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Einige der südstaatlichen Journale drücken die Erwartung au«, daß die Administration Garfields eine gerechte und billige sein und im Süden die noch bestehende Spaltung zu beseitigen suchen werde.

Calw. 6. Nov. In dankensweithester Weise sind wir darauf aus« merksam gemacht worden, daß bei der in der letzten Nr. d. Bl. besprochenen Aufführung derSchöpfung von Jos. Hadn" die Klavierbegleitung auf zwei Klavieren ausgeführt wurde, und zwar auf dem einen von Frl. Buser, auf dem andern von Frl Henriette Isenberg. Da« Zusammen­spielen beider Damen war also ein so präcises und exaktes, daß demselben die Vierhändigkeit gar nicht angemerkt wurde, und unser Jrrthum, daß die vortreffliche Begleitung nur von der Meisterhand herrühre, die wir von den früheren Aufführungen her kannten, war darum gewiß ein verzeihlicher. Es liegt darum aber auch in der ehrenden Anerkennung diese« Spiels, Wenngleich verborgen, auch der volle Antheil des der zweiten Künstlerhand, Fräulein Isenberg, gebührenden Ehrenzolles, und es freut uns, Gelegen­heit zu haben, diese verdeckte Anerkennung hiemit ausdrücklich und ver­dientermaßen ans Tageslicht ziehen zu können.

Weil der Stadt. 3. Nov. Verschiedene Korrespondenzen anderer Blätter haben die Affaire Beyerle so entstellt. daß es wohl angezeigt sein dürfte, den wirklichen Sachverhalt in gedrängter Kürze hier mitzutheilen. Beyerle stand mit der hiesigen Handwerkerbank in Kontokorrent-Verkehr (und war nicht Buchhalter oder Kassier derselben), und hatte als Mitglied derselben einen gut verbürgten Kredit. Nun brachte der Geschäftsverkehr mit B.. der hauptsächlich Brauer- und Bäckerkundschaft hatte. der Hand­werkerdank viel Accepte als Zahlung, die auch seit ca. 46 Jahren seine« Verkehr« stets honorirt wurden. So kamen in letzter Zeit von Beyerle Accepte in größerem Betrage der Bank in Zahlung und Gutschrift, welche der Bankkassier Elbing bona ticke annahm, nicht ahnend, daß der als sehr gut akkreditirte Acceptant Laur in Schemmerberg in wenigen Tagen fal-- liren werde. Hierdurch wurden nun selbstredend jene Papiere, die sich als Gesälligkeils-Accepte entpuppten, nahezu werthlos; mit erschreckenden Ziffern wuchs nun das Konto von Beyerle und führte nicht nur dessen Insolvenz herbei, sondern brachte auch die schon längere Zeit von Beyerle betriebenen systematischen Wechselsälschungen an den Tag. Vor Bekanntwerden dieser Entdeckung wurde Beyerle flüchtig und seither, wie bekannt, gerichtlich ver­folgt. Dieser Thatbestand wurde in voriger Woche einer außerordentlich einberufenen Generalversammlung der hiesigen Handwerkerbank mitgetheilt, welche sich dahin aussprach. da« Resultat des Falliments abzuwarten, um erwachsene Verluste bemessen und für deren Abtragung entsprechende Sorge üben zu können.

Stuttgart, 5. Nov. Ueber die Verhaftung Franz Anton Beyerle's von Weilderstadt berichtet dasN. Tagbl." folgende nähere Details: Fahnder Frank von der Stuttgarter Fahndungsmannschaft war wegen verschiedener Diebstähle nach Cannstatt und Eßlingen gesandt worden. In Eßlingen erfuhr er, raß vor einigen Tagen ein Mann daselbst angekommen sei. der sich ziemlich seltsam geberdet habe. Er habe in einem WirlhShauS zwei Tage logirt, sei aber nie unter die Leute gegangen und habe das Essen sich stets auf das Zimmer tragen lasten. Die Beschreibung stimmte ungefähr mit dem Signalement Beyerle's, nur sollte jener Fremde circa 40 Jahre alt sein, während Beyerle erst 25 Jahre alt ist. Der Verdacht, daß man es hier doch mit dem Entflohenen zu thun habe, wurde indessen dadurch bestärkt, daß jener den Namen Burkhardt führte, wie nämlich die Braut Beyerles heißt. Es wurde sodann konstatirt. daß der Fremde in einer Droschke nach Cannstatt gefahren und dort im Gasthofzum Bären", also unmittelbar in der Nähe des dortigen Polizeiamts, abgestiegen war. Fahnder Frank begab sich demzufolge nach Cannstatt und suchte etwa um 10 Uhr Morgens in Begleitung des dortigen Polizeiwachtmeisters Schlauch den Fremden auf seinem Zimmer auf. Derselbe legte, sobald sich ihm Frank als Polizeimann vorgestellt und ihn nach seinem Namen gefragt, alsbald ein volles Geständniß ab. Beyerle hatte bei seiner Abreise von Weilderstadt ein Rundreisebillet über Zürich genommen, und war von Zürich über Schaffhausen und Tübingen, wo er je übernachtete, wieder der Heimath zugereist, in Cannstatt hat er. wie in Eßlingen 2 Tage zuge­

bracht; an baar Geld wurde noch 863 Mark bei ihm vorgefunden. Mittelst Droschke ist er an's hiesige Gericht abgeliefert worden.

Von den Fildern, 4. Nov. Heute hatte sich Birkach in ein

Festgewand gehüllt; die Gemeinde beging die hundertjährige Gedenkfeier der Einweihung ihrer Kirche. Der katholische Herzog Karl hatte auf seine Kosten dem evangelischen Orte Kirche und Pfarrhaus gebaut. Dis meisten Häuser waren bekränzt, viele beflaggt, die Straßen zur Rechten und Linken mit jungen Tannen geschmückt. Schon Tag« zuvor fand Gottesdienst statt, wobei das Geschichtliche der Kirche und Pfarrei vorgetragen wurde, und Abends 6 Uhr erfolgte das Einläutcn des Festes mit allen Glocken. Heute Nachmittag 1 Uhr bewegte sich der Festzug vom Rathhaus in die Kirche,

voran die Schüler mit ihren Lehrern. an welche sich die ledige Jugend

anreihte; sodann kamen die Festgäste unter Begleitung des Pfarrers und Schultheißen, die kirchlichen und bürgerlichen Kollegien, sowie die Bürger­schaft von Birkach und dem nach Birkach eingepsarrten Riedenberg.

Rottweil, 4. Nov. Vor etwa >/z Jahr ist einem Bauern in

Emmingen ob Eck ein junger Stier entlaufen, der seit dieser Zeit sich in

den Wäldern bei Möhringen und Jmmendingen aushielt und völlig wild geworden war. Von Seiten der Möhringer Jagdgesellschaft wurde vergebens auf dieses ungewöhnliche Wild Jagd gemacht, stets wußte es zu entkommen. Gestern nun wurde der als vortrefflicher Schütze bewährte Stationsmeister Mehl in Möhringen nebst einem Rottweiler Schützen zu einem Treibjagen eingeladen, bei welchem es dem erstgenannten Herrn gelang, das Ungethüm anzupirschen und auf den ersten Schuß niederzustrecken. Ueber diesen Meisterschuß und die Befreiung von einem gefährlichen Unthier war großer Jubel.

Ulm, 5. Nov. Mit dem Paris-Wiener Schnellzug kamen heute, laut ,U. T." , von Paris 26 Afften mit gemünztem Gold, je 100,000 FrcS. enthaltend und nach Wien adressirt, hier durch; deßgleichen vier größere Kisten mit Silber.

Tettnang. 4. Nov. In letzter Nacht ist ein schauerlicher Fall in der Gemeinde Ailingen, hiesigen Oberamts, paffirt. Ein Söldner, Namens B.. hat seine Ehefrau und 3 eigene Kinder exmordet und sich darauf er­hängt. Die ökonomischen Verhältnisse des Mannes sollen geordnet sein. Der Mörder ließ ein mit Blut beflecktes Schreiben zurück, in welchem er die Verzweiflung als Motiv seiner schrecklichen That bezeichnet, sich über den schauderhasten Anblick der Leichen entsetzt, seine liebe Frau, deren Seele Gott zu sich genommen habe, dem Gebet der Anverwandten empfiehlt, für sich selber aber den verdienten Lohn in der Ewigkeit erwartet.

Mengen. 4 Nov. Heute früh 3 Uhr wurde die hies. Einwohner­schaft durch Feuerallarmsignale vom Schlafe geweckt. Eine aus dem Bahn­hofhotel S igerist oussteigende Feuersäule, die. durch starken Nordostwind angesacht, die Stadt mit einem Funkenmeer überschüttete und beleuchtete, vernichtete wäbrend 2 Stunden diesen ganzen, schönen, neuen, bequem ein­gerichteten Gasthof vollständig, und es konnte an Mobilien nur Weniges gerettet werden. Der unglückliche Besitzer, Richard Sigerist, ist für Mo­bilien seit 1. Jan. d I. nicht mehr versichert, kommt "deßhalb in großen Schaden und witd allgemein darüber bedauert. Leider versagte der Hy­drophor und die Schlauchleitung ihren Dienst, Wasser aus dem nahen Ablach beizuschaffen, und so mußte man eben mit großem Zeitverlust sich wieder mit der alten Weise mittelst Beifuhr des Wassers in Güllenfäffern begnügen.

VomFränkischen, 3. Nov. Die Aufregung in Crailsheim über die schon gemeldeten vielen Haussuchungen ist noch sehr groß. Es waren im Ganzen 36 Steuerwächter, welche bei Tagesgrauen schon in die Stadt einrückten und zu gleicher Zeit 17 Häuser besetzten, um Haussuchung vor­zunehmen, wobei manches Wichtige entdeckt worden sein soll. Fast durch­weg wurde bei solchen Handelsleuten nachgesucht, die mit Gütern und ganzen Bauernhöfen handeln. Mancher wurde noch im Bette überrascht. Bei dem am gleichen Tage abgehaltenen Viehmarkt wurde viel weniger als sonst gehandelt, weil die Ueberraschung und Verblüffung zu groß war.

Karlsruhe, 4. Nov. In neuerer Zeit läßt unsere Eisenbahnver­waltung nur Wagen nach württemb.-schweizerischen System bauen, was einen allmäligen Uebergang zu diesem, vom Publikum vielfach gewünschten

tiefe, ganz fremdartige Gedanken versunken zu sein. Diese» Benehmen, anstatt den Herrenbauern abzuschrecken, bestärkte ihn nur noch mehr in seinem Vorhaben; plötzlich sprang er auf undMarie," sagte er,du bist ein kluges Mädchen, du verstehst mich schon, willst du die Sache mit mir überlegen?"

Da« Mädchen schaute ihn fest und rubig an und winkte ihm ein kurzesJa" zu.So ist's recht. Kind," flüsterte der Bauer,siehst du. ich bin nicht hartherzig; heute muß ich nach der Stadt, aber morgen kann ich die Sache in aller Ruhe mit dir berathen."

Wo?" frug Marte.

Der Herrenbauer besann sich einen Augenblick und ließ dabei den Schuldbrief langsam durch die Finger gleiten.

Höre, Mariesagte er.morgen Abend, nach zehn Uhr bin ich drüben auf dem Grunde bei der Steineiche; den Zettel hier bring'ich mit; hörst du wohl? Den bring' ich mit."

Am Abend?" wiederholte das Mädchen mit tonloser Stimme.

Nun ja, Kind, wann sonst? sei doch verständig."

Ich komme," flüsterte Marie, aber in diesem Flüstern lag ein solcher Hohn und Trotz, daß er jeden Andern, als dm dethörten Herrenbauern erschreckt haben würde. Üebergtücklick streichelte er dem Mädchen die blaffen Wangen und verließ eilig die Schenke.

Marie schaute ihm lange nach, wie er die Heerstraße hinunterrilte. Dann kreuzte sie die Arme über die Brust zufammm und ließ den Kopf lief herabsinken. Dabei waren ihre Augenbrauen so zusammengezogen und um den Mund blitzte ein so trotzige« Lächeln, daß der kleine Kopf in

diesem Augenblicke einem entschlossenen, gewandten Burschen, und nicht einem Mädchen anzugehören schien. In dieser Stellung wurde sie von der Mutter überrascht.

Hat er dir Etwas gesagt, Kind?" frug die Frau ängstlich.

Nein, Mutter, Nichts, Nichts." Das aber sagte Marie in einem Tone, der die Mutter vor allem weitern Fragen und Forschen zurück­schreckte.

N. In der Schmirdr.

So, nun wird's weich sein!" rief der Meister, und warf schnell dis Zange hin, womit ec das glühende Eisen auf den Amboß gelegt hatte. Zugleich mit den beiden Gesellen erhob er nun den Hammer, und der Dreischlag hallte lustig von den Wänden zurück. Der Lehrbursche aber benutzte diesen Augenbuck, und hing den Arm nachlässig in den Bügel des Blasbalgziehers. So schaute er, wie in tiefen Gedanken, dem Hammer­schlage zu. Als aber das Eisen gewendet werden mußte, war er wie der Blitz zur Hand, und fuhr mit der Zange, gerade als die Pause eingetre- ten war, auf dem Amboß herum; dann nahm er seine vorige Stellung wieder ein.

Und wieder erhob der Meister den Hammer, und wieder sprühten die Funken umher. Jetzt war es die höchste Zeit, die Flamme zu schüren und den Draht zu ziehen.

(Fortsetzung folgt.)