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Koblenz, 13. Nov., 7 >/z Uhr Abends. General v. Göben ist um 7 Uhr 10 Minuten gestorben. Mit dem General der Infanterie U. Göben hat die deutsche Armee einen ihrer ausgezeichnetsten Führer ver­loren. I 86 l wurde Göben Generalmajor; er zeichnete sich 1864 im dänischen Kriege vor den Düppler Schanzen au«, und wurde noch 1864 Komm, der 10. Dio. in Posen. 1865 Komm, der 13. Division in Münster, an deren Spitze ec 1866 gegen die Bayern. Württemöerger und Badenser 4ämpste (K-ssingen, Aschaffenburg. TauberbischofSheim, Würzburg). Im deutsch-französischen Krieg kommandirte Göben zunächst da« 8 . Armeekorps unter Steinmetz (Schlacht bei Saarbrücken 6 Aug. 1870; Gravelotte 18. Aug.. Belagerung von Metz); dann kam er unter Manteuffel zu stehen (Schlacht bei Amiens 27. Nov. , an der Hallue 23. Dez . bei Bapaume 3. Jan.). Nachdem Manteuffel zur Südarmee abgezogen war, erhielt .Göden das Kommando der I Armee (Schlacht bei St. Quentin 19 Jan.)

Mörs, 9. Nov. Heute Morgen flog auf der Zeche Rheinpreußen in Idem benachbarten Homberg ein Magazin mir 20.000 Pfund Dynamit in die Luft. Wunderbarerwrise ist kein Menschenleben zu beklagen. Dagegen ist der Schaden, den die Explosion auf der Zeche und in dem jenseits des Rheins liegenden Ruhrort an den Gebäuden onrichtete, ein bedeutender. An der Stelle, an welcher das Magazin stand, ist ein mächtiger Trichter entstanden.

Die Bildhauer Worms und Lehner in Braunschweig, die am 20 Juli d. I. aus Concurrenzneid den Bildhauer Link von dem thurm­hohen Gerüste der Neichsbank herabzustürzen suchten, wurden von dem Schwurgericht wegen versuchten Todtschlage« jeder zu 10 Jahr Zuchthaus vermtheilt.

Berlin. 11 Nov. Die Nat Z. druckt alsungeheuerliches Schrift­stück" eine Bittschrift in der Juvenfrage an den Reichskanzler ab. welche gegenwärtig in Hunderttausenden von Exemplaren verbreitet werde. Der Reichskanzler wird darin gebeten, seinen Einfluß zu verwenden, daß der Einwanderung fremder Juden Einhalt geschehe, daß die Juden von allen obrigkeitlichen Aemtern ausgeschlossen werden rc Zwei der Unterzeichner, die Herren F ö r st e r und Jungfer, sind, wie die NatZ beifügt, augenblicklich in einen eigenthümlichen Vorfall verwickelt, vr. Förster ist nach einem von der Nat.Z. abgedruckten Brief eines Herrn Kantoro- w rcz von diesem, nachdem die beiden vorhin Genannten in einem Pferde­bahnwagen in Berlin über die Juden sich mißliebig geäußert, khätlich an­gegriffen worden.

Berlin. 12. Nov. Gestern ist der Kassirer Gustav Iand er vom hiesigen Bankhaus« Samson. Behrenstr. 53, mit 200,000 durchgegangen. I. war von dem Bankhaus« mit einem Ehre in gedachter Höhe behufs Einkassirung desselben zur Reichrbank geschickt worden. Er erhielt dort 180 Scheine ä 1000 vIL und 40 ä 5oO cM, mit welchem Gelds er nicht in das Geschäft zurückkehrte. Es sind 5000 «k Belohnung auf Ergreifung >des Betrügers gesetzt. Dieser hat sich in einer Droschke nacd dem Thier­garten und von dort wahrscheinlich nach dem L-Hrter Bahnhof fahren lasten In seiner Begleitung befand sich eine hübsche sehr elegante junge Dame. Der Droschkenkutscher war bisher nicht zu ermitteln. Wenige Stunden nach Zander»'« Verschwinden wurden im Garten des Schlaffes Bellevue von einem Gärtner verschiedene Kleidungsstücke und Visitenkarten auf Zander lautend, gefunden, die der Flüchtige, nachdem er sich umge- kleidet hatte, wohl um von seiner Spur adzulenken, dort niedergelegt hatte. Augenblicklich finden Recherchen statt behufs Ermittelung der Persönlichkeit der den Zander begleitenden Frauensperson. Man vermuthet. daß er mit dieser nach Hamburg gefahren sei.

Agram, 14. Nov. lieber sechstausend Personen haben bis heute die Stadt verlaßen. Erwähnenswerth ist di« Kräftigung, die der Marienkultus 'durch das Ereigniß erfuhr. Aus der Thalsache, daß die Heuer errichtete Mariensäule auf dem Kapitelplatz vor dem Dom gar nicht beschädigt, daß die Marienkirche am wenigsten gelitten und daß in einer zerstörten Kirche der Marienaltar allein unbeschädigt blieb, schöpft der Marienkultus außer­ordentliche Nahrung und man vergißt fast ganz, daß andere Kirchen, in denen sich auch Marienaltäre befinden, total vernichtet wurden.

Agram, 13. Nov. Seit gestern ist keinerlei Erderschütterung erfolgt und Beruhigung wiedergekehrt. Ein vom Gemeinderath gewähües Unter- stützungskomite hat sich konstituirt und die Beschädigten aufgefordert, sich zu melden. DieAgramrr Zeitung« ist zu der Erklärung ermächtigt, daß das Generalkommando keineswegs beabsichtige, nach einer anderen Stadt überzusiedeln.

Agram, 16. Nov. Die Erdstöße wiederholen sich nicht mehr. Die Bevölkerung beruhigt sich allmählich, die Bauthäligkeit beginnt.

Part«, 12. Nov. Gestern Abend wurde auf offener Straße einem Postbeamten, welcher Werthbciefe zu vertheilen hatte, die ganze Baarschaft von 60 O.OOO Frs. gestohlen.

Paris, 12. Nov. Ein kräftiger Landmann wandert, auf seinen derben Stock gestützt, gemülhlich dem Heimathsdorfe bei Paris zu. Er hat seine Frucht gut an den Mann gebracht und trägt den Erlös wohl­verwahrt an der Brust. Da, fast hart an seinem Dorfe, es dunkelte be­reits, steht ein Mann vor ihm, der kurz und bündig :Dos Geld oder das ^ben!" ruft; dabei blinkt ein langes Messer in der Faust des Strolches. Wortlos starrte der Bauer den Räuber an und dieser sagt:Na, wenn's mcht wenig ist, so theilen wir; aber nur heraus mit dem Mammon!" Der so Bedrohte, kratzte sich schwer athmend hinter den Ohren und meinte 'bubend : .Wär' schon recht, wenn nur der Andere nicht wäre."Welcher Andere?" ruft der Gauner.Nun der hinter Euch steht." Blitzschnell wendete sich der Strolch um, und blitzschnell versetzte ihm der Bauer in diesem Momente einen so kraftvollen Hieb auf den Kopf, daß der Räuber bewußtlos niederstürzte. Der Bauer geht als ob nichts vorgefallen wäre, feines Weges. > 7 - v >

England. Halifax, 12. Nov. Bei Stellarton hat eine Explosion schlagen»

der Wetter stattgesunden und 200 Bergleute find in einen brennenden Steine kohlenschacht eingelchloffen. Bisher haben erst 8 Personen, zwar noch lebend, aber in hoffnungslosem Zustand, an die Oberfläche gebracht werden können. Das Unglück scheint seinem Umfange nach dem von Seaham gleichzukommen, wo ja auch (in den Kohlengruben des Marquis von Londonderry) vor wenigen Wochen an 200 Menschen auf die elendeste Weise ums Leben gekommen sind. Die Bergwerke von Stellarton liegen dicht bei Halifax im mittleren England.

Ein internationaler Dauerwettlauf, der vorige Woche in der Agricultur-Halle zu London stattfand, verdient der Riesenleistungen der Preisbewerber wegen Erwähnung. Am eräen Tage legte Rowell, ein Engländer, nicht weniger als 140 englische Meilen zurück eine Leistung, die bisher als ganz unerhört bezeichnet werden kann; sie übertrifft um 17 Meilen den Riesenlauf Blower Browns und steht überhaupt in den Annalen der Schnelllauskunst unerreicht da. Am Ende des sechstägigen Wettlaufs er begann am Montag Morgen 1 Uhr und endete Sonnabend " Abend um 1 lp/z Ubr hatte Rowell 566 Meilen, Littlewood 470 Meilen und Dobler 450 Meilen zurückgelegt. Die übrigen drei Concurrenten waren lange vorher zurückgetreten. Der Sieger erhält 600 Lstrl. und die Hälfte de« von den Zuschauern gezahlten Eintrittsgeldes

Literarisches.

Das Postbuch für Württemberg,

für das Jahr 1881 neu bearbeitet von Kanzleirath Ba cm eist er und Postinspektor Niederhöfer, ist erschienen.

Die in das Postbuch aufgenommenen Päckersitarife nach allen Ländern der Erde sind diesmal, besonder« in Folge der Bestimmungen über die Statistik des WaarenverkehrS des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande, wodurch die Vorschriften wegen der Beigabe von Jnhaltsdeklarationen zu den Packeten wesentliche Aenderunoen erfahren haben, einer durchgreifenden Umarbeitung unterzogen worden.

Den eben erwähnten Bestimmungen, ferner denjenigen über die Ge­währleistung , über die Nachfragen nach angeblich abhanden gekommenen Sendungen (Laufzettel und Nachfrageschreiben), über PosteinUeferungS- scheine und Bücher" und über den Bezug von Zeitungen sind in dem Postbuch ganz neue ausführliche Abschnitte gewidmer.

Neben dem Briefportotarif und dem Tarif für Briese mit Werthan­gabe und für Postanweisungen im deutschen und internationalen Verkehr hat sodann der deutsche Wechselstempelsteuertarif mit erläuternden Be­merkungen, sowie der neue Telegraphentarif Aufnahme gefunden.

Sovann möchten wir auch in diesem Jahre aufmerksam machen auf den nicht weniger als 28 Seiten umfassenden Anhang mit Muster­formular en. a u s g efüllt z ur B e l e h r un g für das Publi­kum bei Benützung der Post zu Versendung von Brief­postgegenständen und Päckereien.

Das Postbuch ist an den Schaltern sämmtlicher württembergischen Postanstalten zu haben und auch durch Vermittlung der Briefträger und Landpostboten zu beziehen. Der Preis beträgt, trotzdem der Umfang gegen das Vorjahr von 144 auf 160 Seiten gestiegen ist. wie früher nur 1 Mark_

Calw.

Landwirtschaftlicher Pezirksverein.

Abendschulen velr

Da es nunmehr Zeit sein dürste, an die Wiedereröffnung der für die bäuerliche Jugend bestimmten Fortbildungsanstallen zu denken, beziehungs­weise da, wo sie bisher nicht bestanden, solche einzuführen, so macht der Verein die Mittheilung, daß er auch Heuer in der Lage ist, denjenigen Gemeinden, in welchen freiwillige Abendschulen eröffnet werden, dis Hälfte des Lehrerhonorars zurückzuersetzen, ebenso den Lehrern selbst evenl. Prämien zu gewähren. Ueberdie» gewährt die K. Centralstelle sämmllichen Abendschulen sowie den sog.landw. Abendver- sammlungcn Erwachsener" und ebenso denLesevereinen" Freiexem­plare des landw. Wochenblatts, den Lesevereinen auch Unterst ü tzun g mit landw. Schriften. Mit dieser Kundgebung verbindet der landw. Verein den düngenden Wunsch, es möchte mit der Errichtung dieser für die bäuerliche Jugend so wohithätigen Anstalten, wenn immer möglich, in keiner Gemeinde mehr zurückgehalten und insbesondere in denjenigen Ge­meinden, in welchen schon früher Abendschulen rühmlich bestanden, aber leider wieder aufgegeben wurden, ein erneuter Anlauf züm Gu­ten genommen werden! Je mehr es sich zeigt, daß bei dem heuti­gen Stand und der gegenwärtigen Richtung des Erwerbslebens eine wei­ter gehende Ausbildung und eine gesteigerte Einsicht unumgängliches Be- dürfniß ist, desto mehr sollte nicht versäumt werden dahin zu wirken, daß in wohl eingerichteten Abendschulen der Jugend hiezu Gelegenheit u. Mittel geboten werde. Stillstand ist Rücksch rit t. Würde auch nur er­halten, und befestigt, was die bisherige Schule geleistet, so wäre nicht umsonst gearbeitet.

Von der Eröffnung irgend einer dieser Fortbildungsanstalten wolle um so mehr ungesäumte Mittheilung an den mitunterzeichneten schul- techn. Beirath gemacht werden, als unsererseits ebenso rechtzeitige Einreich­ung des Verzeichnisses der benöthigten Freiexemplare des landw. «Wochen­blatts mit Adressen an die betreffende Druckerei geboten ist.

Calw, 15. November 1880.

Vereinsvorstand F laxiand. schultechn. Beirath ». Ansel.