob Mann Feuer auszubrechen, das ober durch das rasche Einschreiten der Feuerwehr so>ort tm Ke.me erstickt wurde. Der Schrecken scheint größer gewesen zu sein, als der Schaden, da Mann und Frau nicht zu Hause waren.
— Von der oberen Nagold, 14. Nov. In Betreff des seinerzeit dem Herrn Juslftdcpartementschef durch eine Deputation vorgetragenen Bittgesuchs um Errichtung eines Amtsgerichts resp. Abhaltung amtrgerichtlicher
»O Gott, Bauer, was seid Ihr doch so hart!" rief das Mädchen händeringend, „Ihr könnt so nicht sein, bei Gott nein, es ist nicht möglich!"
„Es ist auch nicht möglich, daß eine Dirne so halsstarrig sein kann/ lachte der Mann m dem Baume, „und doch ist es so... . drum komm, Marie, sei klug .... setze dich hier zu mir und wir wollen die Sache mü einander überlegen."
Das Müschen trat statt dessen einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände in die Höhe.
„Denkt an Gott, denkt an meine alte Mutter, denkt an Euer eigenes Weib!" rief sie zitternd, „ich bitt' Euch auf den Kmeen, schont meiner,
schont unser.laßt uns nur noch einige Jahre Zeit.wir
wollen Euch, wie bisher, die Zinsen ehrlich entrichten, eS ist ja Euer Schade nicht."
„Ach was. das Ausschubgeben hat oufgehört; Ihr sollt wich nicht
länger hänseln, ich mein' es ja gut.meine Bedingungen sind so
billig gestellt, wie ich sie noch Niemanden gestellt habe.du hast
das Flennen nicht nöthig, Marie, du kannst dich leicht zufrieden geben, e«
ist so ichlimm nicht, wenn du nur klug sein willst.komme, laß uns
die Sache überlegen."
„Nein, nein!" schrie das Mädchen wild, »was Ihr von mir verlangt, »st schlecht, ist ehrlos, das kann kein rechtschaffener Mann verlangen
.ich soll mich versündigen an Euch, an Eurem Weib, an unserem
Herrgott, an mir selbst, an meinem Herzliebsten."
Verhandlungen in Alkenstaig ist dem Fchrn. Adolf v. Gült! in gen zu Berneck am 8. d. von höchster Seile die erfreuliche Mitiheilung geworden, »daß die fragliche Angelegenheit für die Interessenten durchaus günstig stehe."
— Stuttgart, 17. Noo (Ständische» ) Die Finanzkommission der Abgeordnetenkammer, welche sich auf 14 Tage vertagt hatte, trat gestern zunächst zu Prüfung der Staatsrechnungen von 1877/1879 wieder zusammen. Da hetzte auch der Hcmptfinanzetat pro 1881/1883 eingekommen ist und die Spezialetalö schon im Latte der letzten Woche übergeben wurden, so steht der ununterbrochenen Thatigksir der Finanzkommission kein HinderNiß mehr im Wege. Bis Ansang Dezember, man spricht vom 6. Dezember, ist alsdann die Einberufung des Landtags zu erwarten, da bis dorthin die Finanzkommission genügenden Sioff für dessen Berathunz geliefert haben dürfte. Das Defizit der Finavzperiode 1877/1879, welches sich auf etwa vier Millionen Mark berechnet, soll durch ein Anlehen gedeckt werden Für den Ausfall der Finanzperiode von 1681/1883 wird dis Deckung dmch eine Erhöhung der Malzsteaer und der Sporieln, insbesondere der Erbschaftssportetn, durch die zu erwartende» Erträge der an die Bundesstaaten zu vertheilenden Quoten der Zölle und der Tabaksteuer, durch den höher angenommenen Ertrag der Kapital- uns Einkommenssteuer, durch Steigerung der Posiertrüge, sowie dadurch gesucht, daß die 4>/z»/oigen Gulden Staatsschulden umgewandell und die an der 3i/z und 40 /otgen Staatsschuld v.rtragsmäß zur Tilgung kommenden Beträge durch neue Anlehen ersetzt werden sollen.
— Heilbronn. 16. Nov. Eine für weitere Kreise interessante Entscheidung wurde in den letzten Tagen von der Strafkammer des K. Landgerichts hier gefällt, indem d-r Lederfabrikant E. in Backnang, welcher drei impfpflichtige Kinder der Impfung entzogen hatte und dafür vom K. Oderamt Loänang wiederholt bestraft wurde, gegen seine letzte Ver- urlheilung Berufung beim K. Landgerichte einlegte. Dieses gab der Berufung stakt und erklärte, daß wegen einer und derselben Verfehlung nicht zweimal gestraft werden dürfe. Die K. Staatsanwaltschaft soll jedoch gegen dieses Unheil Revision ein'egen wollen, um eine Eiuscheidung dieser willigen Frage durch das K. Overlaadcsgericht herbeizuführen.
— Karlsruhe. 16. Nov. Der Knabenmöcder Erhard Gustav Reif ist heute früh 8 Uhr in Bruchsal hingerichtet worden. Der traurigen Handlung wohnten gegen 50 Personen an, die mit Einlaßkarten versehen waren. Vor dem Gefängmß hatten sich viele Neugierige versammelt. Der Verurtheilte hatte noch am Sonntag eine Unterredung mit seinem Bruder und mit seinem Karlsruher Ge:änginßwärler, dem ec sich sehr dankbar zeigie. Auch dem Anstattsgeistlrchen Spengler, der dem Verurtheitten bas hl. Abendmahl reichte und ihn sür den letzten Gang vorbereitete, war Reif dankbar. Ganz besonders getröstet und erfreu: hat ihn ein noch gestern Abend ihm milgelheiOes, an Pfarrer Spengler gerichtetes Telegramm des StaatSmniisterr Turban, der Inhalts, daß die Frau G r 0 ß h e r z 0 g in ihm sagen lasse, sie werde ihn mit Ihrem Gebet auf seinem schweren Gang begleiten und über sein zurückbleibenoeS Kind wachen. Reuig und zerknirscht, aber gefaßt bestieg er des Schaffst, nachdem am Fuße desselben ver Ooer- staatsanwalt ihm nochmals das Urthcil verkündet und der Stab über ihn gebrochen. Der ganze Vorgang nahm kaum eine Viertelstunde in Anspruch. Der Leichnam wurde den anwesenden Aerzten zur Sektion übergeben.
Agram, 16. Nov. Heute Nacht fanden hier wieder mehrere Erdstöße statt; die imensivsten ereigneten sich um 12 Uhr 2 Minuten und um 4 Uhr 22 Min. Die Panik »st allgemein. (Ter „F. Ztg." wird über das Erdbeben gemeldet: Das unterirdische Donnern Hörle nicht auf, doch fanden keine neuen Häusereinstürze statt. Tie ganze Bevölkerung verbrachte dre Nacht unter freiem Himmel. Frauen und Kinder verlassen die Stadt. Der Baracken bau hat begon n en ) _
LZou, Theater
(.) Calw , 18. Nov. Nach dem, was wir in den beiden Vorstellungen unter der Direktion des Hrn. Sternwaldt gesehen haben, können wir mit vollem Rechte behaupten, daß seine Gesellschaft dem ihr vorausgegang- enen guten Ruse i» jeder Beziehung entspricht. Schon das ganze Arrangement der Bühne, da» abgerundete ZusammenspiU, die richtige Auffassung der Nolle, Alles das beweist, daß wir in Hrn. Sternwaldt einen erfahrenen tüchtigen Bühnenleiter besitzen, der seine wackere Gesellschaft vortrefflich zu
„An dem wilden Jörg, der auf der Abte» sitzt? Nicht wahr, Marie? Ha, ha! das fehlte noch, mich daran zu erinnern; reize mich nicht weiter, daß ich nicht stracks hinunter gehe und der ganzen Sache thren Lauf taffe."
Mit diesen Worten war der Bauer aufgesprungen und machte eine Bewegung, als wolle er den Hügel verlassen. Das Mäochen siet in die Knie und brach in ein lautes Weinen aus. Der Herrenbauec trat ihr wieder einen Schritt näher; flehend hob sie die weißen Arme zu ihm auf.
Der Mond trat jetzt aus den Wolken hervor und fiel voll und glänzend aus das dicke, verschlagene Gesicht des Mannes. Ern unheimlicher Leuchten der kleinen Augen und ein widerlicher Zug um den großen Mund machte sein Aussehen wahrhaft Schrecken erregend. Mit einer hastigen Bewegung erfaßte er die Arme des Mädchens und beugte sich zu ihr nieder.
„Noch ist cs Zeit, Marie," flüsterte er, „wenn du willst, so lege ich den Schuldbrief wieder in meinen Schiein; dort soll er Jahre lang liegen bleiben. Sieh, hier ist er."
Ter Mann hatte mit diesen Worten ein Papier aus der Tasche gezogen und hielt es empor. Das Mäochen streckte vre Hände darnach aus. So stand der Mann ihr eine Zeit lang gegenüber; er konnte feine Blicke nicht von der ti-bltchen Gestalt tosreißen. „Willst du, Marte?" rief er jetzt, „dann zerreiße ich ihn auf der Stelle m tausend Fetzen; siehst du?" und er machte bet die,en Worten eine Bewegung, als wenn er das Papier zerreißen wollte.
(Fortsetzung folgt.)