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Nachmittags 2V, Uhr:
6) Privatklagesache des Carl Wurz, Baüernkncchts in Calw, Privatll. gegen Friedeiike Albus, Eisenbahnarbeiters Ehefrau von Ea!w, Angekl. wegen Beleidigung.
II. am Freitag, den 19. November 1880, Vormittags 9 Uhr:
Rechtssache zwischen:
1) Chr. Finkenbeiner, Glaswaarenhandlung in Stuttgart, Kl. und Spöhrer u. Döring in Calw, Bekl. Waarenforderung betr.
2) Michael Kämpf, Zimmermann in Stammheim, Kl. und Jakob Stotz, Schwanen- wirth in Hirsau, Bekl. Herausgabe von Eigcnthum betr.
3) Katharine Schneider, led. u. Gen. von Schönbrvnn OA. Nagold, Kl. und Christ. Kübler, led. Schreiner von Teinach, Bekl. Ansprüche aus unehelicher Schwängerung betreffend.
4) David Graf, sen. in Nagold, Kl. und Fuhrmann Grohmann in Teinach, Bekl. Kaufpreissorderung betr.
ü) Andreas Dürr, all Lammwirth in Unterreichenbach, Kl. und Louis Wrede, Wein- Handlung in Mergentheim, Bekl. Eigenthum betr.
6) Jod Georg Weihinger, Maurer in Enzklösterle, Kl. und Friedrich Merkle, Bauunternehmer in Hirsau. Bekl. Verdienstsorderung betr.
Vormittags 10 Uhr:
7) Eva Katharina Geiger und Gen. von Altburg, Kl. und Andreas Schnürle, Fabrikarbeiter in Kenntherm, Bekl. Ansprüche'aus unehelicher Schwängerung betr.
8) Matthäus Rill, Keßler in Simmozheim, Kl. und Friedrich Gehring, Wagner in Gechingcn, Bekl. Ansprüche aus Dienstmiethe betr.
9) Katharine Slrienz, Fuhrmanns Witlwe und Gen. in Stammheim, Kl. und Jakob Walz d. I., Müller in Stammheim, Bekl. Ansprüche aus unehelicher Schwängerung betr.
10) Jakob Kraft, Bauer in Schwarzenberg OA. Neuenbürg, Kl. und Schreiner Mohr in Unterhaugstett, Bekl. Ansprüche aus einem Tauschvertrag betr.
III. am Dienstag, de» 23. November 1880, Nachmittags 3 Uhr;
Fortsetzung der mündlichen Verhandlung in der Rechtssache zwischen David Haisch,
Müller in Liebenzcll, Kl. und der Stadtgcmeindc Liedcnzcll, Bekl. Vcrgleiche- erfüllung betr.
Tages Neuigkeiten.
— Calw, 17. Nov. Wir haben von einem bedauerlichen Unglück«- fall zu berichten, der möglicherweise den Tod eines Pferdes zur Folge haben kann. OL-Thierarzt Leytze ließ gestern Mittag durch einen älteren Knecht mit seinem Pferde Dung führen. Auf dem Htimweae ging das Zugscheit auf der Höhe des Kaminsegerstichs aus dem Deichselnagel heraus und kam dem Pferde an die Füße, wodurch es scheu wurde und durchging. Unglücklicherweise kamen 2 Dungwagen entgegen. der eine dem Posthalter Bauer, der andere dem Adlerwirih Din gier gehörig. Der Fuhrmann der ersten Wagens, Hrn. Bauers Knecht, scheint nicht unmittelbar bei seinen Pferden, sondern bei dem hintern Wagen gewesen zu sein. so daß ein rasches Ausweichen der beiden Tungwagen unterblieb. Das entgegenrasende Pferd suchte deßhalb aus der linken Seite durchzu- kommen, ging über einen Steinhaufen weg, wodurch sein Wagen umschlug, der Knecht hinausgeworfen und ,n einer auch von den Augenzeugen nicht auszuklärenden Weise die Deichsel dem Bauer'schen Handpserde von hinten in der Richtung gegen die Wejchtheile 1i/r' tief in den L<id getrieben wurde und dann abbrach. Das so schwer verletzte Pferd stürzte dann zusammen, konnte aber noch unter schwerem Blutverlust in den Stall geführt werden, während das Leytze'fche Pferd in rasendem Lause die Steige hinunter rannte und beim Adler zusammenstürzte, dann aber in der Breitlin g'schen Scheuer zum Stehen kam. Die Wunde des verletzten Pferdes ist eine reine Muskelfleischwunde und nicht absolut tödtlich, da das Bauchfell nicht verletzt ist, jedoch läßt sich der Erfolg des Heilprozesses nicht mit Sicherheit Vorhersagen.
— U n t er tü r k h e im. 14. Nov. Gestern Mittag um ir/z Uhr legte sich der ledige Taglöhner Heinr. Diener von hier unterhalb des Orts aus die Schienen. Der Führer des herankommenden Personenzuges bemerkte zwar den Lebensmüden, konnte jedoch den Zug erst zum Stehen bringen, als derselbe schon überfahren und todt war. Merkwürdig ist, daß sich ungefähr an der gleichen Stelle innerhalb eines Jahres schon drei Personen auf dis Schienen legten.
— Mezingen, 10. Nov. Vor wenigen Wochen konnte man in öffentlichen Blättern lesen, daß die Erträge von zwei Weinbergen in einem Fall um einen Regenschirm, im andern um 100 Schuhnägel verhandelt worden seien. Als drittes Kuriosum wurde angeführt, daß ein Quantum Hopfen um 20 verkauft wurde, welches nachher ein Gewicht von 2 Ctr. ergab.
Dieses Alles aber wird durch einen Handel in den Schatten gestellt, welcher in den letzten Tagen hier vorgekommen ist, indem 7 Ballen alter Hopfen sammt den Säcken um — 3 Cigarren abgegeben wurden!
— Bop fingen, 11. Nov. In der Bayermühle zu Aufhausen (Vs Stunde von hier) verendete dieser Tage plötzlich ein werthvolles Pferd. Der Eigenthümer. Herr Koch, ließ dasselbe durch den Oberamtsthierarzt Heß au» Neresheim öffnen und es fand sich in demselben ein Darmstein vor, der, genau gemessen. 24 cm Länge, 22 cm Breite und 10 cm Höhe hatte und seine volle 18 Pfund wog. Da ein Darmstein von solchen Dimensionen nach der Aussage der Thierärzte zu den größten Seltenheiten gehört, so wird derselbe der K, Thierarzneischule zu Stuttgart übermittelt werden.
— Tettnang. 13. Nov, Der Mörder der Genooefa Gnann aus Schuffenried ist gcfunden. Der Schuhmacher Bendels von hier, welcher, wie bereits mitgetheilt, in Untersuchungshaft gezogen wurde, hat die Blutthat eingestanden. Anfangs leugnete er, scheint aber doch Gewissensbisse bekommen zu haben, denn heute Nachmittag ließ er sich in das Verhör melden und in demselben hat er gestanden, der Mörder zu sein. Er war am letzten Sonntag Abends in der Wohnung der Ermordeten, die sehr «ermöglich war. In ihrer Hinterlassenschaft sollen sich außer zahlreichen Schuldscheinen über beträchtliche Summen 11.000 baar Geld, meist Gold, vorgesunden haben. Ein Anlehen von einigen Hundert Mark wurde ihm verweigert und es scheint infolge dessen zu einem Wortwechsel gekommen zu sein. Als die Gnann ausstand und mit dem Lichte in der Hand zur Thüre hinaus wollte, ging er ihr nach, und versetzte ihr von hinten einen Schlag mit der Faust, welcher sie zu Fall brachte. Nicht genug damit stürzte B. auf sein Opfer lo« und versetzte demselben, angeblich nur mit den Stiefelabsätzen und Fäusten, noch mehrere Schläge an den Kopf, die den sofortigen Tod zur Folge harten. Mitgenommen hat der Mörder nichts. Er scheint vielmehr m aller Eile den Rückweg, und zwar durch das Fenster, angetreten zu haben; selbst seinen Stock ließ er zurück. Von Schuffenried aus begab er sich zu Fuß nach Aulendorf und stieg erst hier in den Bahnzug ein. Wäre er schon in Schuffenried eingestiegen, so wäre er ohne Zweifel schon dort in die Hände der nach dem Thäter fahndenden Landjäger gefallen, die auf demselben Zug waren, in Aulendorf jedoch ausstiegen. Bendels ist 20 Jahre all und Vater von drei Kindern und mit der Ermordeten verwandt.
— Bruchsal, 13. Nov. Der wegen Ermordung seiner beiden Kinder in der letzten SchwurgerichtSsitzung zum Tode verurtheilte Erhardt Reiff aus Hausen ist gestern Nachmittag in das hiesige Amtsgefängniß verbracht worden, in dessen Hof die Hinrichtung Dienstag früh durch Scharfrichter Müller aus Ladenburg — nicht „Thierarzt", wie ein Karlsruher Blatt irrthümlich schreibt — vollzogen werden soll. Die Benachrichtigung des Delinquenten von dem Vollzug der Urtheils erfolgt noch beute Abend. Wie wir hören, hat der Gemeinderath gestern in außerordentlicher Sitzung den Beschluß gefaßt, eine Deputation nach Karlsruhe zu schicken, um gegen die Vollstreckung des Urtheils in hiesiger Stadt, eventuell gegen die etwa bestehende Absicht, die Stadt Bruchsal als ständigen Richtplatz auSzuersehen, bei Gcoßh. Justizministerium Einsprache zu erheben.
— München, 11. Nov. Prinz Ludwig von Bayern hat das Ehrenpräsidium des Centralkomites für Durchführung des Vil. deutschen Bundes- schießenS in München angenommen.
— München, 13. Nov. Die Bestimmung über die fakultative Entführ^ ung der Robe als Sitzungrkleidung für die Rechtsanwälte hat bereits die Allerhöchste Genehmigung erhalten. Ganz ähnliche Bestimmungen bestehen auch noch in anderen deutschen Staaten, so insbesondere in Württemberg.
— Mainz, 13. Nov. In der Nacht vom 4./5. d. M. wurde an einem Heuhaufen in der Gemarkung Groß-Rohrheim ein Handwerksbursche erfroren aufgefunden. Der Unglückliche hat sich jedenfalls in Ermanglung eines Nachtquartiers dort zum Schlafe niedergelegt, der für ihn zu einem ewigen werden sollte. Die durch das hiesige großh. Amtsgericht eingeleitete Untersuchung förderte zu Tage, daß der Erfrorene ein Franzose, au« der sonnigen Picardie gebürtig ist; in seiner Geldbörse fand sich ein einziger Pfennig vor.
Durchblicken des Mondes in deren Schatten verborgen zu bleiben. Abwechselnd auch schaut Einer um und umher, wobei er seinem Genoffen jedesmal ein Zeichen gibt, ob er stehen bleiben oder vonvärt« gehen soll. Endlich haben sie den Moorgrund erreicht und eilen die Bachrinne entlang, von deren zahlreichen Weidenbüschen sie hinlänglich gedeckt sind, dem eben beschriebenen Hügel zu. Jetzt bleibt der Eine bei einem Baumstumpf stehen und bückt sich nieder. Sein Arm langt in den hohlen Stock hinein und holt eine alte verrostete Flinte hervor. Der Zundstift ist sorgfältig mit einem Lappen umwickelt; den wickelt er los und untersucht dann scharf das Schloß und läßt den Hahn knacken. Zufrieden nickt er mit dem Kopfe und birgt das Gewehr unter der Blouse. Wieder gehen nun die Beiden eine Strecke vorwärts, bis sie an einen Steg kommen, der über den Bach und nach dem Dorfe führt. Hier reichen sich die Männer die Hände und flüstern leise einige Worte:
„Du bist jetzt weit genug, Jörg," sagte der Eine, „lebe wohl; ich muß jetzt hinüber, damit es ja keinen Verdacht gibt; lebe wohl!"
„Lebe wohl, Wrll!" flüsterte der Andere, „gebe Gott, daß ich dir'S einmal vergelten kann; wer weiß, d-r Krieg hat schon Manchem auf die Beine geholfen, vielleicht thut er mir's auch.und wenn ich ein
mal reich würde .... nun. du solltest sehen, daß ich dich nicht vergäße; lebe wohl, Will ..... grüße meine Mutier und die Marie bei den drei Lnden ..... hölst du?.lebe wohl. Will!"
Bei den letzten Worten fuhr sich der Sprecher mit dem Aermel über die Augen; noch einmal reichen sie sich die Hände: der Eine eilt über den Steg dem Dorfe zu, der Andere verfolgt die BaLrinne, die an dem
Eichenhügel vorbeiführt. Bald befindet er sich in den Gebüschen zwischen Bach und Hügel und blcibt einen Augenblick stehen, um zu verschnaufen. Der Wind kommt vom Hügel her und spielt flüsternd in dem Schilfrohr und in den Weidenbüschen. Es tönt fast wie leise flüsternde Menschenstimmen; das glaubt auch unser Flüchtling zu vernehmen, denn er beugt ängstlich den Kopf vorwärts und hält lauschend die Hand an das Ohr.
„Verdammt," murmelt er, „hier ist es nicht richtig; das Schilfrohr
streift sich so laut nicht.Halt! da war's wieder.erst
scharf und wispernd, jetzt dumpf und grollend; hätt' ich jemals an den Elfentanz und das Zeug geglaubt, dann sagt' ich, die Nixen spielten hier im Mondschein . . . Still! da ist's wieder, 's kommt von dort oben, von
der Steineiche . . . hole mich der T.. was wird das sein, zu so
später Stunde?'
(Fortsetzung folgt.)
(Was er dem Weibe schuldet.) „Was Alles schulden wir den Frauen?" sprach neulich begeistert ein jungverheiratheter Dichter. „Unser Leben, unser Glück —" — „Ich nur 40 Pfennig, und zwar meiner Waschfrau," unterbrach ihn ein gefühlloser Junggeselle.
(Gelogen.) „Warum kommst du wieder so spät in die Schule, Karl?" — „Ach, Herr Lehrer, ich kann nicht dafür. Meine Mutter war weggegangen und hatte mich aus Versehen eingeschloffen I" — „Wie bist Du denn herausgekommen?" — „Na, ich habe den Schlosser geholt!"