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Uro. 13s.

»5. Jahrgang.

Politische Nachrichten.

DeutfcdeSReich.

_ Berlin, 13 Nov Der Abgeordnete Richter ist dem von dem Fi-

nanzminister B i Ile r vorgeleqren StaaiShaliungs-Programm scharf enl- qeoengetrelen. Vor allen Dingen will er den für das nächste Jahr bean­tragten Steuererlaß von 14 Mill. Mark sür die untersten Klaffen zu einem dauernden machen. Er rechnet dem Finanzaiinister vor, daß nach dem Programm 240 (13>» schon bewilligte, und HO noch zu bewilligende) Millionen Mark neue Steuern im Reich erhoben werden sollen, wovon nach der BevvlkerungSzahl 150 Millionen auf Preußen kämen, währtNd nur ,4 tz4 Millionen an Steuern in diesem Staate erlaffen werden sollten; mit anderen Worten: der Minister verlange nichts Geringeres, als 75 Millionen neuer Steuern vom Volke. Erst aber hätten 130 Millionen Entlastung der eben io hohen vom Reichstag schon beschlossenen Belastung zu solgeig ehe man tlO Millionen neue Abgasen zu fordern wagen dürfe und 14 Millionen Steuererlaß vorläufig nur sür ein Jahr anbiete. Das sei, wie wenn ein Schuldner seinem Gläubiger '.0 Proc anbiete und erst das'Uebrige baar geschenkt haben wolle. D:e Besserung der Finanz­lage in Preußen, die der Minister so betont habe, bestehe einfach darin, daß das Reich in Folge der schon bewilligten neuen Steuern an Preußen Ueberschüffs abgegeben habe. Die wirthschuftliche Lage dagegen sei nock nicht gebessert. Ehe daher neue Steuern im Reiche bewilligt werden könn­ten, mußt- die Negierung, zunächst ihre Versprechungen wahr machen, die sie bei Bewilligung der i30 Millionen mdirecter Steuern im Reichstage gegeben habe. Es liege in der Natur des Bitter-Systems, die Einnahmen vorher zu sichern und danach lue Ausgaben zu bemessen, d. b. Steuern vgrher bewilligen zu taffen und dann Verwendung für sie zu suchen.

- Berlin, 13 Nov Die perfekt gewordene Errichtung der HandelS- abtheilung im Neichsamt des Innern ourch Uebernahme sämrntlicher her­vorragender Kräfte des preußischen Handelsrefforts wird von den Abgeord­neten auch der Bismarck'scken Richtung abfällig krmsirt und wird den Gegenstand einer Debatte des Abgeordnetenhauses bilden Oesterreich-U n,zarn

Wien, 14. Nov Der heutige deutsch-österreichische Parteitag war von 3000 Personen, aus allen deutichen und nalionalgemischken Provinzen besucht. Der Parteitag nahm ohne Debatte einstimmig eine Resolution an. welche an dem österreichischen Staalsgedanken festhäit, zur entschlossenen Abwehr aller föderalistischen Bestrebungen aufforverl. und die Erwartung ausspricht, die deutsch-österreichischen Landlagsabgeordneten und die ver­fassungstreuen Herrenhausmilglieder werden bald die Grundlagen für Oc- ganifuung eines einträchtigln Vorgehens gewinnen und zunächst in der ge­setzmäßigen Bekämpfung der jetzigen Regie, ungtpolitik ausharren.

Frankreich.

Paris, 12. Nov. Baudry d ' Asson hat die Nacht im Acrest- zimmer des Palais Bourbon verlebt. Gestern Abend weigerte er sich noch entschieden, leine Freiheit anzunehmen unter der Bedingung, daß er sich verpflichte, während der reglementarischen Dauer seiner Ausschließung nicht wieder in der Kammer zu erscheinen. Aber guter Rath kommt über Nacht, heute früh hat er sich eine» Andern besonnen. Nach einer Unterredung

mit den beiden Sekretären de Valfons und de Tresian. welche der Rechten angehören, nahm er die Freilassung an und die beiden Herren versprachen an seiner Statt den Quästoren. daß er sich ruhig verhalten werde. Der Oberst Ri u, welcher bei der Herousbesörderung Bausry d'Affon's aus der Kammer die Soldaten befehligte, ist wie es scheint, in Folge dieser Szene erkrankt, da er von den Mttg,ledern der Rechten mit Faustschlägen miß­handelt worden ist. und man erzählt daß ihn insbesondere ein Boriapartist gerade an der Stelle am Kopfe getroffen, wo er im Kriege einen Säbelhieb erhalten hat.

Paris, 13. Nov. Ueber die Austreibung der Mönche vo n finanziellen Standpunkt schreibt man aus Paris: Die Austreibung der Mönche hat ! emen geschäftlichen Einfluß aus ein großes finanzieller Unternehmen. Die i Dominikaner halten her der großen französ. Bodenkreditbank, dem Kredit Foncier. aus ihre Klöster in der Rue Jean de Beauoars und im Faubourg > Saint-Hanois ziemlich brdeutenve Summen entliehen. Sie hatten für die Hypothek auf elfteres Kloster 18 000 Fr., für die auf dem letzteren 43.000 Fr. pro Jahr zu zahlen. Naiürlich können sie jetzt keine Zinsen mehr bezahlen Lehr<e kommt die Stadt PoitierS bei der Austreibung der Mönche fort. Tie Stadt har jährlich an Steuern sür die Liqueur- fabrikation der Grande Charlreuse (für die Fabrikanten jener grünen und gelben Cognac, der von Poitiers aus in die ganze Weit geht) 1.200,000 Fr. erhoben. Natürlich ist es zu Ende mir dieser Steuer, s-.it die Karthäuser ihren Schnaps nicht mehr in Poitiers fabciziren können. Sie wollen sich» wie bekannt, in der Schweiz anstsdeln, um dorr d»e Liqaeurfabnkalion sortzusetzen.

C u g i a n d

Dublin, 13 Nov. In der Grafschaft Limerick wurde gestern ein Gutsveiwalter ermordet.

Türkei.

Konstantinopel. 13. Nov. Die Pforte erhielt von Derwisch Paschaziemlich befriedigende" Nachrichten. Mehrere albanefische Häupt­linge sind für die Abtretung Dulcigno» gewonnen. Tie Stimmung der Masse ist jedoch noch immer feindlich.

Konstantinopel, 15. Nov. Die Pforte beschloß, Derwisch Pascha durch mehrere Bataillone zu verstärk-n, welche unverzüglich abgehen sollen.

Tagesordnung deS K.Amtsgerichts Calw in der öffentlichen Gerichtssitzung

I. am Donner st ag, den 18 . Novbr. 1880, Vormittags S Uhr:

Beschlußverkündigung in d.r Rechtssache des Friedrich Kopp, Bauern und Schmieds von Egenhausen OA. Nagold, Kl. gegen Friedrich Grcule, Bauern von Breitender», Bekh Bürgschaftssorderung bctr.

Strafsache gegen:

1) Margarethe Bcrtsch, Bauer« Ehefrau und Jakob Wcik, Todtengräber in Ottenbronn, wegen Diebstahls,

2) Christian Schnaufer, leb. Kaufmann von Calw, z. Zt. in New-Nork, wegen Ueber» trelung gegen 8- 360 Z 3 des R.St.G.B.,

3) Earl Rudolf Echlaich, Schuhmacher von da, wegen derselben Ucbertrelung,

4) Gottfried Schwengec, Schuhmacher von Langen, Gde. Fichtenberg OA. Gaildorf, wegen Diebstahls und Bettels.

Vormittags 11'/» Uhr:

5) Wilhelm Schäufcle, leb. Metzger von Zell OA. Kirchheim wegen Betrugs.

Feuilleton.

Der Schuldbrief,

eine rheinische Dorfgeschichte von vr. W. B.

UI. B« der Steineiche.

(Fortsetzung.)

Hinter dem Dorfe dehnt sich ein großer, sumpfiger Moorgrund aus. Derselbe ist quer von einem Bache durchflossen, dessen Ufer stellenweise mit silbergrauem Weidengebüsche bewachsen ist. N->ch allen Richtungen hin ist er durchschnitten von Fußpfaden, deren Mehrzahl in der Mitte des Grun­des zusawmeniäuft. Hier erhebt sich einsam und fast trübselig ein Hügel, auf welchem eine verwitterte Steineiche steht; sie ist schon mehrere Male vom Blitze getroffen und zerrissen worden, so daß ein schwarzer, verkohlter Riß sie fast vom Gipfel bis zum Fuße durchschneidet. Zudem hat die Jugend des Dorfes unzählige Feuer in der Höhlung ihres Fußes ange­legt, entweder, um sich Kartoffeln in der Glath zu braten, oder aus Muth- willen, um den alten trotzigen Stamm zum Falle zu bringen. Aber unge­achtet all' des Ungemachs, das ihm vom Himmel und von der Erde droht, stehl der Zaum noch da in der kühlen Herbstnacht, und grünt und rauscht, wie vor Jahrhunderten. In der Höhlung seines Fußes bietet er bei Tag dem Hirten de» Dorfes einen willkommenen Aufenthalt; von hier aus kann derselbe die Heerde unten in der Trift in Obacht nehmen. Die eigentliche

Platte de« Hügels, worin diese Eiche ihre Wurzeln geschlagen hat, ist kahl, oder hie und da nur mit spärlichem Haidekcaut bedeckt; der Rand aber und die Abhänge sind mit mannshohem Schlehdorn und Hagebutten be­wachsen. Durch diese Gebüsche winden sich die Fußpfade au« dem Grunde herauf bis zu der Eiche Wer diese Stelle erreicht hat, gewinnt eine Aus­sicht. die nach vorn von dem Torfe begrenzt ist, nach hinten von einem finstern, hohen Tannensorste Das Dorf liegt aber derart in den Obst­gärten und weitgezweigten Lrnden versteckt, daß man nur den Kirchthurm hervorragen steht, und daneben die Giebel einer allen, verwitterten Ge­bäudes w'hrnimmt: es ist dies die sogenannte Abtei, ein ehemaliges Kloster, welches jetzt zur Wohnung des Bürgermeisters hergerichtet ist. Zu beiden Seiten des weiten Moorgrundes erbttckl man viele große und" kleine Ge­döste; das stattlichste derselben liegt auf der rechten Seite: es ist der so­genannte Herrenhof.

Der Abend ist hereingebrochen; die Dorsudr hat soeben die zehnte Stunde geschlagen, in den Häusern scheint schon Alles zur Ruhe gegangen zu sein. Ein sanfter Wind streicht über den tiefen Moorgrund und zer­streut die feuchten, ungesunden Dünste, die aus demselben aussteigen. Zu­weilen blinkt der Mond durch die träge hinziehenden Wolken, und laßt seinen vollen Glanz aus den Wald, auf das Dorf, und vor allen auf den einsamen Hügel mit der verwitterten Erche fallen.

Zwischen den Hecken am äußersten Ende des Dorfes tauchen jetzt zwei Gestalten auf, d»e augenscheinlich von einer gewissen Besorgmß vor­wärts getrieben werden Sie suchen nur die dunkelsten Stellen i den Baumgärten auf, und halten sich stets an den Umzäunungen, um beim